'Die Tore des Himmels' - Seiten 208 - 306

  • Zitat

    Original von Sabine Weig.
    Hallo Ihr alle,
    ich merke schon, die Elisabeth geht Euch auf die Nerven! Genau das wollte ich erreichen. Ja, so muss es ihren Mitmenschen (außer den Armen) auch gegangen sein. Man hat sie nicht verstanden. Andererseits - muss man eine Heilige verstehen? Hat so jemand Verständnis oder Sympathie überhaupt nötig? Wenn ihr Handeln so nachvollziehbar gewesen wäre, hätte man sie dann heilig gesprochen?



    Ich kann Elisabeth auf der einen Seite zwar verstehen, aber auch der anderen geht sie mir auch auf die Nerven.


    Mir kommt es so vor, als würde man an der Schreibe von Primus erkennen, dass er langsam älter und reifer wird. War das so geplant ,Sabine?

  • Zitat

    Original von Sabine Weig.
    Hallo Ihr alle,
    ich merke schon, die Elisabeth geht Euch auf die Nerven! Genau das wollte ich erreichen. Ja, so muss es ihren Mitmenschen (außer den Armen) auch gegangen sein. Man hat sie nicht verstanden. Andererseits - muss man eine Heilige verstehen? Hat so jemand Verständnis oder Sympathie überhaupt nötig? Wenn ihr Handeln so nachvollziehbar gewesen wäre, hätte man sie dann heilig gesprochen?


    Das ist dir bei mir auch gelungen, Elisabeth geht mir auch gehörig auf die Nerven. Allerdings, am Ende dieses Abschnitts hatte ich fast Mitleid mit ihr, als sie in die Fänge dieses Konrads geraten ist, ihr muss dieser Typ allerdings wie ein Geschenk Gottes vorgekommen sein, endlich einer, der sie versteht.


    Bei Gisa warte ich eigendlich nur auf dem Moment, an dem sie schwanger wird, bisher hatte sie ja noch Glück gehabt.

  • Also ich muss auch gestehen, dass mir Elisabeth ein wenig auf die Nerven geht. Was ich aber auch nicht so ganz verstehe, warum Ludwig sie so einfach machen lässt, selbst wenn die Königin sie schon ausschließt? Bei aller Liebe, aber er müsste doch eigentlich mal die Bremse ziehen!


    Und jetzt hat sie sich auch noch in die Hände von diesem Konrad begeben. Das kann ja nicht ausgehen!


    Dass Gisa sich mit Heinrich in ein Unglück stürzt, ist uns allen denke ich klar. Aber ich kann sie schon verstehen. Heinrich ist ja auch kein hässlicher Mann und strahlt irgendetwas aus und sie ist jung und ein wenig naiv ;-)
    Bleibt nur zu hoffen, dass das Unglück nicht allzu groß sein wird. Bisher hatte sie ja auch eher Glück im Unglück, da sich noch keine Kinder angekündigt haben.


    Ich hoffe, dass Raimund noch am Leben ist. Auf das Wiedersehen bin ich dann jedenfalls schon sehr gespannt!

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


    Mein Blog



    :lesend Laini Taylor - Daughter of Smoke and Bone - Zwischen den Welten



    Langzeitprojekte:
    Margaret George - Maria Stuart LR

  • Ohje, Elisabeth gerät in die Fänge von Konrad von Marburg. Da bekomm ich direkt Bauchschmerzen. :fetch Mir geht Elisabeth auch nicht auf die Nerven, ich versuche mich vielmehr in ihre Sitaution hineinzuversetzen, um zu verstehen, was sie antreibt.


    Gisa hätte ich auch gerne geschüttelt, wie kann sie nur glauben, dass Heinrich Raspe IHR Mann ist? Dies ist mir völlig schleierhaft, erst recht nachdem sie weiß, dass er in das Komplott verwickelt ist.


    Primus und seine Familie haben es echt nicht leicht, ein Rückschlag jagd den nächsten. Aber ich denke genauso spiegelt es die Sitaution der armen Menschen wieder, alles andere würde die Wirklichkeit verzerren.

  • Man möchte Elisabeth schon ab und zu schütteln, sie verliert jedes Maß und gleitet meiner Meinung nach in einen krankhaften religiösen Wahn ab. Normalerweise muss bei solch einer übertriebenen Frömmigkeit doch irgendein Schlüsselerlebnis der Auslöser gewesen sein, oder woher kommt solch ein Fanatismus? Es scheint ja nicht so gewesen zu sein, dass man ihr als Kind die Religion eingehämmert hat, was ja sonst häufig die Ursache für solch eine absolute Zuwendung zum Glauben ist.
    Schlimm, dass sie nun auch noch ihren "Meister" findet...Eigentlich war es ja klar, dass so jemand geradzu darum bettelt, manipuliert zu werden. :gruebel

  • Zitat

    Original von Sabine Weig.
    Hallo Ihr alle,
    ich merke schon, die Elisabeth geht Euch auf die Nerven! Genau das wollte ich erreichen. Ja, so muss es ihren Mitmenschen (außer den Armen) auch gegangen sein. Man hat sie nicht verstanden. Andererseits - muss man eine Heilige verstehen? Hat so jemand Verständnis oder Sympathie überhaupt nötig? Wenn ihr Handeln so nachvollziehbar gewesen wäre, hätte man sie dann heilig gesprochen?


