"Das neue Buch Genesis" - Bernard Beckett

  • Start: 20. 11.


    Dyke und ich wollen das Buch gemeinsam lesen. Wiggli kommt vermutlich zum zaungasten und alle anderen, die ebenfalls etwas zu sagen haben, sind herzlich willkommen. :wave


    [SIZE=7]edit wollte noch Kosmetik betreiben...[/SIZE]

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Franz Kafka

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  • Bis Seite 48 habe ich jetzt gelesen.
    Wir lernen Anaximander kennen, die eine mündliche Prüfung abzulegen hat. Eine, die über fünf Stunden läuft, also kein Kleinkram. Für was die Prüfung letztendlich gut sein soll, wurde noch nicht erwähnt.


    Ganz praktisch verlangen die Prüfer eine Rückschau, bzw. eine Zusammenfassung der zurückliegenden Ereignisse. So erfährt der Leser in welcher Welt die Geschichte spielt. In einer ziemlich heftig reglementierten, wie es scheint, mit dystopischen Zügen.


    Ach ja, den Namen Anaximander empfinde ich als außergewöhnlich. Zunächst habe ich es für einen Männernamen gehalten (a la Alexander) und dann erscheint er mir wie eine Kombination aus einem Scheuermittel und einem Salamander. Schräg. :grin


    Anax Spezialgebiet ist Adam Forde. Er scheint so etwas wie eine Legende zu sein. Die aufgeführten Dialoge charakterisieren ihn wirklich sehr treffend. Es scheint ein frecher, aufmüpfiger Typ gewesen zu sein, der erfreulicherweise sein Hirn zum Denken benutzt hat. Und der nicht gefeit vor menschlichen Regungen (z. B. Mitleid) war.


    Bisher fand ich die Geschichte spannend und ich bin neugierig, wie es weitergeht.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Franz Kafka

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  • Bin in der Mittagspause bis Seite 43 gekommen.


    Jetzt wünsche ich mir mehr über die griechischen Philosophen und griechische Geschichte zu wissen, den das Buch scheint voller Bezüge


    Den Titel kann ja auch etwas anders lesen:


    Das neue Buch der Geschichte zur Entstehung der Welt


    Anaximaner - um 610 v. Chr. in Milet; † nach 547 v. Chr. ebenda) war ein vorsokratischer griechischer Philosoph


    Perikles - vor bzw. um 490 v. Chr.[1]; † September 429 v. Chr.) gehörte zu den führenden Staatsmännern Athens und der griechischen Antike im 5. Jahrhundert v. Chr. Mit seinem Wirken gingen der Ausbau der Attischen Demokratie, die Sicherung der Vormachtstellung Athens im Attischen Seebund und die Durchführung eines glanzvollen Bauprogramms auf der Athener Akropolis einher.


    Platon - 428/427 v. Chr. in Athen oder Aigina; † 348/347 v. Chr. in Athen) war ein antiker griechischer Philosoph


    Eines seine bekanntesten Dialoge ist: Politeia, der Idealstaat der Philosophenherrscher


    Diese Idee wurde hier in die Realität umgesetzt.


    Allein mit Adam Forde kann ich noch nichts fangen, aber ich weiß ja auch noch sehr wenig von ihm. Im Moment schirren mir Adam Smith und Herny Ford durch den Kopf, die ja beide auf ihre Art gesellschaftliche Umwälzungen anstießen.


    So nebenbei sind mir auch ein paar Bezüge zu „Die Messias-Maschine“ aufgefallen. Auch dort haben sich Menschen (Wissenschaftler) im Raume Griechenland isoliert, der Rest der Welt ist in einen Aberglauben verfallen.


    Die Definition von „Zuversicht“ hat mir gut gefallen und warum es nicht funktionierte.
    Erinnert mich an aktuellen die Beschwörungen unserer Politiker, Ökonomen und Wissenschaftler fehlendes Vertrauen einzufordern. Die Beschreibung der Welt ist sehr aktuell,


    Die Prüfung erscheint mir schon fast wie ein philosophischer Dialog. Das würde bedeuten Anax mussen nichts vorgegebens bestehen, sondern soll zu einer Erkenntnis gelangen


    Das gelesen macht sehr neugierig auf mehr und das Buch verspricht sehr interessant zu werden, trotz seines geringen Umfangs.


    Delphin


    Das Dir das Buch sehr gefallen hat, kann ich verstehen :wave

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Hallo dyke,


    ja, die Definition von Zuversicht (auf Seite 16) gefiel mir auch gut. Ebenso ein Absatz von Seite 60:


    Das Einzige, was Individuen miteinander verbindet, sind Ideen. Ideen verändern und verbreiten sich. Sie verändern ihre Wirte genauso, wie ihre Wirte sie verändern.


