'Wer das Schweigen bricht' - Kapitel 31 - 41

  • Bookworm lag mit ihrer Spekulation im ersten Abschnitt gar nicht so schlecht. Mir kam zwar auch mal kurz dieser Gedanke, wirklich daran geglaubt habe ich allerdings nicht. Die größte Schuld an der ganzen Misere trägt also Wilhelm Peters. Er hat Juri erschossen um Therese für sich zu haben und ist am Ende ungestraft davon gekommen. Der richtige Lubisch tut mir sehr leid, erst hilft er einer Unbekannten mit seinen Briefen um dann von dieser versehentlich erschlagen zu werden. Warum Hanna Rita Albers erschlagen hat kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Es wäre ja nicht sicher gewesen, dass nach so länger Zeit noch was von der Leiche übrig geblieben ist und schon gar nicht, dass man diese mit dem Geschwisterpaar in Verbindung gebracht hätte. Mich hat auch dieser Roman von Mechthild Borrmann überzeugt, allerdings würde ich auch diese Geschichte nicht unbedingt als klassischen Krimi einordnen.

  • Ja, mit meinem ersten Verdacht lag ich richtig, ich könnte jetzt etwas von vorhersehbarkeit erzählen und den Roman dadurch abwerten, aber das hat dieses schmale Büchlein, dass so viel mehr Inhalt enthält, als man bei 224 Seiten annehmen würde, nicht verdient.


    Mechtild Borrmann hat es erneut geschafft, den Leser mit wenigen Worten in die Geschichte eintauchen zu lassen, mit den Protagonisten mitzuleiden.


    und meine Alternativtheorie, dass Friedrich Lubisch auch Jurij sein könnte, einfach zu Optimitisch, Ich hatte, zusammen mit Therese, auf einen Funken Gutem in Wilhelm Peters gehofft - leider war er so abgründig schlecht, wie zu befürchten stand. Es passt, dass er entgegen seines versprechens Jurij nicht hat leben lassen.


    Therese hat ihr Leben hergeschenkt für das von Jurij, in dem Vertrauen darauf, dass auch Wilhelm Peters sein Versprechen halten würde. Als sie herausfindet, dass er das nicht getan hat, bricht ihre Welt entgültig zusammen. Dass sie im Affekt Wilhelm töten will, kann ich ihr nichtmal verübeln, nach all dem Leid, das er ihr angetan hat. Doch wieder trifft es einen Unschuldigen, der einfach zur falschen Zeit am Falschen Ort war, und nun auch noch Wilhelm Peters eine neue Identität verschafft.


    Und Hanna geht erneut über Leichen, nachdem Sie schon damals durch ihre Aussage indirekt zwei Menschenleben ausgelöscht hat, scheut sie nun auch nicht vor Mord zurück, da sie ihre Welt bedroht sieht. Hat sie das tatsächlich nur getan, um ihren Bruder zu beschützen? Ich habe das so meine Zweifel, denn sie sah sich sicherlich auch ein Stück weit selbst bedroht.

  • Ich erlaube mir mal, Selmas Beitrag aus dem ersten Abschnitt hierher zu kopieren, dort wollte ich nicht darauf eingehen, um nichts vorwegzunehmen.



    Ich denke, er wollte den letzten Nachweis seiner wahren Indentität nicht aufgeben, und vermutlich spielte auch noch ein gewisser Stolz auf seine SS-Vergangenheit mit rein...


    Untertauchen musste er wohl, aus Angst, dass Therese in nun doch noch als Kriegsverbrecher anzeigt, offen bleibt, ob ihr jemand geglaubt hätte...

  • Bin eben fertig geworden – puh, was für ein Ende. Dass Hanna Rita Albers ermordet hat, kam für mich nicht unvermutet, dass aber Therese ihren ersten Mann, Wilhelm Peters umbringen wollte und dabei aus Versehen den echten Friedhelm Lubisch getötet hat, kam für mich völlig überraschend.


    Mir hat dieser Krimi ausgesprochen gut gefallen. Er hat mich sprachlich fasziniert und inhaltlich sehr bewegt. Eine ganz tolles Buch! :anbet


    „Der Geiger“ steht bereits auf meiner Wunschliste. :-]

  • Nun bin ich ganz durch und finde es fast ein wenig schade.


    Wilhelm Peters also der Vater von Robert, wie er damit wohl leben wird?
    Hanna dachte ich mir irgendwann das sie es war, aber ich denke eher für sich aus Angst.


    Der Geiger steht jetzt auch bei mir auf der WL.

