Bassermann Verlag
16. Oktober 2012 (Erscheinungsdatum)
200 Seiten, 25 x 30,9
Gebunden mit Schutzumschlag
Originaltitel: The most beautiful villages of ireland
Die Vielfalt irischen Landlebens
Die Buchreihe "Die schönsten Dörfer…" gibt es schon seit vielen Jahren. Ursprünglich erschien sie in der deutschen Erstausgabe beim Gerstenberg Verlag, doch leider sind die verschiedenen Bände (Frankreich, England, Irland, Neuengland, Griechenland, Spanien, die Toskana und die Provence) nicht mehr regulär im Buchhandel erhältlich. Der Bassermann Verlag hat es sich nun lobenswerterweise zur Aufgabe gemacht, die Reihe wieder aufleben zu lassen. Den Anfang machte der Bildband "Die schönsten Dörfer Englands", gefolgt von dem erst kürzlich veröffentlichten "Die schönsten Dörfer Irlands". Die Sonderausgaben besitzen einen farbig bedruckten Folieneinband, sind aber wie die damaligen Erstausgaben Hardcover und haben einen Schutzumschlag, den das gleiche Motiv wie die Folie ziert. Der einzige weitere offensichtliche Unterschied besteht in dem Fehlen von praktischen Hinweisen, die aber auch schon bei den Gerstenberg Büchern nur eine sehr geringe Seitenzahl einnahmen. Die Druckqualität von Texten und Fotografien ist ansonsten identisch (sprich hochwertig), genauso wie die Seitenzahl und das Format der Bücher.
Auf knapp 200 Seiten entführt der Bildband in die vielfältige Landschaft der grünen Insel. Gleich im Vorwort weist der Autor Christopher Fitz-Simons darauf hin, dass es ihm bei der Zusammenstellung geeigneter Dörfer nicht in erster Linie um die schönsten von ihnen ging. Vielmehr wollte er einen möglichst breit gefächerten Überblick über die vielen unterschiedlichen Formen derselben vermitteln. Aus diesem Grund hat er solche Dörfer für das Buch ausgewählt, die für die Geschichte und Kultur des Landes besonders gute Beispiele darstellen. Infolgedessen trifft der Leser im Laufe seiner visuellen Rundreise auf Dörfer, die sich durch die Bauweise ihrer Häuser, ihre geographische Lage, ihren Hauptberufszweig, ihre Größe und Entwicklung und manchmal sogar ihren Gründungszweck auszeichnen. So ist Kilmore Quay beispielsweise ein typisches Küstenörtchen und seine Bewohner leben hauptsächlich vom Fischfang, während die Landschaft rund um Loughgall in der Grafschaft Armagh seit jeher vom Apfelanbau geprägt wird.
Die vielen großformatigen und kontrastreichen Fotografien (285 dürften es sein) von Hugh Palmer zeigen weißgetünchte oder farbenfroh gestrichene Häuser, mit Schiefer- oder Reetdächern und hübschen Gärten, mittelalterliche Kirchen, uralte Steinkreise, Friedhöfe, Schlösser, Pubs, kleine Geschäfte und ein paar wenige Innenansichten von öffentlich zugänglichen Gebäuden. Dazwischen kann man die wildromantische irische Landschaft bewundern, die außer saftig-grünen Wiesen und Hügeln viele Flüsse und Bäche, sowie massenhaft Ginsterhecken und weit verstreuten Baumbestand zu bieten hat. Ein großer Teil dieser urwüchsigen Landschaft ist von niedrigen Steinmauern durchzogen, die das Land in zahllose kleine Parzellen unterteilen.
Zwecks besserer Übersichtlichkeit ist das Ganze in vier Teile gegliedert, die für die alten Provinzen Ulster, Leinster, Connacht und Munster stehen. Jeder von ihnen ist eine kurze Einführung gewidmet, die ihren besonderen Charakter herausarbeitet. Im Anschluss daran werden die einzelnen Dörfer in Text und Bild vorgestellt. Von der Seitenanzahl her wurden nicht alle Dörfer gleichmäßig bedacht. Manche sind über acht Seiten hinweg zu bewundern, andere müssen mit der Hälfte auskommen, was mir stellenweise als zu wenig erschien. Dazwischen gibt es immer wieder auflockernde Einschübe, die spezifische Themen (z.B. "Das alte Irland") behandeln. Die Texte von Christopher Fitz-Simons sind sehr informativ und abwechslungsreich. Da geht es um historische Anekdoten und Ereignisse, wie die Große Hungersnot zwischen 1845-1849, landschaftliche und sprachliche Besonderheiten, architektonische Details, die Entwicklung der einzelnen Dörfer und touristisch relevante Hinweise bezüglich interessanter Ausflugziele. Letztere werden aber nicht wie in einem Reiseführer dargeboten, sondern ergeben sich ganz nebenbei aus der Lektüre. Zur Abrundung stößt man ganz am Schluss auf eine erläuternde Karte und eine kleine, aber hilfreiche Auswahl an weiterführender Literatur.
Meiner Meinung nach repräsentiert der Bildband "Die schönsten Dörfer" sehr stimmig den hauptsächlich ländlichen Charakter Irlands und gibt darin auch viel Aufschluss über seine Bewohner. Jenseits aller städtischen Hektik strahlen die auf ihre eigene Art so unterschiedlichen Dörfer viel Ruhe und Charme aus, kommen mal schnörkellos herb, malerisch verträumt oder fröhlich bunt daher, haben aber gleichwohl eine unruhige und wechselvolle Geschichte hinter sich. Auch darauf wird hingewiesen, so dass ein unrealistisch verkitschter Eindruck erst gar nicht entstehen kann. Ein empfehlenswertes Buch, das gut informiert und dabei noch das Auge erfreut!
8 von 10 Eulenpunkten
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