Das schweigende Kind – Raoul Schrott

  • Hanser Verlag
    Gebundene Ausgabe: 200 Seiten



    Kurzbeschreibung:
    Ein Mann sitzt in einem Sanatorium an der Grenze der Schweiz. Er erzählt seiner Tochter die Umstände, die zum Tod ihrer Mutter führten. Immer tiefer in seine Vergangenheit eintauchend, zeichnet er Seite für Seite ein Mosaik seines Lebens auf: seine Karriere als Maler, der Auftrag, einen Katalog von Sternbildern zu erstellen, die Zerrüttungen bei der Geburt der Tochter. Was als schonungslose Beichte beginnt, endet als Geständnis: Trägt er Schuld am rätselhaften Tod der Mutter? Raoul Schrotts dichte Erzählung über Gewalt, die Liebe zu einem Kind, Paradiese und Sünde ist ein erschütterndes Zeugnis. Einem Kippbild gleich zieht es die Geschichte eines großen Verlusts unter vielen Blickwinkeln nach.


    Über den Autor:
    Raoul Schrott, Jg. 1964, studierte Literatur und Sprachwissenschaft in Innsbruck, Norwich, Paris und Berlin.Er veröffentlichte u.a. den Roman »Finis Terra« (1995), »Die Wüste Lop Nor« (2000), die Gedichtbände »Hotels« (1995) und »Tropen«, und die Anthologie »Die Erfindung der Poesie« (1997), die zu einem lyrischen Bestseller ohnegleichen wurde. Daneben zahlreiche Essays zur Dichtung und Übersetzungen vom Gilgamesch-Epos bis Derek Walcott.


    Mein Eindruck:
    Dieses Buch ist nicht ganz einfach. Es besitzt eine intensive Erzählperspektive, in der sich ein Mann an seine Tochter wendet. Er hat kaum Kontakt mit ihr, die Mutter ist gerade gestorben.
    Ausführlich rechtfertigt der Mann seine Situation, ohne sein Fehlen zu entschuldigen. Aber er erklärt es doch, denn die Mutter hatte ihn vom Kind ferngehalten.
    Er erzählt ausführlich wie sie sich kennen gelernt hatten. Er ist Künstler, sie war Aktmodell.
    Schnell entstand eine Beziehung, die leider nicht hielt. Die Trennung verläuft nicht leicht.
    Der Tod der Frau einige Jahre später ist rätselhaft. Der Ich-Erzähler gerät auch in Verdacht.


    Raoul Schrott ist ein sorgfältiger Autor. Er erzählt äußert konzentriert und durchaus schlüssig, allerdings auch mit einer gewissen stilistischen Strenge. Die Aussichtslosigkeit der Situation lässt beim Leser die Hoffnungslosigkeit nachempfinden. Es ist also auch ein schmerzvolles Lesen. Die Kürze des Textes spiegelt sich in seiner Intensität wieder. Aber es lohnt sich, denn Schrott verdeutlich den Verlust, denn der Mann erlitten hat und den auch das Kind betrifft.
    Ich kann das Buch Lesern empfehlen, die auch mal eine Erzählung mit ernsten Thema und viel Realismus „ertragen“ können. Hinzu kommt ein Moment lyrischer Prosa (Schrott ist auch ein bekannte Dichter), die mich durchaus überzeugte.