Sündenböcke – Driss Chraibi

  • Verlag: Donata Kinzelbach
    1994
    174 Seiten


    OT: les boucs
    Aus dem Französischen von Stephan Egghart


    Kurzbeschreibung laut Rückseite:
    Sündenböcke …
    .. zeichnet ein erschütterndes Bild von der Situation der marokkanischen Emigranten im vielversprechenden Frankreich –
    trotzdem liest sich das Buch nicht als Traktat des Jammerns oder gar des Selbstmitleids.


    Über den Autor laut Rückseite:
    Driss Chraibi ist ein Autor aus Marokko, der mit Humor und Unbeschwertheit die Herzen der deutschen Leser erobert.


    Mein Eindruck:
    Der Roman wurde schon 1955 geschrieben, hat aber in der deutschen Ausgabe ein Nachwort des Autors von 1976, in der er sich fragt, ob er 20 Jahre später noch einmal ein so ein grausames Buch hätte schreiben können.


    Das Buch beschäftigt sich mit der problematischen Situation von nordafrikanischen Emigranten in Frankreich, die dort einem latenten Rassismus ausgesetzt sind und oft ärmlich leben. Das Zusammenleben zwischen Arabern und Europäern ist schwer gestört.


    Stellvertretend ist die Hauptfigur. Ein Schriftsteller aus Marokko, der in Frankreich mit einer Französin zusammenlebt. Sie haben ein gemeinsames Kind. Er kommt gerade nach 6 Monaten aus dem Gefängnis. Anlass war eine Schlägerei mit einem Mann, der seine Frau als Araberhure beleidigte. Jetzt ist auch noch das Kind krank und finanziell sind sie am Ende. Es ist eine beklemmende Stimmung, die vorherrscht
    Das erzeugt in dem Mann einen Hass, er verändert sich, trinkt und wird gewalttätig, obwohl er sich als Intellektueller eigentlich mit einen aufrüttelnden Buch wehren wollte.


    So wird der Roman überraschenderweise in erster Linie zu einer Anklage gegen diejenigen Araber, die sich als Opfer betrachten und sich alles gefallen lassen. Ein Text gegen resignierendes Selbstmitleid.


    Wieder hat mich Driss Chraibis ausdrucksstarke Sprache beeindruckt, obwohl diesmal sein grimmiger Humor weitgehend fehlt. Er arbeitet mit Perspektivwechseln, die den Text beleben.


    Ich gebe dem Buch 7 Punkte.