Charlotte Lyne - Kains Erben

  • Gebundene Ausgabe: 560 Seiten
    Verlag: Bastei Lübbe (Lübbe Ehrenwirth); Auflage: 1 (12. Oktober 2012)
    ISBN-13: 978-3431038675
    Preis Gebundene Ausgabe: Euro 19.99 / CHF 28.50
    Preis Kindle E-Book: Euro 11.73


    Autorin


    Charlotte Lyne, geboren 1965 in Berlin, studierte Germanistik, Latein, Anglistik und Italienische Literatur in Berlin, Neapel und London. Bevor sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern nach London zog, lebte sie einige Zeit in Glencoe, der schottischen Heimat ihrer Schwiegerfamilie. Charlotte Lyne arbeitet als Autorin, Übersetzerin und Lektorin.


    Homepage der Autorin

    Homepage Charlotte Lyne *klick*


    Kurzbeschreibung/Klappentext


    England, Ende des 13. Jahrhunderts. Ein entsetzliches Erlebnis raubt der kleinen Amicia die Heimat, die Burg Carisbrooke auf der Isle of Wight. Einsam, verfolgt von Schreckensbildern und ohne Wissen um ihre Herkunft wächst sie unter der Obhut der Mönche von Quarr Abbey auf. Als die Mönche Amicia mit der Pflege eines verletzten Ritters betrauen, schleichen sich neue Bilder in ihre Träume: zwei eiskalte Augen, Szenen eines Massakers, ein nicht enden wollender Schrei. Ohne dass Amicia weiß, warum, ist ihr der Fremde unheimlich. Sie versteht nicht, warum der Abt sie mit ihm wegschickt, nachdem er genesen ist. Eine gefährliche Reise beginnt ...


    Meine Meinung


    Charlotte Lyne erzählt uns in ihren Büchern meist historische Geschichten aus Grossbritannien. Mal stehen markante Ereignisse und Figuren der Vergangenheit im Mittelpunkt mal eher unbekannte Episoden aus der Zeitgeschichte. Diesmal nimmt sie sich der Isle of Wight an, einer kleinen vorgelagerten Insel an der Südküste Englands auf der die wunderschöne Burg Carisbrooke das imposanteste Bauwerk darstellt und über die Insel mit seinen Bewohnern wacht. Das Eiland nimmt während rund zweihundert Jahren eine fast einzigartige steuerliche Sonderstellung in der Historie Britanniens ein. Rund um diesen Sonderfall, der dem herrschenden König natürlich gewaltig missfällt, baut die Autorin ein Geflecht aus malerischer Schönheit der Insel und mit Menschen die sich für ihre Bedürfnisse und Anliegen einsetzen. Gerade weil diese sich diametral gegenüberstehen entstehen kleinere und grössere Konflikte und Auseinandersetzungen und wenn gewisse Figuren dann noch zum eigenen Wohl intrigieren entsteht die Spannung die zu einem guten historischen Roman einfach dazugehört.


    Die Figuren in diesem Roman sind in ihrer Tiefe und Profil (leider) etwas weniger ambivalent gezeichnet als bei anderen Romanen der Autorin. Man kann sie gedanklich rasch zuordnen (deshalb gibt es wohl auch kein Personenregister) und sie verbleiben meist in der Rolle die ihnen zugedacht ist. Bei aller Sympathie zu gewissen Protagonisten, etwas mehr Komlexität hätte mir gefallen. Die Illustrationen am Beginn eines jeden Kapitels helfen dem Leser zu erkennen, aus welcher Sicht einer Figur die Geschichte nun weitererzählt wird und der gedankliche Wechsel von einem Handlungsort zum anderen wird dadurch deutlich vereinfacht


    Für den melancholischen Grundton in diesem Roman sorgt der Handlungsstrang über das "Edict of Expulsion" das vom König Edward I. auch bekannt unter den Beinamen "Edward Longshanks" oder "Hammer of the Scots" erlassen wurde und sämtliche in England ansässigen Juden verpflichtet das Land zu verlassen und dies wurde, wenn nötig, auf brutale und unbarmherzige Art durchgesetzt.


