Danke, sapperlot. Auch in Friedrichs Namen. Ich finde Johannas Entscheidung auch nachvollziehbar (okay, sonst hätte ich es kaum geschrieben :grin). Sie ist eine mitfühlende Seele.
'Die Insel der Orchideen' - Seiten 079 - 182
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Die halte Freidrich nicht für einen Luschi, sondern für einen Normalo. Wahrscheinlich hätte er- hätte man ihn gelassen wie er wollte- etwas ganz anderes gemachht. So aber wurde er Kaufmann, verarmter Landadel vermutlich. Er versucht durchs Leben durchzukommen und er hat seine Träume- von Johanna und nicht von ihrem Geld, das ist für die damalige Zeit viel. Bei den Piraten beisst der mächtig als Rudersklave,er hat Mitgefühl bei den Überfällen, ein netter MEnsch, kein Held, kein Kämpfer.
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Zitat
Original von sapperlot
Bauch: Es macht einen heiden Spass das Buch zu lesen und den Menschen und ihren Erlebnissen/Abenteuern zu folgen. Es geschieht was, da herrscht Ramba Zamba und es ist gehörig Pfeffer in der Geschichte und es geht, wie Clare schon treffend formulierte, turbulent zu und her und man mag das Buch nur für nötigsten körperlichen Bedürfnisse weglegen. Sehr sehr kurzweilig.Kopf: Es passierte mir auf diesen knapp hundert Seiten einfach zu vieles. Ein Ereignis jagt das Nächste und es geht in einem schweinsgalopp durch die Geschichte. Mal etwas höh halten, das Tempo drosseln und etwas mehr "drumherum" für mehr lokale Ambiance hätte mir gefallen. Auch wenn Du, Steffi meine ich, viele lokale Begriffe für allerlei Dinge verwendest bleibt doch die politische/wirtschaftliche Gesamtsituation etwas auf der Strecke.
Also mir gefällt, dass so vieles passiert. Das macht diese neue Welt umso aufregender für mich und ich mag das Buch kaum aus der Hand legen. Ich werde sehr gut unterhalten, und da sind die raren politischen Informationen kein Manko für mich. Das regt mich eher an, noch weitere Bücher in dieser Richtung zu lesen.
Wie es scheint, wollte Friedrich mit seinen Lügen nur der lieben Johanna imponieren. Na warten wir mal ab. Wie sagen die Ärzte doch so schön:
"Und falls du doch den Fehler machst
Und dir nen Ehemann anlachst
Mutiert dein Rosenkavalier
Bald nach der Hochzeit auch zum Tier"Leah und ihre draufgängerische Art mag ich mittlerweile ziemlich gern. Ich bewundere, dass sie ihren Wissensdrang trotz gesellschaftlicher Konventionen auslebt. Aber das mit ihr und dem hübschen Chinesen kann bestimmt nicht gut gehen.
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Aber mir fehlt immer noch, wie Friedrich gerettet wurde. Wir lesen wie er mit dem Piratenschiff unter Wasser gedrückt wird. Der Leser denkt, er ist tot.
Als nächstes tritt er bei der geplanten Hochzeit auf. Innerhalb von ca. 3 Wochen hat er schon ein Geschäft aufgebaut, mit dem Chinesen gesprochen und bekommt Ware.
Selbst wenn das Postschiff nur eine Woche benötigt, es muss ja auch noch zurück um Antwort zu kommen zu lassen.
Und dann schafft unser Luschi auch noch den goldenen Schuss in der Hochzeitsnacht. Ein Jahr nach der Hochzeit ist Hermann schon 2 Monate -
Kind? Herrmann? Wo?
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Zitat
Original von Lesebiene
Aber mir fehlt immer noch, wie Friedrich gerettet wurde. Wir lesen wie er mit dem Piratenschiff unter Wasser gedrückt wird. Der Leser denkt, er ist tot.
Als nächstes tritt er bei der geplanten Hochzeit auf. Innerhalb von ca. 3 Wochen hat er schon ein Geschäft aufgebaut, mit dem Chinesen gesprochen und bekommt Ware.
Selbst wenn das Postschiff nur eine Woche benötigt, es muss ja auch noch zurück um Antwort zu kommen zu lassen.
Und dann schafft unser Luschi auch noch den goldenen Schuss in der Hochzeitsnacht. Ein Jahr nach der Hochzeit ist Hermann schon 2 MonateNicht 3 Wochen – 3 Monate. Das hast du im Eifer des Gefechts überlesen Friedrich kommt 3 Monate nach seiner Rettung nach Singapur zurück, die Zwischenzeit hat er wahrscheinlich wartend auf eine Passage irgendwo auf Borneo verbracht. Da lasse ich euch im Dunkeln und mich auch. Und die Hochzeit von Friedrich und Johanna findet dann an einem nicht näher bestimmten Datum wiederum einige Monate später statt. Da kann man schon beginnen mit dem Aufbau eines Geschäfts, zumal Henry ihm ja unter die Arme greift.
