'Schlafes Bruder' - Seiten 001 - 041

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Ich habe das Buch vor Jahren schon einmal im Deutschunterricht gelesen und hatte es als total schrecklich in Erinnerung.
    Dieses Mal gefällt es mir besser, vor allem die Sprache finde ich toll.
    Mit diesem Schlüsselerlebnis von Elias an dem "Stein" komme ich allerdings nicht zurecht. Er war doch schon vor dieser Verwandlung anders, mit seiner gläsernen Stimme (was auch immer das heißen mag :gruebel) und seiner besonderen Reaktion auf jeden Art von Musik.
    Ich verstehe schon, was der Autor damit bezweckt, das Genie von Elias besonders darzustellen, auf mich wirkt die Stelle trotzdem übertrieben.


    Freut mich, dass es dieses Mal besser läuft, liebe Zwergin! :knuddel1
    Vielleicht macht es manchmal den Unterschied, ob man es freiwillig liest oder eben lesen muss.


    Vielleicht muss ich direkt noch mal drüber nachdenken, denn wie auch Nadja schreibst auch du schon hier von Elias besonderer Reaktion auf Musik.


    Für mich ist das an diese Stelle noch nicht so spezifisch auf Musik bezogen, sondern er reagiert in besonderer Weise auf die Klänge der Welt, was auch das Geräusch des fallenden Schnees für ihn sein kann. Die besondere Beziehung zur Musik entwickelt er für mein persönliches Empfinden erst später.


    Aber die Sichtweisen können ja sehr verschieden sein.


  • Bei mir steht im Klappentext nichts von Musikalität, und das ist auch gut so. Ich finde nicht, dass sie der Kern der Sache ist, aber davon später!


    Hast du das Buch schon gelesen? Es kommt mir nämlich so vor.


    Bei mir ist es das 2. Mal. Ich habe den Roman vor ca. 16 Jahren gelesen. Lang ist's her.

  • In meiner Reclam- Ausgabe steht da auch nichts im Klappentext, aber schon bei der Amazon-Kurzbeschreibung wird erwähnt:

    Zitat

    über das Leben und Sterben eines musikalischen Genies


    Der Erzähler stellt in dem Kapitel Die Ungeborenen die These auf, dass viele Genies sich nie entfalten können und legt nahe, dass es bei Elias durch Lebensumstände und frühen Tod so der Fall war.


    Ich habe das zunächst als Behauptung aufgenommen, der Nachweis der Musikalität kommt erst in späteren Kapiteln. Zum Glück recht eindrucksvoll, so weit darf man wohl verraten, ohne zu spoilern.

  • Hallo Clare,


    ich habe das Buch vor 18 Jahren zum ersten Mal gelesen und dann wieder Ende letzter Woche.


    Im Klappentext der Büchergilde-Ausgabe wird Elias' Musikalität hervorgehoben - und ich wüsste nicht, warum es besser sein würde, wenn das nicht im Klappentext stünde.


    Damit wir nicht aneinander vorbei reden:


    Mit Matrix meine ich nicht Kern. Ich stimme völlig mit Dir überein: Elias' Musikalität ist nicht der Kern der Geschichte. Den würde ich irgendwo im weiten Feld der Tragik des Menschseins und der Gefahr des Scheiterns orten (bzw. der Gewissheit des Scheiterns aufgrund der Unausweichlichkeit des Todes - falls man sich dieser Interpretation anschließen möchte).


    Mit Matrix meine ich eher den Mutterboden von Elias' Grundkonflikt: Seine übermenschliche Musikalität stellt Anlass und Ausgangspunkt dar, seine Geschichte zu erzählen.


    Beste Grüße


    Nadja

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    ...
    Der Erzähler stellt in dem Kapitel Die Ungeborenen die These auf, dass viele Genies sich nie entfalten können und legt nahe, dass es bei Elias durch Lebensumstände und frühen Tod so der Fall war.


    Ich habe das zunächst als Behauptung aufgenommen, der Nachweis der Musikalität kommt erst in späteren Kapiteln. Zum Glück recht eindrucksvoll, so weit darf man wohl verraten, ohne zu spoilern.


    Wer weiß wie viele Genies durch die Welt gehen, unentdeckt und vielleicht nie mit dem Gegenstand ihrer Genialität in Berührung gekommen, in früheren Zeiten sicher noch viel mehr als heute.
    Heute werden die meisten Kinder früh auf jeden mögliche Weise gefördert, aber eben auch nicht alle.
    Wie viel der Welt so vielleicht schon verloren gegangen ist...Damals wie heute...

  • Halo,


    ich bin jetzt auch mit dem 1. Abschnitt durch.


    Positiv aufgefallen ist mir auch die Sprache. Das ist für einen "modernen" Schriftsteller schon sehr ungewöhnlich, für mich als Leser nicht einfach zu konsumieren, manchmal durch ungebräuchliche, dialektale Ausdrücke schwer zu verstehen, bringt aber die Erzählung wirklich so richtig in die Zeit hinein. Ich konnte mir das triste, unwohnliche, harte und kalte Leben in diesem Bergdorf dadruch so richtig gut vorstellen.


    Mit der Geschichte selber habe ich da schon mehr Probleme. Bis jetzt musste ich mich echt etwas zwingen, bis hierher weiterzulesen, weil ich das meiste doch irgendwie abstoßend finde. Die Beziehung der Eltern zu ihrem Sohn, die Art und Weise, wie die Dorfbewohner miteinander agieren und das scheinbar allgemein recht stumpfsinnige Leben in dem Dorf, wirken auf mich so kalt und fremd, dass ich mich bisher noch ziemlich durchquäle.


    Bin aber gespannt, wie sich alles weiterentwickelt, da mir im Moment die Zusammenhänge auch noch nicht so aufgegangen sind...


    LG,
    Babs

  • Hallo Babsbara, ja stimmt, wirklich positiv ist die Stimmung in diesem ersten Abschnitt nicht, und auch das Ennde scheint ja eher depressiv zu werden. Kann einen schon etwas runterziehen, aber dafür ist die Sprache wohltuend. Die Kindheit von Elias ist wirklich mitleiderregend.


  • Ich meine vor allem die Stelle direkt nach seiner Geburt, als das Singen der hebamme ihn zu Atmen bringt und bei der Taufe, als er so stark auf die Klänge der Orgel reagiert.

  • Zitat

    Original von Amalia
    Hallo Babsbara, ja stimmt, wirklich positiv ist die Stimmung in diesem ersten Abschnitt nicht, und auch das Ennde scheint ja eher depressiv zu werden. Kann einen schon etwas runterziehen, aber dafür ist die Sprache wohltuend. Die Kindheit von Elias ist wirklich mitleiderregend.


    Hm, positive Stimmung kann man von diesem Roman wahrscheinlich nicht erwarten.
    Aber ich finde, die Geschichte hat trotz aller Düsternis etwas Erhabenes, brigt die Entwicklung von etwas Großem, und das macht, dass sie mich nicht runterdrücken kann.

  • Auch ich bin von der Sprache hin und weg! In jedem Satz steckt so viel bildhaftes, so viel Interpretationspotenzial.


    Der Vergleich direkt am Anfang von Schlaf und Tod weist schon auf die zentralle Bedeutung des Todes hin, der ja der Bruder des Schlafes ist (wo wir wieder beim Titel wären).


    Schon das sein Leben rettende Tedeum weist auf Elias´ spätere Musikalität hin. Wirklich toll.