Anima – Jürgen-Thomas Ernst

  • Erschienen im Verlag: Braumüller Literaturverlag aus Österreich
    Gebundene Ausgabe: 251 Seiten
    2010


    Kurzbeschreibung:
    Anselm Ender läuft, wie andere atmen. 1866 im westlichsten Kronland der Monarchie in triste Verhältnisse geboren, wacht der Vierjährige eines Nachts auf und rennt, von innerem Zwang getrieben, stundenlang durch taufeuchte Wiesen und Wege des Vorarlberger Riedlandes. Als Kind und junger Mann verdingt sich Anselm in einer Textilfabrik, als
    Schweinehirte und Holzarbeiter. Jede dieser Stationen ist von Ausnutzung und Erniedrigung geprägt, und jede endet tragisch: mit Unglücksfällen, Krankheiten und Tod. Das Laufen bleibt dabei sein Fixpunkt, sein Halt. Als seine geliebte Mutter umkommt, beschließt er, sich selbst zu töten durch einen Dauerlauf, ohne Wasser zu trinken. Doch Anselm verfügt über ungeahnte Ausdauer, nur eine von mehreren ungewöhnlichen Fähigkeiten dieses sonst in jeder Hinsicht benachteiligten jungen Mannes
    Dem Vorarlberger Newcomer Jürgen-Thomas Ernst gelingt ein ungewöhnlicher historischer Entwicklungsroman und eine fesselnd zu lesende Parabel um das Vorwärtskommen, das Ankommen und die Natur des Scheiterns.


    Über den Autor:
    Jürgen-Thomas Ernst, geb. 1966 in Lustenau/Vorarlberg. Für seine Theaterstücke erhielt er zahlreiche Stipendien und Preise, u. a. den Wimberger Literaturpreis und den Theodor-Körner-Preis.


    Mein Eindruck:
    Das Buch ist gut recherchiert, soweit ich das beurteilen kann.
    Das schwere, armselige Leben eines Außenseiters im Voralberg des 19.Jahrhunderts (1866-1899) wird nachgezeichnet. Anscheinend ausgehend von aus dieser Zeit aufgefundenen Aufzeichnungen.


    Die Sprache besitzt hohe Intensität, zeitbezogen ist sie teils altmodisch wirkend, dadurch besonders glaubhaft
    Bei manchen Figuren sind die Charakterzeichnungen so, dass sie Klischees erfüllen, also z.B. schwach oder gewalttätig sind, aber damit liegt der Autor vermutlich aufgrund der harten Lebensbedingungen nicht immer falsch.
    Das Ende des Buches hat mich überrascht, ich halte es für sehr gelungen.
    Zur Hauptfigur baut er eine gewisse Distanz auf, das prägt den Stil deutlich. Es wird dadurch zu einem anspruchsvollen Text..
    Die sprachliche Leistung grenzt sich vom durchschnittlichen historischen Unterhaltungsroman durch harte, deprimierende Schilderungen ab.
    Der zweite Platz beim Sir Walter Scott-Preis des Quo Vadis ist sehr verdient.