So bitterkalt - Johan Theorin

  • Johan Theorin - So bitterkalt


    Inhalt:


    Kaum ein Bewerber findet den Weg nach Valla an die schwedische Westküste. Jan Hauger aber kommt, und er besitzt viel Erfahrung und glänzende Zeugnisse. Doch es ist kein Zufall, dass sich der junge Erzieher in dem außergewöhnlichen Kinderhort vorstellt. Durch einen unterirdischen Gang ist der Hort mit der psychiatrischen Klinik des Ortes verbunden. So sollen selbst die als hochgefährlich eingestuften Insassen durch den Kontakt zu ihren Kindern schneller in ihr Leben zurückfinden. Damit hat Jan kein Problem, im Gegenteil, er braucht diese Stelle unbedingt und ist bereit, dafür einiges in Kauf zu nehmen. Denn Jan hat ein unliebsames Geheimnis: Bei einer seiner früheren Stellen ging ein Kind verloren, das erst nach Tagen auf nie geklärte Weise wieder auftauchte. Und das ist nicht der einzige Fleck auf Jan Haugers Weste. Warum aber will er nun ausgerechnet in Valla arbeiten? Und was verbindet ihn mit dem psychopathischen Mörder Ivan Rössl, der seit Jahren in der Klinik behandelt wird?


    Autor:


    Johan Theorin, geboren 1963 in Göteborg, gehört zu den erfolgreichsten Krimiautoren seines Landes. Die ersten drei Bände seines Öland-Quartetts wurden mit dem Preis für das Beste Krimidebüt und den Besten Kriminalroman des Jahres sowie dem renommierten englischen CWA International Dagger Award ausgezeichnet und in zahlreiche Sprachen übersetzt. "So bitterkalt" spielt an der schwedischen Westküste und gehört nicht zum Öland-Quartett.


    Meine Meinung:


    Das Buch ist sehr schwer zu rezensieren, ohne zu viel zu verraten.


    Ich beginne mal mit dem Cover. Das Buch heißt So bitterkalt, aber durch den Druck lässt es sich auch als "so bitter" und "kalt" extra lesen. Kälte ist ein Element, das in dem Buch vorkommt, obwohl es dabei nicht den Winter beschreibt. Es beschreibt Kälte in den Herzen und dabei nicht die, die durch Gefühllosigkeit oder fehlende Empathie hervorgerufen wird, sondern eine Kälte durch Einsamkeit. Eine kalte Leere...


    "So bitter" passt sehr gut, wenn man das letzte Kapitel gelesen hat. Dazu kann ich dann allerdings auch direkt anfügen, dass mich das Ende unbefriedigt zurückgelassen hat. Mir fehlte dort Jan, den man im gesamten Buch schließlich begleitet hat.


    Das Buch spielt mit "krank" und "normal", was Sankt Patricia bzw. Sankt Psycho wie es genannt wird, anbelangt. Man lernt im Laufe des Buches schnell, dass nicht immer all diejenigen, die außerhalb der Klinik leben "normal" oder "gesund" sind und all diejenigen, die hinter den Mauern von Sankt Psycho leben/lebten "krank" sind...


    Jan beginnt seine Arbeit in der Vorschule, die Sankt Patricia angegliedert ist und man lernt sehr intensiv den Kollegenkreis kennen. Da wird schnell klar, dass es verschiedene Charaktere sind, die dort aufeinander treffen, die alle einen anderen Arbeitsstil mit den Kindern haben und die im Privaten auch mit "Schattenseiten" ausgestattet worden sind.


    Das Buch hat Gegenwartskapitel, die sich um Jans Arbeit und alles um Sankt Psycho bewegen, daneben gibt es aber auch zwei Vergangenheitsebenen. Jans Geschichte wird erzählt und Jan selbst hat ein dunkles Geheimnis aus seiner Zeit als frisch gebackener Erzieher in der Tagesstätte "Luchs", was hineingewoben wird. Ebenso wie er als Teenager in der "Klapse", einer Kinder- und Jugendpsychiatrie saß und dort Alice Rami kennen und lieben lernte. Das gab dem Buch einen kleinen Liebesplot...Jans eigenes Leben war nicht immer leicht, da werden auch Phasen schwersten Mobbings erzählt, Zeiten, in denen er Opfer war - und aus denen er bis in die Gegenwart ausbricht, indem er an einer Comicreihe namens Der Scheue und die Viererbande zeichnet, die eben seine eigene Vergangenheit verarbeiten helfen soll.


    Die drei Geschichten hängen ineinander verwoben zusammen und mit fortschreitender Seitenzahl wird einem alles klar - aber dann ist das Buch nicht zuende und das wirkliche Ende hat mich leider enttäuscht, was meine Punktzahl dann auch erklärt.


