Originaltitel: Forbidden Falls
Klappentext:
Pfarrer Noah Kincaid hat die alte Kirche von Virgin River im Internet ersteigert. Er möchte sie zu neuem Leben erwecken, doch dazu braucht er Hilfe. Tatsächlich meldet sich auch jemand auf seine Anzeige: die vorlaute Ellie Baldwin. Ihre Vergangenheit ist so bunt wie ihre Kleidung. Dringend braucht sie eine respektable Anstellung, um das Sorgerecht für ihre Kinder zurückzuerlangen. Noah ist skeptisch! Aber je näher er die entschlossene junge Frau kennenlernt, desto mehr spürt er: Ellie ist genau der frische Wind, den er in seinem Leben braucht. Sosehr sie sich auch äußerlich unterscheiden, in ihrem Inneren haben sie die gleichen Träume und Sehnsüchte. Und gibt es einen besseren Ort, um diese wahr zu machen, als Virgin River?
Meine Meinung:
Jeder sollte eine Ellie in seinem Leben haben! Eine Frau wie ein Wirbelwind, kaum aufzuhalten, wenn sie sich ein Ziel gesteckt hat und alles erbarmungslos niedermähend, was sich ihr in den Weg stellt. Ihr Name steht für Effizienz, Überraschungen, Aufrichtigkeit, Farben, Kompetenz und ganz viel Sonne, die sie in das Leben einiger Bewohner von Virgin River wieder bringt. Und das zu einer Zeit, in der es in ihrem eigenen Leben drüber und drunter geht. Ihr Exmann hat sich das vorübergehende Sorgerecht für ihre zwei Kinder ergaunert, nur um ihr eins auszuwischen. Jetzt hat sie neunzig Tage Zeit, um den Richter von einem respektablen Leben zu überzeugen. Was liegt da näher als eine Anstellung bei der Kirche, als Assistentin des Pfarrers. Noah Kincaid hat die Kirche in Virgin River ersteigert, durch eine kleine Erbschaft ist er in der Lage, sie zu renovieren. Allerdings ist er auch kein typischer Pfarrer, seine Haare sind etwas zu lang und die Kleidung zu leger. Seine Ansichten dagegen sind weltoffen, ihn kann kaum etwas erschüttern. Noah liebt die Menschen und will wirklich helfen, er packt an, wo es nötig ist. Selbst zu den Verschlossenen findet er Zugang, da er die Menschen so sein lässt, wie sie sein wollen. Ellie streckt ihn genauso nieder, wie alle anderen, mit ihrer positiven Lebensausstrahlung wird sie nicht nur für ihn zu einem rettenden Engel. Genauso setzt er sich aber auch für sie und ihre Kinder ein, schnell sind sie ihm ans Herz gewachsen. Bei Jo und Nick findet sie ein neues Zuhause, ihre Wohnung über der Garage ist erst einmal perfekt für sie. Mit ihrer humorigen, aber durchsetzungsfähigen Art setzt sie Nick, dem Grapscher, sofort Grenzen, die beide einhalten können. Das Wichtigste sind ihre Kinder, für sie nimmt sie alle Mühen auf sich, selbst das Wissen, dass sie bei ihrem Exmann gerade kein so glückliches Leben haben.
Ellie und Noah sind zwei sehr authentische Charaktere, die beide ein hervorragendes Beispiel abgeben, dass Kleider lange noch nicht die Leute ausmachen. Beide sind eher unkonventionell, sie haben ihre Linie gefunden, der sie treu bleiben. Zwar wurde Ellie ungewollt schwanger, sie liebt ihre Kinder aber heiß und innig. Warum die Kinder allerdings bei ihrem Exmann sind, wird zwar verständlich erklärt, ihre Angst, eine weitere Meinung einzuholen aber nicht. Ihr Wille, die Kinder wieder zu holen, beeindruckt schon nach wenigen Seiten, genauso wie ihre zupackende Art. Mit Ellie hat die Autorin einen Charakter geschaffen, von dem sich so manche eine Scheibe abschneiden könnten. Obwohl es einem schon leicht schwindelig wird, was sie alles an einem Morgen schafft. Neben Ellie und Noah treten natürlich wieder weitere Charaktere in Erscheinung, diesmal fokussiert es sich doch sehr auf dieses eine Liebespaar, was für die Geschichte zuträglich ist. Jo und Nick, ein Ehepaar, was früher schon mal negativ in Erscheinung getreten ist, bekommt die Chance, zu zeigen, wie sie wirklich sind, wenn man sich nur die Mühe macht, hinter die Fassade zu schauen.
Natürlich packt Robyn Carr wieder ein heißes Eisen an. Vannie und Paul trifft es diesmal aus dem Hinterhalt, sie müssen ihr Leben möglicherweise neu gestalten mit einer unerwarteten Erbschaft. Objektiv beleuchtet die Autorin erst einmal die Konsequenzen einer solchen Verpflichtung und lässt nicht alles sofort in Fröhlichkeit und unproblematisch enden. Vannie reagiert mit einer Handlungsweise, die die eine Hälfte der Leser dazu ermuntert, sie schütteln zu wollen und ihren Bedenken völlig unverständlich gegenüberstehen. Die andere Hälfte wird froh sein, dass auch einmal unangenehme Wahrheiten ausgesprochen werden, nicht jeder ein solcher Gutmensch ist, der ausschließlich an andere denkt und seine eigenen Bedürfnisse weit hintenan stellt. Und eigentlich dürften nur die Leser urteilen, die schon einmal in so einer Situation standen – und das dürften die wenigsten sein. Nur eines sollten alle nicht, Vannie zu verurteilen für ihre Denkweise, sondern wirklich in aller Ruhe darüber nachdenken, wie man wirklich selbst gehandelt hätte – und sich vielleicht auch mal ein paar unverblümte Wahrheiten eingestehen. Eine Frage allerdings bleibt bis zum Schluss, die auch die Autorin nicht erklären kann. Noah unterrichtet in Terry - aber was ist nur Terry? Irgendetwas was sich die Übersetzerin ausgedacht hat? Wie sonst ist es zu erklären, dass keiner weiß, was Terry ist.
Fazit
Sehr erwachsen wirkt Gemeinsam stark in Virgin River von Robyn Carr, es gibt keine unvernünftig und planlos handelnde Helden, sondern Menschen, die mit positiver Lebenseinstellung auch tiefe Klippen überwinden können. Nicht zu vergessen, die vielen helfenden Hände in dieser zwar nicht sorglosen, aber wunderbar funktionieren Gemeinschaft.
LG
Patty