    Ich kann jetzt eigentlich nicht sagen das sie mir auf die Nerven geht, aber ich habe tatsächlich Mitleid mir ihrem Umfeld und verstehe vollkommen das sie ihrer Familie und den Zofen damit auf die Nerven geht. Und das der Adel damit so gar nichts anfangen kann ist auch absolut nachvollziehbar....

  • Zitat

    Original von hollyhollunder


    Hier kann ich nur zustimmen. Die Fülle an geschichtlichem Wissen ist so unaufdringlich in die Geschicht eingewebt, dass sie nie lehrmeisterhaft oder aufgesetzt wirkt, sondern immer in die Handlung harmonisch eingefügt. Auch ich habe selten einen Roman gelesen, der mir mehr Aha-Erlebnisse beschert hat.


    Das ging mir mit diesem Roman auch so. Schön fand ich die Erklärung zum "blaumachen". Ich weiß' zwar nicht mehr, in welchem Abschnitt dies vorkommt, aber es war schön, diese Redensart erläutert zu bekommen. :wave


    edit: Ich gestehe, daß mir Elisabeth auch auf die Nerven geht. Ihre Handlungen sind für mich nicht nachvollziehbar. Aber meines Erachtens muß man Heilige auch nicht verstehen... :gruebel

  • Gerade der letzte Teil des Abschnitts ist für mich auch recht lehrreich gewesen. Elisabeth von Thüringen ist mir in den bisherigen Romanen nie so präsent gewesen, selbst wenn sie erwähnt wurde. Ihre Religiösität war daher für mich so nicht bewusst. Im Gegensatz zu Konrad von Marburg. Ein intriganter Knabe, oder?


    Am meisten freue ich mich aber immer, wenn Primus aus seinem Alltag berichtet. Seine Erzählweise wirkt authentisch, wenn er vom täglichen Kampf ums Überleben berichtet. Es ist überhaupt erstaunlich, mit wie wenig der Mensch offenbar auskommen könnte.

  • Ich kann Büchersally nur zustimmen. Auch ich finde die ganzen Informationen, die in diesem Roman verarbeitet sind, echt interessant und ich nehme viel Neues für mich mit. Gerade auch Primus' Abschnitte, die das harte Leben der armen Leute beleuchten, sind sehr interessant.
    Ich hatte erst gedacht, dass Primus Leben ein wenig besser wird, da er nun die Anstellung als Hilfsbauarbeiter annehmen konnte, aber leider kommt es dann doch wieder anders. Dass Michel zum Ende des Abschnitts noch so große Schuld auf sich lädt, wird Primus sicher auch noch zum Verhängnis werden...


    Gisa ist total von Heinrich Raspe eingenommen, sie gibt sich ihm völlig hin. Allerdings glaube ich, dass er sie nur für seine Lust benutzt, aber nie die wahre Absicht hat, sie tatsächlich zu ehelichen.
    Auf eine Art kurios ist ja, dass Gisa wiederholt Zeugin einer Verschwörung wird. (Ähnliches ist ihr ja bereits bei der Zusammenkunft von Landgraf Hermann mit Wido passiert). Mal sehen, was ihr hier noch bevorsteht.


    Elisabeth finde ich bisher nicht allzu nervig. Ich kann aber verstehen, dass sie von Sophia so hart beschimpft wird: Sollte Elisabeths Drängen auf Gleichheit von Adel und Volk wirklich wahr werden, hätte der Adel eine schweren Stand.

  • Inhaltlich wurde ja alles schon erwähnt. Da halt ich mich mal raus.


    Mir fällt einfach immer wieder der Erzählstil auf. Wo viele andere Autoren an den Protagonisten und der ganzen Geschichte an sich rumfeilen und sie somit glätten und die Ecken und Kanten abrunden damit sie dem Leser möglichst geschmeidig präsentieren hat Sabine Weigand ein Bedürfnis die vergangene Zeit mit den Menschen und ihren Lebensumständen ungekünstelt dem Leser zu präsentieren. Dabei muss nicht jeder Gedankengang und Gefühlsregung jedes Protagonisten bis ins letzte Detail niedergeschrieben werden. Ich als Leser lese schliesslich mit und meine Vorstellungsvermögen sagt mir schon wie sich die Figuren in der jeweiligen Szene fühlen müssen.


