Mathilde - eine große Liebe

  • Glücklicherweise habe ich es noch geschafft, diesen Film im Kino zu sehen.


    Die Werke von Jean-Pierre Jeunet ("Delicatessen", "Die Stadt der verlorenen Kinder", "Die fabelhafte Welt der Amelie") gehören (trotz ansonsten gehöriger Frankophobie im cineastischen Bereich) zu meinen Lieblingsfilmen. Im vergangenen Monat ist nun der neueste angelaufen, in dem "Amelie" Audrey Tautou wieder mitspielt, außerdem ein ganzer Haufen anderer Stars, von denen einige schon mit Jeunet zusammengearbeitet haben (etwa Dominique Pinon, der potentielle passive Essensgast aus "Delicatessen"), andere noch nicht, wie Jodie Foster, die eine ganz wunderbare Nebenrolle besetzt.


    Der erste Weltkrieg. Fünf Soldaten haben sich, teilweise auf dramatische Art, selbst verstümmelt, um dem Krieg zu entgehen. Sie sind zum Tode verurteilt worden, man wird sie in das Niemandsland zwischen den Fronten werfen, irgendwo am Ende eines schlammigen, stinkenden Schützengrabens. Unter diesen fünfen ist der Verlobte von Mathilde (Audrey Tautou), die zwar erfährt, daß ihre große Liebe tot sein soll, es aber - aus verschiedenen Gründen - nicht glauben kann und will. Es beginnt die Suche nach ihrem Verlobten, eine spannende, verstrickte, vielschichtige, ergreifende Geschichte.


    Was sich wie ein "einfaches" Kriegsdrama anhört, ist ein überbordender, zuweilen sehr brutaler, dichter, extrem originell erzählter, überraschender Film, der meines Erachtens kaum jemanden kaltlassen dürfte. Jeunet zeigt unfaßbare Bilder, mal von dramatischer Schönheit, mal von schöner Dramatik. Er setzt den hohen Maßstäben, die er mit "Delicatessen" und "Amelie" selbst bestimmt hat, noch einen drauf. Ein Wahnsinnsfilm. Wer die Chance hat, ihn noch im Kino zu sehen (die DVD erscheint im Juli) - hingehen!


  • Da bin ich mit Tom absolut einer Meinung.


    Zwar wurden immer wieder Kritiken laut, die diesen Film als "Amelie 1920" abstempelten, doch obwohl die farbenfrohen Bilder eindeutig an den vorherigen Film von Jeunet erinnern, hat "Mathilde" (fr: "Un long Dimanche de Fiançailles") wenig mit dem lebensfrohen und etwas naiven "Amelie" Film zu tun.


    "Mathilde" ist ein zum Teil sehr brutaler Kriegsfilm, der jedoch noch immer Jeunets' ganz eigene Originalität besitzt, wie zum Beispiel die leuchtenden Farben, die Figurenbeschreibungen (Was er/sie mag, was er/sie nicht mag) und allerlei kurze Szenen aus allen möglichen alten Dokumentarfilmen.


    Wer den Mut dazu aufbringt, sollte sich diesen Film unbedingt in der Originalversion antun - es lohnt sich.

  • Zitat

    ... hat "Mathilde" (fr: "Un long Dimanche de Fiançailles") wenig mit dem lebensfrohen und etwas naiven "Amelie" Film zu tun.


    Absolut nicht, stimmt. Ich weiß nicht, was den deutschen Verleih geritten hat, den Film auf die Art, wie es nun einmal - leider - passiert, als Schmachtfetzen in Amelie-Tradition zu präsentieren. Das ist nämlich wirklich nicht der Fall. Natürlich ist die "große Liebe" die Motivation hinter allem, aber es geht um eine vielschichte, originelle, fantastisch erzählte und streckenweise sehr, sehr brutale Geschichte. Mathilde hat mit Amelie fast nichts gemein. (BTW: Ich habe irgendwo gelesen, daß in Japan - die Japaner fahren extrem auf Audrey Tautou ab - die drei Filme, die sie seit "Amelie" gedreht hat, einfach als Amelie II, III und IV veröffentlicht wurden. :grin)


    Übrigens hat mich die FSK-Freigabe ab 12 sehr gewundert.

  • Ich finde die Darstellerin der Amelie bzw. Mathilde sehr schön, sie hat sowas überirdisches, träumerisches an sich. Amelie fand ich damals nicht ganz so gut, hat aber was mit meinem Vorurteil gegen französische Filme zu tun.

  • Ich hab den Film vor etwas laengerer Zeit im Original mit Untertiteln im Kino gesehen. War ein Ausgehabend mit meinem Mann, und ich hatte mich auf etwas romantisches eingestellt, eher wie Amelie ... Tjaaaa, und dann kam ein Kriegsfilm, zumindest fuer gut die Haelfte. Sicherlich sehr sehr gut, aber da ich total unvorbereitet rein war und eigentlich was anderes erwartet hatte, konnte mich der Film eben nicht so ueberzeugen. Ich war wirklich nicht in Stimmung fuer die Kriegsszenen an dem Abend. Schade eigentlich.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich