Nicht jeder war ein Perfectus. natürlich gab es auch Katharer die viele Kinder gezeugt haben.

'Die Tore des Himmels' - Seiten 001 - 125
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Auch ich bin von diesem Buch schon restlos begeistert. Für mich ist es einfach ein "Sabine-Weigand-Buch" und das ist großartig!
Für mich schafft es Sabine Weigand einfach immer Geschichte lebendig zu machen.Mit dem Prolog hatte ich noch so meine Probleme, aber dann war ich sofort in der Geschicht drin. Die verschiedenen Perspektiven der Erzählweise finde ich spannend. Die Geschichte nimmt für mich immer mehr Fahrt auf, sodaß ich das Buch kaum aus der Hand legen kann.
Gisa gefällt mir sehr, ich glaube mit ihr hat Elisabeth eine treuer Freundin. Es tat mir irgendwie leid, als alle Elisabeth zurück nach Ungarn schicken wollten. Ich konnte ihre Angst gut verstehen. Sie ist in Thüringen aufgewachsen und hat eine neue Familie gewonnen. Ludwig gefällt mir auch sehr, er kennt nach der Übernahme des Amtes sofort die Lage und handelt. Sicherlich ist es hart für ihn, aber ich glaube mit Elisabeth kann er keine bessere Frau an seiner Seite haben, die ihn in seinem Ansinnen unterstüzt.
Mit Primus habe ich noch so meine Probleme, seine Rolle ist für mich in diesem Roman noch nicht so klar. Er hat es echt nicht leicht. Seine Familie ist sehr vom Schicksal gebeutelt. Am Schlimmsten fand ich die Szene, als die Sau seiner kleinen Schwester den Fuß angefressen hat und die Kleine anschließend gestorben ist. Das war echt hart.
Die Original-Texte finde ich wieder einmal sehr gut in den Text eingeflochten, es macht mich immer ein wenig "ehrfürchtig", wenn ich solche Texte lesen. Dann frage ich mich immer, wird man auch mal unsere Texte als "lebendige Geschichte" auffassen? Schließlich haben die Personen damals ja auch nicht gewusst, dass sie einmal in die Geschichte eingehen werden.
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Die ersten 125 Seiten sind gelesen und bislang gefällt mir das Buch richtig gut. Die verschiedenen Erzählstimmen gefallen mir sehr, ich bin gespannt, wie die verschiedenen Erzählstränge um Elisabeth und Mechtel noch zusammenlaufen. Bislang gibt es ja nur eine ganz zarte Berührung zwischen Primus und seinem Engel.
Besonders bewegt hat mich in diesem Abschnitt das Schicksal von Mechtel und ihrer Familie, so schnell kann der Abstieg zu den ganz Armen gehen.
Und sie stehen in einem so großen Kontrast zu dem Leben, dass Elisabeth und Co. führen. Da herrscht unter Landgraf Herrmann tatsächlich ein Überfluss, den ich nur schwer mit seiner Zuwendung zu den Kartharern in Einklang bringen kann.
Aber auch Gisas Erzählstimme mag ich sehr.
Gut gefallen mir auch hier wieder die eingestreuten Briefe in ihrer altertümlichen Sprache.
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Weil ich kein anderes Buch vor der Leserunde beginnen wollte, habe ich mir vorgestern schon mal den Anhang, Personenregister und Glossar durchgelesen, um mich einzustimmen.
Da die Frankeneulen ja begeisterte Lesungsbesucher von Sabine Weigand sind, habe ich bei dem Roman immer ihre Stimme im Ohr und es macht echt Spaß, weil ich mir jetzt schon überlege wie sie die Lesung wohl gestalten wird.
Elisabeth, Guda und Gisa - dieses Dreigespann gefällt mir sehr gut. Das Rezept zum Brüstewachsen fand ich gut
Elisabeth und ihre "Frömmelei"- ich bin gespannt, ob sie irgendwann tatsächlich ins Kloster gehen wird.
