Der beste Schreibstil!

  • Zitat

    Original von Rosha
    Stil, was ist das? Kann man ihn abseits vom persönlichen Geschmack bewerten, bzw. bis zu welchem Maß gelingt das?


    Redundanzen sind "schlechter Stil".


    ich denke schon, dass man das auch so bewerten kann. Manche Schreibstile mag man eben und manche nicht.



    Ich mag wie gesagt einfache und leicht zu lesende Schreibstile. Es sollte nicht zu kompliziert oder langahtmig sein und auch nicht voll von Fachbegriffen. Das wäre mir zu anstrengend. Besonders wenn die Kapitel dabei auch noch ellenlang sind.

  • Da geht es mir wie Lilian Fiona. Bei "Die Buddenbrooks" z. B. hatte ich so viele Begriffe markiert, bzw. Eselsohren eingeschlagen, weil ich die Begriffe immer mal nachschlagen wollte, ich hätte es direkt machen sollen. Aber es ist mir im Moment einfach zu lästig. Das ist ein Buch was ich mir aber vorstellen könnte, irgendwann vielleicht einmal nochmal zu lesen. Z. B. wenn mal schlechte Zeiten kommen. :-)


    Wenn ich jetzt bei meinen Büchern mal Wörter finde oder auch schöne Zitate werden sie - dank der Eulen, die mich dazu animiert haben, mal genauer auf sowas zu achten - vorne auf die erste Seite geschrieben oder unterstrichen und ich schreibe die Seitenzahl auf und dann kann man entsprechende Passagen immer fix nachgucken, aber ich glaube, ich schweife vom Thema ab. :rolleyes

    Zündet man eine Kerze an,erhält man Licht.Vertieft man sich in Bücher,wird einem Weisheit zuteil.Die Kerze erhellt die Stube, das Buch erleuchtet das Herz.


    (Sprichwort aus China)

  • Ich möchte wetten, viele von denen, die in diesem Thread ausländische Autoren genannt haben, haben die Bücher nicht im Original, sondern in der Übersetzung gelesen.


    Somit hat ihnen der Stil des Übersetzers zugesagt, nicht der des Autors. Schade, dass sogar in einem Bücherforum einer der wichtigsten Berufe dieser Branche kaum Beachtung findet.

  • Hallo Spishak,


    da stimme ich Dir aus vollem Herzen zu.


    Ich lese gerade Erzählungen von Anton Tschechow in der Übersetzung von Reinhold Trautmann und kann nur vor Ehrfurcht zerbröseln über die Brillanz dieses Stils:


    Mit einer unkomplizierten Sprache schaffen Autor und Übersetzer es, feinste psychologische Verästelungen auszudrücken.


    Meiner Meinung nach absolute Meisterklasse und ohne einen grandiosen Übersetzer sicher nicht möglich.


    Schöne Grüße


    Nadja


    Edit: Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich stimme Spishak darin zu, dass gute Übersetzer insgesamt viel mehr Beachtung und Anerkennung bekommen sollten.

  • Spishak


    Cathrine hat weiter oben bereits auf Übersetzungen hingeweisen. Und sehr weit ist die tildiskussion bislang nioch nicht gediehen.


    Dein Wettangebot ist ein wenig heikel, da nicht wenige, die sich in diesem Thread gemeldet haben, Bücher auch in anderen Originalsprachen lesen.
    Es ist immer besser, so etwas erst einmal als Frage zu formulieren, als einen Vorwurf daraus zu machen. Vor alem, wenn man die DiskutantInnen nicht kennt.


    Wenn Du der Ansicht bist, daß Übersetzungen in diesem Forum zu wenig diskutiert werden, so darfst Du gern eine Diskussion dazu eröffnen. Dazu aber der übliche Rat: vor Neueröffnung eines Threads bitte die Suchfunktion betätgen. Es ist ja möglich, daß es das Thema bereits gibt.
    Was das Thema 'Übersetzung' angeht, so wage ich zu behaupten, daß Du Dich wundern wirst.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Nadja Quint


    :lache


    kein Problem. Daß Du hier nicht mit Schuhgröße 49 grölend durchs Tulpenbeet latschst, ist klar.


    Stildiskussion anhand von Übersetzungen ist ein anderes Problem. Denn auch ÜbersetzerInnen sind dem Originalstil der Autorin, die sie übertragen, verpflichtet. Sie müssen etwas davon mitbringen.
    So ein whiff Shakespeare hat auch Shakespeare auf deutsch.
    Cechov ist auch Cechov auf deutsch.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ein Stilmittel, das ich auch gerne lese, wenn es gut gemacht wird, sind wechselnde Erzählperspektiven.


