Anspruchsvolle Bücher empfehlung?

  • Hi


    Ich habe gerade das lesen für mich endeckt und habe allerlei seichte Unterhaltunsgbücher gelesen. Jetzt möchte ich aber mal ein paar richtig anspruchsvolle Bücher ausprobieren.
    Also wo man richtig drüber nachdenken kann/muss. Bücher die einem vielleicht auch was mitgeben. Die man nicht einfach nur so liest und wieder wegpackt.


    Es sollten aber keine Bücher sein wo man sich wirklich durchquälen muss. Ein bisschen spaß beim lesen soll dann doch noch gegeben sein :grin.


    Vom Thema her bin ich eigentlich offen für alles (also kann Fantasy bis Biographie oder sonst was sein).


    Was könnt ihr da denn so empfehlen :-)?

  • Da würde ich zu den bewährten Klassikern greifen.
    Narziss und Goldmund, Anna Karenina, Madame Bovary, Schuld und Sühne, Jahrmarkt der Eitelkeiten, Die toten Seelen, .... usw.


    Und wenn es skurril und bizarr sein darf unbedingt
    Gormenghast von Mervyn Peake.

  • Das hier hat mich nachdenklich zurückgelassen. TC Boyle berichtet hier von dem sog. "Wolfskind", das völlig verwahrlost im Wald gefunden wurde und dem man Manieren und Erziehung angedeien lassen wollte. Sprachlich vorzüglich, inhaltlich unbequem.

  • Die Klassiker sind ein Ansatzpunkt. Ein anderer wäre, sich Romane der Literaturnobelpreisträger herauszusuchen. Oder in gut sortierten Buchläden die zeitgenössische Literatur anzuschauen. Es gibt eine SWR-Bestenliste, die könnte für zeitgenössische Literatur auch ein guter Ansatzpunkt sein. Hier im Forum könntest Du die Rezensionen in den Unterforen "Klassiker" und "Zeitgenössisches" durchgucken, ob Dir da was zusagt.


    Konkrete Empfehlungen sind eigentlich kaum möglich, dazu gibt es schlichtweg zu viel. Je nachdem, welche Zeit, welches Land einen interessiert, kann man einschränken, oder sich einfach durch die Bücherregale wühlen und lesen, testen, ausprobieren, was Dir liegt.


    Wenn Du konkreter in Deinen Wünschen wirst (Zeit, Ort, Sprache, Thema), sind auch konkrete Empfehlungen leichter.

  • silvermoon : ich kann mich da Vulkan nur anschließen, man könnte bei den Klassikern ansetzen. Auch SZ-Bibliothek finde ich nicht schlecht - das sind so Sonderausgaben angeblich besonders lesenswerter Bücher und die meisten sind wirklich sehr gut.
    Von den Literaturnobelpreisträgern kann ich persönlich nur abraten. Ich wollte mich auch mal durch alle Preisträger lesen. Aber ich scheiterte bereits an Knut Hamsuns "Segen der Erde". Das Buch hat mich nicht nur inhaltlich so gar nicht interessiert, sondern richtig wütend gemacht. Nur weil Literaturnobelpreisträger drauf steht, muss man das nicht unbedingt lesen.
    Falls Du mehr Infos gibst, für welche Themen, Länder oder oder Du Dich interessierst, kann man sicherlich bessere Tipps geben.


    Ich nenne einfach mal wahllos ein paar Autoren, die ich selbst sehr schätze.


    Philip Roth
    Leon de Winter
    John Irving
    Fjodor Dostojewski
    Michail Bulgakow
    Leo Perutz
    T.C. Boyle
    Markus Werner
    Thomas Pynchon
    Julian Barnes


    ...., Du siehst, das sind so viele. Wäre wirklich hilfreich, wenn Du Deine Anfrage ein wenig einschränkst;-)

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Ich schließe mich dem an, dass die Klassiker ein geeigneter Start für anspruchsvolle Literatur ist, da bei vielen zeitgenössischen, anspruchsvollen Romane Zitate und Bezüge zur klassischen Literatur selbstverständlich sind.


    Um auch was neues zu berücksichtigen, halte ich den Ansatz nominierte oder Gewinner bedeutender Literaturpreise zu lesen für sinnvoll,
    zum Beispiel:
    Booker-Prize-Projekt

  • Ich bin ja so ein Exemplar, das jahrelang seit der Jugendzeit nur Fachbücher (habe dann mittelalterliche Geschichte und Philosophie studiert, da ging es weiter ^^) gelesen hat. Da hängt es wirklich


    (a) davon ab, wie tiefgehend dein Interesse an bestimmten Themen ist. Also: interessiert dich Geschichte, Philosophie oder doch eher Ingenieurswissenschaften, Literaturgeschichte oder oder oder...


    (b) welcher Art deine Informationssucht sein soll. Also im Bereich des Interesses dann wiederum (hier am Beispiel Geschichte): Strukturgeschichte (die alles eher abstrakt aus einem Punkt analysiert der beobachtend über der Erde schebt und für den Jahrhunderte wie Tage sind) oder lieber Alltagsgeschichte? Sozialgeschichte? Militärgeschichte.
    Das gleiche gilt natürlich für alle anderen Interessensgebiete, besonders für die Philosophie.


    Das beste Buch, das ich im philosophischen Bereich (Ästhetik) gelesen habe, war sicherlich dieses, das ich somit für Anspruchsvolle, die sich nicht ausschließlich auf kalte Wissenschaft und ihre ratio beschränken, sehr gut empfehlen kann:


    Tanizaki Jun'ichiro - Lob des Schattens


    Ein wundervoll poetisches Buch, das ebenso Einblick in die subtile japanische Seele gibt, ist:


    Kakuzo Okakura - Das Buch vom Tee


    Kostprobe:
    "Im zitternden Grau eines Frühlingsmorgens, wenn die Vögel geheimnisvoll in den Bäumen zwitschern, fühlst du da nicht, dass sie mit ihren Freunden von den Blumen sprechen? Das Verständnis für Blumen muss wahrlich im Menschen gleichzeitig mit der Poesie der Liebe entstanden sein. Eine Blume, süß in ihrer Unschuld, duftend in ihrer Stille: können wir das Entfalten einer jungfräulichen Seele besser versinnbildlichen?"


    Liebeserklärung an den Tee: "O Nektar! Das hauchdünne Blättchen hängt wie ein Lämmerwölkchen an einem heiteren Himmel oder treibt wie eine Wasserlilie auf smaragdgrünem Strom. Von solchem Trunk schrieb Lo-Tung ein Dichter der Tang-Dynastie: 'Die erste Tasse netzt mir Lippen und Kehle. Die zweite verscheucht meine Einsamkeit, die dritte durchdringt mein unfruchtbares Innere, um darin nichts weitere als einige fünftausend Bände wunderlicher Ideogramme zu finden. Die vierte Tasse erregt einen leichten Schweiss, - alles Schlechte des Lebens schwindet durch meine Poren dahin. Bei der fünften Tasse bin ich geläutert; die sechste ruft mich ins Reich des Unvergänglichen. Die siebente Tasse, - ah, aber ich kann nicht weitertrinken. Ich fühle nur den kühlen Windhauch, der sich in meinen Ärmeln fängt. Der Horaisan [das chinesische Elysium], wo liegt er? Laßt mich mit diesem lieblichen Windhauch segeln und dorthin schweben!"


    alle Zitate aus: Kakuzo Okakura, Das Buch vom Tee - Insel-Verlag 1. Auflage 1998, S. 29f., 84.


    Ansonsten kann ich die "historischen" Werke von Shakespeare im Original wie in der Tieck-Schlegel-Übersetzung wärmstens empfehlen - die Wortgewaltigkeit, die Wucht der Erzählung, die Tragik und Dramatik sucht ihresgleichen.


    Umberto Eco's "Das Foucaultsche Pendel" ist mit historischem Wissen und einem guten philosophischen Wörterbuch gar nicht so unlesbar wie viele behaupten - und beinhaltet einen Schatz, der sich einem erst an dem Umschlagspunkt offenbart, wo man beginnt Ecos Genialität zu erahnen. Ich würde mal sagen 99% erreichen diesen Punkt jedoch nicht ;-) Ähnliches gilt für "Der Name der Rose", doch läßt sich dieses Buch auf einer anderen Bedeutungsebene auch als banaler "Mittelalterkrimi" lesen. Der Historiker sieht jedoch Poesie und Dinge in jeder Zeile dieses Buches wo andere nur Chaos sehen. Ein Kommilitone hat mir einmal Architekturdetails in dem Buch erläutert, die ich wiederum nicht gesehen habe da ich von Architektur keine Ahnung habe. Ich frage mich, welche Welten in diesem Buch noch verschlüsselt sind :-)

    Gib mir Bücher oder gib mir den Tod.
    Lese u.a.: Michael J. Hallowfield - Mit Helcallionakraut und Zauberstab *** Helmert-Corvey - Inrô. Das Ding am Gürtel

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  • "Anna Karenina" finde ich wunderbar! Zum Nachdenken, glücklicherweise geht es nicht nur um 1 Affäre, sondern auch um gesellschaftliche Probleme, die auch heute noch in abgewandelter Form aktuell sind.

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."