Edit sagt: Von wegen goldener Suchuss: es hat immerhin 3 Monate gedauert
Edit nochmal: Das Ärzte-Zitat ist wunderbar, Morgaine.
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Mir gefällt, wie unterschiedlich sich die beiden Frauen entwickeln. Beide Entwicklungen sind absolut glaubhaft. Schon immer gab es diese draufgängerischen Leahs, auf die man beim auch beim Recherchieren zu allen Zeiten immer wieder stößt. Würde man manche dieser Damen, die wirklich existiert haben, zur Heldin eines Romans machen, käme jeder an und würde einem stecken, dass das, was man da schreibt, völlig unglaubwürdig, da zur damaligen Zeit undenkbar ist.
Friedrichs Piratenabenteuer fand ich sehr spannend.
Aber ich leide immer noch ein bisschen unter den Rückblenden. Die Cliffhanger, die ich in anderen Romanen oft gar nicht mag, gehen mir hier runter wie Öl, da ich die Schicksale aller Perspektivträger gleich spannend finde. Irritieren tut mich wie gesagt nur, wenn der Cliffhanger nicht in einer entsprechenden Szene aufgelöst wird, sondern wenn - wie bei der Hochzeitsgeschichte - ich auf einmal das Gefühl habe, mir fehlt ein Stück. Das letzte, woran ich mich erinnern kann, war, dass Johanna Friedrich kurz wiedergesehen hat, dann ist er auf und davon, sie weiß nicht wohin, und als nächstes zieht sie ihr Brautkleid an. Da fehlt mir was dazwischen.
Auch wenn andere froh darüber sind, dass hier mehr Landscape als Love drin ist - mir fehlen diese Szenen. Aber ich bin ja auch jemand, der meint, dass Liebesszenen und Kitsch so wenig miteinander zu tun haben müssen wie SF und blaue Männchen mit Tentakeln auf dem Kopp. -
Liebe Steffi, aus jeder Zeile liest man nicht nur deine Kenntnis der Länder, über die du schreibst, sondern auch deine Liebe zu ihnen, vor allem, wenn du Leah in das Chinesenviertel schickst. Das ist wirklich ein schönes Leseerlebnis. Vielen Dank!
In diesem Abschnitt passiert sehr viel. Ich konnte nicht aufhören zu lesen und an mancher Stelle hätte ich mir gern noch mehr gewünscht statt einen Sprung ins nächste Kapitel und zeitlich ein paar Monate weiter. Aber natürlich sehe ich die Gratwanderung, die man als Autor hier bewältigen muss, schließlich sollte es kein 1000-Seiten-Roman werden.
Ich kann verstehen, dass Friedrich in dieser Runde den Zorn auf sich zieht, persönlich hätte ich es auch besser gefunden, wenn Johanna Bowie geheiratet hätte, mit ihm wäre sie auf lange Sicht sicher glücklicher, aber Friedrich selbst ist mir nicht unsympathisch, er ist kein schlechter Mensch nur mit dem Leben überfordert und dadurch entwickelt sich eine Tragik, die mich durchaus berührt.
Die Schwestern entwicklen sich immer weiter auseinander, sind im Herzen aber trotz aller Schwierigkeiten und Unterschiede einander so unähnlich nicht, und daraus entsteht eine interessante Spannung.
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Liebe Katerina und Alex, ich weiß, was ihr meint. Ich habe gerade noch einmal die letzten 3 Szenen dieses Abschnitts quergelesen. Im Prinzip drängt sich nach der Szene, in der Johanna die Verlobung mit Bowie löst (die übrigens meine Lieblingsszene des Buchs ist. Ich habe Rotz und Wasser beim Schreiben geheult), eine Wiedersehensszene zwischen Friedrich und Johanna auf. Ich hatte es auch in Erwägung gezogen, aber dann hatte ich das Gefühl, zwei derart emotionsgeladene Szenen sind einfach zu viel. Zumal das Wiedersehen der beiden mit Sicherheit nicht einfach abgelaufen ist: Vorwürfe seinerseits, Schuldgefühle beiden Männern gegenüber ihrerseits. Dem hätte ich Rechnung tragen müssen, und das hätte bestimmt 30 Seiten gebracht.