    Das ist mir bei den letzten Romanen, die ich gelesen habe, positiv aufgefallen.
    Bei Malika Mokeddems Sultana wechselten sich jedes Kapitel ein Mann und eine Frau als Icherzähler ab. Da sie sich begegneten, bekam man sowohl Innen- als auch Außensicht geboten und das war sehr interessant zu lesen.
    Bei Driss Chraibi gab es 2 Icherzähler, die genau bei der Hälfte des Romans wechselten. Das hat geholfen, die Handlungsentwicklung auch stilistisch zu verdeutlichen.


    Ich habe aber Vorbehalte, wenn es zu viele Erzählperspektiven gibt. Das kann zu Lasten der Lesbarkeit gehen, oder der Leser favoriert vielleicht einen Erzähler und muss lange warten, bis der wieder dran ist.

  • Ein gutes Stichwort Herr Palomar! Das Spiel mit den Erzählperspektiven ist wirklich interessant. Du erwähnst die Ich-Perspektive, bei der die erzählende Person jeweils wechselt.


    Schön umgesetzt mit der personellen Perspektive empfand ich dieses Stilmittel in "Die Go-Spielerin" von Shan Sa. Der Wechsel zwischen männlichem und weiblichen Prota erzeugte eine große Dynamik.


    Ein Wechsel zwischen personeller und Ich-Perspektive ist aber auch möglich. Und liest sich gar nicht mal so holprig, wie man denken könnte. Ein Beispiel dafür ist die Tokio-Killer-Reihe von Barry Eisler. John Rain ist die Ich-Perspektive vorbehalten, anderen Protagonisten die personelle Perspektive.


    ABER... ist das nun Stil des Autors oder ist es ein handwerklicher Kniff? Ich tendiere ja eigentlich zu Letzterem. Was meint ihr?

  • Ich denke, es ist die Aufgabe des Autors, diesen handwerklichen Kniff in seinen persönlichen Stil zu verweben, dann wird es Teil seines Stils.
    Das heißt nicht, dass er immer so schreiben muss.
    Aber z.B. ein Antonio Lobo Antunes ohne eine große Vielfalt von Erzählstimmen ist undenkbar. Er hat es zu seinem Stil gemacht.

  • Zitat

    Original von Rosha
    ABER... ist das nun Stil des Autors oder ist es ein handwerklicher Kniff? Ich tendiere ja eigentlich zu Letzterem. Was meint ihr?


    Ich denke, die Grenzen sind da fließend. In erster Linie ein handwerklicher Kniff des Autors, individuell auf eine Geschichte zugeschnitten (ich habe da jetzt eine Geschichte, wen lasse ich sie nun erzählen?), aber anderseits geben die Ich-Erzähler von Haruki Murakami seinen Geschichten einen bestimmten Ton, Philip K. Dick benutzt immer wieder wechselnde Perspektiven und fast immer geben allwissende Erzähler den Geschichten diesen altmodischen Ton...

  • Es stellt sich auch die Frage, wie entsteht überhaupt ein persönlicher Stil.
    Zum ersten wohl durch einen persönlichen Ton (der kann z.B. lakonisch sein, oder melancholisch etc.), dann durch Bzüge auf andere Literatur (z.B. eine Tradition in der Literatur, die Postmoderne etc), dann aber auch durch handwerkliche Methoden, die ein Autor sich zu Eigen macht. Dadurch entsteht Wiedererkennungswert.


    Was könnte es noch geben?

  • Zitat

    Original von Rosha: Schön umgesetzt mit der personellen Perspektive empfand ich dieses Stilmittel in "Die Go-Spielerin" von Shan Sa. Der Wechsel zwischen männlichem und weiblichen Prota erzeugte eine große Dynamik.


    Es fühlt sich an, als wärst Du beim gestrigen Eulentreffen dabei gewesen, denn wir haben "Die Go-Spielerin" gestern angesprochen.
    Bei mir ist dieser Roman nun ein Stück weiter nach oben auf der Liste der zu lesenden Bücher gerutscht.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Es fühlt sich an, als wärst Du beim gestrigen Eulentreffen dabei gewesen, denn wir haben "Die Go-Spielerin" gestern angesprochen.
    Bei mir ist dieser Roman nun ein Stück weiter nach oben auf der Liste der zu lesenden Bücher gerutscht.


    Ganz weit nach oben, bitte! Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es gerne jedem, der sich grundsätzlich mit asiatischen Büchern anfreunden kann.


