Onleihe und der Kampf mit den Verlagen

  • Zitat

    Original von Dirk67

    (Hervorhebung von mir)


    Jein.
    Wer garantiert den Verlagen, dass sie ein e-book an eine Bibliothek verkaufen, und diese die Datei dann auch so sichert, dass der Ausleiher es nicht umpfzigfach per Filesharing verteilen kann? Das ist, so vermute ich jetzt, der Knackpunkt.


    Sofern wir von öffentlichen Bibliotheken ausgehen, ist es meiner Ansicht nach recht einfach, zurückzuverfolgen, welche Bücher wann entliehen wurden und ob es da gleichzeitig mehr Leihen gab als Bücher im Bestand. Aber ich denke, das wird sich eh keine Bibliothek erlauben können (und auch nicht wollen - sie sind meist öffentliche Einrichtungen und als solche nicht auf Gewinn aus).


    Bleibt also nur der Praktikant aus dem Hinterzimmer. Aber das ist in meinen Augen nicht wirklich ein Problem der Bibliotheken, die Raubkopien von HP9 sind im Umlauf, bevor das Buch überhaupt bei den Bibs im Bestand ist. Deshalb aus meiner Sicht nur ein periphäres Problem.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Aber aus der Sicht der Verlage ist es Öl ins Feuer gießen*** ;-)
    Wer will denn wie nachverfolgen, woher jede einzelne, im Umlauf befindliche Kopie herkommt?
    Da sind wir dann wieder bei solchen Monstern wie ACTA&Co. was ja nun wirklich niemand möchte (hoffe ich doch!)


    ***Nachtrag:
    Ebenso wie der "Zwang" e-books veröffentlichen zu müssen. Daher kommen auch die gesalzenen Preise.
    Wenn ich Gefahr laufe bei einer Sache Schaden zu nehmen, lasse ich mir dieses Wagnis natürlich vergolden.
    Sprich:
    Wenn ich als Verlag schon gezwungen bin, leicht kopierbare e-books auf den Markt zu bringen, dann lasse ich sie mir, solange sie aktuell sind, auch entsprechend bezahlen.
    Der Umkehrschluss:
    Solange die Verlage aktuelle e-books nciht für `n Appel und Ei hergeben, share ich sie irgendwo und schimpfe auf deren Geldgier.


    Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte.
    Man muss beide Seiten sehen und verstehen, und beide Seiten müssen zu Kompromissen und Einschränkungen bereit sein. Ist aber nciht so, also schaukelt sich das Ganze zu einer digitalen Form des kalten Krieges auf.


    (Tante Edith hat heftig geschimpft, daher etliche Editionen eingebaut. Aber die sind auch kostenlos für euch ;-) )

  • Zitat

    Original von Dirk67
    Jein.
    Wer garantiert den Verlagen, dass sie ein e-book an eine Bibliothek verkaufen, und diese die Datei dann auch so sichert, dass der Ausleiher es nicht umpfzigfach per Filesharing verteilen kann? Das ist, so vermute ich jetzt, der Knackpunkt.


    Nein, das ist nicht der Knackpunkt. Auch die ebooks, die in der Bibliothek geliehen werden können, sind mit DRM geschützt und können nicht kopiert werden. Bzw. im Falle der Onleihe lässt sich die Datei nach Ablauf der Leihfrist nicht mehr öffnen. Das Problem, welches Verlage mit Bibliotheken haben, ist: im Gegensatz zu einem Print-Buch nutzt sich ein eBook nicht ab. D.h. statt ein gedrucktes Buch der Belletristik nach ca. 40 bis 70 Ausleihen zu ersetzten, sprich ein neues Buch zu kaufen, erwirbt die Bibliothek EINMAL eine Lizenz. Und das war's. Das schmeckt den Verlagen nicht. In den USA gibt es bereits Verlage, die an Bibliohteken keine ebook-Lizenzen mehr vergeben oder diese mit unsinnigen Beschränkungen versehen, z.B. nach x Ausleihen muss eine neue Lizenz erworben werden.

