KLAPENTEXT:
Alle, wirklich alle glauben, sie könnten Viebke vorschreiben, wie sie zu leben hat: ihre ständig unzufriedene Mutter, der Richter, der sie wegen des Autodiebstahls zum Sozialdienst verdonnert hat, und ihr Freund, der mit einer anderen nach Südfrankreich in den Urlaub gefahren ist. Enttäuscht, wütend und verletzt springt Viebke in einen Campingbus auf dem Parkplatz des Altenheims. Sie muss Constantin hinterher. Wenn sie sich gegenüberstehen, wird er schon begreifen, dass sie seine gro0e Liebe ist. Vor Erschöpfung und Kummer schläft sie in ihrem Versteck ein. Als sie aufwacht, ist sie bereits auf dem Weg von Karlsruhe nach Toulouse. Die Richtung stimmt, aber der Fahrer nicht: Es ist der unerträgliche Alte aus dem Heim, den Viebke ums Verrecken nicht ausstehen kann.
AUTORIN:
(Quelle: dtv)
Karin Bruder, in Kronstadt / Rumänien geboren, lebt seit 1970 in Deutschland. Sie leitet u.a. Schreibwerkstätten an Schulen und beim Bildungszentrum für politische Bildung Baden-Württemberg. Für ihren ersten hoch gelobten Roman in der Reihe Hanser "Zusammen ist man weniger allein" erhielt sie den Frau Ava Literaturpreis und wurde für den deutschen Literaturpreis nominiert. Karin Bruder lebt in Waldbronn.
EIGENE MEINUNG:
"Asphaltsommer" lässt sich gut in das Genre "Roadnovel" einordnen, denn das Thema Reise steht im Mittelpunkt der Geschichte. Dabei geht es nicht nur ums reisen, sondern auch darum, dass die Protagonisten irgendwie auf der Suche sind. Sehr gerne begleite ich Charaktere dabei, aber noch nie bin ich dabei auf einen so schrulligen Reisebegleiter wie Langhans gestoßen, der in seiner Art einfach einzigartig ist und von dem man nie weiß, soll man ihn mögen oder lieber nicht.
" ` Eltern? ´ Ich fragte ihn, in welcher Zeit er leben wüde. `Heute hat man entweder einen Erzeuger oder eine Erzeugerin. Eine komplette Familie gibt`s nur noch bei den Känguruhs im Zoo. Und wieso anrufen? Meine Mutter weiß, dass ich allein klarkomme.´"
Viebke lebt bei ihrer Mutter. Ihren Vater kennt sie nicht. Den gibt es einfach nicht. Zu ihrer Mutter hat sie kein gutes Verhältnis, denn bei ihrer Geburt hat sich die Netzhaut ihrer Mutter gelöst, so dass diese fast erblindet wäre. Dafür geben sich sowohl Viebke als auch ihre Mutter die Schuld. Eine Last, die schwer auf Viebkes Schultern lastet, denn die beiden bekommen einfach so gar keinen Bezug zueinander. Dadurch wandelt Viebke irgendwie orientierungslos durchs Leben und weiß gar nicht so recht wer sie ist. Keiner scheint sie so richtig wahrzunehmen und so kommt es, dass sie straffällig wird. Als sie dann Constantin kennen lernt ist sie hin und weg und verliebt sich. Endlich wird sie beachtet, gemocht.
Als sie die wegen eines Autodiebstahls auferlegte Strafe in einem Altersheim abarbeiten muss, hat sie die Nase voll und läuft weg. Besser gesagt sie lässt sich mitnehmen von einem Bewohner des Altersheims, dem es dort ebenfalls stinkt. In seinem Wohnmobil reisen sie Richtung Toulouse, denn dort irgendwo muss Constantin sein. Hätte Viebke gewusst worauf sie sich da einlässt, hätte sie es sich ganz gewiss anders überlegt ...
"Man kann sich vor so vielen Dingen fürchten, dass man dabei das Leben verpasst. Auch das Glück. Ich nahm mir vor, nie Angst zu haben. Vor nichts und niemandem."
Roadnovels gibt es einige, dennoch bietet "Asphaltsommer" etwas einzigartiges und das heißt Langhans. Ein schrulliger Griesgram, der seine eigenen Launen hat, auf seiner Meinung beharrt und NIE, wirklich NIE so reagiert wie man erwartet. Er ist immer für Überraschungen gut und mag man ihn im einen Moment, würde man ihm im anderen am liebsten vors Knie treten.
Aber gerade das macht den besonderen Reiz des Buches auch. Diese Komplementärität der Charaktere, ihr gegenseitiges antreiben, dass gerade bei Viebke oftmals dazu führt, dass sie aus sich heraus kommt und ihre Grenzen - im positiven Sinne- überschreitet. Während Langhans seine Vergangenheit aufarbeitet und dieser begegnen muss, ist Viebke auf dem Weg zu sich selbst zu finden.
Die Schreibe der Autorin lässt sich sehr schön lesen und es macht wirklich Freude welche Ideen sie hat und es hat mir sehr gut gefallen, wie sie mich immer wieder überraschen konnte. Dennoch gibt es einen kleinen Kritikpunkt und das ist die Spannung. Irgendwie gelang es der Autorin nicht diese aufrecht zu erhalten, weshalb ich oft pausiert habe.
FAZIT:
"Asphaltsommer" ist ein Lesevergnügen, dass mit einem außergewöhnlichen Protagonisten und einer Reise, die immer wieder für Überraschungen - nicht nur gute - sorgt. Wer Antihelden und Figuren mit Charakter mag ist hier genau richtig. Ich freue mich weitere Bücher von Karin Bruder zu lesen.