Böser Wolf - Nele Neuhaus

  • Klappentext:


    An einem heißen Tag im Juni wird die Leiche einer 16-jährigen aus dem Main bei Eddersheim geborgen. Sie wurde misshandelt und ermordet, und niemand vermisst sie. Auch nach Wochen hat das K11 keinen Hinweis auf ihre Identität. Die Spuren führen unter anderem zu einer Fernsehmoderatorin, die bei ihren Recherchen den falschen Leuten zu nahe gekommen ist. Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein graben tiefer und stoßen inmitten gepflegter Bürgerlichkeit auf einen Abgrund an Bösartigkeit und Brutalität. Und dann wird der Fall persönlich.


    Meine Meinung:


    Ein junges Mädchen wird tot in einem Fluss gefunden, schwer misshandelt. Ein arbeitsloser Wohnwagenbewohner bereitet alles für einen Besuch vor, der geheim bleiben muss. Eine herzlose Fernsehmoderatorin geht in die Offensive, nachdem sie ihren Gästen einmal zu viel auf den Schlips getreten ist. Oliver von Bodenstein kommt aus dem Osten Deutschlands zurück, nachdem er ein persönliches Kapitel abschließen konnte. Nun ist er bereit für einen völligen Neuanfang, indem er sich erst einmal eine neue Bleibe sucht. Und Pia Kirchhoff bekommt Besuch von einem ehemaligen Kollegen, Frank Behnke, der nach einigen Entgleisungen zwangsversetzt wurde. Von Neid, Missgunst und Rachegelüsten regelrecht zerfressen enthüllt er ihr voll Schadenfreude, dass er mittlerweile für interne Ermittlungen zuständig ist und sich ausgerechnet in ihrer Dienststelle austoben darf. Anschließend trifft Pia noch auf einem Klassentreffen eine frühere Freundin wieder, die nach einigen Jahren im Ausland mit den Ärzten ohne Grenzen wieder in Deutschland ist und mit Mann, Tochter und hochschwanger bei ihren Schwiegereltern wohnt, einem renommierten Ehepaar, welches den Verein Sonnenkinder gegründet hat und schwer vermittelbaren Kindern eine neue Bleibe gab. Außerdem bekommt sie Besuch von der Enkeltochter ihres Lebensgefährten Christoph, Lilly, die ein paar Wochen bei ihnen bleibt.


    All dies zusammen ergibt eine unglaublich spannende Mischung, die den Leser regelrecht an das Buch fesselt. Im angenehmen Stil fliegen die Seiten buchstäblich vorbei, man ist völlig gebannt von der Geschichte und möchte nur noch wissen, wie es weitergeht. Wenn einem auch schon recht schnell klar wird, wer die wirklichen Bösewichte sind und um welches große Verbrechen es hier geht, so sind es doch die Kleinigkeiten, die es aus der Masse herausheben. Vor allem natürlich das liebenswerte und bekannte Ermittlerduo Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein. Ihr Privatleben wird diesmal sogar stark involviert, Pia gerät mitten hinein in den Strudel des Bösen. Ihr Leben wird durch die fünfjährige Lilly kurzfristig auf den Kopf gestellt, ihrem Charme kann sich die Kommissarin einfach nicht entziehen. Leider erlebt Oliver nur am Rande neues Privates, bei ihm muss man wohl noch warten, wann es denn endlich mit Inka voran geht. Die anderen Kollegen der Abteilung bleiben weiterhin blass, lediglich Frank Behnke bekommt seine Auftritte, die so einige seiner früheren Handlungen verständlicher machen, sie aber lange nicht entschuldigen.


    Nele Neuhaus spielt mit vielen Klischees und Vorurteilen, ihren Plot hat es so schon häufig gegeben, deshalb ist den versierten Krimilesern schnell bewusst, wer die Drahtzieher und Hintermänner sind, wer ganz anders ist, wie es zu sein scheint und wem großes Unrecht zugefügt wurde. Eigentlich ist es mittlerweile eher interessanter, das Leben von Pia und Oliver zu verfolgen, der Krimiplot wird fast nebensächlich. Trotzdem fasst die Autorin hier ein sehr heißes Eisen an, was nicht oft genug erwähnt werden kann. Leider ist man sich aber auch sehr gut bewusst, dass man zwar durchaus ein paar kleine Feuer löschen konnte, den Großbrand aber niemals in den Griff bekommen wird. Auf jeden Fall ist es der anziehende Stil und das Zusammenspiel der verschiedenen Charaktere, die Durchsetzung von Gerechtigkeit, das Aufdecken von Geheimnissen und die Erkenntnis, wie abgebrüht, pervers und emotionslos doch so manche ach so geschätzten Stützen der Gesellschaft sein können.


    Fazit


    Spannend, pervers, brandheiß und emotional begleiten wir ein paar Figuren mitten in ihrem Leben. Für sie ändert sich Grundlegendes, Gute werden zu Bösen und umgekehrt. Dies alles spielt sich in Böser Wolf von Nele Neuhaus unter den Augen von Familien ab, die lange auffällige Anzeichen ignorieren oder bewusst die Augen verschließen.