  • Zitat

    Original von Dirk67
    Wer garantiert den Verlagen, dass sie ein e-book an eine Bibliothek verkaufen, und diese die Datei dann auch so sichert, dass der Ausleiher es nicht umpfzigfach per Filesharing verteilen kann? Das ist, so vermute ich jetzt, der Knackpunkt.


    Die ausgeliehenen Bücher sind ebenso wie die über Webshops gekauften Bücher durch DRM gesichert. Dies kann aber in beiden Fällen auch durch Laien leicht ausgehebelt werden.


    Eher dürfte hier der eigentliche Grund liegen (der Link wurde schon von Bouquineur im Kindle-Leihbibliotheks-Thread gepostet):


    "In diesem Zusammenhang erwachse den Verlagen eine Konkurrenz aus den Onleihe-Angeboten der öffentlichen Bibliotheken, die auf Dauer das Geschäftsmodell der Verlage gefährden könnten. Längst sprächen die Bibliotheken nicht mehr ihre ursprüngliche, eher einkommensschwache Zielgruppe an, sondern einen wesentlich größeren Nutzerkreis. Hier steuere man auf einen Konflikt zu."


    http://www.boersenblatt.net/552865/


    Wenn ich sehe, daß in der Onleihe Hessen, also für ganz Hessen mit Ausnahme Frankfurts, für ein Buch wie "Landgericht" gerade einmal fünf Lizenzen zur Verfügung stehe, wage ich zu bezeifeln, daß man hier ernsthaft von Konkurrenz sprechen kann. Da man hier jedoch bei dem Verleihmodell seitens der Verlage erstmals zahlungskräftige Kundschaft wittert, möchte man davon offenbar nichts abgeben.
    Hier muss man erforderlichenfalls von staatlicher Seite energisch gegensteuern, z.B. mit der Drohung, bei einer solch rein ökonomisch ausgerichteten Handlungsweise im Gegenzug die Buchpreisbindung aufzuheben.

  • Was mir an der ganzen Diskussion zu denken gibt, es sollte doch eigentlich positiv sein, das Menschen die Onleihe nutzen und so mehr Bücher lesen, die sie sich vielleicht so nicht besorgen würden. Die ganze Diskussion dreht sich doch darum, das viele Menschen die Onleihe nutzen und dies natürlich nicht so gewollt war, die Frage die man sich dabei stellen kann, muss es immer nur nach wirtschaftlichen und Firmeninteressen gehen?

  • Zitat

    Original von Whooomaster
    Was mir an der ganzen Diskussion zu denken gibt, es sollte doch eigentlich positiv sein, das Menschen die Onleihe nutzen und so mehr Bücher lesen, die sie sich vielleicht so nicht besorgen würden.


    Ja, sehe ich auch so.


    Zitat

    Original von Whooomaster
    Die ganze Diskussion dreht sich doch darum, das viele Menschen die Onleihe nutzen und dies natürlich nicht so gewollt war, die Frage die man sich dabei stellen kann, muss es immer nur nach wirtschaftlichen und Firmeninteressen gehen?


    Als Wirtschaftsunternehmen stellt sich deine letzte Frage nicht. Natürlich musst du solche Fragen wirtschaftlich sehen. Ein Wirtschaftsunternehmen funktioniert nicht durch Altruismus. Das ist knallhartes Geschäft. Entweder du überlebst, oder gehst unter (und ziehst im letzteren Fall alle von dir Abhängigen mit nach unten)


    Deswegen kann ich in dieser Frage auch keine feste Position beziehen, weil ich beide Seiten kenne, die des Kaufmannes und die des Konsumenten.
    Man lebte in einer Art Symbiose, die jetzt plötzlich auf ein (Achtung! bewusst überspitzt ausgedrückt!) parasitäres Ausnutzen hinauslaufen soll:
    Der Verlag soll gefälligst für Qualität sorgen, und diese dann für kleines Geld großen Mengen zur Verfügung stellen. Da sträuben sich jedem Kaufmann die Nackenhaare ;-)


    Die andere Sicht ist die des Konsumenten.
    Warum soll ich hart erarbeitetes Geld für ein einmaliges Vergnügen hinlegen, wenn ich das gleiche Vergnügen für viel weniger erhalten kann?