Hier kann zu den Seiten 139 - 240 (Zweiter Teil) geschrieben werden.
'Kains Erben' - Seiten 139 - 240
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Ich muss sagen: ich mag Isabel.
Die ist cool, die ist lässig, die hat Stil. Sehr starke Person, ich weiß nur nicht recht, was sie an diesem Adam hat, der ist ihr bei Weitem unterlegen.Nun ist also ganz klar, dass Matthew damals bei dem Überfall dabei war und sich erinnert. Den Grund dieses Überfalls und der anschließenden Jagd auf Amicia ist mir noch nicht ganz klar. Erben aus dem Weg räumen, okay, aber Amicia und ihr Bruder waren doch keine Erben, oder? Uneheliche Kinder vom Bruder? Oder Isabel selbst? (Oder beiden?)
Vyves scheint sein Heiraten-Spiel von damals noch sehr, sehr ernst zu nehmen. Au weia, das ist doch recht problematisch für ihn, zumal es ja in der Realität für ihn nicht danach aussähe, als würde er Amicia wiedersehen. Er sucht ja auch nicht nach ihr.
Ich mag ihn, aber ich fürchte, er wird noch Ärger machen.Zum Ende des zweiten Abschnitts bin ich jetzt komplett drin im Buch, hab mich an den veränderten Erzählstil gewöhnt und freue mich sehr aufs Weiterlesen heute Abend.
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In einer anderen Runde haben wir lange darueber diskutiert, wie ernst solche Spiele waren - schliesslich haben wir die alle mal gespielt, oder? (Mein erster Verlobter hiess Patrick, ich war sechs und er war fuenf, und nee, geheiratet haben wir nicht.) Fuer die Menschen des Mittelalters und bis hinein in die Renaissance war das jedoch etwas ganz anderes, zumal wenn ein Kontrakt aufgesetzt und die Praesenz Gottes angerufen wurde. Bei Amicia und Vyves ergibt sich durch das Problem der Religionen ein Sonderfall, sodass eine Gueltigkeit des Vertrages vermutlich von niemandem erwogen worden waere. Bei einem Versprechen zwischen zwei Christenkindern mit aehnlicher Position innerhalb der Ordo (und die braucht wirklich nur aehnlich zu sein, nicht gleich) saehe die Sache womoeglich anders aus, und es haben schon Angehoerige des Hoch- und Hoechstadels ihre unliebsam gewordenen Ehen aufgrund solcher Vertraege annulieren lassen. Versprechen und Schwuere, zumal mit Gott im Bunde, hatten ein ganz anderes Gewicht. Man gab sie nicht leichtfertig - und noch weniger leichtfertig loeste man sie. In aller Regel natuerlich! Menschen bleiben Menschen, und ohne Zweifel gibt es von dieser Regel Ausnahmen.
Dass Du Isabel magst, freut mich riesig. Ich mochte sie so sehr, dass ich unbedingt einen Roman ueber sie schreiben wollte. Adam mochte ich allerdings noch lieber. Als ich zufaellig auf den stiess, habe ich sofort gedacht: Das ist meiner. Es gibt so ungefaehr nichts, was diesem Typen nicht nachgesagt wurde, vom Einsammeln von Juenglingsschamhaar bis zum Verderben von Leibesfruechten ... ich hatte meinen Spass mit ihm. Da ein biographischer Roman zu den zweien als wenig chancenreich betrachtet wurde, kamen wir auf die Idee, die Geschichte zeitlich nach vorn - und die beiden in den Hintergrund - zu ruecken, und damit landete ich dann bei einem Thema, ueber das ich schon ewig hatte schreiben wollen - dem Edict of Expulsion.
Ich hoffe, Adam kann Dich noch fuer sich gewinnen. Wenn nicht liegt's an mir, nicht an ihm!Alles Liebe von Charlie
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Mich hat es auch erstaunt, dass sich Vyves an den Schwur von damals hält. Dabei verwundert mich nicht die Tatsache, dass es Teenager waren, die den Schwur ausgesprochen haben, sondern dass Vyves nicht weiß, dass Amicia noch lebt. Hätte der Tod Amicias ihn nicht von seinem Versprechen entbunden?
