«Och, Frl. Krise, wir haben uns schon voll an Ihnen gewöhnt!» «Gerade ist eine meiner Kolleginnen mit Burnout-Syndrom frühpensioniert worden – früher kannten wir den Begriff noch nicht, ihre Krankheit hieß schlicht Siekannsichnichtdurchsetzen.» Seit fast vierzig Jahren unterrichtet Frl. Krise inzwischen. Täglich erlebt sie dabei komische, aber auch anrührende Situationen mit ihren Schülern, die sie hier mit Herz und Seele beschreibt. Darüber hinaus wirft sie einen amüsanten Blick in die Vergangenheit: Wann schlich sich das erste Kopftuch ins Klassenzimmer, wann störte das Tamagotchi plötzlich den Unterricht, und ab wann waren die Lehrer auf einmal pünktlicher als die Schüler? Unglaubliche Schulgeschichten – scharf beobachtet und pointiert erzählt.
Über die Autorin
Frl. Krise wurde 1948 am Niederrhein geboren, ihre Eltern waren Lehrer. Nach dem Studium, Biologie und Kunst, wurde sie 1973 Referendarin an einer Gesamtschule in Hessen und blieb dort zwanzig Jahre lang. Seit 2001 unterrichtet sie an einer sogenannten Brennpunktschule. Sie hat zwei Töchter mit einem Lehrer und ist jetzt mit einem Nicht-Lehrer liiert.
Meine Meinung
Frl. Krise ist schon seit fast 40 Jahren Lehrerin, als sie schließlich beginnt, ihre Geschichten aus dem Unterricht aufzuschreiben. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge erzählt sie von den teilweise witzigen, teilweise aber auch nervenaufreibenden Situationen, die eine Brennpunktschule mit sich bringen.
Die Sprache ist sehr jugendlich und natürlich, manchmal leidet die Grammtik (gewollt) darunter, doch das stört den Lesefluss in keinem Fall. Die Umgangssprache wirkt nicht aufgesetzt, sondern erfrischend und leicht. Viele türkische Begriffe fallen, doch man kann sie sich sehr einfach merken und ganz hinten im Buch gibt es noch eine kleine Vokabelliste.
Von Frl. Krise erfährt man wenig zu ihrem Privatleben, jedoch ihre Lehrerwerdegeschichte ist sehr schön ausgelegt. Sie erzählt von diversen Veränderungen im Schulalltag seien es die neuen Medien oder die Migrationshintergründe ihrer Schüler, alles hat sich gewandelt - vor allem das Benehmen der Kinder! Von aufmüpfig bis agressiv über liebreizend bis schüchtern - Frl. Krise hat sie alle erlebt - und so manches Kind hat es auch geschafft, sich in ihr Herz zu schleichen.
Neben der Vergangenheit macht sie sich auch viele Gedanken um die Zukunft, meist um die ihrer schwierigen Schüler, und man merkt, dass sie mit Herz und Seele ganz Lehrerin ist.
Auch wenn ich in den Genuss von Gymnasialunterricht kommen durfte und solche Problemkinder bei uns eher die Ausnahme bildeten, so konnte ich mir das Unterrichtsgeschehen sehr bildhaft vorstellen und vor allem Frl. Krise nachfühlen, die mal kurz vor der Explsosion stand, mal bei so viel Absurdität völlig sprachlos das Geschehen beobachtete. Außerdem erinnert mich die neunte Klasse, um die es in diesem Buch hauptsächlich geht, an meine jetzige Berufsschulklasse, die scheinbar auch völlig respektlos und naiv durch die Welt läuft.
Heikle Themen wie Integration und schwierige familiäre Verhältnisse werden nicht gescheut, Frl. Krise spricht teilweise wirklich das aus, was andere nur zu denken wagen, weil es auf politischer und/oder sozialer Ebene falsch aufgefasst werden könnte. Jedoch geht sie trotzdem vorsichtig damit um, einiges hat mich wirklich nachdenken lassen über unsere heutige Gesellschaft. Voruteile und Einsichten, ehrlicher kann man fast gar nicht sein.
Ich habe schon oft gelesen, Frl. Krise würde auf der "Frau Freitag"-Welle mitreiten wollen. Da ich aber bisher noch nichts von besagter Frau Freitag gelesen habe, bin ich unvoreingenommen an diese Lektüre rangegangen und kann die beiden nicht vergleichen. Frl. Krise (ob ihr Name nun ein Fake ist oder nicht, ist mir ziemlich egal) erwähnt diesem Frau Freitag des öfteren und sie kommt sogar selbst vor, wird als Freundin betitelt.
Ich persönlich fand dieses Buch sehr unterhaltsam und teilweise wirklich tiefsinnig, würde es jedem empfehlen! Absolut lesenswert!