Schattengrund
Elisabeth Herrmann
ISBN: 978-3570161265
cbt
416 Seiten, 14,99 (ab 14 Jahren)
Meine Meinung: Als die siebzehnjährige Nico von ihrer verstorbenen Tante einen Stein, einen Besen und eine alte (halbe) Postkarte erbt, glaubt sie zunächst an einen Scherz, doch mit der Annahme dieser drei Dinge hat sie auch die Möglichkeit das Haus ihrer Tante zu erben. Leider ist Nico noch nicht volljährig und muss deshalb hilflos erleben, wie ihre Eltern vehement die Erbschaft des Hauses ablehnen. Es ist ein bitterkalter Wintertag, an dem Nico beschließt, heimlich in den Harz zu fahren, um sich das Haus „Schattengrund“ genauer anzusehen und herauszufinden, welche Botschaft ihre Tante ihr mit den drei geheimnisvollen Gegenständen mitteilen wollte.
Im Ort angekommen, wird Nico schnell klar, dass sie hier nicht erwünscht ist, doch abreisen kann sie nun nicht mehr, denn ein Schneesturm hat das Dorf eingeschlossen und die Schatten der Vergangenheit scheinen mit ihrer Ankunft zu neuem Leben zu erwachen…
Sehr schnell merkt man, dass Elisabeth Herrmann mit diesem Buch eine jugendliche Zielgruppe anspricht. Sie schildert, dank ihrer Tochter, sehr gut die Gedankenwelt und Sprache ihrer jugendlichen Hauptfigur Nico und hat mit ihrer Geschichte einen tollen Mix aus Abenteuer, Mystik und Lovestory hinbekommen.
Nico stößt in dem kleinen Dorf auf Ablehnung, wohin sie blickt und niemand glaubt ihr, dass sie sich nicht an die Geschehnisse von vor zwölf Jahren erinnern kann, die das Dorf für immer verändert haben. Sie hat einzelne Bilder vor Augen und immer wieder sieht sie ein kleines blondes Mädchen, ihre Freundin Fili, doch warum musste sie sterben und was hat das mit ihr zu tun? Einzig Leon, der zu Besuch bei seiner Verwandten im Ort ist, steht zu ihr und versucht ihr zu helfen, doch kann man ihm überhaupt trauen?
Der Stil von Elisabeth Herrmann ist so lebendig und ihre Personen wirken so authentisch, dass man gefangen wird von der allgegenwärtigen Spannung, die nicht abreißt. Obwohl man dem Ganzen den Jugendbuchcharakter anmerkt, stört das nicht, denn die bedrohliche Stimmung, die die Autorin so gut einfängt, lässt auch erwachsene Leser nicht los. Geschickt hat sie in die Handlung noch ein paar (echte?) regionale Sagen eingeschlossen, die die düstere Atmosphäre im Ort noch unterstreichen. Immer bedrohlicher wird es für Nico und immer angespannter muss man das Buch weiterlesen, denn es gibt keine Sekunde Stillstand.
Mit diesem Jugendbuch hat Elisabeth Herrmann meiner Meinung nach erneut bewiesen, dass sie es einfach kann – ob Bücher für Erwachsene oder für Jugendliche, sie hat die Begabung beide Zielgruppen durch ihren Schreibstil zu begeistern. Selbst schwierige Zusammenhänge bildet sie so strukturiert ab, dass man nicht den Faden verliert und da sie, wie gesagt, auch hier wieder ein gutes Gespür dafür hatte, was einen perfekten Thriller ausmacht, kann man ihr nur die volle Punktzahl geben.