Mechtel/Primus und die Familie das sind wirklich die ganz Armen und die Beschreibung ihres Elends konnte ich mir bildlich sehr gut vorstellen. Am gruseligsten fand ich allerdings die Geschichte von der Sau und dem kleinen Mädchen. Die Wahrsagerin prophezeit Primus "Die Tore des Himmels", bin gespannt was das am Ende zu bedeuten hat? Und dann sieht er auch noch einen Engel auf dem Pferd, das paßt für ihn gut zu den Ankündigungen der Wahrsagerin.
Wido, Hermann und seine "Freunde" die haben wirklich unmögliche Vorstellungen und "Träume"
Die alten Briefe lese ich auch sehr gerne, allerdings wird hier der Lesefluß etwas gebremst und es geht langsamer
Die Wildschweinjagd und der Tod von Hermann, da fühlt sich Ludwig zurecht schuldig.
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Auch ich habe jetzt die ersten 125 Seiten gelesen.
Zu Beginn habe ich mir etwas schwer getan und ich überlege als, wie man diese Erzählweise nennt.
Gut finde ich die unterschiedlichen Erzählarten z.B. der Wechsel zwischen Gisa und Primus. Da Primus noch ein Kind ist, kann er logischweise nicht so berichten, wie z.B. Gisa. Das passt von daher.
Sehr schön sind auch die eingestreuten Briefe - auch wenn die den Lesefluss nicht gerade unwesentlich hemmen :grin.
Die Geschichte selbst und die Personen sind klar. Elisabeth frömmelt schon sehr früh. Am Hof ihrer Ziehmutter geht es hoch her und nach dem Tod der beiden Hermanns, stehen Veränderungen an.
Was es mit Primus und seiner Familie auf sich hat und wie da der Bezug zu Elisabeth und den ihren ist, ist mir noch unklar. Bishser himmelt ja er nur seinen "Engel" an.
Also schnell weiterlesen...
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Lieber Beowulf,
Du liegst ganz richtig mit Deiner Kritik. Ich hab mir lange Gedanken gemacht um die Katharer-Schiene im Roman. Natürlich war der Landgraf keiner, das stelle ich ja auch im Nachwort richtig. Aber ich wollte die Katharer unbedingt dabei haben, weil sie eine so große Rolle in der Armutsbewegung des 13. Jhds. spielen. Und weil die Nähe der neuen Bettelorden (Franziskaner) zu den Katharern so deutlich war, das Franz von Assisi Gefahr gelaufen ist, zu ihnen gerechnet zu werden. Ich wolle zeigen, dass etliches, was Elisabeth später lebt und vertritt (z.B. Armut, Askese, Fasten) auch ein ureigenes Thema genau derer ist, die die Kirche verdammt und verfolgt hat. Dazu habe ich mit, zugegeben, ein bisschen Bauchweh, die Katharer in ihre direkte Nähe geholt. Außerdem kommen mir die Katharer in der Literatur meistens ein bisschen zu gut weg, das wollte ich ändern. -
Hey, ich wusste gar nicht, dass Tanja Kinkel das Thema Elisabeth auch schon mal verwendet hat! Sonst hätt ich´s vielleicht gelassen...
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Tja, woran der Landgraf starb, wird sich wohl nie mehr klären lassen. Jedenfalls ist belegt, dass er in geistige Umnachtung fiel. In den Quellen steht, dass ihn ein böser Geist oder der Teufel befallen haben muss. Er sei schon ein Jahr vor seinem Tod quasi tot gewesen.
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Naja, das ist halt das Bild, das ich mir von Walther gemacht habe. Zugegeben, ich bin halt nicht so furchtbar romantisch wie Kinkel. Und Walther war um diese Zeit ja längst nicht mehr jung, da kann man schon mal Speck ansetzen, auch als Minnesänger.
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Hallo Eskalina,
Wido ist ein Perfectus, das ist die Bezeichnung für die Priesterkaste unter den Katharern. Es hat nichts mit Arroganz zu tun (oder vielleicht doch?) - die Perfecti waren natürlich nicht wie die einfachen Katharer, sondern wurden durch ihre "perfekte" Lebensweise aus dem Leben-Tod-Kreislauf erlöst und stiegen nach ihrem Tod als "Engelsseelen" in den Himmel auf. Alle anderen mussten den Weg der Wiedergeburt weitergehen. -
Zitat
Original von Sabine Weig.
