Originatitel: Raven's End
Kurzbeschreibung (von Amazon):
Bei einem abenteuerlichen Sturz hat der Rabe Colin sein Gedächtnis verloren. Nicht einmal an seinen Familiennnamen kann er sich erinnern. So gewährt ihm die Schar von Rabens Ruh Aufnahme in ihrer Mitte. Hier erfährt Colin von der Schönheit und den Geheimnissen der kanadischen Rockies und wird in das tägliche Zeremoniell des Rabenlebens eingewiesen. Ben Gadd entführt den Leser in die magische Welt der weisen Vögel. Ein humorvolles Buch voll allegorischer Anspielungen.
Über den Autor:
Ben Gadd, geboren 1946, Geologe, ist am Fuß der Rocky Mountains aufgewachsen. Heute lebt er in Jasper, Bundesstaat Alberta/Kanada, wo er als Tierschützer und Naturführer aktiv ist. Nach der Veröffentlichung mehrerer Führer und Ratgeber über seine Heimat ist "Rabens Ruh" sein erster Roman.
Meine Eindrücke:
Colin landet nach einem Sturz aus dem Nirgendwo am Yamnuska in den kanadischen Rocky Mountains in einem Wacholderbusch. Er kann sich an nichts erinnern … auch nicht daran, wo er her kommt oder an das, was einen Raben ausmacht. Zum Glück wird er von der Rabenschar "Rabens Ruh" aufgenommen und lernt alles, was er wissen muss. Colin hat besondere Fähigkeiten; es stellt sich heraus, dass er gute Instinkte hat, Futter aufspüren und verunglückte Kameraden retten kann - oder hat er doch tatsächlich das Zweite Gesicht und eine Verbindung zur Großen Rabenmutter?
Die Geschichte wird aus der Perspektive des Raben erzählt - kein leichtes Unterfangen, denn die erdachte Sicht eines Raben auf die Menschen kommt naiv, altklug und nicht immer in sich schlüssig daher. Die Vermenschlichung der Tiere ging mir an einigen Stellen entschieden zu weit. Der erhobene Zeigefinger des Autors ist nicht zu übersehen, allzu sehr wird appelliert, die Natur zu lieben, die Tiere zu achten, wissbegierig zu sein und sich selbst als Teil eines Großen und Ganzen zu sehen. Die Hauptfigur muss zwar einige brenzlige Situationen überstehen, wirkliche Gefahren und echte Konflikte, die Spannung erzeugt hätten, fehlen aus meiner Sicht.
Nach den ersten fünfzig Seiten hätte ich das Buch am liebsten aus der Hand gelegt, aber es gab doch immer wieder interessante Stellen über das Sozialleben der Rabenvögel, über die Lust am Fliegen und dazu ein paar ganz gut gelungene Naturbeschreibungen.
Die Auflösung, wo Colin her kommt, hat mich am Ende tatsächlich ein bisschen überrascht - und gleichzeitig genervt, so gut passt sie zum Rest.
Schade, hier wäre mehr drin gewesen. Vielleicht ist auch mehr drin - begeisterte Rezensionen im Internet sprechen dafür - und ich habe es nur überlesen?
Raben sind ungemein interessante Vögel und Rabenbücher bekommen von mir trotz "Rabens Ruh" weiterhin eine Chance.