Titel: Eine italienische Familie
Autor: Franca Magnani
ISBN: 3426048590
Über das Buch (Rückseitentext):
Franca Magnani, die 23 jahre lang für die ARD aus Rom berichtet hat, erzählt in diesem Buch die Geschichte ihrer Familie. Dabei taucht man nicht nur ein in die Geschichte des faschistischen und antifaschistischen Italien, sondern erlebt hautnah das Schicksal dieser Familie.
Über die Verfasserin: Franca Magnani, geboren in Rom, war als Journalistin von 1947 bis 1949 in London und von 1948 bis 1951 in Rom. Ab 1951 arbeitete sie als Redakteurin bei der Schweizer Frauenzeitschrift "Annabelle" und war freie Mitarbeiterin der "Weltwoche". Anfang der 50er Jahre kehrte sie nach Italien zurück und wurde dort Korrespondentin für den "Vorwärts" und die Schweizer Tageszeitung "Die Tat". Von 1964 bis 1987 berichtete sie für die ARD aus Italien.
Meine Meinung:
Mit dem Familiennamen Magnani verband ich zunächst die Schauspielerin Anna Magnani. Und "Familie" hat im Zusammenhang mit Italien ja auch eine besondere Bedeutung. Beides falsch. Franca ist die Tochter von Fernando Schiavetti, der als Regimekritiker bereits Mitte der 20er Jahre seine italienische Heimat verlassen musste und kurz in Frankreich und dann bis zum Ende in der Schweiz Asyl fand. Franca, die zweite Tochter, genoss eine bemerkenswerte Erziehung und Bildung. Interessante Menschen kreuzten ihren Lebensweg, heute noch berühmte, kaum noch erinnerbare und gänzlich außerhalb jeden Rampenlichts gelebt habende. Die Autorin verfügt über eine außerordentliche Beobachtungsgabe und verbindet dies mit einem vorzüglichen Erzählertalent. Irritiert hat mich etwas die ständige Verwendung von "frug" statt "fragte", aber das sagte man damals halt.
Unabhängig von der politisch bewegten Zeit und dem schwierigen Schicksal als Flüchtling ist das Buch auch ein schöner Einblick in die Welt von damals.
Zwei Anerkdötchen: Wegen der Anschuldigung des Konkubinats kamen doch tatsächlich zwei Schweizer Untersuchungsbeamte mit einem speziellen Thermometer und maßen die Temperatur unter den Bettdecken zweier frühmorgens aus dem Bett geklingelten in einer Wohnung lebender Unverheirateter. Großer Temperaturunterschied bedeutete gemeinsame Nächtigung und hatte Gefängnis und hier sogar einmal Ausweisung zur Folge.
Und: In der Schweiz war ein "Regenschirm" ein Indiz sowohl für einen gewissen Wohlstand als auch für eine gewisse Redlichkeit. Fehlte er, war man automatisch verdächtig. Flüchtlinge waren arm. Einige von ihnen waren nicht nur arm, sondern auch unerwünscht politisch aktiv. Also brauchte man Regenschirme als "Alibi". Beschafft wurden sie mittels eines ausgeklügelten Systems aus dem Fundbüro.
9 von 10 Eulenpunkten