Ich habe es mal zu den Klassikern verschoben und hier gleich
Meine Meinung:
Köstlich!!!
Wer ein relativ kurzes (rund 80 Seiten) Theaterstück lesen möchte, bei dem fast durchgehend geschmunzelt bis herzlich gelacht werden darf und wer gleichzeitig süffisante Ironie und beißenden Zynismus bei den Bemerkungen über Gesellschaft, Mensch und Medizin schätzt, dem sei "Der eingebildete Kranke" dringend ans Herz gelegt. Der ach so leidende Kranke will seine Tochter mit einem Arzt verheiraten, weil ein solcher Schwiegersohn ihm selbst am besten passt und meisten nützt – da bedarf es des ganzen Einfallreichtums der anderen Beteiligten, um diese unglückliche Verbindung zu verhindern. Und doch steckt noch viel mehr in den einzelnen Dialogen, die Molière scharfzüngig und spitz wie ein Seziermesser ansetzt, um die Einfältigkeit, Gutgläubigkeit und Unfähigkeit der vermeintlich Klugen zu entlarven. Dabei macht er auch vor sich selbst nicht halt, lässt er doch eine der Figuren eine andere zu einer Komödie von Molière einladen – diesem "unverschämten Burschen [...] der über Ordinationen und Rezepte Witze macht und die ganze Ärzteschaft beschimpft". Es ist wohl eine tragikomische Ironie, wie sie nur das Leben schreiben kann, dass Molière, der bei den Aufführungen seiner Stücke grundsätzlich und auch hier selbst die Hauptrolle übernahm, bei der vierten Vorstellung als eingebildet Kranker einen Blutsturz erlitt und wenige Stunden später starb.
9 Punkte für diesen Spaß!
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P.S.: In meiner Diogenes-Ausgabe ist der letzte Teil (der Massen-Auftritt) auf Latein und ohne Übersetzung Da meine Latein-Kenntnisse schon arg eingerostet sind, habe ich nur eine sehr diffuse Ahnung, was da gesprochen/gesungen wird. Kann mir jemand helfen?