Der Film: "...When you boil it all down what does a man really need? Yust a smoke and a cup of coffee!"
Ein einsamer Saloon, irgendwo draussen im Nirgendwo. Doch schon bald wird hier die Eisenbahn durchkommen, und das Stückchen Wüste wird viel Geld wert sein. Vienna weiß das, deshalb hat sie hier gebaut, auch wenn die Bewohner der nicht all zu fernen Stadt sie mit Argwohn und Mißtrauen betrachten.
An diesen Ort kommt eines Tages ein Reiter, nur eine Decke und eine Klampfe als Gepäck.
"The Name is Johnny.. guitar"
"Thats no name!"
"Anybody care to change it?"
Die Postkutsche wurde von vier Männern überfallen und Emmas Bruder getötet - für die Stadtbewohner, allen voran Emma, ist klar, das nur der "Dancing Kid" und seine Freunde dafür verantwortlich sein können. In Viennas Saloon treffen sie erstmals alle zusammen.
"Down there I sell Whiskey and cards - all you can by ab here is a bullet in the head!" (Vienna)
Kid und seine Freunde bekommen 24 Stunden Zeit, die Gegend zu verlassen. Da sie sowieso gehen müssen beschließen sie vorher noch die Bank zu überfallen - wo gerade zu diesem Augenblick Vienna einiges Geld abhebt.... für die Bürger der letzte Beweis ihrer Schuld und ihrer Zugehörigkeit zu der "Bande" des Dancing Kid....
Meine Rezension: Als Film ist Johnny Guitar schwer zu fassen. "Er sieht aus wie ein Western, ist aber keiner." sagt Martin Scorsese.
Der Western ist hier nur eine Kuppel, getragen von mehreren Säulen des Subtextes. Es geht um eine fanatisierte Masse, die der lautesten Stimme folgt - in diesem Fall ist das die Stimme Emmas.
"You can't shoot all of us!" (Emma)
"Two of you will do!" (Vienna)
Sie will den Dancing Kid, und sie ist darob so beschämt, das sie ihn tot sehen will. Das Thema unterdrückte Sexualität war bisher dem Film Noir vorbehalten, hier schlüpft sie nun in die Taschen des Westerngewandes.
Die "guten" Bürger tragen hier Schwarz - sie kommen vom Begräbnis - wenn sie Jagd auf Kid, seine Jungs und Vienna machen- die Farbe des Bösen im klassischen Western.
Philip Yordans Drehbuch (nach dem Roman von Roy Chanslor) ist gespickt mit zitierfähigen Zeilen, mehr als jeder andere Western den ich kenne. Kaum ein anderer Film hatte je ein so kraftvolles Drehbuch, kaum einer eine so starke Regie wie die von Nicholas Ray, welcher es schafft eine Spannung zu erzeugen, um welche ihn Hitchcock beneidet haben dürfte! Zusammen mit einer bis in die Nebenrollen starken Besetztung ragt dieser Film meilenweit über das amerikanische Durchschnittskino hinaus.
Sterling Hayden war ein berühmter Schauspieler, doch erst Johnny Guitar machte ihn unsterblich, an der Seite einer Joan Crawford, die ihrer langen Reihe von großen Kinorollen hier den Höhepunkt ihrer Laufbahn hinzufügt!
Vordergründige Action sucht man hier vergebens, viele Scenen wirken wie ein Theaterstück - die ganze Leinwand ist Bühne...
Die großen Augenblicke dieses Films spielen sich tatsächlich alle in Innenräumen ab - Aussenaufnahmen bringen die Darsteller nur von einem Ort zum anderen. Unvergessen Haydens erster großer Auftritt im Saloon, sein "Coffee and smoke"-Monolog, oder Joan Crawford am Klavier, die Titelmusik aus Victor Youngs großartigem Score spielend, als die Posse kommt sie zu hängen.
Es ist sicher leicht, mit diesem Film nichts anfangen zu können, zu sehr narrt er den Zuschauer. Wo sah man je Ihn sich besaufen und sie um Liebesbezeugungen anflehen in einem Western? Wo in diesem Genre war Sie je die Starke, Er der Schwache? Wo im Western war der "Gunfighter" je der psychisch labile (Guncrazy)?
Wann wurde je ein Film ein Genreklassiker, obwohl er garnicht in das Genre gehört?
"Johnny Giutar" hat für mich - und ich habe ihn sicherlich mehr als 100 mal gesehen - noch immer nichts von seinem Reiz verloren, noch immer bekomme ich bei den Schlüsselscenen eine Gänsehaut, spule zurück, um sie noch einmal sehen zu können, obwohl ich sie längst auswendig mitsprechen kann.