'Die Insel der Orchideen' - Seiten 079 - 182

  • In diesem Abschnitt ist ja einiges passiert.


    Johanna hält eisern an Friedrich fast. (hm ... bei dieser Wortwahl muss ich gerade irgendwie an Johanna von Orleans denken - keine Ahnung warum ;-)) Auch nach Monaten bleibt sie bei ihrer Haltung und nimmt am Ende nur auf Drängen der Mutter und der finanziellen Situation der Familie dem Antrag von Ross an. Aber dann taucht Friedrich ja wieder auf und Johanna bleibt das Leid einer Vernunftsehe erspart. Endlich kann sie ihren Friedrich ehelichen. Was zurzeit nach einem Happy End klingt, wird garantiert nicht so bleiben. Davon bin ich ganz und gar überzeugt. Immerhin gibt es noch einiges zu lesen. ;-)


    Friedrich gerät in die Hände von Piraten und durch Henrys Erzählung haben wir schon etwas mehr über Friedrichs Charakter erfahren. Dass er ein Blender ist, haben wir ja schon bemerkt. Aber nach Henrys Beschreibung bin ich mir auch sehr sicher, dass sein Freund alles daran setzt seine Ziele zu verwirklichen. Friedrich scheint mir ziemlich skrupellos zu sein. Außerdem bin ich gespannt wie sich die Zeit bei den Piraten auf seinen Charakter ausgewirkt. Ich vermute nichts Gutes. :gruebel


    Henry ist tatsächlich in Johanna verliebt. Ich hatte es schon geahnt, war mir aber nicht sicher. Bisher ist konnte er immer seine Geschäfte mit legalen Waren bestreiten, aber nun muss er auf Opium zurückgreifen, weil er sonst die Suche nach Friedrich nicht vorantreiben konnte. Henry ist wirklich ein echter Gentleman. Er treibt sein Geschäft in die Nähe des Ruins, um einen Freund zu suchen, der vorgibt jemand zu sein, der er nicht ist und sich dabei Henrys Lebenslaufes bedient, und um eine Frau glücklich zu machen, die diesen Freund liebt. Ob ich so weit gegangen wäre ... ich bin mir nicht sicher. :gruebel Auf jeden Fall bin ich gespannt, was wir da noch erleben werden.


    Leah schleicht sich immer wieder verkleidet in das chinesische Viertel und findet dort einen väterlichen Freund, der ihr nach dem Mord an ihrem Vater zur Seite steht. Doch diese Ausflüge sind nicht ohne Risiko und bei einem Überfall wird Leah von dem Sohn des reichsten Bürgers von Sumatra gerettet. Endlich entdeckt auch Leah die Liebe und kann nun ihre Schwester besser verstehen. Doch im Gegensatz zu Johannas Liebe zu Friedrich ist die ihre aussichtslos und von hoher gesellschaftlicher Brisanz (für die europäischen Einwohner Sumatras), wurde doch ihr Vater von Chinesen ermordet. Für Leah stehen schwierige Zeiten an. Hoffentlich wird ihr Selbstbewusstsein nicht gebrochen. :-(

  • Ich habe leider im Moment keine Zeit, die vielen Beiträge zu lesen, so leid mir das wirklich tut.
    Ich hole das zu gegebener Zeit nach.
    Meine Eindrücke vom 2. Abschnitt:
    Nach dem Ankommen und Warming-up mit den Hauptfiguren im ersten Abschnitt, passiert jetzt richtig viel.
    Der Vater wird umgebracht, was eine Totenstarre im wahrsten Sinne des Wortes auslöst bei seiner hinterbliebenen Familie. Alle drei trauern anders. Das wirft noch einmal ein intensiveres Licht auf die jeweilige Figur.