    Bis auf eines habe ich alle Bücher von Charlotte Lyne gelesen und kenne und schätze ihre Art Geschichten zu erzählen. Der poetische und teilweise schwere Schreibstil mit den vielschichtigen, teilweise gar knorrigen Figuren die sich im Verlaufe ihrer Erzählungen nach und nach in ihrer ganzen Komplexität offenbarten machten es dem Leser nicht immer einfach in die Geschichten hineinzufinden und die Personen gedanklich greifbar zu machen. Zu vergleichen mit einem schweren Wein wo dich das vollständige Bouquet in seiner ganzen Vielfalt erst nach mehreren Schlucken richtig bemerkbar macht und man den langanhaltenden Abgang dann richtig geniessen kann. Mit diesem Roman "Kains Erben" macht die Autorin zweifellos mindestens zwei Schritte Richtung einfacherer Lesbarkeit ohne dabei zu fest von ihrem Weg abzukommen und sich somit allzu untreu zu werden. Für Leser die noch nie einen Charlotte Lyne Roman gelesen haben, rate ich mit diesem Buch zu beginnen und sich ihr und ihrer begnadeten Art historische Geschichten zu erzählen zu nähern. Er liest sich süffig und mundet hervorragend und am Schluss bleibt das wohlige Gefühl das ein sehr gutes Buch einfach hinterlassen muss. Ich bewerte den Roman mit 9 Eulenpunkten.

  • Vielen Dank, sapperlot!
    Zum einen bin ich ganz unbeschreiblich erleichtert darueber, dass doch noch eine Eule mein Buch besprochen hat - und zum anderen ist das die schoenste Rezension, die das Buch ueberhaupt haette bekommen koennen. Ich werde wirklich und wahrhaftig auf Deine Rezension heute Abend mit meinen Lieben einen trinken - und Dich wuerde ich fuerchterlich gern dazu einladen, nur ist der Teich zwischen uns halt doch ein bisschen gross.


    Ein andermal?


    Ich will das hier offen zugeben: An dem verzweifelten Wunsch, ein leichteres, lesbareres, erfreulicheres Buch zu schreiben, bin ich von Roman zu Roman fast durchgeknallt und letzthin habe ich geglaubt, ich breche mir das Genick daran und schaffe es trotzdem nicht. Jedes Mal, wenn ich gedacht habe, jetzt bin ich zumindest einen halben Schritt weiter, kam wieder dieselbe Reaktion von den Lesern, den Kunden, die Koenige sind: ... schwer zu lesen, man findet schwierig rein, kann man nicht hintereinander lesen, ist zu duester, zu deprmierend, muss erarbeitet werden ... Ich dachte, ich raff's nicht mehr.
    Und jetzt kommt das. Von Dir.
    Siebenter Himmel ist gar nichts dagegen.


    Prost, sapperlot. Solltest Du je nach London kommen, hast Du mehr als einen sehr schweren, sehr dunklen, sehr alten Rioja bei mir gut. Und auf den freu' ich mich. (Und mein Mann zweifellos auch, der hat mein Gewimmer, Geweine und Verzweifle - "Die Leser finden das schon wieder zu schwer" - naemlich seit Jahren tapfer ertragen).


    DANKE!
    Schon ohne Wein besoffen gruesst Charlie

  • Zwischen Leseschluss und Rezi ist mir "leider" :grin das Eulentreffen in Hannover und ein anschliessender Besuch in Hamburg dazwischen gekommen. Deshalb hat sich meine Meinungsäusserung verzögert. Mit lesen begonnen habe ich übrigens vor vierzehn Tagen an jenem Freitagnachmittag als bei uns der erste Schnee viel und am Sonntagabend kurz nach zehn Uhr abends habe ich es beendet. (Es schneite immer noch) Das zeigt, das dieses Buch von allen bisherigen "Charlotte Lyne" Romanen am leichtesten zu lesen ist. Dieses leichter bezieht sich auf deine Bücher und nicht etwa für das Genre der Historischen Romane, dort würde ich es weiterhin als weit über dem Durchschnitt einstufen.


    Das Thema "Lesbarkeit" ist schwer zu beschreiben, finde ich jedenfalls. Bei diesem Buch war ich von der ersten Seite an "mittendrin" in der Geschichte und konnte mich den Protagonisten identifizieren und sie gedanklich rasch einsortieren. Wenn einem der Einstieg in eine oder mehrere Handlungsfäden leicht fällt erschliesst sich einem die gesamte Geschichte wie von selbst. Selbst bei einem eher schwierigeren Buch ist das so. Wenns passt dann passts einfach und es ist das richtige Buch zur richtigen Zeit. So wie der Mexiko Roman eben in dem Moment als ich es angelesen habe der falsche Roman zur falschen Zeit war.