  • Nun zum letzten Abschnitt:
    Dass Lubisch eigentlich Wilhelm Peters ist, hatte ich auch schon vermutet. Hat sich einfach eine andere Identität geklaut.
    Therese hatte ja in ihren Rückblicken schon immer angedeutet, dass sie irgendein dunkles Geheimnis aus ihrer Vergangenheit mit sich rumträgt. Allerdings konnte ich mir bis zur Aufklärung nicht vorstellen was es wohl sein konnte. Dann hat sie den Falschen erschlagen.


    Der eigentliche Kriminalfall um Rita ist für mich in den Hintergrund getreten. Wie schon mal erwähnt, haben mir die Passagen in der Vergangenheit am besten gefallen.


    Da ich das Buch "Der Geiger" nicht kenne, ihr aber so positiv davon geschrieben habt, werde ich es mir auf jeden Fall bald holen.

  • Mir hat das Buch sehr gut gefallen.
    Das Ende war jetzt wirklich überraschend, obwohl der Tod Rita Peters für mich eher im Hintergrund angesiedelt war.


    Besonders gut gefallen hat mir die Sprache und die Stimmung, die die Autorin ganz unterschwellig aufgebaut hat.
    Die sandigen braunen Pfützen, in die der Regen fällt, bevor die SS auf den Hof kommt.
    Der Sonnenuntergang, der den Himmel blutrot färbt usw.. Das ist ganz großartig geschrieben und habe ich so noch in keinem Krimi gefunden.


    Das Buch ist mehr als ein Krimi. Es ist ein Buch von Tätern und Opfern und diese sonst so eindeutige Zuordnung verschwimmt. Wer trägt mehr Schuld, mehr weniger?
    Der Krieg bringt Menschen in Außnahmezustände, hinterlässt die einst so fröhlichen Freunde als gebrochenen Menschen. Das hat mich sehr bewegt und Borrmann schafft es, mit nur wenigen Worten genau dies auszudrücken. Dass ein Kri i bei ir die Tränenschleuse öffnet, ist auch ein Novum.
    Ganz zu Recht hat dieses Buch den Krimipreis verdient.


    [SIZE=7]Edit beseitigt Tippfehler.[/SIZE]

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Regenfisch ()

  • Zitat

    Original von schnatterinchen
    Ganz selbstverständlich taten sie das.. Terese fand sich kleinlich alle haben einen neuen Anfang geacht nur sie nicht.


    Wie heftig ist das denn? Boahr das musste ich erstmal sacken lassen, der Vater stribt undich habe mitgeweint.


    Oh ja, diese letzten Szenen mit ihrem Vater waren sehr, sehr berührend.
    Siehe auch Seite 195, der Vergleich mit der Flamme unter einer Glaskuppel.


    Es stimmt, Krieg und sonstige Ausnahmesituationen können das Schlimmste und das Beste in einem Menschen hervorrufen und die jeweiligen Taten erzählen dann davon.
    Hanna hat viel Schuld auf sich geladen, angefangen bei Leonard.
    Und der wahre Lubisch senior gehört auch zu den grossen Verlierern dieses Buches.


    Am Anfang war ich mir nicht sicher, ob das Buch an "Der Geiger" herankommen würde - jetzt am Ende sehe ich nur noch eine winzige Lücke.
    Mechthild Borrmann hat mich auch hier absolut überzeugt.
    Eine grossartige Schriftstellerin, die die Kunst zu schreiben, perfekt beherrscht. :anbet

  • Mir hat der Geiger um Längen besser gefallen, was nicht heißt, dass ich diesen Krimi nicht sehr gern gelesen hätte. Beim Geiger fand ich das, was man quasi zwischen den Zeilen las, dichter, atmosphärischer. In diesem Roman hätte ich den Fokus gern weniger deutlich auf die Krimihandlung gesehen; die Geschichte hätte auch gut als Roman um die Freundschaft der jungen Leute funktioniert. Ich hätte gern mehr aus dem Vorleben gewusst, gesehen, wie sich die sechs zu diesem Freundeskreis geformt haben. Etwas eintönig fand ich, dass Tereses Rückblenden immer den gleich Aufbau hatten - erst die 40er, dann mallorcinisches Wetter. Trotzdem: ein gelungener, sprachlich geschliffener Krimi. Von der Autorin würde ich gern mehr lesen, aber nicht unbedingt noch mal einen Krimi.

  • Also ich bin nun auch durch und bin einerseits geschockt andererseits habe ich es auch nicht anders erwartet. Ich hatte Hanna zwar erst fast zum Schluss auf meiner Liste als Mörderin von Rita Albers. Aber dass Therese ihren Mann umbringen wollte und versehentlich den Falschen erwischt hat, das fand ich schon den Hammer.


    Das Buch war spannend aber auch ich fand das Buch "Der Geiger" um einiges besser.


    Viele Grüße :wave