    Friedrich wird von Piraten verschleppt und erlebt Misshandlungen und das sinnlose Töten von Menschen, dass er traumatisiert wirkt. Die tiefe Traurigkeit und die Selbstmordgedanken kann ich gut verstehen. Mal sehen, wie Johanna damit umgehen kann und ob Friedrich es schafft, das Erlebte zu verarbeiten und sich Johanna anzuvertrauen. Oder ob seine Erziehung und Vorstellung von Stärke und Schwachheit ihn daran hindert. Ich kaufe ihm die Liebe zu Johanna ab und mir ist das Herz in meinem Mieder fast zersprungen als er bei seiner Ankunft Johanna im Brautkleid antraf. Friedrich tut mir leid.


    Auch Johanna mag ich immer mehr. Hut ab vor dieser Frau, die sich ihre Entscheidungen wirklich nicht leicht macht. Sie ist ehrlich und gerade aus und versteckt sich nicht, sondern stellt sich den Dingen. Ihre wirkliche Liebe zu Friedrich kaufe ich ihr ab und hoffe von Herzen, dass sie nicht enttäuscht wird. Der Gang zu Ross zeugt von wahrer innerer Größe. Bei dieser Szene kullerten die Tränen, denn auch Ross scheint Johanna zu lieben und sie fühlt mit ihm mit- Gefühle pur. Und mit Henry steht dann schon der dritte in der Warteschlange…


    Leahs Ausflüge zu dem Geschichtenerzähler und in die „verbotene Welt“ Singapurs genieße ich sehr. Die gefährliche, opiumgeschwängerte Stimmung kommt sehr gut rüber. Gerne wurde ich mit ihr noch alles viel genauer beobachten und selbst den Geschichten Khos lauschen. Für ihre Ausflüge habe ich vollstes Verständnis, wenn auch sie nicht verschont bleibt. Dass sie natürlich von dem reichsten und schönsten Chinesen errettet wird, nun ja, ist etwas märchenhaft und der Ruf nach dem Sch…prinz mit dem Sch…pferd wurde endlich erhört. Zumindest für den Anfang.

    Mit Ross Bowie (sorry, aber als ich den Namen zum ersten Mal las, musste ich grinsen- eine Mischung aus Ross Antony und David Bowie) kommt ein weiterer interessanter Mann ins Spiel- und was für ein Kerl! Ich liebe Männer mir grünen Augen (zumindest in Büchern), die sind immer die interessantesten. Also, Ross, von dir erwarte ich noch etwas!


    Warum Henry sich so in Friedrichs Rettung verbeißt, ist mir nicht ganz klar. Ist da mehr als nur Freundschaft?


    Mit der Sprache werde ich nicht ganz warm. Mir fehlt die gewohnte Spritzigkeit und Gewandheit. Aber sie passt zum Buch.


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    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Mir geht es so ähnlich wie Regenfisch. Habe Eure Beiträge auch noch nicht gelesen. Ich komme mit der Sprache nicht so klar es fehlt dem Buch das Jadepferd und der Schneeleo und heute Nacht habe ich mich gefragt in welches Genre ich das Buch einordnen soll. :gruebel Ich finde es zieht sich alles sehr in die Länge.


    Friedrich kann meinetwegen weg bleiben ;-)
    Henry mag ich, aber warum er Friedrich so sucht kann ich mir auch nicht erklären.
    Das er auf den Opium Handel eingeht erschreckt mich und, wenn Johanna und er wirklich zusammen kommen sollten wird Johanna ihm das nie verzeihen glaube ich.


    Leah macht ihr eigenes Ding und sie ist verliebt wie schön ich gönn es ihr.


    Bowie ist mir noch zu weit weg als das ich etwas zu ihm sagen könnte, ansonsten würde ich ja sagen los Johanna jeder ist besser als der olle Friedrich.

  • Ich finde es interessant, dass hier so viele gleich auf Ross Bowie "anspringen". Der Mann hat bisher ja nicht allzu viel Raum erhalten. Abgesehen von der Beschreibung seines Äußeren ist er als Charakter - zumindest mir - an dieser Stelle noch nicht besonders plastisch geworden.


