Das Zelt - Miral al-Tahawi

  • Aus dem Arabischen von Doris Kilias


    Der ägyptische Original-Titel lautet Dar Scharqiyat li-n-Naschr wa-t-Tauzi und erschien 1996 in Kairo.
    Die deutsche Erstausgabe erschien 2001 in Zürich im Unionsverlag.


    Taschenbuch mit 138 Seiten


    Die Autorin Miral al-Tahawi, geboren 1968 in Sharqiyya, studierte Arabische Literaturwissenschaft und war Lehrbeauftragte an der Kairoer Universität.
    Das Zelt ist ihr erster Roman und wurde in mehrere Sprachen übersetzt.


    Für "Die blaue Aubergine" erhielt sie als erste Schriftstellerin den ägyptischen Förderpreis für Literatur. Auch dieser Roman ist vom Unionsverlag lieferbar.


    Inhalt bzw. Klappentext:


    Fatima wächst in einer Beduinenfamilie in der Wüste auf.


    Die älteren Schwestern sehnen den Tag ihrer Hochzeiten herbei und fürchten ihn zugleich.
    Die Mutter verzweifelt, weil sie nur Töchter zur Welt bringt. Die tyrannische Großmutter hält alle Zügel in der Hand und der geliebte Vater kommt und geht und bleibt doch nie.


    Die Mauern des väterlichen Gehöfts lassen sich nur im Traum überwinden, das große Tor lässt sich nicht öffnen.
    Fatima muss sich gegen alle Widerstände ihre eigene Freiheit erschaffen, bei der die Grenzen zwischen Fantasie und Wirklichkeit verschwimmen; sie jedoch aus der Wirklichkeit herausführen, aber auch eine gefährliche Distanz zu ihrer Familie schaffen.


    Mein Senf:


    Dieses Buch ist doch einmal etwas ganz anderes, als die Geschichten aus der europäischen Literatur- und Romanwelt.


    Obwohl das Buch nur 138 Seiten hat, verspinnt die Ich-Erzählerin Fatima einen in ihrer Welt in einer sehr bildlichen Sprache.


    Sie beginnt mit der Erzählung, als sie 5 Jahre alt ist und endet ungefähr in der Pubertät; es gibt keine genauen Zeitangaben.


    Mit der depressiven Mutter, die sehr wohl Söhne gebären kann, die jedoch auf unerklärliche Weise alle nicht lebensfähig sind, und dem Drachen von Großmutter väterlicherseits, wächst Fatima fast unbeaufsichtigt und mehr als vernachlässigt auf.


    Die Mutter stirbt. Der Vater ist ständig auf Wanderschaft, weil er es zu Hause nicht aushält.


    Nachdem sie sich zum zweiten Mal das Bein bricht, nimmt eine Engländerin Fatima für einige Jahre mit zu sich, um sie zu bilden und zu "zivilisieren".


    Fatima hat die Gene ihrer Mutter geerbt und hat zum Schluss, denke ich, eine ausgewachsene Depression.


    Die ganze Geschichte Fatimas ist sehr bedrückend, weil überklar und deutlich wird, dass, egal zu welcher Zeit auch immer, Mädchen noch immer in so vielen Teilen der Welt einfach nichts wert sind und darüber hinaus auch nur Ärger machen und Unglück bringen.


    Sehr lesenswert!
    Gute 7 Punkte von mir.
    Gruß vom killerbinchen :wave

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

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  • Zitat

    Original von Queedin
    ... die arabische Literatur, die ist immer so schön erzählend, das scheint hier auch wieder zu gelingen.


    Ja, auf jeden Fall. Dieses Buch war anders, als alles, was ich zuvor gelesen habe.


    Übrigens stand vorne im Impressum noch etwas Interessantes:
    Die Übersetzung aus dem Arabischen wurde unterstützt durch die "Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e. V." in Zusammenarbeit mit der Kulturstiftung PRO HELVETIA.
    Der Unionsverlag hat auch noch mehrere arabische Romane im Programm, die werde ich mir wohl nach und nach noch zulegen.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“