Hey, ich wusste gar nicht, dass Tanja Kinkel das Thema Elisabeth auch schon mal verwendet hat! Sonst hätt ich´s vielleicht gelassen...Tanja Kinkels Buch endet 1212 und soweit ich mich erinnere taucht Elisabeth wenn überhaupt nur ganz am Rande auf.
Ich kann mich ehrlich gesagt jetzt spontan nicht wirklich dran erinnern.Walther ist ja in diesem Buch doch schon älter und gesetzter und wie du sagst, da kann man auch ein wenig dicker sein
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Der Landgraf kann Anhänger des Katharerglaubens sein, also ein einfacher Gläubiger. Er muss ja kein Leben als Perfectus führen, das schaffen ja ohnehin nur sehr wenige. Dann kommt seine Seele eben nicht direkt in den Himmel. Außer... aber das müsst Ihr schon selber lesen...
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Mein Elisabethbild ist stark von Iris Kammerer "Der Pfaffenkönig" geprägt. ich mag sie einfach nicht, mal sehen, ob sich mehr Verständnis für das Gör einstellt.
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Also mich hat im ersten Abschnitt besonders beschäftigt wie groß die Lebensumstände zwischen arm und reich waren, bzw. zwischen Adel und einfachem Volk. Mit der Familie vom Primus geht es ja fortwährend bergab und das ist nie die Schuld des Stiefvaters sondern einfach nur Pech oder noch eher Unglück. Und der Glaube ist so groß, dass man alles als gottgegeben hinnimmt.
Ich finde die Elisabeth nicht unsymphatisch. Ihre Situation ist ja von anfang an für ein kleines Mädchen sehr schwierig. Weg von der Familie in einem fremden Land unter Menschen, die einem nicht alle wohlgesonnen sind. Und immer mit dem Damoklesschwert im Nacken - erst der ungeliebte Bräutigam, dann die Angst abgeschoben zu werden. Das hinterlässt sicher Spuren auf der Seele. Die Suche nach einem Halt im Glauben scheint mir da zur damaligen Zeit sehr naheliegend zu sein.
Besonders begeistert bin ich von dem großen Wissenschatz der in diesem Buch zu finden ist. Ständig habe ich kleine Aha-Erlebnisse - wie beim Urlaub z.B. Und der anspruchsvolle Schreibstil gefällt mir auch sehr sehr gut. Er fodert Aufmerksamkeit und belohnt mit Genuss und einer spannenden Geschichte.
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Zitat
Original von Maharet
Die kurze Einführung der Figuren fand ich sehr gelungen, am meisten berührt mich allerdings die Mechtel/Primus Geschichte, da bin ich ehrlich. Gisa und die beiden Armen machen die Geschichte durch ihre Erzählungen sehr lebendig.Ja, so ging es mir auch. Ich lese besonders gerne über die einfachen Leute, eigentlich noch lieber als über tatsächlich existierende historische Personen. Und manchmal vermischt sich das Ganze ja, so z. B. als die Familie von Primus den Keiler findet, der wegen Hermanns Unfall zurück gelassen wurde, und sie können den Winter über davon leben.
Ich hoffe, der Abwärtstrend bei dieser Familie geht nicht so weiter und sie haben mal längere Zeit ein glückliches und angenehmes Leben!ZitatOriginal von Richie
Da die Frankeneulen ja begeisterte Lesungsbesucher von Sabine Weigand sind, habe ich bei dem Roman immer ihre Stimme im Ohr und es macht echt Spaß, weil ich mir jetzt schon überlege wie sie die Lesung wohl gestalten wird.Genau. Wenn man schon das eine oder andere Mal gehört hat, wie Sabine Weigand liest und erzählt, dann kann man nicht mehr einfach so das Buch lesen, man hört sie quasi immer lesen. Und ich freu mich schon total auf die Lesung zu diesem Buch!
Ich bin schon wieder ganz begeistert von der Art, wie Sabine Weigand Geschichte lebendig macht.
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Ich freue mich, dass die Autorin die Leserunde begleitet!!