    Das Bedürfnis nach einem markanten starken Typ, einem "Helden", ist bei den Leser(inne)n offenbar groß. ;-)

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Jetzt bin ich fertig mit diesem Abschnitt und Friedrich ist also doch wieder aufgetaucht.
    Bowie hat Minuspunkte gesammelt, weil er Johanna verständlicherweise so abserviert.
    Und doch stimmt etwas mit Friedirch nicht, das wird mir jedenfalls suggeriert.


    Leah mag ich mehr als Johanna ist sie doch so wild und ich gönne ihr von Herzen alles Glück der Welt.

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Ich finde es interessant, dass hier so viele gleich auf Ross Bowie "anspringen". Der Mann hat bisher ja nicht allzu viel Raum erhalten. Abgesehen von der Beschreibung seines Äußeren ist er als Charakter - zumindest mir - an dieser Stelle noch nicht besonders plastisch geworden.


    Das Bedürfnis nach einem markanten starken Typ, einem "Helden", ist bei den Leser(inne)n offenbar groß. ;-)


    :write Nachdem ich meine Meinung zu den einzelnen Abschnitten gepostet hatte, habe ich mir auch Beiträge der anderen Leseeulen durchgelesen und war überrascht, wie anders die Herren bei meinen Mitlesern ankamen. Entweder habe ich zu schnell die Abschnitte gelesen, denn ich hatte zu dem Zeitpunkt weder eine Anti-Haltung Friedrich als Ehemann gegenüber, noch war ich Bowie oder Henry-Fan.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Ich finde es interessant, dass hier so viele gleich auf Ross Bowie "anspringen". Der Mann hat bisher ja nicht allzu viel Raum erhalten. Abgesehen von der Beschreibung seines Äußeren ist er als Charakter - zumindest mir - an dieser Stelle noch nicht besonders plastisch geworden.


    Das Bedürfnis nach einem markanten starken Typ, einem "Helden", ist bei den Leser(inne)n offenbar groß. ;-)


    Hüstel. Bei der Autorin offenbar auch :grin

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • "Henry, Ross Bowie, der Kaiser von China. Egal! Hauptsache sie heiratet den Friedrich nicht.", das denken hier wohl die meisten. Was habt ihr nur gegen Friedrich? Er ist ein schmucker Kerl, kann mit Frauen umgehen, ich meine er küsst Johanna schwindlig.... Warum sollte sie sich nicht in den Kerl verlieben? Weil er nicht schwimmen kann? Bedenklich finde ich eher, dass er sich mit fremden Feder, sprich Henrys Asienerfahrung schmückt. Aber Hand auf´s Herz, wer hat die Wahrheit in seinen Erzählungen noch nie geschönt? Das könnte ich ihm verzeihen, wenn er sich Johanna gegenüber anständig benimmt. Als er dann gekidnapt wird und bei den Piraten leidet, hat er meine vollen Sympathien. Es gehört einiges dazu diese Tortur zu überstehen und Friedrich sammelt Pluspunkte bei mir. Auch, als er die Flucht versucht. Mein Gedanke war, dass ihn diese Erlebnisse abhärten und er zu einem besseren Kerl wird, wenn er es übersteht. Der psychische Schaden ist natürlich da, aber Johanna könnte ihm helfen, wenn er sich ihr anvertraut. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie Johanna sich entwickelt.


    Ich hätte auf jeden Fall weder Bowie noch Henry genommen. Mir hat es eher Bon Lee angetan :heisseliebe Schon als er sie im Garten seines Hauses "ertappt" hat, hab ich gehofft, dass das nicht ihre letzte Begegnung bleibt.


    Ich finde, dass Steffi es geschickt macht, dass sie ihren Roman auf zwei Heldinnnen (Johanna und Leah) aufbaut. Die eine ist authentisch für ihre Zeit, aber deshalb natürlich auch langweiliger, weil sie nicht ins chinesische Viertel geht und uns deswegen keine Abwechslung zum Herz-Schmerz-Thema bieten könnte. Leah darf spannende Sachen machen und das gefällt mir. Würde Leah die alleinige Hauptperson sein, dann müsste man Steffi vorwerfen, dass sie eine moderne Frau in ein historisches Setting setzt und das nicht zusammenpasst. Mit dem Schwestern-Kunstgriff umgeht sie diesen Vorwurf. Außerdem muss es ja auch Leahs gegeben haben, sonst wären wir Frauen wohl heutzutage immer noch die Heimchen am Herd.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Ich habe auch nichts gegen den armen Fritz. Wie beowulf schon treffend festgestellt hat: Er ist ein "Normalo". Wer beschönigt nicht hier und da seinen Lebenslauf oder andere Dinge, gerade dann, wenn es darum geht, einen Menschen, an dem einem viel liegt, zu beeindrucken? Wer hält sich nicht lieber still im Hintergrund, wenn es irgendwo einen Konflikt gibt? Die immerzu Aufrichtigen, Mutigen sind die Ausnahme, nicht die Regel.


    Die Defizite, die Friedrich hat, sind meiner Meinung nach nicht ausreichend, um ihn als schlechten Menschen zu verurteilen, sondern schlicht menschlich.


    Ich finde es lustig, wie man durch ein paar gezielte Einschübe, wie etwa die Wahrnehmung Friedrichs anderer als Blender oder Betonung seines Zögerns, sich ins Wasser zu stürzen, die Leser beeinflussen und lenken kann.


    Warum sind wir eigentlich überhaupt so kritisch mit Romanfiguren?


    Warum müssen sie für viele Leser schwarz oder weiß sein? Damit man sich sicherer und in der Geschichte wohler fühlt? :gruebel

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  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    ...
    Warum sind wir eigentlich überhaupt so kritisch mit Romanfiguren?


    Warum müssen sie für viele Leser schwarz oder weiß sein? Damit man sich sicherer und in der Geschichte wohler fühlt? :gruebel


    Ich ganz persönlich Figuren, die schwarz oder weiß sind, langweilig und auch unrealistisch. Wer ist schon durch und durch gut- und selbst im übelsten Schurken steckt auch, z.B. ein liebevoller Vater. Die Ambivalenz ist reizvoll.
    Auf jeden Fall sind die Figuren gelungen, denn sie lösen bei den Lesern Reaktionen aus und werden nicht einfach weggeschluppt.


    Auf der Suche nach einem Bild von der Thompson's-Bridge, die irgendwie das Tor von der einen in die andere Welt ist, bin ich auf diese interessante [URL=http://www.google.de/imgres?q=singapur+thompson+bridge&hl=de&biw=1580&bih=766&tbm=isch&tbnid=qB87o2ikfeaH_M:&imgrefurl=http://www.timlightnostalgia.co.uk/SingaporeThroughTheAges/River/River370.html&docid=fUF2G8QhtkF4OM&itg=1&imgurl=http://www.timlightnostalgia.co.uk/SingaporeThroughTheAges/River/Images/0017%252520%252520Singapore,%252520Thompson%2527s%252520Bridge%252520%2525201847.JPG&w=800&h=473&ei=YRKlUL6NEcnDswaEhYGIDQ&zoom=1&iact=hc&vpx=192&vpy=161&dur=4248&hovh=173&hovw=292&tx=110&ty=112&sig=106417417459169269882&page=1&tbnh=137&tbnw=236&start=0&ndsp=33&ved=1t:429,r:0,s:0,i:66]homepage[/URL] gestoßen. Stöbern lohnt sich!


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    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Ich finde es lustig, wie man durch ein paar gezielte Einschübe, wie etwa die Wahrnehmung Friedrichs anderer als Blender oder Betonung seines Zögerns, sich ins Wasser zu stürzen, die Leser beeinflussen und lenken kann.


    Warum sind wir eigentlich überhaupt so kritisch mit Romanfiguren?


    Warum müssen sie für viele Leser schwarz oder weiß sein? Damit man sich sicherer und in der Geschichte wohler fühlt? :gruebel


    Beängstigend wie diese mysteriöse Tessa White uns arme unbedarfte Leser manipuliert, gell ;-) Sie "drückt" ein paar Knöpfchen und schon darf die Heldin ihren Liebsten nicht mehr heiraten und jeder andere der des Weges kommt, wäre der bessere Kandidat, dabei könnte der liebe Henry sich im Verlauf des Buches als schwul herausstellen und Bowie als Brutalo....


    Ich bin nicht so für schwarz und weiß. Das ist mir zu langweilig. In meiner Lektüre bin ich immer auf der Suche nach Echtheit. Und in der Realität herrscht eben grau vor...

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  • Also mir gefällt das Buch richtig gut, den zweiten Abschnitt habe ich heute Abend in einem Rutsch gelesen. Es ist spannend, süffig zu lesen und einfach nur klasse geschrieben.


    Johanna gefällt mir seltsamer Weise auch immer weniger, für Leah hingegen entwickele ich stärke Sympathie. Der Schicksalsschlag den Vater zu verlieren, ich weiß wovon ich rede, ist ein einschneidendes Erlebnis, auf einmal ist nichts mehr so wie es vorher war...
    Trotzdem muss Johanna sich doch klar darüber sein, was ihr Handeln für Konsequenzen hat und Friedrich ist ein Blender, schließlich hat er sie angelogen, um sie zu beeindrucken, sorry aber ich glaube nicht, dass die beiden glücklich werden.
    Leah hingegen geht ihren Weg, sie ist meiner Meinung nach die starke Persönlichkeit und ich wünsche ihr von ganzem Herzen, dass sie ihren Weg geht und sich nicht in Konventionen und Gesellschaftlichenzwängen verliert.
    Farnell, meine Güte was für ein Mann, ein Mann mit Prinzipien, mit Loyalität und uneingeschränkter Verlässlichkeit. Wenn ich Friedrich wäre ich würde einen solchen Freund auf Händen tragen. Interessant finde ich ja, dass er Johanna liebt und seine Gefühle zurückhält, weil Friedrich Johanna vor ihm hat kennengelernt. Er steht meiner Meinung nach seinem eigenen Glück im Wege. Ich bin mal gespannt wie tief ihn Friedrich enttäuschen muss, damit er ihm seine Freundschaft aufkündigt und er Johanna seine Gefühle gesteht....

  • Zitat

    Original von Suzann
    ... dabei könnte der liebe Henry sich im Verlauf des Buches als schwul herausstellen ...


    Diesen Verdacht hatte ich von Anfang an. :grin

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von harimau


    Diesen Verdacht hatte ich von Anfang an. :grin


    Dann hätte sein seltsames Verhalten Johanna gegenüber vielleicht die Ursache, dass er heimlich Friedrich liebt und nicht Johanna. Sehr interessant, Dr. Watson. Darüber muss ich nachdenken... ;-) :lache

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  • Zitat

    Original von Suzann
    Ich finde, dass Steffi es geschickt macht, dass sie ihren Roman auf zwei Heldinnnen (Johanna und Leah) aufbaut. Die eine ist authentisch für ihre Zeit, aber deshalb natürlich auch langweiliger, weil sie nicht ins chinesische Viertel geht und uns deswegen keine Abwechslung zum Herz-Schmerz-Thema bieten könnte. Leah darf spannende Sachen machen und das gefällt mir. Würde Leah die alleinige Hauptperson sein, dann müsste man Steffi vorwerfen, dass sie eine moderne Frau in ein historisches Setting setzt und das nicht zusammenpasst. Mit dem Schwestern-Kunstgriff umgeht sie diesen Vorwurf. Außerdem muss es ja auch Leahs gegeben haben, sonst wären wir Frauen wohl heutzutage immer noch die Heimchen am Herd.

