Aufgelaufen [Kindle Edition] -Michael Köhn

  • Kurzbeschreibung von Amazon:


    Kurzbeschreibung
    Pierre, der eigentlich Alfred heißt, hasst seinen Vater. Seine Mutter, die für ihn nach Honig, Kräutercreme, Kernseife und Parfum aus einem Flakon riecht, die liebt er dagegen über alles. Und Ersteres resultiert aus Letzterem, denn sein alter Herr war es, der seine Mutter in den Selbstmord trieb; daran besteht für Pierre jedenfalls kein Zweifel.
    Überdies war Pierre stets das Böse, sagten sie zumindest immer. Die Anderen. Und Pierre akzeptierte diesen Beinamen nicht nur, sondern er polierte ihn gar heraus. Mit Taten. Bis in die Gegenwart hinein. Der freiwillige Kriegseinsatz war dabei bloß die logische Konsequenz aus Orientierungslosigkeit und Flucht vor seinem Vater - und allem anderen.
    Als Pierre nach fünf Jahren aus dem Krieg heimkehrt, ziemlich anders als vorher, sucht er seinen Vater Paul auf, den ehemaligen SS-Mann, will reden. Ernsthaft reden. Stattdessen verliebt er sich aber in Effie, Pauls junge Geliebte – genauso wie sie sich in ihn verliebt. Folglich nimmt der Hass auf seinen Vater neue Dimensionen an.
    Als Paul schließlich hinter das Techtelmechtel der beiden kommt, schnappt er sich im Rauschzustand ein Messer und sticht gnadenlos auf Effie ein. Bis Paul dazwischenkommt und seinen Vater Opfer des beim Militär tausendfach geprobten Tötungsgriffes werden lässt.
    Der Knast kommt, die Show beginnt.


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    Ein turbulenter Roman über ein Leben, das einem Überholvorgang auf dem Seitenstreifen gleicht; unvermeidlich dabei die Kollisionen mit den Gefühlen der ein oder anderen Seele. Pierre hierin ein Mann, der nichts Geringeres sucht als die absolute Freiheit, die oft genug auf Grund läuft, paddelt, nach Luft schnappt und lediglich ganz selten bis an die Oberfläche kommt, um durchzuatmen.


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    Die geschätzte Seitenanzahl seitens Amazon ist nicht korrekt. Die Printausgabe besitzt 125 Seiten.


    Über den Autor (Amazon)


    Homepage: www.literatalibre.de


    Mein Erzeuger diente als Kriegsfreiwilliger bei der SS (SS-Kavallerie-Division)
    Meine Mutter arbeitete als Geschäftführerin in Sachen Damen-Konfektion bei Juden (Kohnreich und Blumenthal. Trotz dieser Differenz in Gesinnung und im Handeln heirateten sie 1938 (und ließen sich 1952 scheiden).
    Geboren wurde ich 1942 in Berlin, - in der von meinem Großvater väterlicherseits ausgesuchten privaten Entbindungsklinik 'erster Klasse' eines Dr. Mackenrodt in der Bendlerstraße Nr. 19. Die Klinik des Dr. Mackenrodt befand sich in einer renommierten Gegend (Bezirk Tiergarten), unweit des Oberkommando des Heeres, bis sie 1943 ausgebombt wurde.
    Zu der Zeit hatte mein Großvater väterlicherseits noch einiges an Geld und bezahlte die Entbindung, um später zu Behaupten an mir und den Umständen pleite gegangen zu sein; dabei war ich lediglich eine Zangengeburt. Und Zangengeburten sind nicht allzu teurer. Jedenfalls billiger als Kaiserschnitte.
    Meine Mutter und mein Erzeuger bewohnten direkt am Schillerpark in Berlin- Wedding eine Zweieinhalbzimmer- Wohnung.
    Meine Großeltern väterlicherseits bewohnten in Berlin- Moabit eine Altberliner Wohnung von 8 Zimmern und hielten Personal.
    Meinem Großvater mütterlicherseits starb schon Ende 1942, also kurz nach meiner Geburt, die Frau an Krebs. So hatte ich eine Großmutter weniger.
    Mein Großvater mütterlicherseits wohnte in Berlin- Moabit in einer winzigen Werkswohnung der Fa. Schering, wo er als Tischler arbeitete.


