Charlotte Lyne - Kains Erben

  • Ich glaub, meine Rezi zu diesem Buch fehlt auch noch. Ups.
    Dabei hab ich das Buch doch so schnell durchgelesen, weil ich einfach nicht meine Augen von den Seiten nehmen konnte!!
    Das zeigt schon mal eins: es ist sehr spannend und der Spannungsbogen wird auch an keiner Stelle unterbrochen, was schon einmal ein großer Pluspunkt von meiner Seite aus ist, da dies viele Autoren so nicht schaffen!
    Auch die verschiedenen Wendungen der Geschichte haben mir super gefallen.
    Ebenso wurden die unterschiedlichen Perspektiven der handelnden Personen gut dargestellt (auch wenn ich manche einfach nur dafür :schlaeger wollte...) und die Handlungsstränge fanden gut zueinander, sodass am Ende alles logisch aufgelöst wurde. :)
    Ich muss auch sagen, dass man meiner Meinung nach die Personen, die man mögen sollte, mochte und die, die man nicht mögen sollte, nicht mochte. Das gelingt ja auch nicht immer. ;)
    Sogar die religiösen Stellen konnte man gut lesen und sich gut in die Personen hineinversetzen. Danke!
    Neben dem Geschehen der "story" lernt man noch etwas über die Geschichte England. Diesen Teil mit der Judenverfolgung kannte ich noch nicht und auch die Isle of Wight war mir bisher nicht so gut bekannt.
    Ich kenne leider bisher kein anderes Buch der Autorin, aber dieses hat mir Lust auf mehr gemacht und ich setze hiermit Glencoe auf meine Wunschliste.
    Das Cover ist übrigens auch total schön! :)
    9 von 10 Punkten von mir!!

  • Darueber, dass doch noch ein paar Meinungen zu "Kains Erben" hier eingetroffen sind, freue ich mich sehr!


    Euch vielen Dank fuer Eure Muehe und ein besonders schoenes neues Jahr.
    Alles Liebe von Charlie

  • Seit ich "Die zwölfte Nacht" von Charlotte Lyne gelesen habe (und seitdem bessen von Büchern über diese Epoche bin :chen) kann ich an keinem Roman von Charlie mehr vorbei gehen, ohne ihn zu lesen!


    Kains Erben habe ich im Rahmen der Leserunde genossen.


    Das Buch beginnt direkt mit einem brutalem Überfall auf einige spielende Kinder- deren Lebensweg weiter beschrieben wird.


    Der Roman, der auf der Isle von Wight spielt, zeigt die damaligen politischen Verhältnisse und auch die Judenverfolgung (anhand einer jüdischen Familie). Es gibt die unterschiedlichsten Charaktere, die man lieben oder auch hassen kann - aber authentisch sind sie alle. Die unterschiedlichen Handlungsstränge verbinden sich am Ende zu einem - und lösen die verschiedensten Fragen des Lesers auf.


    Alles in allem ein wunderschöner, gut recherierter historischer Roman, der nur einen Fehler (für mich) hat - er ist zu kurz. Ich hätte gerne noch mehr über Amicia und Matthew gelesen!


    Für mich 9 von 10 Punkte!


    Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Charlotte Lyne Buch oder auf ein neues von der Carmen... :wave

  • Vielen Dank, bibliocat.
    Ich freu mich, dass Du's gern gelesen hast.
    Leider muss ich gestehen: Der Trend geht bei mir eindeutig zum Schlankbuch, und das wirklich nicht nur, weil die ganz fetten Brocken sich einfach noch weniger rechnen als die duennen (Buecher werden ja leider nicht nach Seite bezahlt ...), sondern weil ich meine ewige Auslatscherei selbst ein bisschen satt habe. Ich hatte an Kains Erben meinen Spass, weil es mal nicht ewig dauerte, bis etwas in Gang kam, weil (fand ich ...) ich ein bisschen etwas von dem Rasanten, Knappen spueren konnte, das ich bei anderen Kollegen so sehr mag.
    Das heisst nicht, dass ich keine Buecher ueber 600 Seiten mag, ganz und ganz und gar nicht. Nur muss die Geschichte die Seiten eben auch hergeben, und das ist bei meinen naechsten beiden Geschichten jetzt erst einmal nicht der Fall.
    Aber ich verspreche: Danach kommen wieder zwei lange Klopper. Bei denen ist dann aber auch die Erzaehlzeit richtig lang und das Epische, sich selbst ein bisschen hinterher Schleppende passt.


    Ich finde es schoen, beides zu duerfen. Und ich moechte weiter ueben, um beides zu koennen. Dass ich aus dem meisten Buechern meiner Vergangenheit, wenn ich koennte, mindestens je hundert Seiten herauskuerzen wuerde, kann ich aber einfach nicht verschweigen ...