    Der Inhalt dieses Romans wirkt auf mich unglaublich authentisch und gerade das weckt meine Neugierde und das Bedürfnis weiterzulesen und was zu lernen.

  • Ich finde es schön, aus Raimunds Blickwinkel das Bild des immer mehr desillusionierten Kreuzfahrers zu erleben. Sein Weltbild gerät immer mehr ins Wanken, ein Ungläubiger hilft ihm und wird zum Freund, vermeintliche Glaubensbrüder zeigen sich als feige und uneinsichtig. Er zweifelt auch immer mehr daran, dass er seine Schuld durch weiteres Töten von Menschen bereinigen kann. Ich hoffe sehr, er kehrt so bald als möglich nach Hause zurück. Wenn Gisa die Falschmeldung von seinem Tod nicht erhalten hätte, wer weiß, ob sie dann mit Heinrich nicht doch ein bisschen mehr Vorsicht hätte walten lassen.


    Die Affäre mit ihm schreit einem als Leser sowieso schon mit fetten großen Buchstaben ein VORSICHT! entgegen. Abgesehen von den politischen Ränken in die Gisa gerate könnte (Verschwörung und Hochverrat), scheint mir Heinrich auch ein extrem ehrgeiziger Typ zu sein, der natürlich nicht im Traum daran denkt sein hübsches Betthaserl zu ehelichen. Er ist wohl eher auf der Suche nach einer geeigneten Braut mit der er sich mehr Einfluss und Macht anheiraten kann. Allein durch das Beispiel von Mechtel bekommt man Angst, wenn man überlegt, was wohl passieren wird, wenn denn die Natur mal ihren Lauf nimmt und Gisa plötzlich schwanger ist (damit rechne ich fest).


    Mit Primus und seiner Familie geht's auch immer mehr bergab. Jetzt sind sie offizielle Bettler. In diesem Abschnitt hat mir die Schilderung um diese Familie ganz besonders gefallen, vielleicht auch weil Primus nicht mehr nur hauptsächlich beobachtet, sondern auch selbst etwas tut, er arbeitet auf der Baustelle, er gibt Gisa das Hündchen, etc. (Herrliche Stelle, der Name den Primus versteht und der wirkliche Name den Gisa ausgewählt hat :rofl).


    Die Tragödie um die Hochzeit ist wirklich furchtbar und erinnert sehr an ähnliche Katastrophen aus unserer Zeit. An den Tagen danach hätte ich Elisabeth wirklich am liebsten :hau
    Ihre Frömmelei schön und gut, aber der versammelten Mannschaft des Hofes zu erklären, dass es eine Strafe Gottes war und sie doch selber schuld sind, das war definitiv zu viel des Guten. Ich finde es zwar glaubhaft für den Charakter, sie glaubt ja selbst, dass es stimmt. Aber als Mensch denkt man sich: Da sind vermutlich auch noch welche drunter, die jemanden verloren haben, denen sagt man doch nicht: Ihr seid doch selber schuld. :nono Sophias Verhalten war für mich also mehr als nachvollziehbar (einmal Elisabetz schütteln, bitte hinten anstellen).
    Nun hat Elisabeth eine ihrer wichtigsten Unterstützerinnen in Thüringen verloren, ihre Schwiegermutter sagt sich von ihr los. Ob sich das nicht noch irgendwann mal rächt...?


    Der Kreis vom Anfang des Buches schließt sich endlich, Konrad von Marburg taucht auf und scheint Elisabeth natürlich wie ein Bote des Himmels. Nicht nur bestärkt er sie in ihrem Tun, er schilt sie sogar noch, weil sie nicht mehr tut. Das muss ja die wahre Verzückung für sie sein. Also bindet sie sich mit einem Eid an diesen Mann, der als Kreuzzug-Werber und Inquisitor durch's Land zieht. Ob er Elisabeth missbrauchen wird um mehr Menschen als Hexen zu "enttarnen"? Immerhin ist das ja sein eigentlicher Lebenszweck.
    Gelungen fand ich auch, wie sein Assistent Johannes anstelle des Lesers fragt: Was ist denn nun eigentlich der Unterschied zu den Katharern die doch auch Armut predigen? Hier kam sehr schön heraus, dass der eigentliche Unterschied nur die Kirchenpolitik ist.


    Jetzt habe ich endlich das Gefühl, dass der "Prolog" abgeschlossen ist. Die Handlung kommt ins Rollen, alle Protagonisten sind eingeführt und in Stellung gebracht. Das Drama kann beginnen.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda