Ich kann's nicht mehr lesen!


  • Herzlichen Dank für dieses Beispiel. Und ich bleibe dabei, dass es weder "funkelnde, leuchtende, noch blitzende" Augen gibt. :wave


    Diese vorgenannten Begrifflichkeiten führen bei mir zu einem Anstieg des "Ärger-Thermometers". :bonk

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich staune, dass ich als Hamburger unbewusst süddeutsches Vokabular benutze. :yikes Mir war nicht bewusst, dass es sich bei "schauen" um solches handelt. :wow

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von Michi M.
    Ich mag auch den Ausdruck mit einer Idee "schwanger gehen" nicht. Das habe ich sogar am WE in einem Sportinterview gehört :rolleyes


    Oh gerade das empfinde ich als sehr eindrucksvolles Wortbild! Eine Gedanke blitzt auf, klein und unbedeutend, muss sich erst entwickeln, wachsen, gedeihen, muss behütet und beschützt werden und erst wenn die Idee Hand und Fuß hat, kann man sie ins Leben hinaus lassen.


    Besonders schön fand ich diesen Ausdruck in Zusammenhang mit einer Aussage der Autorin Renate Welsh. Auf die Frage, wie lange sie an einem Buch schreibe, antwortete sie: "Neun Monate. Es ist wie eine Schwangerschaft, ein intensives Erlebnis."


    So gesehen geht die Autorin auch regelmäßig schwanger mit ihren Buchideen. :-)

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Und ich bleibe dabei, dass es weder "funkelnde, leuchtende, noch blitzende" Augen gibt. :wave


    Und wie sieht es aus mit "strahlen"? Können Augen strahlen?


    Das Gesicht besitzt ganz viele, feine Muskeln. Wir können mit unserer Mimik viele Emotionen ausdrücken. Aber anscheinend ist es schwierig, diese Mimik in Worte zu fassen. "Funkelnde Augen" und "sich kräuselnde Lippen" sind wohl schon zu oft bemüht worden, als dass sie wirklich noch Spaß machen.

  • Zitat

    Original von Rosha


    Und wie sieht es aus mit "strahlen"? Können Augen strahlen?


    Geht nicht. Dürfte physikalisch unmöglich sein. :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire


    Geht nicht. Dürfte physikalisch unmöglich sein. :grin


    Ooookaaaay, ich verhandle weiter... :grin


    Wie siehts aus mit: Er strahlte übers ganze Gesicht.


    Darf man das, so rein physikalisch, poetisch?

  • Es gibt ja mittlerweile so viele Klischeebausteine, dass man mit der Aneinanderreihung tatsächlich einen ganzen Roman voll bekommt. Am besten beschränkt man sich auf Beschreibungen, die man tatsächlich beobachten kann. Und selbst da kommt man durchaus noch ins Grübeln... :lache


  • Ja. Das kann ich aktzeptieren. Rein pötisch natürlich nur...... :rofl

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Der Duden ordnet diesem Wort eindeutig einen feminen Artikel zu.


    Sag das mal meiner besseren Hälfte. :grin


    Noch eine unschöne Redewendung, die man immer wieder liest: etwas wird "gepaart" mit, z.B.:


    "Ihre funkelnden Augen, gepaart mit ihrer Nonchalance, waren für ihn unwiderstehlich."


    :hmm

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Alice Thierry ()


  • Dass es diese nicht gibt, sollte nicht das Kriterium sein, diese Wendung abzulehnen. Schließlich handelt es sich um Metaphern. Eine Metapher zur Erinnerung, ist eine Wendung, bei der ein Wort nicht in seiner wörtlichen, sondern in einer übertragenen Bedeutung gebraucht wird, und zwar so, dass zwischen der wörtlich bezeichneten Sache und der übertragen gemeinten eine Beziehung der Ähnlichkeit besteht (Zitat Wikipedia)


    Das Funkeln, Blitzen, Leuchten Strahlen steht also nur stellvertretend für eine mimische Gefühlsäußerung, bei der der Autor eine Ähnlichkeit zu diesen Lichterscheinungen ausgemacht hat und dies uns deshalb so vermitteln will.


    Wenn diese Wendungen das Ärgerthermometer trotzdem ansteigen lassen (wobei, Thermometer können genaugenommen gar nicht ansteigen :grin), dann deshalb weil sie stereotyp und inflationär verwendet werden. :wave


  • Geschrieben geht es zugegebenermaßen noch, aber als Redewendung in einem Gespräch finde ich diese Formulierung einfach nur merkwürdig.