    Nach einem Bombenangriff und dem Einsturz des Wohnhauses in dessen Luftschutzkeller wir uns befanden, bin ich mit Großvater und meiner Mutter für 2 Tage verschüttet gewesen. Mein Großvater mütterlicherseits wurde dabei verwundet und zog nach seiner Gesundung in eine Laube nach Berlin- Buch. Dort konnte ich nach dem Krieg 'als Tarzan' herrlich in den Haselnusssträuchern klettern.
    Mein Großvater väterlicherseits schrieb an der Regimentsgeschichte 'Erstes Garde-Feldartillerie-Regiment und seine Reitende Abteilung in zwei Teilen, Oldenburg, Verlag Stalling, 1928, 541 + 391 Seiten', bis er pleite war.
    Wenn der nach dem Krieg meine Mutter besuchte (um sich satt zu essen), musste ich zur Begrüßung und zum Abschied die Hände an die Hosennaht legen, einen Diener machen und ihm danach auch noch die Hand geben.
    Mein Großvater mütterlicherseits war Tischler (er baute mir aus Abfall- Holz erst ein Schaukelpferd und später einen Tretroller, die er mir jeweils zum Geburtstag schenkte).
    Dem Großvater väterlicherseits ging schon während des Krieges neben dem Geld auch das Personal aus, weil die Männer an die Front mussten und die Frauen in die Rüstung.
    Mein Großvater mütterlicherseits war für die Front zu alt, er hätte aber als Tischlergeselle in die Rüstung gekonnt, was er aber nicht wollte.


    Mein Großvater väterlicherseits wäre gerne in den Krieg gezogen - auch weil (seine) die Frau ihm egal war. Leider war auch er für die Front zu alt. Ich hätte es ihm im nach herein noch so gewünscht in der 6. Armee seine Bestimmung gefunden zu haben.
    So blieb und war mir mein Großvater väterlicherseits 'nicht nur wegen des Diener machen und Hand geben und der verpasste Gelegenheit an der Ost- Front zu sterben' egal. Und auch dessen Frau - als Großmutter - war mir abscheulich egal, weil die streng nach Juchten roch, und ich sie bei der Begrüßung und zum Abschied IMMER auf den karminrot geschminkten Mund küssen musste.
    Mann, was war ich froh, als die Russen sie beim Einmarsch 1945 von den Beinen holten (wie Mutter ihrer Freundin erzählte) - und die Großmutter deswegen nicht mehr richtig laufen konnte.


    Oder so:


    Geboren in Berlin, lebt der Autor in Hitzacker/Elbe. Er schreibt Prosa und Lyrik in einem ihm eigenen Stil, lotet in seinen Arbeiten die Tiefgründe im Menschen aus.


    Gedruckt sind Teile seiner Arbeiten in Literaturzeitschriften usw. zu finden:
    Federwelt 36, Asphaltspuren 0, Lesestoff Leipzig 7, Lit.Cafe 3, Federwelt 42, Asphaltspuren 1, Edition Schreib*kraft 11, Federwelt 61, Edition Schreib*kraft 15, Lerato Verlag - Anthologie 'Groteske Welt', Asphaltspuren 8, Anthologie 'Faltherzen' 2011, usw.



    Meine Meinung:




    Aufgelaufen ist nicht nur die Geschichte eines Gestrandeten, es ist eine Milieustudie. Hart und schonungslos, realistisch, teilweise mit fast feiner Poesie und klugem Wortwitz geschrieben. Pierre, ein Alkoholiker, Flussschiffer und Kleinkrimineller,den man nicht grade als sanftmütig und nett beschreiben kann, der oft ziemlich brutal ist, andere Menschen benutzt und doch auch manchmal schwach und liebebedürftig wirkt. Ich muss ganz ehrlich sagen, obwohl ich verstehen konnte, warum er so ist, wie er ist, ich hätte ihn beim Lesen manchmal an die Wand schmeißen können. Sein Umgang mit Schwächeren verrät viel über seinen Charakter. Ein Leben wie ein „Überholen auf dem Standstreifen“ so wie es ja schon in der Buchbeschreibung von Amazon steht, natürlich ohne jede Rücksicht auf sich oder andere…Es fällt mir schwer, mit ihm Mitgefühl zu haben. Die eigene Freiheit, so groß sie auch sei, endet halt immer da, wo die Freiheit des nächsten beginnt. Pierre kann, wenn er will, anders leben, vielleicht geht das ja nur, wenn jemand für ihn da ist, ihm hilft, ihn an der Hand nimmt. Ich denke jedoch, er muss es selber wollen, anders geht es nicht, denn sonst kommen nur immer wieder neue Abhängigkeiten.
    Auf jeden Fall sehr gut geschrieben, man wird in die Geschichte hineingezogen, lernt einen Menschen kennen, den man nicht so schnell vergisst.
    Michael Köhn versteht es zu schreiben, er hält der Gesellschaft einen Spiegel vor, der genau das zeigt, was sie lieber nicht sehen will.