Die und Der...(geändert nach Toms Einwand)

  • Hi,


    der, die, das stört mich eigentlich nicht so sehr, obwohl ich wieso, weshalb, warum informativer finde was den Titel angeht.


    Aber irgendwie häufen sich für mich danach die "Frauenberufe": Philosophin, Safranhändlerin, Rechenkünstlerin, Pelzhändlerin und ich weiß nicht was. Das sagt mir eigentlich nichts zum Inhalt.
    Da kann ich mir nur noch einen interessanten "Beruf" aussuchen. :grin


    Außerdem hören sich diese Titel irgendwie "gleichgeschaltet" an.


    bis dann :wave
    Jules

  • von deinen hätte ich nur "der tribun" eingereiht.
    "die schwerter des tiberius" deshalb nicht, weil es zwar mit DIE beginnt, der artikel sich aber auf schwerter und nicht auf einen menschen bezieht.
    und so hatte ich sisis beitrag (miss?)verstanden...
    :wave

  • Zitat

    Original von Jules
    Aber irgendwie häufen sich für mich danach die "Frauenberufe": Philosophin, Safranhändlerin, Rechenkünstlerin, Pelzhändlerin und ich weiß nicht was. Das sagt mir eigentlich nichts zum Inhalt.


    Vor allem sind das alles Berufe, die man landläufigen Vorurteilen folgend Frauen in den entsprechenden Zeiten nie zutrauen würde. Schließlich sollen Frauen früher angeblich nur arme herumgeschubste Dienerinnen gewesen sein ... Wie schön, wenn es dann wenigstens eine den Herren der Schöpfung mal so richtig zeigt! :grin
    Solche Romane bieten Projektionsflächen für aktuelle Frustrationen, erfüllen also ein psychologisch gelagertes spezifisch weibliches Lesebedürfnis.


    Zitat

    Außerdem hören sich diese Titel irgendwie "gleichgeschaltet" an.


    Das ist das Problem, das ich auch sehe. Mut zur Einmaligkeit ist auch (unternehmerischer) Mut zum Risiko.

  • Hi, Tom,
    es geht doch nicht um den Artikel, sondern die ganze Kombination.
    Und damit ums Verkaufen. Das ist den LeserInnen doch inzwischen eingetrichtert, daß man bei dieser Art Titel auch einen bestimmten Inhalt erwarten kann. Damit sind wir auf der Ebene des Heftromans. Und von daher stellt sich auch die frage, inwieweit die vorgegeben titelerwartung auf den Inhalt zurückwirkt und den auch runterzieht.
    Wir haben die Möglichkeiten verloren, Titel und Buchinhalt aufeinander besser abzustimmen. (Und nun komm mir bloß nicht mit Feuchtwangers. Die Jüdin von Toledo!!!)
    Wärst du bei Rowohl gelandet, der ja auch mal als angesehener Literaturverlag angefangen hat, wäre Donny als Disc-Jockey auf die Welt gekommen, wette ich.
    Vor ca. fünf Jahren wäre es eher ein 'Ich, Donny' geworden. Erinnnerst Du Dich noch an die endlose Folge der 'Ich...' Titel? In Nachahmung von Ranke-Graves, Claudius? Grausig
    Zudem sind die Artikel plus Substantiv-Kombinationen nicht immer präzise, was den Inhalt anbelangt.
    Bei Iris mag das zutreffen,(oops, immer noch auf meinem SUB), aber die Pelzhändlerin ist de facto eine Kürschnerin. Was ich mir unter einer 'Kastratin' vorzustellen habe, entzieht sich mir immer noch (ja, danke, ich kenne den Inhalt laut Umschlag), in der Rechenkünstlerin geht es viel zu wenig ums Rechnen etc.
    Bei diesen Titeln geht es doch bloß noch ums Kundinnenanlocken.


    Magali


    Und komm mir nicht mit Mag, DAS hatte ich mit Bo schon, vor vielen Wochen!!
    Ist aber auch zu gemein, daß du bloß drei Buchstaben im namen hast :gruebel

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hallo, Magali.


    Zitat

    Bei diesen Titeln geht es doch bloß noch ums Kundinnenanlocken.


    Na logo. Worum denn sonst? Titel, Umschlag, Klappentext: Sell the thing. Bücher, die niemand kauft, werden auch nicht gelesen. Bücher sind Produkte, in einem heißumkämpften, mehrfach übersättigten Markt, auf den auch noch die ganzen BoD- und Selbstverlagsdeppen drängen. Und ich für meinen Teil erwarte nicht, daß der Titel den "Inhalt präzise wiedergibt". So ein Schwachfug. Geht doch garnicht. Und: Der Kunde muß auf diese Tricks ja nicht hereinfallen. Man kann sich inzwischen über jede Neuerscheinung ausführlichst vorab informieren. Außerdem ist es scheißschwer, kurze, prägnante, eingängige Titel zu finden. Man hat schon Glück, wenn es inhaltlich wenigstens eine Schnittmenge mit der tatsächlichen Geschichte hat. Meistens ist nicht einmal das der Fall.