    Dir einen schoenen Tag!
    Alles Liebe von Charlie

  • Mit Kains Erben gelingt es Charlotte Lyne einmal mehr, Leser in einen vergessenen Winkel der britischen Geschichte mitzunehmen und eine starke Geschichte zu erzählen.
    Isle of Wight, Ende des 13. Jahrhunderts. Isabel de Fortibus regiert die Insel, die eine Sonderstellung im englischen Königreich einnimmt, weil sie nicht der Steuermacht des Königs unterliegt. Ihr zu Seite steht Adam de Stratton, der dabei nicht immer zu legalen Mitteln greift. Diese beiden historisch verbürgten Figuren spielen zwar entscheidende Rollen im Verlauf der Geschichte, erzählt wird jedoch das Leben von drei fiktiven Figuren. Amicia, genannt Amsel, lebt seit einem Überfall bei den Laienbrüdern einer Abtei. Vyves, jüdischer Herkunft und ihr Jugendfreund sowie Matthew, der als Abgabeneintreiber des Königs zum ersten Mal auf die Insel kommt. Ihre Schicksale sind untrennbar miteinander verbunden und Charlotte Lyne versteht es meisterhaft, Schicht für Schicht freizulegen, bis sie schließlich alle Fäden entwirrt und am Ende ein klares, buntes, ergreifendes Bild vor dem Leser liegt.
    Das besondere bei Büchern dieser Autorin ist, dass sie Typen erschafft, an denen der Leser sich reibt, die so ungewöhnlich und verschiedenartig sind, dass es für jeden Leser da draußen eine eigene Lieblingsfigur gibt. Denn sie widmet sich nicht nur ihren Protagonisten ausführlich, sondern erzählt auch für jede Nebenfigur ein eigenes Schicksal. Dabei flicht sie geschickt einen Aspekt der englischen Geschichte ein, der vielen hierzulande nicht geläufig sein dürfte, dem Edict of Expulsion, der gewaltsamen Vertreibung der Juden aus England. Ihr Stil ist wie immer kraftvoll, aber doch vielleicht etwas leichter zugänglich als in ihren vorhergehenden Büchern. Trotzdem oder auch deswegen hat es mich berührt, mir Tränen in die Augen getrieben, mich nachdenklich gemacht, mein Herz höher schlagen lassen.
    Leser von anspruchsvollen und ausgezeichneten historischen Romanen mit Freude an kraftvoll erzählten, historisch akkuraten Geschichten werden um Kains Erben nicht herumkommen.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Ich habe das Buch gerade beendet und es war für mich als Leserin der anderen Charly-Bücher etwas "Geschmeidiger", d. h. für mich es hat sich unterhaltsamer und nicht so sperrig wie z.B. Glencoe (wobei mir es sehr gut gefallen hat) gelesen.


    Die Aufmachung des Buches ist ohne Zweifel toll und die Zeichnungen zum jeweiligen Kapitelanfang eine klasse Idee.


    Schauplatz ist die Isle of Whight am Ende des 13. Jahrhunderts
    Das Mädchen Amicia, genannt Amsel und ihre Freunde werden brutal überfallen. Wir durchleben mit ihr und ihren engsten Freunden Yves und Matthew eine aufregende Zeit. Die Figuren und auch das direkte Umfeld werden sehr bildhaft beschrieben und so kann man als Leser direkt mitfühlen und möchte auch des öfteren gerne in das Geschehen eingreifen.


    Wie man es als Leser der anderen Charly-Bücher schon kennt, war auch dieser sehr gut recherchiert und ich habe einiges Interessante gelernt, z. B. war mir die Judenverfolgung in England so nicht bekannt.


    Jetzt freue ich mich auf die nächste Leserunde mit Carmen :wave

  • Danke, Ihr beiden!
    Dass das Buch ein bisschen geschmeidiger, lesbarer, heller und temporeicher daherkommt, habe ich mir sehr gewuenscht, weshalb ich Eure Eindruecke umso lieber lese.


    Die Carmen freut sich auch schon!
    Um ehrlich zu sein: Die hampelt an ihrem Schreibtisch rum, kann's nicht mehr aushalten und erzaehlt mir alle fuenf Minuten, dass es nur noch einen Monat dauert. Die kann einem was auf den Senkel gehen, die Frau ... Da fragt man sich doch, wann die ueberhaupt mal arbeitet.


    Euch beiden einen tollen Sonntag!
    Charlie
    (Carmen nicht, die kann Euch gefaelligst selber mal was schreiben und dafuer mit der daemlichen Hampelei aufhoeren.)

  • Leider konnte ich der Leserunde damals nicht folgen.
    Wenn auch spät, möchte ich aber nicht versäumen mich hier anzuschliessen.Kains Erben ist ein wunderbares Buch. Es hat einen Ehrenplatz in meinen Regal.
    :wave

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    Bookworms will rule the world! As soon, as we finish one more chapter...