    Tja, das Eulentreffen... scheint, als hätte ich da was verpasst. Wenn ihr solche Themen hattet... :wave

  • Ich glaube, bei Romanautoren kann ich keinen nennen, dessen Stil ich besonders mag unabhängig von Inhalt etc. Ich mag den Schreibstil aller Autoren, deren Bücher ich lese. Wenn ein Buch schlecht geschrieben ist, kann mich der Inhalt noch so sehr interessieren, so ein Buch breche ich ab. Z.B. "Sieben" von Mark Frost, wo Metaphern verwendet wurden, die ich einfach dumm fand - in der Zeit, die es braucht, ein Brot zu backen, tat er das und das - und noch dazu völlig falsch: das sollte nämlich aussagen, er tat das ratzfatz. Nee, solche Bücher mag ich nicht. Und ich mag auch nicht solche, wo die Sätze nur aus Subjekt, Prädikat, Objekt/Adjektiv whatever bestehen.
    Sie lief den Flur entlang. Sie trug ein blaues Kleid. Sie war dick. :yikes Mit viel Glück gibts noch einen Relativssatz dazu: Sie trug ein blaues Kleid, das sie schon seit Jahren besaß. Nee, mit sowas kann man mich jagen.


    Wenn ich hier jemanden nennen soll, dann fällt mir Max Goldt ein. Seinen Stil/Sprache erkenne ich nicht nur blind wieder, sondern finde es auch einfach großartig, wie er über Alltägliches so schreibt, dass man nicht nur schmunzeln oder lachen muss, sondern auch ins Nachdenken gerät.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Es gibt ein paar Autoren, deren Schreibstil (neben ihrer Fähigkeit, gute Geschichten zu erzählen) mich so sehr begeistert, dass ich praktisch jedes Genre von ihnen lesen würde:


    Spontan fallen mir da ein - Elisabeth Herrmann, Charlotte Lyne, Richard K. Morgan, Jim Butcher, Jennifer Benkau, Lilith Saintcrow.

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • Zitat

    Original von Salonlöwin


    Es fühlt sich an, als wärst Du beim gestrigen Eulentreffen dabei gewesen, denn wir haben "Die Go-Spielerin" gestern angesprochen.
    Bei mir ist dieser Roman nun ein Stück weiter nach oben auf der Liste der zu lesenden Bücher gerutscht.


    "Die Go-Spielerin" ist so ein Beispiel für einen Stil, den ich überhaupt nicht mag. :lache


    1. Es ist im Präsens geschrieben. Das liest sich für mich immer so wie Regieanweisungen.
    2. Die Sprache ist abgehakt/stakkato-artig. Die Sätze sind meist sehr kurz, manchmal nur zwei Worte („Wir marschieren.“).


    (Ich hab das aus meiner Rezi kopiert).

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Und ich mag auch nicht solche, wo die Sätze nur aus Subjekt, Prädikat, Objekt/Adjektiv whatever bestehen.
    Sie lief den Flur entlang. Sie trug ein blaues Kleid. Sie war dick. :yikes Mit viel Glück gibts noch einen Relativssatz dazu: Sie trug ein blaues Kleid, das sie schon seit Jahren besaß. Nee, mit sowas kann man mich jagen.


    Wenn es gehäuft oder ausschließlich in dieser Art auftritt, mag ich es auch nicht. Diesen Stil hat Daniela Meisel in "Gegen einsam" exzessiv vertreten. Es ist an und für sich ein tolles Buch, mit gut ausgearbeiteten Figuren, einem leisen, aber interessanten Plot. Aber die Schreibweise war mir zu "experimentell".


    Obwohl ich den Eindruck habe, dass gerade aktuell eine Mode herrscht, die der verknappten Schreibweise den Vorzug gibt.


  • Dieser Stil mag bestimmt nicht für jedes Buch/Thema geeignet sein. Aber mir gefiel es in der Kombination zarte Liebesgeschichte und asiatische Protagonisten extrem gut. Es verleiht dem Buch eine sogartige Eindringlichkeit, die es plakativ wie chinesische Schriftzeichen macht. Hingetupft und trotzdem kraftvoll. Der Stil mag Geschmackssache sein, auffallen tut er jedoch.

  • geh nach wochen wieder eulen und find:


    Ah, den thread gibts aa:


    was mir beim lesen sehr gut gefallen hat, und was ich hier noch nicht als schön erwähnt las, es sei denn, ich überlas 's:


    Thomas Bernhard


    wuchtig, der stil,


    hat mein placet


    aber ich verzweifel an stilfragen sowieso, ich schätz, ich versteh nix davon, und hab kaum gefühl dafür


    *schulterzuck und ab*

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Zitat

    Original von Rosha
    Obwohl ich den Eindruck habe, dass gerade aktuell eine Mode herrscht, die der verknappten Schreibweise den Vorzug gibt.


    true.


    Ich glaub, es liegt am twittern, ich kann zb gar nicht richtig twittern, denn ich brauch sechs oder sieben tweets, bis mein gedanke halbwegs fertig ist, drum hab ich's aufgegeben. ich weiss nicht. ist irgendwie lieblos. hastig. grauslig.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )