Gebundene Ausgabe: 560 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (Lübbe Ehrenwirth); Auflage: 1 (12. Oktober 2012)
ISBN-13: 978-3431038675
Preis Gebundene Ausgabe: Euro 19.99 / CHF 28.50
Preis Kindle E-Book: Euro 11.73
Autorin
Charlotte Lyne, geboren 1965 in Berlin, studierte Germanistik, Latein, Anglistik und Italienische Literatur in Berlin, Neapel und London. Bevor sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern nach London zog, lebte sie einige Zeit in Glencoe, der schottischen Heimat ihrer Schwiegerfamilie. Charlotte Lyne arbeitet als Autorin, Übersetzerin und Lektorin.
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Kurzbeschreibung/Klappentext
England, Ende des 13. Jahrhunderts. Ein entsetzliches Erlebnis raubt der kleinen Amicia die Heimat, die Burg Carisbrooke auf der Isle of Wight. Einsam, verfolgt von Schreckensbildern und ohne Wissen um ihre Herkunft wächst sie unter der Obhut der Mönche von Quarr Abbey auf. Als die Mönche Amicia mit der Pflege eines verletzten Ritters betrauen, schleichen sich neue Bilder in ihre Träume: zwei eiskalte Augen, Szenen eines Massakers, ein nicht enden wollender Schrei. Ohne dass Amicia weiß, warum, ist ihr der Fremde unheimlich. Sie versteht nicht, warum der Abt sie mit ihm wegschickt, nachdem er genesen ist. Eine gefährliche Reise beginnt ...
Meine Meinung
Charlotte Lyne erzählt uns in ihren Büchern meist historische Geschichten aus Grossbritannien. Mal stehen markante Ereignisse und Figuren der Vergangenheit im Mittelpunkt mal eher unbekannte Episoden aus der Zeitgeschichte. Diesmal nimmt sie sich der Isle of Wight an, einer kleinen vorgelagerten Insel an der Südküste Englands auf der die wunderschöne Burg Carisbrooke das imposanteste Bauwerk darstellt und über die Insel mit seinen Bewohnern wacht. Das Eiland nimmt während rund zweihundert Jahren eine fast einzigartige steuerliche Sonderstellung in der Historie Britanniens ein. Rund um diesen Sonderfall, der dem herrschenden König natürlich gewaltig missfällt, baut die Autorin ein Geflecht aus malerischer Schönheit der Insel und mit Menschen die sich für ihre Bedürfnisse und Anliegen einsetzen. Gerade weil diese sich diametral gegenüberstehen entstehen kleinere und grössere Konflikte und Auseinandersetzungen und wenn gewisse Figuren dann noch zum eigenen Wohl intrigieren entsteht die Spannung die zu einem guten historischen Roman einfach dazugehört.
Die Figuren in diesem Roman sind in ihrer Tiefe und Profil (leider) etwas weniger ambivalent gezeichnet als bei anderen Romanen der Autorin. Man kann sie gedanklich rasch zuordnen (deshalb gibt es wohl auch kein Personenregister) und sie verbleiben meist in der Rolle die ihnen zugedacht ist. Bei aller Sympathie zu gewissen Protagonisten, etwas mehr Komlexität hätte mir gefallen. Die Illustrationen am Beginn eines jeden Kapitels helfen dem Leser zu erkennen, aus welcher Sicht einer Figur die Geschichte nun weitererzählt wird und der gedankliche Wechsel von einem Handlungsort zum anderen wird dadurch deutlich vereinfacht
Für den melancholischen Grundton in diesem Roman sorgt der Handlungsstrang über das "Edict of Expulsion" das vom König Edward I. auch bekannt unter den Beinamen "Edward Longshanks" oder "Hammer of the Scots" erlassen wurde und sämtliche in England ansässigen Juden verpflichtet das Land zu verlassen und dies wurde, wenn nötig, auf brutale und unbarmherzige Art durchgesetzt.
Bis auf eines habe ich alle Bücher von Charlotte Lyne gelesen und kenne und schätze ihre Art Geschichten zu erzählen. Der poetische und teilweise schwere Schreibstil mit den vielschichtigen, teilweise gar knorrigen Figuren die sich im Verlaufe ihrer Erzählungen nach und nach in ihrer ganzen Komplexität offenbarten machten es dem Leser nicht immer einfach in die Geschichten hineinzufinden und die Personen gedanklich greifbar zu machen. Zu vergleichen mit einem schweren Wein wo dich das vollständige Bouquet in seiner ganzen Vielfalt erst nach mehreren Schlucken richtig bemerkbar macht und man den langanhaltenden Abgang dann richtig geniessen kann. Mit diesem Roman "Kains Erben" macht die Autorin zweifellos mindestens zwei Schritte Richtung einfacherer Lesbarkeit ohne dabei zu fest von ihrem Weg abzukommen und sich somit allzu untreu zu werden. Für Leser die noch nie einen Charlotte Lyne Roman gelesen haben, rate ich mit diesem Buch zu beginnen und sich ihr und ihrer begnadeten Art historische Geschichten zu erzählen zu nähern. Er liest sich süffig und mundet hervorragend und am Schluss bleibt das wohlige Gefühl das ein sehr gutes Buch einfach hinterlassen muss. Ich bewerte den Roman mit 9 Eulenpunkten.