Bei Primus wurde mal dieser Brauch/Aberglaube angesprochen, dass man zwischen Weihnachten und Neujahr keine Wäsche waschen darf, weil sonst jemand stirbt. Das hört man ja auch heute noch ab und zu und mich würde mal interessieren, wie das überhaupt mal entstanden ist? Weiß das jemand?
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Diesen Aberglauben hatte meine Urgroßmutter auch. Sie war so entsetzt, dass ich einmal erst zu einem Weihnachtsbesuch losgefahren bin, nachdem ich die Wäsche aufgehangen hatte. Ich vertrete ja die These, dass sich Anno knax ein paar Frauen abgesprochen hatten, damit sie wenigstens zwischen den Tagen mal ein bisschen von der üblichen Hausarbeit befreit waren. Das haben dann nachfolgende Generationen aufgegriffen und heute weiß keiner mehr, woher es kommt.
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Zitat
Original von chiclana
Ich freue mich, dass die Autorin die Leserunde begleitet!!Bei Primus wurde mal dieser Brauch/Aberglaube angesprochen, dass man zwischen Weihnachten und Neujahr keine Wäsche waschen darf, weil sonst jemand stirbt. Das hört man ja auch heute noch ab und zu und mich würde mal interessieren, wie das überhaupt mal entstanden ist? Weiß das jemand?
Ich kenne diesen Brauch auch. Allerdings heißt es bei uns, dass zwischen den Jahren keine Wäsche gewaschen werden soll, weil man sonst das ganze Jahr über Wäscheberge zu bewältigen hat.
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Ich beginne einmal mit den Äußerlichkeiten.
Das Cover schaut edel aus, ob ich allerdings auf Grund des Umschlags zum Buch gegriffen hätte, weiß ich nicht genau. Na ja spätestens nachdem ich den Namen der Autorin gelesen hätte, dann schon. Dem Cover nach zu urteilen hätte ich eher einen Landschafts- oder Gartenroman erwartet.Sehr schön, fand ich die gezeichnete Karte von Marburg auf der Buchinnenseite. Auch die Illustration am Anfang fand ich sehr liebevoll gezeichnet. Schade, dass bisher keine weiteren folgten.
Ok, ein Lesebändchen hätte das Ganze noch optimiert.Und jetzt aber zum Eigentlichen. Zum Inhalt wurde viel geschrieben, da möchte ich mich jetzt nicht mehr detailliert darüber auslassen, sondern nur das eine oder andere nennen.
Ich fing mit den ersten Sätzen an und der Prolog hat mich gleich gepackt. Es fühlt sich an, als wäre ich eine Beteiligte in dem Roman und nicht nur ein stiller Leser. Die Personen kommen mir gleich so vertraut vor. Die Stimmung empfinde ich als absolut realistisch.
Was mir auffällt, sind die unendlich harten Situationen. Musste ich erst noch lachen, als das Schwein einfach in Mechtels Wohnung spazierte, umso erschrockener war ich welches Unheil es angerichtet hat. Auch die unendlich Armut geht mir nahe. So hätte ich gerne die arme Familie beschützt als die Herren kamen und die Getreidesäcke und das Schmalz mitnahmen.
Im Gegensatz zu den Armen erfährt man viel vom Leben des reichen Adels. Diese krassen Gegensätze machen sehr deutlich wie es den Armen damals ging.
Wenn die genannten Mittel das Geheimnis lüften wie man große Brüste bekommt, ich glaube dann hätten wir alle nur ganz kleine. Boah, war das eklig. Aberglaube hielt sich noch sehr lange, denn an "Man darf zwischen Weihnachten und Neujahr keine Wäsche waschen, sonst stirbt jemand." kann ich mich noch gut erinnern. Das hieß es bei uns daheim auch noch als ich Kind war.
Mir gefällt es sehr gut, dass ständig Schauplätze und Erzähler wechseln. Das bringt Fahrt in die Geschichte und ist Markenzeichen der Autorin.
Beim ersten Buch von Sabine Weigand musste ich gleich zum Handlungsort, der Plassenburg fahren. In diesem Buch sind die Distanzen schon etwas länger ;).
Aber jetzt verkrieche ich mich erst mal um weiterzulesen.
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Zu dem Brauchtum siehe hier bei Rauhnächte