    Die Illustrationen bei jedem Kapitel finde ich übrigens eine gute Idee. Wer auch immer diese Idee hatte, dem gebührt auch ein Glässchen Wein.

  • Oh ja, der wuerde auch eines gebuehren - aber leider darf sie derzeit keines trinken.
    Trinken wir stattdessen auf sie?
    Die Idee stammt von meiner wundervollen Lektorin und die hat am 18. Dezember Entbindungstermin (den ich ihr sehr goenne, auch wenn ich sie schrecklich vermissen werde. Dafuer, dass ich den allerbesten denkbaren Nachfolger bekomme, hat sie aber noch gesorgt).


    Der Mexiko-Roman sollte ja auch anders sein als die anderen - vielleicht ist der einfach nicht "deiner", das ist ja kein Beinbruch. Schliesslich ist die Welt voller lesenswerter Buecher.


    Ich freu mich jedenfalls weiterhin im Dreieck. Und bedank' mich nochmal.
    Herzlich,
    Charlie

  • Mir hat das Buch auch sehr gut gefallen, so eine schöne Bewertung habe ich allerdings nicht hinbekommen.


    Das Buch beginnt mit einem grausamen Überfall auf Kinder und setzt dann Jahre später ein, als eines dieser Kinder erwachsen wird und wieder in Gefahr schwebt.
    Doch durch einen Gedächtnisverlustes kann es sich nicht an den Überfall erinnern, weiss nicht wer Freund und wer Feind ist, wem sie trauen kann und wem nicht.
    Die Personen in diesem Buch sind nicht eindimensional: die Hure ist nicht nur Hure sondern auch Freundin und treue Gefährtin, die Verliebte kann sich nicht entscheiden in wen sie verliebt ist und der tapfere Ritter zweifelt ob er nicht doch nur ein elender Versager ist.
    Als Leser begleitet man eine Truppe quer durch England, erlebt Veränderungen bei jedem, sieht Freundschaften entstehen und lernt wie es im England dieser Zeit war, besonders wie schlimm es für Juden gewesen sein muss, unter König Edward zu leben; immer mehr Rechte zu verlieren und immer mehr schikaniert zu werden.
    Das Buch ist eher ruhig geschrieben, in einem sehr angenehmen Schreibstil und deshalb für diese kalte Jahreszeit zum Entspannen wunderbar geeignet.

  • Ich freu mich sehr, dass Du's mochtest, xania. Und Du hast Deine Rezension bei Amazon eingestellt, was wirklich Gold wert ist. Danke!
    Deines kaufe ich mir auch, sobald das, was hier rumnervt, vom Tisch und bezahlt ist. Darauf freu ich mich!


    Alles Liebe von Charlie

  • Bis auf "Shakespeare" und "Dangerous words" habe ich bisher alle Bücher Charlotte Lynes gelesen - und fand an jedem Einzelnen etwas Besonderes.
    Dieses Buch scheint die Pluspunkte aller bisherigen Bücher zu vereinigen und bietet darüber hinaus noch mehr: Neben den nicht ungewöhnlichen Tränen beim Lesen eines Lyne-Buches konnte ich diesmal trotz der wieder höchst dramatischen und überaus spannenden Geschehnisse auch etliche Male Lachen, Schmunzeln, Kichern.
    Erwähnt wurde bereits, dass wir erneut sehr interessante historische Ereignisse miterleben dürfen und viel über das Leben von damals erfahren.
    Erwähnt wurde ebenfalls schon, dass die Zeichnung der Personen gewohnt gut gelungen ist, auch ihre spürbare Entwicklung.
    Auch mir, die manchmal mit verschiedenen Erzählperspektiven Probleme hat, gefielen die gezeichneten Motive zu Beginn der einzelnen Kapitel recht gut, erleichtern sie doch die Zuordnung, aus welcher Perspektive das neue Kapitel erzählt werden wird.
    Was ich mir nicht hätte vorstellen können - meine Lieblingsperson war ein alter Mönch :grin


    10 von 10 Eulenpunkten!