  • Ist halt *IN* genauso sie die Buchumschläge..alles ähnlich aufgemacht..hm, man sollte eben den Klappentext lesen


    Andereseits, warum sollte man sich einen Titel aus den Fingern saugen, wenn es mit DIE, DER, DAS da wesentliche gesagt ist

  • Tom,
    Wir reden aneinander vorbei.
    Ich weiß, daß du das Glück hattest, den Titel aussuchen zu dürfen. Aber m.E. liegt das auch an der Herangehensweise des Verlags.
    Wenn ich hier im Forum Iris lese, dann entnheme ich dem, daß sie bei ihrem Verlag heftige Kämpfe auszustehen hat, damit die Titel nicht zu schlimm werden. Von Auswahlmöglichkeit ihrerseits habe ich da noch nichts gelesen.
    Und frage ich mich, was es denn mit diesen Titeln, deren Gleichförmigkeit schon ins Auge fällt, auf sich hat.
    Da fallen mir so Sachen wie Beeinflussung des Kaufverhaltens ein. Man muß die Bücher doch an Frau und Mann bringen. Es geht um Erwartungen, die erzeugt werden. Die Ähnlichkeit im grammtikalischen Aufbau erzeugt den Anschein, daß man ähnlich gelagerte Geschichten bekommt. Und so kommt es, daß Inhalt und Titel nicht immer übereinstimmen, will sagen, nicht günstig abgestimmt sind. Nicht differenziert, nicht mehr reizen. ich kenne Leserinnen, die halt bei der Rechenkünstlerin mehr Mathematisches erwartet hätten.
    Es kann auch schief gehen, die Wanderhure lockt Pornofreunde an. Und hindert übrigens auch manche Käuferin, das Buch zu erwerben.
    Das war mein Ansatz.
    Kennst du übrigens den herrlichen Satz von Tucholsky:
    Tagore wurde nur durch den Nobelpreis davor bewahrt, bei Ullstein verlegt zu werden?
    :grin
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Tom
    Hallo, Magali.



    Außerdem ist es scheißschwer, kurze, prägnante, eingängige Titel zu finden. Man hat schon Glück, wenn es inhaltlich wenigstens eine Schnittmenge mit der tatsächlichen Geschichte hat. Meistens ist nicht einmal das der Fall.


    Ja, bestimmt ist das schwer. Was bitte ist es nicht beim Schreiben??
    Ich meinte nicht, daß der Inhalt da ganz wiedergeben werden soll, das präzise war falsch.
    Ich möchte einfach Unterschiedliches.
    Und mich erschreckt die Bevormundung, die, wie ich hier lese, AutorInnen durch die Verlage bei der Titelvergabe erfahren.
    Ich hab ja auch geschrieben, daß z.B. Droste den Titel 'Judenbuche' nicht vorgeschlagen hat, sondern der Redakteur. Viele Titel stammen sicher nicht von Autor/Autorin selbst.
    Kurz und gut (Es ist halb eins und ich hab Hunger)
    ich mag keine ...IN Titel mehr
    :-(
    magali :wave

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von Tom
    Huhu, Magali.


    Ich glaube, Du siehst Gespenster.


    Und: "Radio Nights" habe ich ausgewählt.


    ich finde diese wahl sehr mutig.
    denn ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich - wäre ich nicht hier im eulenforum über dich, deine site und das buch sozusagen gestolpert - dieses nie gekauft hätte. weil mir der bezug, den ich früher einmal zum radio hatte, zu sehr verloren gegangen war, als dass mich der titel genug angesprochen hätte, das buch in die hand zu nehmen und den rückseitentext zu lesen.
    allerdings hätte ich vermutlich niemanden der hier vertretenen autoren in form ihrer werke in meine wohnung gelassen, wäre ich nicht im eulenforum mit ihnen in berührung gekommen.
    der markt ist so groß.
    ich kaufe/informiere mich entweder nach autor (das heisst, wenn von einem für gut befundenen etwas neues erscheint, lese ich buchinfos), personenbezogen (biografien) oder auf empfehlung.
    ich gebe zu, dass die "die ... in" zzt ein wenig gehäuft auftreten, aber es stört mich nicht erwähnswert ich weiss in etwa, was auf mich zu kommt,
    und kann, wenn mir nach "sowas" ist, wählen und nähere infos einholen.-
    und ich bin sicher, aus historischen romanen etwas gelernt zu haben. und sei es nur das, dass diese zeit mich interessiert und ich gern mehr über sie wissen möchte. :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

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  • Hallo, Magali.


