Ellen Alpsten - Halva, meine Süße!

  • Über den Autor
    Ellen Alpsten wurde 1971 in Kenia geboren und verbrachte dort ihre Kindheit und Jugend. Ende der siebziger Jahre kehrte sie mit ihrer Familie nach Deutschland zurück und studierte Jura, Philosophie, Politik und Wirtschaft in Köln und Paris. Neben dem Schreiben war sie schon als Journalistin, Botschaftsmitarbeiterin, TV-Produzentin und Moderatorin tätig.


    Kurzbeschreibung:
    Teheran 2004: Nachdem der Vater der 8-jährigen Halva Mansouri nur mit viel Glück der Willkür und Folter im iranischen Gefängnis entkommen ist, sieht die Familie keinen anderen Ausweg mehr, als aus dem Iran zu fliehen. Mit Hilfe ihres einflussreichen Bekannten Bijan setzen sie sich nach Augsburg ab. Zehn Jahre später: Halvas Familie hat sich in Deutschland eine erfolgreiche Existenz aufgebaut. Ihre Eltern führen ein gut laufendes Café, ihr Bruder Mudi hat gerade mit seinem Jurastudium begonnen und sie selbst steht kurz vor ihrem Schulabschluss. Auf einer Erstsemesterparty lernt sie Kai kennen, einen Kommilitonen von Mudi. Für Halva ist es Liebe auf den ersten Blick und auch Kai schwebt auf Wolke Sieben. Doch auf einmal beginnt ihre Familie, die Treffen mit Kai zu verhindern. Halva ist völlig verwirrt: Was stört ihre sonst so weltoffenen Eltern an der Beziehung zu Kai? Und was hat es mit den Briefen auf sich, die plötzlich aus Teheran eintreffen? Als Halva schließlich hinter das Geheimnis ihrer Familie kommt, wird ihr klar, dass nicht nur ihre Liebe zu Kai, sondern ihre gesamte Zukunft auf dem Spiel steht - so hoch war der Preis, den ihre Eltern damals für die Flucht aus dem Iran Preis gezahlt gezahlt haben ...


    Meine Meinung:
    Sehr schade, dieses war eines der Bücher auf die ich mich brennend gefreut hatte. Die Umschlaggestaltung war einfach nur hinreißend, der Klappentext ließ auf so viel hoffen. Gefühl, Intensität, Nachdenklichkeit, Gesellschaftskritik.


    Leider funktioniert nichts von alledem, zumindest nicht für mich als Erwachsene. Die Charaktere aggieren nicht stringent, ihre Emotionen wirken auf mich überzeichnet und überzogen. Die Handlungen bergen logische Lücken (Kai springt in den Eiskanal, um Halva zu beweisen, wie wichtig sie ihm ist und fährt dann in Unterbuxe und völlig durchnäßt bei Minusgraden total entspannt mit ihr nach Hause...das glaubt doch nicht mal eine 14jährige, die diese Tat für noch so romantisch hält.)
    Später begehen zwei Personen (ich verrate nicht welche, um keine Spannung vorweg zu nehmen) Straftaten und leider schafft es die Autorin hier noch nicht mal diese juristisch richtig zu bezeichnen. Eine schwere Körperverletzung erfordert eine schwere Folge, die hier jedoch definitiv nicht eintritt, aber gut, das wird den jugendlichen Leser ja nicht stören.


    Was mich aber stört, bei der Vorstellung, daß dieses Buch von Jugendlichen gelesen wird, ist die Art des Umgangs mit dem Problem. Anstatt sich Beratung, Hilfe und Unterstützung zu suchen halten Halva und Kai still, bis die Situation eskaliert. Beide kommen sich bei ihren kleinen geheimen Treffen unglaublich schlau vor und blenden das Problem, daß Halva in den Iran verheiratet werden soll komplett aus. Das mag durchaus realistisch sein, befriedigte aber mein Leserempfinden überhaupt nicht.
    Ansonsten ist das Buch leider eine Anhäufung von Vorurteilen und mit solchen beladenen Charakteren. Es wird zu sehr schwarz und weiß gemalt, es scheint gar keine grauen Schattierungen zu geben. Es wird auch nicht wirklich etwas hinterfragt, oder überlegt oder nachgedacht. Die einen schwafeln von Liebe, die anderen von Ehrverletzung, daß man so keine Probleme löst, dürfte selbst dem jugendlichen Leserklientel rasch klar werden.


    Für mich eine sehr enttäuschende Lektüre.


    Einziges Plus ist hier wirklich die Umschlaggestaltung und der zeitweise recht poetische Schreibstil (vorallem wenn es ums Kochen oder Essen ging, war das wirklich sehr schön zu lesen). Größtenteils hat mich das Buch aber einfach nicht überzeugen können.
    Das gänzlich offene Ende, mit einer Botschaft, die mir so gar nicht gefallen konnte und für mich auch keinen Sinn ergab, hat dann sein übriges dazu getan.
    Wirklich sehr schade. SEHR SCHADE!!