    Was mir noch nicht klar ist: Die Republik, die Anax beschreibt, existiert sie noch in dieser Form oder hat sie sich (eventuell durch Adam Forde) verändert? Mal sehen, ob man das im Verlauf der Geschichte noch erfährt.


    Insgesamt bin ich gespannt, inwieweit hier die Schöpfungsgeschichte noch zum Tragen kommt. Ich taste mich vorsichtig durch den Text, frage mich ständig, welche Verknüpfungen ich vielleicht übersehe.


    Ich vermute, es ist eines dieser Bücher, deren Tragweite man erst nach dem Fertiglesen erkennen kann. Lassen wir uns also überraschen!


    Vielen Dank für die Links, dyke! Du warst fleißig. Meine Kenntnisse über Philosophie, griechische Geschichte und die Bibel sind zwar nicht ausufernd, aber immerhin so weit ausgeprägt, dass ich manche Zusammenhänge erkenne. Mehr zu wissen ist mir immer ein Anliegen und gerade solche Bücher sind ein Anstoß dazu, die Fühler weiter auszustrecken.


    Aktuell bin ich auf Seite 62.

  • Bin jetzt erst auf Seite 74 (mir sind da leider noch so ein paar Vampire dazwischengekommen... *flöt* Wenn die einem erst mal ihre Fangzähne reingeschlagen haben, dann kommt man nicht mehr so leicht davon weg, har, har!)


    Inzwischen habe ich erfahren, dass der Inselstaat nicht mehr isoliert von der Außenwelt ist. Der Zaun wurde entfernt, die Stützpfeiler rosten.


    Was mich überrascht hat, Perikles, Anax' Tutor ist nur fünf Jahre älter als sie. Ich hatte das Bild eines alten, gesetzten Herrn im Kopf.


    Irgendwie erscheint mir die bisherige Prüfung nicht als sonderlich schwierig. Die Fragen der Prüfer waren nicht sehr fordernd. Im Grunde erzählt Anax nur geschichtliche Fakten, die angeblich jeder im Staat weiß.


    Ich stelle mir nun die Frage, ob diese Prüfungssituation nur ein bequemer Trick des Autors war, um ungeniert Infodumping zu betreiben und sich die Mühe zu ersparen, Rahmenbedingungen und Handlung wohlgefällig miteinander zu verknüpfen. Denn Handlung gab es bislang nicht. Im Grunde genommen nur eine einzige, große Rückschau.

  • Bin fertig, habe aber das Buch dabei.


    Tja, das Emde - überraschend, aber irgendwie überdeckt es alles vorher.


    Die Diskussionen zwischen Adam und Art fand ich faszinierend und werde sie bestimmt nochmals lesen.


    Das Ideen von aussen kommen, sich festsetzen und vermehren wollen hat mich an die Theorie der Meme erinnert (siehe die Leserunde mit Karls Olsberg: Schöpfung außer Kontrolle)


    uups -jour fix - später mehr

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Sorry dyke, bei mir geht's grade ein wenig drunter und drüber.


    Als Vorwarnung für eventuelle Mitleser in diesem Thread: Ich werde gnadenlos spoilern und wer vor hat, das Buch selbst zu lesen, sollte jetzt schnell wegklicken. Das Buch wirkt m. M. nach nur dann so richtig, wenn man den Schluss nicht kennt.


    In dem Buch geht es um die Definition von Menschlichkeit, um die Frage, was Bewusstsein ist, ob es einer Seele bedarf, um Bewusstsein zu entwickeln. Lapidar ausgedrückt, kann eine Maschine Bewusstsein hervorbringen.


    Der Autor führt den Leser ziemlich an der Nase herum. Zumindest bei mir ist es ihm gelungen, mich unwissend zu halten. Mir ist kein einziges Mal der Verdacht gekommen, dass Anaximander und die Prüfer keine Menschen sind.


    Zumindest Anaximander scheint die Fähigkeit besessen zu haben, Gefühle zu verspüren. Das hat der Autor jedenfalls so dargestellt. Und das war letztendlich auch der Grund, warum Anaximander eliminiert werden würde. Sie war "zu menschlich", sie hatte sich in Adam Forde verliebt.


    Ich habe mir ganz viele Stellen im Text markiert, Sätze, die nachhallen, die mich zum Nachdenken bewegt haben.


    S. 112 etwa:


    Ihr glaubt, ihr stündet am Ende der Entwicklung, doch das ist eine der Spezialitäten des Denkens: den Denker zu täuschen.


    Was für ein Satz! Man denkt, um zu einer Erkenntnis zu kommen, zu einem Entschluss, zu einer Einsicht und kann sich trotzdem nicht sicher sein, dass gerade das Denken das eigene Selbst manipuliert. Wow!