Isabell und Adam werden mir auch immer sympathischer. Zumal sich Adam plötzlich für das verschwundene Mädchen interessiert. Ist vielleicht sogar Adam Amicias Vater?
Magdalene tut mir richtig leid. Erst eröffnet sie Timothy das Geheimnis der körperlichen Liebe und dann stellt sich der Kerl auch noch als sexsüchtig heraus. Als ob sie damit noch nicht gestraft genug wäre, benutzt die junge Frau auch noch eine Paste, die eine Abtreibung auslöst, sobald sie schwanger wird. Der hohe Blutverlust durch die Abtreibung bringt sie am Ende dem Tod näher als dem Leben. Zum Glück sorgt Matthew für Hilfe und Magdalene überlebt.
Das Lesen macht viel Spaß und ich freue mich auch schon auf den nächsten Abschnitt.
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Cyprian ist ja so richtig unsympatisch. Cyprian und Matthew sind also Freunde, auf der anderen Seite Adam und Randulph. Amicia scheint wirklich Adams Tochter zu sein, und Cyprian will sie töten um sich an Adam zu rächen.
Diese Ungerechtigkeiten gegenüber Juden sind wirklich schwer zu ertragen. Ich glaube, wenn ich für meine ganze Familie wählen müsste, würde ich die Religion wechseln, statt die Familie der ständigen Gefahr auszusetzen.
Der Wein ist kalt. Wurde er damals denn warm getrunken?
Die Männer Thimothy und Matthew brauchen Hilfe um ihre Tatzelwürmer zu zähmen!
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Wein wurde sowohl warm als auch kalt getrunken - wie heute ja auch! In der Jahreszeit des warmen Weines sind wir ja gerade angekommen.
So wie Du es fuer moeglich haeltst, haben damals tatsaechlich Juden in Scharen entschieden. Die Londoner Strasse (und U-Bahn Station) Chancery Lane heisst so, weil dort ein grosses Haus fuer die Massen von Konvertiten eingerichtet war.
Wie schwer die Entscheidung war, koennen sich die meisten von uns heute gar nicht mehr vorstellen, weil unser Leben so saekulaer geworden ist. Zwar gab es auch von Rabbinern die Empfehlung, im Zweifelsfall das eigene Leben zu retten, aber die Frage, wann ist man in Lebensgefahr und wann kann man die Unbill noch in Kauf nehmen, blieb ja eine schwierige.Alles Liebe von Charlie
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Zitat
Original von Charlie
Wein wurde sowohl warm als auch kalt getrunken - wie heute ja auch! In der Jahreszeit des warmen Weines sind wir ja gerade angekommen.Wird denn heutzutage auch noch ganz normaler Wein warm getrunken? Ich kenne nur den Glühwein, der ja ein mit Gewürzen versetzter Wein ist. In meinen Bekanntenkreis kenne ich aber niemanden, der puren Rot- oder Weißwarm warm trinkt. Hast Du da andere Erfahrungen?
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Nein, um Gottes willen!
Ich meinte Mulled Wine, der ja dem Gluehwein nahe kommt.Im Mittelalter setzte man Wein fast immer Gewuerze (und auch Honig - igitt!) zu. Ich habe mich darueber gerade unterhalten - es ist so merkwuerdig, wie der Geschmack sich aendert. Das sehr Trockene, fast Saure, was ich heute SO gern mag, galt damals als ueberhaupt nicht wuenschenswert, das sollte uebertoent werden. Und jeder bittere Geschmack sowieso, der verriet mindere Qualitaet. Den Gewuerzen im Wein wurden zudem heilende, staerkende Qualitaeten zugeschrieben - ein Glaube, der sich ja auch im Zwanzigsten Jahrhundert noch reichlich fand.
Alles Liebe von Charlie
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Man kann ja nur hoffen, das die Autorin ihre Bemerkung alle Rezepte aus ihren Büchern würde sie an ihrer Familie ausprobieren nicht tatsächlich in allen Fällen anwendet...
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Isabel und Adam finde ich faszinierend. Beide müssten mir eigentlich unsympathisch sein, sind es aber nicht. Warum, weiß ich auch nicht genau.