Ich mag es so gestrafft, aber euren Standpunkt kann ich seeeehr gut nachvollziehen. In epischer Breite hätte ich auch gemocht
Ich finde ja, das Schlimmste beim Schreiben ist es, ständig Entscheidungen treffen zu müssen. Welche Szene? Wo? Wer? Und immer dieses Gefühl: Wäre es nicht besser gewesen, ich hätte die andere Perspektive gewählt/ihn dies sagen lassen/ sie jenes machen lassen ...?Und Bowie? Ja, natürlich hätte sie ihn heiraten sollen. Sagt die Vernunft ... Ich finde ihn auch toll (Und ich hätte ihn genommen!)
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Original von SteffiB
Und Bowie? Ja, natürlich hätte sie ihn heiraten sollen. Sagt die Vernunft ... Ich finde ihn auch toll (Und ich hätte ihn genommen!)Ah ja.
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Original von harimau
Ah ja.
Bowie ist doch der, der figürlich wie dieser Schriftsteller, ich glaube er heißt Jan Winter beschrieben wird, oder?
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Ein Bär, äh, Tiger von einem Mann.
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Schon, aber Bowie hat viel mehr Geld. Im Ernst, für mich ist Bowie in seiner Ambivalenz nicht nur eine der interessantesten Figuren in der Geschichte, ich hege auch große Sympathie für ihn.
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Original von harimau
Schon, aber Bowie hat viel mehr Geld. Im Ernst, für mich ist Bowie in seiner Ambivalenz nicht nur eine der interessantesten Figuren in der Geschichte, ich hege auch große Sympathie für ihn.Sei bloß vorsichtig, denn in einem späteren Abschnitt
geht er aus Tigerjagd! ;-) -
Zitat
Original von AlexBerg
Liebe Steffi, aus jeder Zeile liest man nicht nur deine Kenntnis der Länder, über die du schreibst, sondern auch deine Liebe zu ihnen, vor allem, wenn du Leah in das Chinesenviertel schickst. Das ist wirklich ein schönes Leseerlebnis. Vielen Dank!
Dem kann ich nur zustimmen.
Leahs Ausflüge in das Chinesenviertel genieße ich beim Lesen ganz besonders. Hier gelingt es Steffi mit ihrer bildhaften Sprache, China vor meinem geistigen Auge lebendig zu machen. Diese Stellen erinnern mich am meisten an den Burow-Erzählstil, den ich so sehr schätze.ZitatOriginal von Lesebiene
Aber mir fehlt immer noch, wie Friedrich gerettet wurde.
Stimmt! Eindeutig geklärt ist das noch nicht.
Ich habe für mich angenommen, dass Henry Farnell an Bord des angreifenden Dampfschiffes ist und dass der Angriff auf die Piraten war als Rettungsaktion für Friedrich gedacht war.
Farnell wird ihn schon irgendwie aus dem Wasser gezogen haben -
Ich befürchte, da muss ich euch enttäuschen. Friedrich wird gerettet, Punkt. Damals kreuzten einige Kriegsschiffe in der Region, um des Piratenunwesens Herr zu werden, das wirklich sehr, sehr schlimm war. Und in diesem Falle hatten die Piraten einfach nicht mit einem Dampfschiff gerechnet, derer es ja noch nicht soooo viele gab, es war die Zeit des Umbruchs von Seglern (die sie ausmanövriert hätten mit ihren schnellen Ruderbooten) und Dampfschiffen. Und da haben sie den Kürzeren gezogen. Friedrich wurde aus dem Wasser gezogen und irgendwo abgesetzt, da das Schiff ja weiter musste. Er wartet auf eine Passage und kommt zurück nach Singapur.
Mehr kann ich euch leider nicht bieten ...
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Zitat
Original von Katerina
Aber ich leide immer noch ein bisschen unter den Rückblenden. Die Cliffhanger, die ich in anderen Romanen oft gar nicht mag, gehen mir hier runter wie Öl, da ich die Schicksale aller Perspektivträger gleich spannend finde. Irritieren tut mich wie gesagt nur, wenn der Cliffhanger nicht in einer entsprechenden Szene aufgelöst wird, sondern wenn - wie bei der Hochzeitsgeschichte - ich auf einmal das Gefühl habe, mir fehlt ein Stück.Mir gefällt gerade das sehr gut! Das die einzelnen Handlungsstränge so stark verwoben sind, teilweise wird was vorweggegriffen, dann gibt es wieder Rückblenden. Dadurch wird die Geschichte zusammengehalten und gleichzeitig die Spannung erhöht. Ich mag es nämlich nicht, jede einzelne Szene nacheinander im Detail vorgekaut zu bekommen.
