Heyne Verlag 2012, 480 S.
Über den Inhalt:
Do ya think I’m sexy?
Er besitzt nicht nur eine der markantesten Stimmen der Musikgeschichte und hat mit seiner Musik über die letzten 50 Jahre den Soundtrack zum Leben von Millionen Menschen geliefert – er ist auch jenseits der Bühne eine der charismatischsten Erscheinungen unserer Zeit. Jetzt endlich blickt er in seiner Autobiografie zurück auf ein pralles Leben, von den wilden Anfängen bei der Jeff Beck Group bis zu seiner Zeit als Solokünstler. Er erzählt von seiner Fußballbesessenheit, seinen zahlreichen Liebschaften und Ehen – und vom Geheimnis seiner Frisur.
Über den Autor:
Rod Stewart, geboren als Roderick David Stewart wurde am 10. Januar 1945 in Highgate, London geboren. Mit mehr als 200 Millionen verkauften Tonträgern zählt er zu einem der erfolgreichsten britischen Sänger und Songwriter aller Zeiten.
Meine Meinung:
Ich bin kein ausgewiesener Rod Stewart-Fan und habe keinerlei Interesse an Biografien, die jemand schreibt, um sich zu entschuldigen oder selbst zu beweihräuchern oder einfach nur Kohle zu machen. Hier haben wir es mit der interessanten Lebensbeschreibung eines erfahrenen Menschen zu tun, nicht mit der heute gängigen Ghostschriftstellerei einer/s endpubertierenden Zwanzigjährigen.
Rod Stewarts Musik hat mich seit den 1970er Jahren begleitet, ich erkannte viele der im Buch angesprochenen Songs wieder. Auch die meisten Namen der in der Autobiografie vorkommenden Personen sagen mir etwas. Sehr interessant, wem Rod auf seinem turbulenten Weg durchs Leben so alles begegnet, von Musikern, Schauspielern und Models bis hin zur englischen Königsfamilie.
Schon der Anfang hat mich angenehm überrascht. Ich hatte mit einem wesentlich einfacheren Schreibstil gerechnet, aber weit gefehlt. Rod Stewart weiß sich auszudrücken.
Sein Gesichtsausdruck auf dem Cover spiegelt sich im Buch wieder: verschmitzt und ein ganz kleines bisschen provozierend. Er schreibt witzig, amüsant und unterhaltsam, mit einer beachtlichen Prise Selbstironie, und das Schöne: er wird dabei nie verletzend oder zielt unter die Gürtellinie, hier brauchen keine Seiten nachträglich geschwärzt zu werden. Auf sehr wohlerzogene Art räumt er auch mit so manchem Gerücht auf.
Er erzählt chronologisch von seiner Familie, die ihm sehr wichtig ist, seinen Anfängen als Sänger, seinen Erfolgen und Niederlagen, seiner Angst vor leeren Rängen zu spielen oder dem Versagen seiner Stimme, von seiner Leidenschaft für den Fussball, seinem Hobby, dem Modelleisenbahnbauen und seiner Vorliebe für italienische Autos. Natürlich darf auch ein Kapitel über seine Frisur nicht fehlen und seine Stylingprobleme in den später 60er und frühen 70er Jahren, als es noch keine Hilfsmittel wie Wachs oder Gel gab. Er lässt nichts aus, seine Alkohol- und Drogenexzesse beschreibt er ebenso wie seine Bindungsängste, seine Frauen- und Bettgeschichten, ohne jedoch allzu Intimes zu verraten. Es gibt viele nette Anekdoten, die mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht haben. Zu meiner Überraschung las ich, dass er Kunstsammler ist und über 100 Bilder der Präraffaeliten besitzt.
Rod Stewart ist ein charmanter Filou, ein guter Freund und durch und durch ein Familienmensch, der am Ende des Buches hin einen ausgeglichenen und glücklichen Eindruck hinterlässt. Ich freue mich, dass ich ihn hier so kennenlernen durfte.
Aufnahmen aus dem Privatalbum von Rod, eine Diskografie und Register im Anhang machen ein Buch komplett, das mich schwer begeistert hat.