Mulled wine ist lecker. Wurde nicht auch das Bier warm getrunken? Entspricht das Bier von damals unserem heutigen Bier? -
Hast du Charlotte Thomas nicht gelesen? Und in der Schule nicht gelernt, dass das bayrische Reinheitsgebot von 1516 stammt? dir!
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Ich hab' mal einen Artikel zur Bierherstellung gelesen, der allerdings das Frühmittelalter betraf. Bierbrauen war wohl so eine Sache :D. Beim Wein ist die Gärung offenbar vergleichsweise einfach sicherzustellen. Hefepilze (die für die Gärung notwendig sind) wachsen auf der Außenhaut von Weintrauben ganz natürlich, und in alten Weingütern, wo Fässer und Bottiche immer wieder genutzt werden, bildet sich dann quasi ein natürlicher Grundstock an tauglicher Hefe. - Beim Bierbrauen mußte man hoffen, daß Hefepilze aus der Luft die Gärung bewirken. An sich kein Problem, schwirren ja genug drin herum. Allerdings sind einige davon wohl giftig.
Das damalige "Bier" wäre aus heutiger Sicht wahrscheinlich ziemlich gewöhnungsbedürftig, mit verschiedenen Kräutern versetzt (schau mal bei Wikipedia nach "Grutbier"), sehr wenig Alkohol und ziemlich süß. - Ich glaube, heute, wo man sich zu jeder Gelegenheit einen Schokoriegel oder gezuckertes Gebäck reinschiebt, kann man nur noch schwer ermessen, wie toll der Geschmack "süß" damals für die Leute gewesen sein muß.
Was Vyves und sein Festhalten an diesem Schwur angeht: das habe ich beim Lesen eher als (innerliche) Ausflucht verstanden. Vyves ist, obwohl oder weil er sich genauer erinnert, ebensowenig über sein Trauma hinweg wie Amicia. Solange er sich selbst einredet, nicht wirklich frei zu sein, kann er nicht in die Verlegenheit kommen, Deborah zu heiraten, für sie Verantwortung übernehmen zu müssen und womöglich noch einmal nicht in der Lage zu sein, diejenigen zu beschützen, die er aus seiner Sicht beschützen müßte.
Bei Matthew scheint mir das Ganze ähnlich, aber mit einer anderen Komponente. Bei dem kommt es mir vor, als wolle er für irgendetwas Buße tun.
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Zitat
Original von Josefa
Was Vyves und sein Festhalten an diesem Schwur angeht: das habe ich beim Lesen eher als (innerliche) Ausflucht verstanden. Vyves ist, obwohl oder weil er sich genauer erinnert, ebensowenig über sein Trauma hinweg wie Amicia. Solange er sich selbst einredet, nicht wirklich frei zu sein, kann er nicht in die Verlegenheit kommen, Deborah zu heiraten, für sie Verantwortung übernehmen zu müssen und womöglich noch einmal nicht in der Lage zu sein, diejenigen zu beschützen, die er aus seiner Sicht beschützen müßte.Bei Matthew scheint mir das Ganze ähnlich, aber mit einer anderen Komponente. Bei dem kommt es mir vor, als wolle er für irgendetwas Buße tun.
(sorry für meine Ein- bzw. Unsilbigkeit, mir gehts gerade echt bescheiden.) -
Zitat
Original von beowulf
Man kann ja nur hoffen, das die Autorin ihre Bemerkung alle Rezepte aus ihren Büchern würde sie an ihrer Familie ausprobieren nicht tatsächlich in allen Fällen anwendet...Wenn es nach mir ginge, wuerde ich!
Aber die sind so gemein und weigern sich ...(In unseren beiden Herkunftsfamilien gibt's Weinhersteller und WeinFANATIKER, die sich weigern, an Weingepansche teilzunehmen. Nicht mal im Interesse der Literatur. Banausen ...)
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Warmes Mulled Ale gab's auch, klar - gibt's auch immer noch, hat mein Mann gerade in Portsmouth getrunken und ueberlebt. Wie der das macht, weiss ich nicht - ich ruehr Bier auch kalt nicht an. Aber Nachtgedanken koennen wir das auch mal andrehen - ich wette, sie schafft das wie mein Mann, ohne mit der Wimper zu zucken ...