    Zur Sprache. Das eine oder andere Male musste ich sogar schmunzeln, bspw. als Jan aus dem Fenster seiner neuen Bleibe in Valla sieht und die Parkplatzsszenerie als typisch schwedisch bezeichnet mit vielen Volvos, einigen Saabs und ganz wenig anderen Automarken.


    In Jan konnte man sich sehr gut hinein versetzen und seine Entwicklung beobachten.


    Immer wieder weckte der Autor in Szenen etwas auf, von dem man ich Gefühl bekam, dass man in einen dunklen Abgrund der Seele hinabsteigt oder gar jemand hinter seiner Fassade nach außen einen solchen tief in sich verbirgt, der aber langsam nach außen dringt...


    Ebenso konnte ich mir viele Alternativen selbst ausmalen, hinsichtlich bspw. des Grunds warum Jan nach Valla geht oder warum Jan andere Dinge getan hat und das beschreibt es eigentlich sehr schön. Das Warum kreiste immer in meinem Kopf und durch die drei verschiedenen Zeitebenen und deren Geschichten, die chronologisch weitergehen, wurde es dann irgendwann klarer.


    Schade (wegen dem Ende): 8 Punkte.

  • Jan Hauger bewirbt sich als Vorschullehrer für eine Kindergruppe, die St. Patricia, einer großen psychiatrischen Klinik, angeschlossen ist. Den betreuten Kindern soll durch diese Vorschulgruppe der Kontakt zu ihren Eltern ermöglicht werden, die Patienten der Klinik sind. Die außerhalb der Klinik liegende Kita ist mit dem Gebäude durch einen Gang verbunden, durch den die Mitarbeiter die Kinder zu ihren Besuchsterminen bringen. Jan hatte noch nie eine unbefristete Erzieher-Stelle, bisher hat er immer nur Vertretungen übernommen. Seiner Vorgesetzten scheint an dem fast Dreißigjährigen nichts aufzufallen, der aus seinem Vorleben nicht viel mehr als ein Zeichenbrett mitgebracht hat. Marie-Luise behandelt Jan wie einen Berufsanfänger, und er nimmt die Situation klaglos hin. Wie die Erzieher den Kindern bei der Heilung ihrer seelischen Blessuren helfen sollen, bleibt rätselhaft, denn Chefin Marie-Luise dringt darauf, dass die Vorgeschichte der Kinder den Mitarbeitern verschlossen bleibt. Nach kurzer Einarbeitung übernimmt Jan auch den Nachtdienst in der Kindergruppe. Während die Kinder schlafen, fühlt Jan sich in sonderbarer Weise von den eingezäunten, martialisch wirkenden Gemäuern des psychiatrischen Krankenhauses angezogen. In so einem riesigen Gebäude wird es vermutlich düstere Gänge, unbenutzte Räume und Aufzüge geben, von denen nur wenige Mitarbeiter wissen. Verknüpft ist Jans Obsession für die psychiatrische Klinik mit seiner Schwärmerei für die Musikerin Alice Rami, der er sich offenbar eng verbunden fühlt. Kleine Kinder, von denen unklar ist, ob es überhaupt noch ein Familienmitglied als Erziehungsberechtigten in ihrem Leben gibt, ein mit seinen kindlichen Gedanken höchst sonderbar wirkender Erzieher und eine Vorgesetzte ohne nennenswerte heilpädagogische Qualifikation - allein schon in dieser Ausgangssituation stellen sich beim Lesen die Nackenhaare auf. Eine Frau, die offenbar für einen in St. Patricia einsitzenden mehrfachen Mörder schwärmt, steigert die Gruselwirkung, auch wenn zunächst noch nicht klar ist, in welcher Beziehung sie zu Jan und den Kindern steht. Mehrere miteinander verknüpfte Zeitebenen, die auch Jan nicht deutlich voneinander zu trennen vermag, geben neue Rätsel auf. Nach einem für mich supergruseligen Start zog sich der Hauptteil wenig spannend zu einem Finale, das ich so nicht vorausgesehen hatte.


    "So bitter kalt" hat keine Ähnlichkeit mit Theorins Krimiserie, die auf Öland spielt. Nach ersten Anpassungsproblemen und einer schwächelnden Spannungskurve habe ich mich schließlich vom verblüffenden Schluss des Kriminalromans wieder versöhnen lassen.


    Unentschlossene 8 von 10 Punkten

  • Ich habe bisher nur einen Roman von Johan Theorin als Hörbuch gehört und war von der Erzählweise gar nicht begeistert. Aber der Inhalt von "So bitterkalt" klang so vielversprechend, dass ich es versuchen musste. Ich wurde nicht enttäuscht. Schon nach wenigen Seiten war ich gefangen von dem Buch.