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  • Also, erstmal zu den letzten zwei Postings vor diesem: SEHR interessanter Plot. Und noch eins drauf: Henry ist in Friedrich verliebt!


    So, ich habe gerade alle eure Posts gelesen und finde es hochinteressant, wie unterschiedlich die Figuren bei euch ankommen. Ich werde jetzt nicht im Einzelnen auf die Beiträge eingehen, sondern einfach aufschreiben, was mir so durch den Kopf geht.
    Also Friedrich, die am kontroversesten diskutierte Figur:
    Ja, er ist menschlich, allzu menschlich, mit all seinen Defiziten. Einer, der zwar blendend aussieht, blond ist und charmant, aber so gar nicht als strahlender Held taugt.

    Zitat

    Original von Suzann


    Beängstigend wie diese mysteriöse Tessa White uns arme unbedarfte Leser manipuliert, gell ;-) Sie "drückt" ein paar Knöpfchen und schon darf die Heldin ihren Liebsten nicht mehr heiraten und jeder andere der des Weges kommt, wäre der bessere Kandidat, dabei könnte der liebe Henry sich im Verlauf des Buches als schwul herausstellen und Bowie als Brutalo....


    Ich bin nicht so für schwarz und weiß. Das ist mir zu langweilig. In meiner Lektüre bin ich immer auf der Suche nach Echtheit. Und in der Realität herrscht eben grau vor...


    Und es klappt. Ich musste wirklich grinsen, als ich eure Kommentare gelesen habe, Suzann und Alice. Natürlich wollte ich ihn durch diese Einstreuungen langsam aber sicher demontieren, wollte Misstrauen und Zweifel säen. Und wer weiß, vielleicht erweist er sich doch noch als Knight in Shining Armour? Ich werde mich an dieser Stelle natürlich nicht weiter dazu äußern :grin



    Tja, und das hier, Suzann, hat mich umgehauen. Jüngst sagte mein Agent nämlich, dass Unterhaltungsromane genauso funktionieren: Eher moderate Heldin, schillernde Nebenfiguren, die über die Strenge schlagen dürfen.

    Zitat

    Original von Suzann
    Ich finde, dass Steffi es geschickt macht, dass sie ihren Roman auf zwei Heldinnnen (Johanna und Leah) aufbaut. Die eine ist authentisch für ihre Zeit, aber deshalb natürlich auch langweiliger, weil sie nicht ins chinesische Viertel geht und uns deswegen keine Abwechslung zum Herz-Schmerz-Thema bieten könnte. Leah darf spannende Sachen machen und das gefällt mir. Würde Leah die alleinige Hauptperson sein, dann müsste man Steffi vorwerfen, dass sie eine moderne Frau in ein historisches Setting setzt und das nicht zusammenpasst. Mit dem Schwestern-Kunstgriff umgeht sie diesen Vorwurf. Außerdem muss es ja auch Leahs gegeben haben, sonst wären wir Frauen wohl heutzutage immer noch die Heimchen am Herd.


    Außerdem bin ich begeistert, dass sich endlich mal eine in Boon Lee verguckt. Hach! :heisseliebe


    Ein Wort noch zu Henrys Opium-Deal. Das war DIE Haupteinnahmequelle des Britischen Empires zu jener Zeit, kaum jemand hatte Bedenken, die Chinesen im großen Stil zu vergiften – im Gegenteil, es war erklärtes Ziel, das gesamte Volk süchtig zu machen, weil es ein prima Absatzmarkt für Opium aus Indien war. Da die Chinesen sich nicht vergiften lassen wollten, verboten sie die Einfuhr von Opium, welches aber mit voller Unterstützung Londons weiterhin geschmuggelt wurde. Die Briten haben zwei Kriege deswegen gegen China vom Zaun gebrochen und beide gewonnen. Hermann-Otto Uhldorff ist eines der ersten Opfer des zweiten Opiumkriegs. Diese ganze Opium-Geschichte ist einer der nicht gerade wenigen schwarzen Flecken auf der Weste der Briten, ein Verbrechen ebenso verwerflich wie der Dreieckshandel (Sklavenhandel).
    Ein großartiger Roman zu diesem Thema ist übrigens "Das mohnrote Meer" und der Nachfolger "River of Smoke" (den ich noch nicht zu Ende gelesen habe mangels Zeit ...)