    Edit fand, dass "gezeichneten" netter aussieht als "gezwichneten"...

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von maikaefer ()

  • Ich haette so ein tolles Statement auch mit "gezwichneten" genommen und mich darueber nicht weniger gefreut.


    Vor allem, dass es mal eins meiner Buecher schafft, zum Lachen zu reizen, freut mich ganz unbeschreiblich.
    Und dass Randulph Dich fuer sich gewinnen konnte. Davon haette er sich sicher unendlich geehrt und geschmeichelt gefuehlt.


    Vielen Dank!
    Ich beiss mir gerade an den letzten Metern eines Buches die Zaehne aus und jetzt freu ich mich so.
    Alles Liebe von Charlie

  • Na, wenn das jetzt nicht heisst, dass du liest, sondern dass du schreibst, dann freut mich das und ich wünsche die nötigen Nerven fürs Finish!
    Darfst Du sagen, WER schreibt - Du, Carmen oder Lili? :grin :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Eigentlich kann ich mich maikaefers Rezi nur anschließen. :wave


    Nachdem ich Anfang diesen Jahres "Glencoe" für mich entdeckt habe, ein Buch, das immer noch bei mir nachwirkt und immer einer meiner liebsten Historischen Romane bleiben wird, habe ich mich nach und nach durch - fast - alle Romane von Charlotte Lyne gelesen und auch ich habe in jedem etwas Besonderes und Einzigartiges für mich entdecken können.


    "Kains Erben" ist keine Ausnahme, im Gegenteil.


    Mir ist beim Lesen eines bewußt geworden:
    Wie sehr Charlotte Lyne es versteht ihren Schreibstil der grundlegenden Stimmung ihrer Romane anzupassen. Das selbe gilt auch für die Orte und historischen Begebenheiten. Diese leichtere Schreibweise - und das meine ich positiv - paßt perfekt zu ihrer Beschreibung der Isle of Wight und der ihr zugehörigen Figuren. Er ändert sich, wenn sie über Yves und seine Familie erzählt, wird schwermütiger, ernster. Ich habe das als ein Spielen mit den verschiedenen Gegebenheiten und Charakteren empfunden und es hat mir unglaublich gut gefallen. Dieser Reichtum an Abwechslung paßt zu dieser Geschichte, genauso wie die düstere Schwere nun einmal Teil von "Glencoe" sein muß.


    Ich habe - wie immer - Tränen vergossen, habe aber auch herzhaft lachen müssen und das ein oder andere Mal sogar laut. Magdalene habe ich so sehr in mein Herz geschlossen, genau wie Ranulph. Diesen beiden prägen für mich die Geschichte rund um die beiden Hauptfiguren, deren Handeln aufgrund ihrer emotionalen Verletztheit mir wie immer sehr, sehr schlüssig war. Auch wenn ich sie ab und an gerne geschüttelt hätte.


    Angetan hat es mir aber auch Adam de Stratton in seiner Widersprüchlichkeit, Leidenschaft und auch Bosheit. Ich hatte hier übrigens sofort Alan Rickman vor Augen. :-]
    Ich finde "Kains Erben" generell sehr bildhaft beschrieben. Bei mir ist beim Lesen im wahrsten Sinne des Wortes ein Film vor meinen Augen abgelaufen.


    10 Punkte!

  • Zitat

    Original von maikaefer


    Darfst Du sagen, WER schreibt - Du, Carmen oder Lili?


    Wir haben da noch so'ne Schwester ... nur ist die so eine Art Familiengeheimnis, d.h. wir duerfen nicht sagen, dass die unsere Schwester ist, wir duerfen nur die Arbeit fuer die machen.
    (Und dann duerfen wir noch nicht mal laut irgendwo sagen, dass wir gerade das schwierigste Buch unseres Lebens geschrieben haben, aber auch nicht, dass es - zum zweiten Mal ... - das eine war, das man in seinem Leben schreiben sollte. Denn das daemliche Buch gehoert ja nicht uns, sondern DER SCHWESTER!
    Ja, ja, man hat's nicht leicht mit dieser Schwesterei, aber zumindest leidet man nie unter Einsamkeit ...)