  • Ich habe noch ein paar Seiten vor mir, nach diesen teils wunderbaren, ausführlichen Rezis, wage ihc kaum überhaupt etwas zu schreiben aber was solls:


    Nchdem ich Glencoe verschlungen habe, es war überigens mein erstes Charliebuch und ich fand es garnicht sperrig oder sowas, muss ich jetzt einfach alle Bücher lesen, vielleicht auch mal haben und verschenken.


    Die Geschichte um Amicia und Matthew, Randulph, Isabell und Adam lässt einen einfach nicht zu Atem kommen. Man leidet und fiebert mit, hofft, dass es für alle die man beim lesen lieb gewinnt, gut ausgeht, und ergötzt sich an Charlottes Beschreibungen der Gefühle und Geschehnisse die einfach nicht zu übertreffen sind.


    Auch wenn das Buch vielleicht nicht die Tiefe von Glencoe erreicht sind es allemal vergnügliche, traurige, wütende und spannende Lesestunden, die es mir bringt.

  • Der Titel "Kains Erben" lässt es vermuten, dass es bei der Geschichte um Mord in der Familie geht, vielleicht sogar Brudermord und so bin ich ganz ohne Erwartungen in Lynes Welt eingetreten, denn ich lese nur selten über Morde und noch seltener historische Romane. Die Kombination der beiden erschien mir jedoch reizvoll, vor allem, weil ich das, was ich bisher von Charlotte Lyne gelesen habe, sehr mag.


    Die historische Ausgestaltung der Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Charlotte Lyne schafft es, dass der Leser im Mittelalter "ist" und nicht das Gefühl hat, eine Abenteuerstory zu lesen, die man ambientehalber einige hundert Jahre vordatiert hat. Dazu gehört, dass die Personen zeitgemäß handeln und denken, so weit ich das beurteilen kann, auch wenn man sich als moderner Mensch deswegen manchmal an die Stirn fassen muss, vor Unverständnis der Gepflogenheiten und Ansichten.


    Obwohl mir die Geschichte wirklich sehr gut gefallen hat, gebe ich keine 10 Punkte, sondern muss einen Punkt abziehen. Dieser eine Punkt musste leider weg, weil die Autorin es geschafft hat, mich mit ihrem Personenkarussel und Intrigenspiel so zu verwirren, dass ich am Ende, endlich bei der lang ersehnten Aufklärung angekommen, immer noch das Gefühl habe, nicht vollständig verstanden zu haben, was wer aus welchen Grund getan hat... Das waren für mein armes Hirn einfach zu viele Geheimnisse, Verschleierungen, Selbstbetrug und unerklärliche Schuldgefühle hier und dort und das noch über zwei Generationen hinweg. Und wer ist schuld an dem ganzen Schlamassel? Eine außergewöhnliche Frau, die ihr Schicksal selbst in die Hand genommen hat! Oder zwei Männer, die in ihrem Kampf um diese Frau und ihr Erbe, nicht davor zurückschreckten, unschuldige Kinder zu opfern!


    Auf der anderen Seite hat mich diese Geheimniskrämerei allerdings regelrecht durch die Geschichte gesogen, weil ich unbedingt Aufklärung wollte. Ungewöhnlich war die lange Ungewissheit, ob sich die beiden Liebenden jetzt "bekommen" oder nicht. Für mich war bis in die letzten Seiten offen, für wen und ob sich Amicia für einen ihrer beiden Freunde entscheidet und das fand ich sehr gut und sich wohltuend abhebend von vielen Geschichten, die ich schon gelesen habe, wo das von Anfang an klar und nur eine Frage der Zeit ist. Im Nachwort verliert die Autorin noch einige sehr interessante Worte zur ihren historischen Figuren Isabel de Fortibus und Adam de Stratton. Ich muss sagen, dass es für mich mit ein großer Reiz dieses Buches ist, dass es die Protagonisten wirklich gegeben hat und dass sie Lyne für uns so dreidimensional wieder zum Leben erweckt hat.


    Ich muss, nein ich möchte also eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen, aber mit einem kleinen Warnhinweis. Wie bei allen Lyne-Büchern, die ich bisher gelesen habe, kann man "Kains Erben" nicht gut nebenbei über einen längeren Zeitraum lesen, sondern sollte es aufmerksam und zusammenhängend geniesen, weil man sonst Gefahr läuft, den Faden zu verlieren.


    Edit fügt noch hinzu, dass ich mich durch diese Geschichte nicht so sehr an Kain und Abel erinnert fühle, wie der Titel suggeriert, sondern an Romeo und Julia, da es eher um die Vätersünden geht, als um Mord an einem Bruder...

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

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