    Es geht um Jan Hauger, der als Jugendlicher von seinen Schulkameraden aufs übelste gemobbt wurde. Als er schließlich einen Selbstmordversuch überlebt, wird er in eine psychiatrische Klinik eingewiesen und lernt Alice Rami kennen, die seine Gedanken sein Leben lang begleitet.
    Jahre später macht er eine Ausbildung als Erzieher und versucht Alice zu rächen. Als er sie schließlich in einer psychiatrischen Klinik wieder gefunden hat, versucht er alles um sie wieder zu treffen. Mehr möchte ich eigentlich auch nicht verraten, weil das Buch sonst an Spannung verliert.


    Das Buch ist auf zwei Zeitebenen geschrieben. In der Gegenwart, in Jans Jugendzeit und zu Beginn seiner Berufslaufbahn. Stück für Stück setzt sich das Wissen um ihn und was ihn gedanklich quält zusammen, so dass am Ende keine Fragen offen bleiben. Etwas gestört hat mich das Ende, da ich ein Gerechtigkeitsmensch bin und gern gewusst hätte, wie Jan sich aus allem herausredet.


    Alles in allem hat mir das Buch richtig gut gefallen und ich war überrascht, dass mich das Buch so mitgerissen hat. Vielleicht sollte ich mich doch noch mal an ein anderes Theorin-Buch wagen.

  • Ich habe das Buch letztes Jahr auf schwedisch gelesen. Ich fand es sehr spannend und auch diesmal mochte ich den Schreibstil des Autoren.
    Präzise, aber kurz und bündig.
    Die Personen waren allesamt recht eigenartig, fand ich. Passten irgendwie mit ihren Problemen zur drückenden Atmosphäre der Anstalt.
    Die Rückblenden in die Vergangenheit fand ich sehr gut. Man ist sich nie ganz sicher Wer Jan eigentlich wirklich ist. Und überhaupt ist es für mich wieder so ein Buch gewesen, wo so ziemlich jeder mal verdächtigt wird :)

  • Ich kenne alle Bücher des Autors und empfand sie als unterschiedlich stark. "Öland" war interessant und auch spannend, evtl etwas langsam, "Nebelsturm" ist für mich das stärkste Buch, mein Highlight. Von "Blutstein" war ich enttäuscht. "So bitterkalt" ist tatsächlich etwas anders als die Öland-Bände. Es beginnt durchaus interessant, hängt ein kleines bißchen in der Mitte, aber ab der Hälfte hat es mich so richtig gepackt. "So bitterkalt" das das trostloseste Buch bisher, es ist traurig und melancholisch und erzählt von den seelischen Abgründen der Menschen. Es ist tatsächlich schwierig, viel zu Inhalt zu sagen. Hati hat das sehr schön hinbekommen. Mehr möchte ich dazu auch nicht sagen um nicht zu viel zu verraten.


    "So bitterkalt" hat mir gut gefallen, auch wenn es mich etwas traurig zurücklässt. Johan Theorin bleibt jedenfalls auf meiner "Kauf ich"-Liste.


    Von mir 8 Punkte

  • Mich hat es ein wenig enttäuscht, das Buch "So bitterkalt". Es wurde mir von meiner Bibliothekarin empfohlen, die weiß, dass ich gerne spannendes lese.
    Leider empfand ich es als nicht so spannend, phasenweise plätscherte es so vor sich hin...
    Vor allem aber hat sich das Ende für mich als zu offen, unbefriedigend entpuppt, etwas wonach ich ein Buch dann doch auch oft beurteile.


    Jaune

    "Vorrat wünsche ich mir auch (für alle Kinder). Nicht nur Schokoriegel. Auch Bücher. So viele wie möglich. Jederzeit verfügbar, wartend, bereit. Was für ein Glück." Mirjam Pressler

  • Ich habe das Buch gerade begeistert beendet.


    Es fängt gemächlich an und steigert sich immer mehr. Den Schreibstil fand ich sehr atmosphärisch und flüssig zu lesen. Es plätschert so vor sich hin um dann irgendwann Fahrt aufzunehmen. Ich habe es nicht als üblichen Kriminalroman gelesen (wie die anderen Bücher von Theorin auch), sondern als eine gute psychologisch erzählte Geschichte.


    Mir hat das Ende gut gefallen! Das nicht alles mit auf das kleinste auserzählt wurde, dass man sich selber so einiges denken kann.


    1 Punkt Abzug mache ich, weil am Ende war es mir fast zu viel an "Action". Ich hatte so ein wenig das Gefühl, da musste dann noch der "Krimi" hineingepackt werden.


    Ich warte sehnsüchtig auf Nachschub von dem Autor und bin von der Art und Weise wie er Geschichten erzählt begeistert!


    9 Eulenpunkte :-]