Das Bier enthielt natuerlich KEINEN Hopfen, denn den hat ja erst John Seymour Anfang des Sechzehnten Jahrhunderts nach England gebracht. (Nee, stimmt nicht, das habe ich erfunden. Aber die Epoche stimmt. Und er KOENNTE es gewesen sein ...)
So, so, das interessiert Euch also. Alkohol ... ist ja wie bei mir zu Hause hier.
Alles Liebe von Charlie, Verfasser von Saeuferbuechern
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Gute Besserung, Maikaefer!
(Dass Mulled Wine als Allheilmittel gegen Krankheiten jeder Art galt, sag ich jetzt lieber nicht.) -
Zitat
Original von Charlie
Warmes Mulled Ale gab's auch, klar - gibt's auch immer noch, hat mein Mann gerade in Portsmouth getrunken und ueberlebt. Wie der das macht, weiss ich nicht - ich ruehr Bier auch kalt nicht an. Aber Nachtgedanken koennen wir das auch mal andrehen - ich wette, sie schafft das wie mein Mann, ohne mit der Wimper zu zucken ...Heißes Altbier mit Honig ist das beste Erkältungsmittel
[SIZE=7]Und ich finde es nicht mal unlecker.[/SIZE] -
Ja, meine Schwiegermutter - eine Andalusierin!!! - hat sich das hier auch aufschwatzen lassen: Guinness mit Ei und Honig.
Davon werde ich nicht gesund, davon sterbe ich eines traurigen Todes!
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Zitat
Original von Mulle
Heißes Altbier mit Honig ist das beste Erkältungsmittel
[SIZE=7]Und ich finde es nicht mal unlecker.[/SIZE]Interessant - vielleicht merke ich mir das bis zur nächsten Erkältung und werde es mal testen. *hicks*
Gute Besserung, maikaefer!
Ich finde auch, dass Vyves und Matthew Gemeinsamkeiten haben, so unterschiedlich die beiden auch sind.
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Zitat
Original von Josefa
Was Vyves und sein Festhalten an diesem Schwur angeht: das habe ich beim Lesen eher als (innerliche) Ausflucht verstanden. Vyves ist, obwohl oder weil er sich genauer erinnert, ebensowenig über sein Trauma hinweg wie Amicia. Solange er sich selbst einredet, nicht wirklich frei zu sein, kann er nicht in die Verlegenheit kommen, Deborah zu heiraten, für sie Verantwortung übernehmen zu müssen und womöglich noch einmal nicht in der Lage zu sein, diejenigen zu beschützen, die er aus seiner Sicht beschützen müßte.
Vor lauter Alkohol soll mir das nicht untergehen:
Das finde ich ganz prachtvoll analysiert - typischer Fall von "haette von mir sein sollen". Ich bin aufgrund verschiedener Erfahrungen und Erlebnisse auch davon ueberzeugt, dass Menschen, die miteinander eine Tragoedie erlebt haben, eins von zwei Dingen tun: Entweder sie meiden einander wie die Pest, fangen ein "neues Leben" an (und vergessen, dass es ein angefangenes bleibt), meiden alles, was sie daran erinnert, oder sie klammern sich aneinander, weil sie sich nur bei den Menschen, die das Grauen teilen, aufgehoben, verstanden, nicht einsam fuehlen.Und dann wieder zurueck zum Alkohol:
Der Geschmack Suess war in der Tat das Nonplusultra. Was nicht richtig suess war, war nicht richtig reich. (Soll heissen: Wer seine Gaeste beeindrucken wollte, musste bei den Suessspeisen tiefst in die Tasche greifen.) Bier gab's sowohl mit reichlich Alkohol (Starkbier), dann war es teuer und zumeist hoeheren Schichten vorbehalten, und mit wenig Alkohol, dann war es das oft hausgebraute Alltagsgetraenk der Massen, das durchaus auch Kindern gegeben wurde.Alles Liebe von Charlie, Biernichttrinker