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    Kipling

  • Zitat

    Jüngst sagte mein Agent nämlich, dass Unterhaltungsromane genauso funktionieren: Eher moderate Heldin, schillernde Nebenfiguren, die über die Strenge schlagen dürfen.


    Sowas ist gar nicht mein Ding. Was nicht heißen soll, dass mir Johanna nicht gefällt. Sie ist eine sehr abgerundete und sympathische Figur. Wenn es allerdings um das mitleiden und -fühlen geht, ziehe ich eine unkonventionelle Heldin einer moderaten vor. Soll heißen, die Heldin darf ruhig fluchen wie ein Rohrspatz oder fromm sein, dass sich die Balken biegen. Solange sie nicht mittelmäßig ist à la Bridget Jones oder Bella Swan bin ich zufrieden. :-)


    Leah ist für mich ein bisschen grenzwertig, weil sie mir für die Zeit, in der die Geschichte spielt, fast ein bisschen zu aufsässig ist. Nach sechzehn Jahren gut bürgerlich-protestantischer Erziehung fragt man sich, woher sie das hat.

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  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Leah ist für mich ein bisschen grenzwertig, weil sie mir für die Zeit, in der die Geschichte spielt, fast ein bisschen zu aufsässig ist. Nach sechzehn Jahren gut bürgerlich-protestantischer Erziehung fragt man sich, woher sie das hat.


    Ich hab es mir so erklärt, dass zum einen die Rolle der netten, angepassten Tochter in der Familie schon besetzt war, und dass sie sich zudem standhaft weigert (wer will es ihr verdenken), sich mit der Mutter zu identifizieren.
    Was die Psychodynamik betrifft, gebe ich Leah damit hundertprozentig meinen Segen. :grin

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Leah ist für mich ein bisschen grenzwertig, weil sie mir für die Zeit, in der die Geschichte spielt, fast ein bisschen zu aufsässig ist. Nach sechzehn Jahren gut bürgerlich-protestantischer Erziehung fragt man sich, woher sie das hat.


    Ein Teil ist sicher dichterische Freiheit. Andererseits hat Leah zwar die protestantische Erziehung genossen, wurde aber von ihrem Vater immer in ihrer Neugierde unterstützt. Insofern ist ihr Elternhaus, zumindest auf Seiten des Vaters, unkonventionell. Leah ist eine Rebellin, sie ist prinzipiell erstmal :dagegen und hinterfragt erst im nächsten Schritt.


    Jemand schrieb in einem Posting (ich erinnere mich nicht mehr, wer. Clare? Suzann?), ohne Frauen wie Leah hockten wir Mädels heute noch hinterm Herd. Ich unterschreibe diese Aussage. Es gab sie immer, diese aufbegehrenden Frauen, die sich nicht mit der vorgeschriebenen Rolle zufrieden geben wollten, die sich Männerdomänen erkämpfen wollten, die BRANNTEN. Nicht umsonst stammt das Zitat am Anfang des Romans von Elizabeth Blackwell. Die hat sich nicht unterkriegen lassen und ist mit den Hörnern voran ihren Weg gegangen. Mrs Blackwell hat übrigens nie geheiratet. Wahrscheinlich hätte sie auch keiner haben wollen, aufsässig wie sie war. Aber sie selbst wollte auch nicht, zu groß war ihr die Gefahr untergebuttert zu werden.

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