    Ich hatte gar nicht gesehen, dass hier noch eine SO schoene Rezension gelandet ist. Vielen Dank, Saiya! Adam de Stratton war meine Initialzuendung mit diesem Buch. Als der mir "ueber den Weg lief", stand fuer mich fest, das ist meiner.
    Von ihm und Isabel als Hauptpersonen wurde mir abgeraten - und so rutschten sie eine Generation nach oben und ich zu meiner Freude in ein Thema - den Edict of Expulsion - ueber den ich schon ewig hatte schreiben wollen.


    Dir vielen Dank!
    Dass Du lachen musstest, ist so schoen. Ueber die Entstehung dieses Buches hat mein Mann auf einer Party zu einem Bekannten von uns gesagt: "Meine Frau sitzt am Computer, bringt Leute um und lacht sich krank."


    Alles Liebe von Charlie

  • Sorry, ich habe deine Antwort erst heute gesehen, danke.


    Ich hoffe, wir bekommen irgendwann mit, was die Schwester da vielleicht ebenfalls lachend und mordend am PC fabriziert hat. Dass einigen Fans unter uns wegen einer tarnenden Tessa fast eine Steffi entgangen ist, hast du ja vielleicht mitbekommen. Schreibt sie denn ebenfalls im historischen Genre? (Darüber, wie deine Familie mit den vielen Müttern und Ehefrauen klarkommt, möchte ich jetzt besser nicht nachdenken! :lache). :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Dass einigen Fans unter uns wegen einer tarnenden Tessa fast eine Steffi entgangen ist, hast du ja vielleicht mitbekommen. Schreibt sie denn ebenfalls im historischen Genre?


    Zwar weiss ich nicht so ganz genau, wie und warum Tessa/Steffi es halten, aber ich denke (kann mich natuerlich taeuschen), wenn ein Autor ein Pseudonym geheim haelt, hat das einen sehr guten Grund.
    Einer koennte sein, dass Vorgaenger-Buecher sich nicht gut genug verkauft haben und ein neuer Anfang gemacht werden soll. Der misslingt natuerlich, wenn sich in der Branche herumspricht, wer dahintersteckt. Und die Branche ist ein bisschen ein Dorf ...


    Bei mir ist es so, dass ich ueber manche Pseudonyme sprechen darf und ueber andere nicht. Das entscheidet - in meinen Augen voellig zu Recht - der, der die Pseudonyme - und mich - bezahlt. In Konsequenz heisst das: Wenn ich damit hausieren gehe, wer meine Schwester ist, koennte das der Tod der Schwester - oder meiner - sein.
    Weshalb ich mal versuchen werde, wie ein Grab zu schweigen, auch wenn das - wie unschwer zu merken ist ... - zu meinen Talenten leider nicht gehoert.


    Alles Liebe von Charlie

  • Nee, das mit Steffi ist geklärt. Und auch alles nachvollziehbar. Trotzdem ist man natürlich im ersten Moment ein wenig erstaunt - verärgert - überrascht - eingeschnappt (je nach Temperament :grin) :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • "Kains Erben" kommt einer Ausstattung daher, die begeistert. Unter dem Schutzumschlag, der sich hervorragend neben "Glencoe" macht, ist ein edler goldfarbener Einband versteckt, das Lesebändchen rundet die hochwertige Ausstattung ab. Nicht zu vergessen das mit Karten bunt bedruckte Vorsatzpapier.


    Auch im Innenteil hält das Buch, was der Einband verspricht. Liebevolle Illustrationen machen das Lesen auch optisch zu einem Genuss und helfen dem Leser nebenbei bei der Orientierung. Die sich wiederholenden Illustrationen weisen auf Handlungsstränge bzw. die Figuren hin, in deren Sicht der Leser im folgenden Kapitel schlüpft.


    Da ist die Amsel, Amicia, die in ihrer Kindheit nur knapp dem Tod in einem blutigen Überfall auf ihr damaliges Zuhause, Burg Carisbrooke, entgeht, wo sie mit ihrem Bruder Abel als Ziehtochter der Burgherrin Isabell aufwuchs.


    Sie landet in einem Zisterzienser-Kloste Quarr Abbey, in dem sie der Abt Randulph unter seine Fittiche nimmt. Doch als Mädchen kann sie nicht ewig im Mönchskloster bleiben, und so nutzt Randulph, als der junge Ritter Matthew auf die Isle of Wight kommt, um Abgaben einzutreiben, die Gelegenheit, Amicia mit diesem auf die Reise nach Fountains Abbey, einem Nonnenkloster, zu schicken.