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In diesem Abschnitt geht wirklich die Post ab.
Mir hat die Wiedersehen-Szene mit Johanna und Friedrich ebenfalls gefehlt, kann aber auch Steffis Beweggründe verstehen, sie weg zu lassen. Johanna nötigt einem wirklich Bewunderung ab, wie sie zu Bowie fährt und die Verlobung löst - chapeau!
Ich weiss, dass es bei einem Roman dieses Genres völlig unangebracht ist, trotzdem ließ mich stutzen, dass Friedrich ohne erkennbare Probleme in sein "altes" Leben zurückfindet. Heutzutage wäre jemand mit diesen Erlebnissen total traumatisiert und gestört und bräuchte dringend eine Therapie. Ich habe wohl in letzter Zeit zu viel darüber gelesen, gesehen und gehört und krieg`s nicht aus dem Kopf. Auch wenn die Kerle damals kerniger waren und keine Schwäche zeigen durften - er muss sich doch verändert haben.
ZitatOriginal von Sapperlot
So Luschi ist er auch wieder nicht. Wer diese lange Zeit in Gefangenschaft bei den Piraten und die Torturen überlebt hat, ist definitiv kein Luschi. Er hat viel eingesteckt, etliches das hier nicht geschrieben steht, und er beweist einen gehörigen ÜberlebenswillenDas sehe ich genau so. Er ist vielleicht nicht so ein Draufgänger wie Bowie und Farnell, aber er hat ganz schön was ausgehalten und sich Johanna irgendwie verdient - in meinen Augen und bis jetzt. Man weiß ja nicht, was noch kommt ;-).
Auch was das Zwiegespaltensein betrifft, stimme ich mit Sapperlot überein. Manche Formulierungen bewegen sich hart an der Grenze zu Courths-Mahler (Steffi, ich hoffe du verzeihst mir) wie z. B. S. 175 "Johannas Herz klopfte so stark, als wolle es die Rüstung ihres Mieders sprengen" - das ist wohl dem Genre geschuldet. Und auf der anderen Seite die vielen Informationen zu Land und Leuten, zum Opiumkrieg zwischen China und England und so wunderbare Beschreibungen wie z. B. S. 170 der Sonnenuntergang. Schon der erste Satz begeistert mich: "Die Sonne sank in atemberaubender Geschwindigkeit den Hügeln Singapurs entgegen" :anbet!
S. 172 steht, dass Leah Zehensandalen trägt, sind das Vorläufer von Flip Flops? Es freut mich, dass Leah in dem Geschichtenerzähler eine Art Vaterersatz gefunden hat und die Einblicke in die so ganz andere Welt der Chinesen ihr helfen den Verlust zu verarbeiten. Sie ist eine ziemlich coole Protagonistin, diese missratene Schwester und ich bin gespannt, in welche Schwierigkeiten sie sich noch bringen wird. Verliebt sich ausgerechnet in den Stammhalter reichsten chinesischen Familie vor Ort :help. Das kann eigentlich nix werden.
Und ich mag solche Episoden wie die auf S. 145/146 mit diesem putzeligen Äffchen, das so stolz darauf ist, sein "Herrchen" fast mit einer Kokosnuss erschlagen zu haben :grin.
Eigentlich könnte die Geschichte schon fertig sein, so viel wie bisher passiert ist und die so lange getrennten Liebenden nun vereint sind. Trotzdem hab ich das Gefühl, jetzt geht`s erst richtig los ;-). Farnell muss noch größer rauskommen. Es war ganz schön anständig von ihm, so intensiv nach Friedrich gesucht zu haben. Schließlich ist er unglücklich verliebt in Johanna und Friedrichs Verschwinden wäre seine Chance gewesen. Vielleicht bekommt er noch eine? Oder es wird was mit ihm und Leah? Der Möglichkeiten gibt es viele - ich bin so gespannt!
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Bei manchen Szenen ist es ja auch ganz angenehm, dass sie nach der Ouvertüre schon zu Ende sind - z. B. diese:
" Die Tür krachte aus den Angeln. Ein Chinese stürmte in die Kabine, in der Hand ein blutiges Messer".
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Johanna kommt in diesem Abschnitt viel selbstbewusster rüber als im letzten. Sie ist um einiges interessanter als ich zuerst dachte und ich ich kann die Entscheidung für Friedrich (aus ihrer Sicht) nachvollziehen. Leah und ihre Leidenschaft für Insekten finde ich toll. Ich bin gespannt wie es mit ihr und ihrem chinesischen Freund weitergeht. Bowie ist mir irgendwie bisher fremd geblieben.