    S. 114:


    Gedanken können, wie alle anderen Parasiten, ohne einen Wirt nicht existieren. Aber wie lange wird es deiner Meinung nach wohl dauern, bis der Gedanke eine Möglichkeit entdeckt, einen neuen Wirt zu entwickeln, der ihm besser gefällt?


    Auf die Idee, Gedanken für Parasiten zu halten, bin ich noch nie gekommen. Faszinierende Überlegungen, an denen ich meinen Spaß habe.


    Wer mit diesem Buch einen Roman erwartet, wird vermutlich enttäuscht. Im Grunde ist es Philosophie. Ich bin sehr positiv von dem Buch überrascht.

  • [quote]Original von Rosha


    S. 112 etwa:


    Ihr glaubt, ihr stündet am Ende der Entwicklung, doch das ist eine der Spezialitäten des Denkens: den Denker zu täuschen.


    Was für ein Satz! Man denkt, um zu einer Erkenntnis zu kommen, zu einem Entschluss, zu einer Einsicht und kann sich trotzdem nicht sicher sein, dass gerade das Denken das eigene Selbst manipuliert. Wow!


    quote]


    Manipulieren sich Menschen in Ihrem Denken nicht ständig selbst bzw. werden manipuliert? Egal ob Aussehen, Familie, Arbeit oder Konsum. Ohne das sich viele Menschen selbst belügen würde doch eigentlich die Zivilisation gar nicht funktionieren. Man denke nur an das Geld, was eigentlich nur bedrucktes Papier ist und nur wegen einer gemeinsamen Grundüberzeugung einen Wert hat.


    Die Idee mit den Gedankenparasiten fand ich ziemlich interessant. Denn man kann sich ja im Grunde nicht dagegen wehren was man für Gedanken hat. Und wenn man einmal in einer Gedankenspirale drin ist kommt man nur schwer wieder heraus. Man kann nur schwer gegen diesen Parasiten ein Gegenmittel einsetzen.
    Bis jetzt habe ich bei Depressionen immer nur den Vergleich gekannt, das diese eine Grippe der Seele sind. Aber man kann auch sagen, bei einer Depression haben sich Parasiten im Gehirn eingeflanzt und machen einem das Leben schwer. Und gegen diese Parasiten ist es schwierig mit Medikamenten anzukommen.

  • Zitat

    Original von Fallout
    Die Idee mit den Gedankenparasiten fand ich ziemlich interessant. Denn man kann sich ja im Grunde nicht dagegen wehren was man für Gedanken hat.


    Das ist ein interessanter Gedanke, Fallout. :grin (Wie doppeldeutig das in diesem Zusammenhang klingt...)


    Ich denke schon, dass man eine gewisse Entscheidungsfähigkeit besitzt, mit welchen Gedanken man sein Hirn füllt. So wie du es schreibst, hört es sich erschreckend nach Ausgeliefertsein an und das trifft es meines Erachtens nicht ganz.


    Ganz sicher, es gibt Gedanken, die sich aufdrängen, aber wir werden auch nicht ausschließlich fremdgesteuert und sind unserem Gehirn ausgeliefert. Es ist eher wie eine Symbiose, ein gegenseitiges Bedingen.


    Man kann in frustrierenden Gedanken(spiralen) feststecken, aber man hat dann immer noch die Möglichkeit, sich bewusst zu entscheiden, das zu unterbinden, zumindest es zu versuchen. (Ich spreche hier explizit nicht von einem Menschen, der an Depressionen erkrankt ist. Das ist ein ganz anderes Feld.) Man kann sich ablenken, man kann versuchen, die unerwünschten Gedanken durch andere zu ersetzen. Ich kann mein Bewusstsein auf eine fordernde Geistestätigkeit lenken und so neue Horizonte schaffen.


    Manipulation - ja, so könnte man es nennen. Man manipuliert den Manipulator. Und wenn ich hier so weitermache, kriege ich einen Knoten ins Gehirn... :lache


    Vielen Dank für deinen Beitrag, Fallout. Er hat mir jedenfalls neue Gedanken beschert! Gerne wieder!


    Lg, Rosha :wave

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Franz Kafka

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  • Freut mich, dass es euch gefallen hat. Mich hat es seinerzeit sehr überrascht und hat damals zu den Jahreshighlights gehört. Meine genauen Gedanken dazu kann ich nicht mehr nachvollziehen, aber ich war sehr beeindruckt, wie gut es der Autor es geschafft, mir vorzugaukeln, dass Anax ein Mensch ist. Ich war davon wirklich überzeugt und war dann total überrascht, dass dem nicht so ist. Leider ist das Buch aber auch sehr dünn, und es gibt vom Autor auch nichts vergleichbares.