  • Ich lese gerade "Der Beobachter" von Charlotte Link und eine Person in dem Buch hat bisher schon 3 mal nach dem Verlassen der Kneipe festgestellt, dass die kalte Luft draussen so schön erfrischend ist nach der stickigen und verbrauchten Luft in der Kneipe.. Der Witz daran ist, dass sie in dem Buch nur 3 Mal in der Kneipe war. Also kam bisher nach jedem Kneipenbesuch die Erkenntnis. Hoffentlich meidet sie in Zukunft Kneipen. :pille

  • Zitat

    Original von Michi M.


    Geschrieben geht es zugegebenermaßen noch, aber als Redewendung in einem Gespräch finde ich diese Formulierung einfach nur merkwürdig.


    Eine Dozentin von mir benutzte diese Wendung auch inflationär häufig. Das war sehr nervig. Seither kann ich das auch nicht mehr hören. Wir mussten mit fast jeder Hausarbeit/-aufgabe schwanger gehen.

  • Zitat

    Original von Mulle


    "In der Ferne bellte ein Hund" wurde mal als meistgeschriebener Satz der Lizeratur geoutet.
    Seitdem ist es sowas wie ein Running Gag unter vielen Autoren und ja, ich spiel das Spiel mit. Bei mir bellt immer irgendwann irgendwo ein Hund :-]


    danke dafür. jetzt bin ich erst recht neugierig, mal ein Buch von Dir zu lesen und auf den Hund zu warten :-)


    tolle Werbestrategie, oder: "bei mir bellt auch irgendwo ein Hund" *g*

  • Ein schönes Thema ist das :lache


    Mich nervt zum Beispiel:


    "Er/sie drehte sich auf dem Absatz um"


    Wie bitte, soll das gehen?
    Der oder die Betreffende müsste das Gewicht auf einem Bein
    nach hinten verlagern und sich mit einer ballettreifen Pirouette
    um die eigene Achse drehen - vorausgesetzt der Absatz taugt für
    solche Tanzeinlagen und ist nicht zu klobig oder rutschfest, von High-Heels
    gar nicht zu reden.
    Dabei kann man leicht mal ins Stolpern geraten.. :gruebel


    Man dreht sich um, geht, verläßt die Szene, den Ort, den Liebhaber oder was-auch- immer
    und gut ist. ;-)

  • Sehr schön dieser Fred. Gefällt mir :wave


    Nur frage ich mich, was die Leser sagen würden, wenn diese Floskeln umschrieben würden?


    Man kann das leuchtende Auge auch umschreiben mit: in ihrer Augenhornhaut spiegelte sich der Glanz der Neonröhre,


    oder: mit einer Idee schwanger gehen: Ihre Idee litt unter der üblichen Kotzerei einer jungen Schwangeren


    oder: auf dem Absatz umdrehen, wobei dieses aus dem Militärischen kommt: ABSATZ...KEHRT :bruell


    Kurz, bevor ich mich über euren Mist aufrege, schreibt mal selbst ein verkaufenswertes Buch

  • Zitat

    Original von hef
    Sehr schön dieser Fred. Gefällt mir :wave


    ...


    Kurz, bevor ich mich über euren Mist aufrege, schreibt mal selbst ein verkaufenswertes Buch


    Lieber hef,
    du scheinst gespalten zu sein in deiner Meinungsfindung. :wave
    Ich denke aber, dass du nicht stellvertretend für die schreibende Zunft all diese Anmerkungen hier auf deine Schultern nehmen musst. ;-)


    Mit dem Bücher schreiben und dem Bücher lesen ist es wie mit dem Essen: man muss nicht unbedingt kochen können, um zu erkennen dass einem ein Gericht schmeckt. Nur wenn man kochen kann, dann weiß man vielleicht auch, WARUM etwas schmeckt und manches eben nicht.
    Der Leser "schmeckt" ein Buch und bildet sich eine Meinung darüber, ob das dem Autor nun gefällt oder nicht. So ist das einfach. Und zwar unabhängig davon, ob der Leser nun schreiben kann oder nicht.


    Allerdings gibt es auch Leute, die schreiben können, ohne ein Buch veröffentlicht zu haben.


    Novalis geht sogar so weit, dass er den Leser über den Autor stellt. Zitat aus seinen Blütenstaub-Fragmenten:


    Der wahre Leser muß der erweiterte Autor sein. Er ist die höhere Instanz, die die Sache von der niedern schon vorgearbeitet erhält.


    Lieber hef, wir alle hier lieben das Lesen, die Bücher und sind den zahlreichen Autoren dankbar für ihre Mühen. Aber es gibt eben auch Beispiele, in denen sich der Schreibende zu wenig bemüht hat. Und darüber sprechen wir hier. Aber diesen Schuh musst du dir doch nicht anziehen! :knuddel Lass dir deshalb das gesträubte Gefieder ein wenig von mir glätten. Hier hat kein persönlicher Angriff auf dich stattgefunden! :knuddel1


    Herzlich, Rosha :wave