    Wir reden nicht wirklich aneinander vorbei; es geht um Marketing und Marktmechanismen. Du nennst es "Bevormundung", ich nenne es "Verkaufen" - unfreiwillig, zugegeben, oder mit der Schwierigkeit behaftet, die man nun einmal hat, wenn aus dem Herzblutkunstwerk ein Produkt wird.


    Wenn vorgetäuscht wird, ein Buch wäre einer bestimmten Richtung zuzuordnen, wenn Erwartungshaltungen aufgebaut werden, kurz, wenn auf fahrenden Züge aufgesprungen wird, dann greift hier ein Urprinzip des Marketings: Sich den Erfolg anderer zueigen zu machen. Verlage sind nun einmal Verkaufshäuser, die nur zufällig Bücher verscheuern. Es könnte auch um Seife oder Waschpulver gehen. Der Laborchemiker, der den wunderbaren neuen Zusatz erfunden hat, der das ultimative Referenzweiß erzeugt, wird auch nicht dabei mitreden dürfen, wie dat Ding dann als Produkt genannt wird.


    Ich verstehe die Bauchschmerzen, die manch ein Autor im Umgang gerade mit großen Verlagen hat. Mein Verlag ist eher ein kleinerer (Aufbau steht auf Platz 77 der "Top 100" der Verlage (www.buchreport.de)), Heyne/Ullstein/List ist ein ziemlich großer (und Bestandteil eines noch größeren). Die Entfernung zwischen dem Hersteller des Produkts (=Autor) und denjenigen, die es dann verkaufen, ist hier noch größer. Und es reden viel mehr Leute mit, von den Vertretern angefangen über die Lektoren, die Ausstattungsabteilung, die Werbeagentur bis hin zu sonstwem


    Übrigens: Mein im September erscheinendes Buch würde "Taxi ins Wohnzimmer" heißen, wenn es nach mir ginge (es geht u.a. um einen Typen, der Taxifahrer ist, es spielt teilweise in einer Kneipe, die "Wohnzimmer" heißt), aber der Verlag hat sich beharrlich geweigert. Aus meiner Vorschlagsliste ist dann der Titel ausgewählt worden, der mir am allerwenigsten behagt (ich verrate ihn aber noch nicht). Allerdings gibt es ein Super-Cover. Und inzwischen haben mich diverse Leute, die zugleich Künstler und Selbstverkäufer sind, davon überzeugt, daß der neue Titel prägnanter, eingängiger und ein besseres Verkaufsmittel ist.

  • Hallo, Frosch1.


    Zitat

    ich finde diese wahl sehr mutig. denn ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich - wäre ich nicht hier im eulenforum über dich, deine site und das buch sozusagen gestolpert - dieses nie gekauft hätte.


    Ich stimme Dir zu; andere sind inzwischen mit ähnlichen Argumenten gekommen. Der Titel gefällt mir zwar immer noch, aber ich denke, es hätte bessere - auch deutschsprachige - Alternativen gegeben. Aber hinterher ist man immer schlauer. :-) Und wir haben uns auf der Suche nach einem Titel wirklich einen ausgekäst. Arbeitstitel war übrigens "Fuck Radio".

  • Tom
    *lach* ich weiß das! Zur Entschuldigung sage ich nur: Es war spät ;-)


    Danke für Eure Ausführungen. Nach dem Blick in meine Bücherregale habe ich den Verursacher dieses Trends ausgemacht: Noah Gordon. Mit ihm fing alles an. (wenn ich Grisham mal aussen vor lasse - ich weiss jetzt nicht, wer von den beiden früher seine Werke herausgebracht hat)
    DER Medicus. Ja. Der war's meiner Meinung nach, wer uns die "Der Irgendwas"- Welle beschert hat.
    Die Die-Welle liegt doch eindeutig bei "Die Päpstin", oder? *nach His umschau und flücht*


    Edit: Titel geändert . Tom, wenn ich noch sonst irgendwas für dich tun kann - dann sags mir! Ich tue alles für dich, dass weißt du! :anbet

  • Zitat

    Original von Tom
    Apropos Titel: Die Bezeichnung dieses Threads - sorry, Sisi! :-] - ist wirklich hanebüchen.


    Mir hat's gefallen!
    Aber da sollten wir vielleicht die Marketing-Experten fragen, die wissen das ja angeblich am besten. ;-)

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)