Ferien mit Patricia - Paul Gallico

  • Originaltitel: The Lonely


    Klappentext:
    Im Kriegsjahr 1944 erlebt ein amerikanischer Luftwaffenleutnant mit einem Mädchen aus dem englischen Frauenhilfskorps die flüchtige Idylle weniger Urlaubstage im schottischen Hochland. Was als Flirt begann, erweist sich überraschend als ernsthafte Bindung.


    Über den Autor:
    Paul William Gallico wurde am 26. Juli 1897 als Sohn eines Einwanderers aus Triest in New York geboren. Sein Vater war Pianist, die Mutter Geigerin. Der junge Paul bereiste mit seinen Eltern Europa, er ging in New York zur Schule und besuchte die Columbia University. Gallico war ein begeisterter Sportler, und um über dieses Gebiet authentisch schreiben zu können, übte er fast ein Dutzend Sportarten aus. Er boxte gegen Jack Dempsey und schwamm gegen Johnny Weissmüller. Als er 1936 beschloss, den Jornalismus aufzugeben und freier Schriftsteller zu werden, war er der höchstbezahlte Sportberichterstatter Amerikas. Sein erstes Buch war eine Sammlung seiner Sportreportagen. Eine Reihe erfolgreicher Romane folgte. Paul Gallico, der auch als Bühnenautor hervortrat, starb am 15. Juli 1976 in Monte Carlo.


    Meine Eindrücke:
    Jerry, 23 Jahre alt, ein amerikanischer Luftwaffenleutnant, der in England stationiert ist, bekommt im Sommer 1944 zwei Wochen Urlaub verordnet, um sich von den Strapazen des Krieges zu erholen. Er hat keine Lust, zwei Wochen alleine zu verbringen, und ist dankbar für den Tipp des Majors, einfach ein Mädchen mitzunehmen. Die Engländerinnen seien nicht so, und wenn er von Anfang an klar sage, dass nach den Ferien alles aus und vorbei sein müsse, dann wäre das kein Problem - und seine Verlobte zu Hause müsse ja nichts davon erfahren.


    Pat - Patricia - eine Bekannte aus dem Frauenhilfsdienst, mit der er sich manchmal zum Tanzen verabredet, scheint genau die Richtige dafür zu sein: unscheinbar, unkompliziert und in jeder Hinsicht der Verlobten Catharine unterlegen. Sie sagt ja, akzeptiert die Bedingungen, obwohl sie längst in Jerry verliebt ist.


    Die beiden verbringen traumhafte Tage in Schottland, Tage voller kleiner Wunder weit weg vom Kriegsgeschehen, Nächte, in denen sie sich ganz nahe kommen, Situationen, in denen einer die Unterstützung des anderen braucht.


    Viel zu schnell sind die Ferien vorbei, der Abschied ist da, die Abmachung gilt, die Trennung ist hart. Sie haben alles verändert, die Ferien mit Patricia; das, was bisher galt, wird in Frage gestellt.


    Der Originaltitel, "The Lonely" passt gut zu der Geschichte, die zwar ein wenig angestaubt daher kommt, doch trotzdem aktuell ist. Sie wird auf 120 Seiten einfach, aber gekonnt erzählt. Einsam und verloren sind die Menschen, die fast noch als Kinder in den Krieg zogen und nun Tag für Tag mit den Entbehrungen, dem Grauen und dem Verlust von Kameraden fertig werden müssen. Und mit den Erwartungen, die an sie gestellt werden. Auch Jerrys Eltern haben hohe Erwartungen; sein Leben ist zu seinem Besten geplant, alles ist vorbereitet, nach dem Krieg kann er Catharine, die Tochter einer befreundeten Familie heiraten. Nur: Was erwartet er selbst?


    Catharine taucht übrigens nur ein einziges Mal leibhaftig in der Geschichte auf; trotzdem ist sie allgegenwärtig, ein Symbol für das Leben, das Jerry wählen könnte, bereits gewählt hat. Sie ist sympathisch, großherzig, schön, ein Mädchen, das man gerne zur Freundin hätte - keinesfalls wünscht man ihr, dass die Hochzeit platzen möge. Gallico lässt die Figuren gehörig leiden. Ich habe mitgelitten und freue mich, dass ich das Büchlein geschenkt bekommen habe!


    8 Punkte

  • Danke, dass du mich mit deiner Rezension an dieses schöne Buch erinnerst.
    Gallico schrieb noch viele weitere tolle Geschichten, die teilweise sogar verfilmt wurden. Leider kennen ihn heute nur noch wenige... :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)