    Begleitet werden die beiden von der jungen Hure Magdalene, die mir von Anfang an mit ihrem freundlichen Wesen ans Herz gewachsen ist, dem Stummen Hugh, dem redseligen Laienmönch Timothy und dem Hund "Nameless.


    Von Matthew geht etwas Dunkles, Bedrohliches und dennoch Faszinierendes aus, und so wird es für Amicia eine Reise ins Ungewisse, die letzlich in ihre Vergangenheit führt.


    Ich habe bislang drei Bücher von Charlotte Lyne mit Begeisterung gelesen. Dieses hier ist weniger düster, weniger sperrig als die Vorgänger. Ich erwähne dies nicht als Kritik, denn diese Punkte haben mich nie gestört, sondern vielmehr als Ermutigung an diejenigen, denen die Vorgänger aus den genannten Gründen vielleicht nicht so zugesagt haben.


    Charlotte Lyne versteht es, die verschiedenen Handlungsstränge zusammenzuführen und dabei blenden und farbenfroh zu unterhalten. Lebendige Charaktere, einige gut, einige Böse, viele irgendwo dazwischen, machen dieses Buch zu einem Genuss. Sapperlot bezeichnete es in seiner Rezension als süffig, treffender kann man es wohl nicht formulieren.


    Daneben lernt der Leser noch einiges über die Isle of Wight, deren Burgherrin Isabell, den Zisterzienser-Orden, und nicht zuletzt über die Judenverfolgung unter Edward I, personalisiert durch Vyves und seine Familie.


    Eine Absolute Empfehlung für Liebhaber gut geschriebener und gut recherchierter historischer Romane.

  • Titel: Kains Erben
    Autorin: Charlotte Lyne
    Verlag: Lübbe
    Erschienen: Oktober 2012
    Seitenzahl: 560
    ISBN-10: 3431038670
    ISBN-13: 978-3431038675
    Preis: 19.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    England, Ende des 13. Jahrhunderts. Ein entsetzliches Erlebnis raubt der kleinen Amicia die Heimat, die Burg Carisbrooke auf der Isle of Wight. Einsam, verfolgt von Schreckensbildern und ohne Wissen um ihre Herkunft wächst sie unter der Obhut der Mönche von Quarr Abbey auf. Als die Mönche Amicia mit der Pflege eines verletzten Ritters betrauen, schleichen sich neue Bilder in ihre Träume: zwei eiskalte Augen, Szenen eines Massakers, ein nicht enden wollender Schrei. Ohne dass Amicia weiß, warum, ist ihr der Fremde unheimlich. Sie versteht nicht, warum der Abt sie mit ihm wegschickt, nachdem er genesen ist. Eine gefährliche Reise beginnt ...


    Die Autorin:
    Charlotte Lyne, geboren 1965 in Berlin, studierte Germanistik, Latein, Anglistik und Italienische Literatur in Berlin, Neapel und London. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in London, und wenn sie nicht gerade schreibt, ist sie Übersetzerin und Lektorin.


    Meine Meinung:
    Dieser Roman von Charlotte Lyne bietet ohne Frage ansprechende Unterhaltung. Allerdings habe ich die erzählerischen Intensität vermisst, die die Autorin beispielsweise in ihrem Roman "Glencoe" so ausgezeichnet beherrscht. Es hat den Anschein, als sollte mit diesem Roman der Geschmack einer breiten Masse (seiner sehr breiten Masse) bedient werden - ein Ansinnen, das leider auf Kosten der erzählerischen Qualität ging. Sprachlich ist nichts zu beanstanden - aber als Leser hätte ich mir ein wenig mehr Tiefe gewünscht. Und so ist dieser Roman leider nichts anderes als "ansprechende Unterhaltung" - er ist nichts Besonderes und hat eben auch nicht dieses "meisterhafte Flair" seiner Vorgänger. Hart ausgedrückt kann man "Kains Erben" als eine Roman aus der Kiste "Mainstream historische Romane" bezeichnen. Nach der Beendigung der Lektüre blieb eine kleiner Hauch Enttäuschung zurück - gerade auch deshalb, weil die Autorin es besser kann. Lesenswert - doch mehr als 6 Eulenpunkte gibt es nicht von mir.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.