    LG
    Patty

  • Ich muss zugeben, ich war von diesem Buch ziemlich enttäuscht. Sicher ist es ein brisantes Thema das jedem die Zornesröte ins Gesicht treibt und einen sprachlos werden lässt.
    Aber wenn ich von Anfang an weiß wie der Hase läuft, wegen mancher Blauäugkigkeit und Leichtgläubigkeit nur noch den Kopf schütteln muss, reißt das auch nicht das Privatleben der Schnüffler heraus, wobei mir Oliver von Bodenstein diesmal recht blass beschrieben vorkam.

  • @ Conny: Kann man, es macht aber mehr Spaß, die Ermittler auf ihrem Weg durch die Geschichten zu begleiten.


    Für mich war das Buch eines der gelungenen diesen Monats.
    Auf der einen Seite hat mich die Theamtik des Kindesmißbrauchs sehr mitgenommen (Mutter von 3 Töchtern...), das war schon grenzwertig, was da in meinem Kopf vor sich ging...


    Letztlich fand ich das Buch aber auch wieder sehr mitreißend geschrieben. Mir gefallen die beiden Hauptermittler mit ihrem Privatleben gut, mir haben die Zusammenhänge aus der Nachbarschaft (Taunus) gut gefallen und ich fand auch die Lösung gut und erst gegen Ende zu erwarten.
    Interessant fand ich auch den ehemaligen Kollegen Frank, was das Schicksal so mit ihm treibt.


    Im Buch selber ist ein Gewinnspiel versteckt, das habe ich gleich auch noch probiert und drücke mir gerade selber die Daumen.


    Jaune

    "Vorrat wünsche ich mir auch (für alle Kinder). Nicht nur Schokoriegel. Auch Bücher. So viele wie möglich. Jederzeit verfügbar, wartend, bereit. Was für ein Glück." Mirjam Pressler

  • Nele Neuhaus Bücher begegneten mir immer wieder, doch gelesen hatte ich vor „Böser Wolf“ noch keins. Natürlich war ich umso gespannter und meine Erwartungen groß. Vielleicht lag es daran, dass ich mich zunächst mit dem Buch nur wenig anfreunden konnte. Doch dann kam die Wende und in der zweiten Hälfte verstand ich endlich, was Nele-Neuhaus-Fans an ihren Büchern fasziniert.


    Normalerweise habe ich keine Probleme, eine Krimireihe mit einem späteren Werk zu beginnen. Hier hatte ich gerade anfangs immer wieder das Gefühl, als würden mir wichtige Informationen, besonders zu den Charakteren, fehlen. Es waren zu viele Personen, die noch dazu zu wenig eingeführt wurden. Dazu kam, dass ich mir von den Hauptpersonen bis zum Ende kein wirkliches Bild machen und so auch keine Verbindung zu ihnen aufbauen konnte. Wirklich Hauptprotagonisten gab es für mich deswegen in diesem Buch nicht, emotional standen mir ganz andere Personen näher als das Ermittlungsteam Kirchhoff/von Bodenstein. Deshalb mein Rat an ConnyS77: Fang mit dem ersten Band an, ich denke, das ist in diesem Fall besser.


    In kurzen Unterkapiteln werden unterschiedliche Szenen mit wechselnden Personen geschildert. Das schafft äußerst kurzweiliges Lesen, doch hat mich dieses schnelle Umschalten anfangs sehr genervt, denn kaum hatte ich mich zurechtgefunden, wurde die Handlung unterbrochen und erst später, irgendwann, wiederaufgenommen oder auch (was mich besonders gestört hat) an anderer Stelle weitergeführt. Spannung kam so für mich lange Zeit nicht auf und obwohl wirklich viel passierte, hatte ich dennoch das Gefühl, das Buch plätschert so vor sich hin. Ich hatte weder Zugang zu den Personen, noch zu den Handlungssträngen, die ich zunächst nicht miteinander in Einklang bringen konnte.


    Erst als sich gegen Mitte des Buches erste Verzweigungen zeigten, wurde es interessant. Da begann das Buch plötzlich spannend zu werden und ich hatte richtig Lust, weiterzulesen und mehr zu erfahren. Die bereits kritisierten Punkte gab es zwar weiterhin, aber sie sind mir nicht mehr negativ aufgefallen. Der Sog der Handlung hat überwogen und ich konnte endlich erfahren, was meine Vorschreiber an Neuhaus-Büchern so schätzen. Nachdem sich der Haupthandlungsstrang sehr deutlich herauskristallisierte, machten mir auch die vielen verwobenen Nebenstränge Spaß. Schade um die vergeudete Anlaufzeit, so hätte das Buch auch beginnen sollen!

    Das Thema dieses Krimis ist leider nach wie vor aktuell und ich fand es sehr gut, dies auch in einem fiktiven Krimi aufzugreifen. Trotz des schwierigen Themas kam das Buch mit erstaunlich wenig Brutalität aus. Als Leser konnte ich mir vorstellen, welche Qualen die Opfer erleiden mussten, musste sie aber bis auf einen Fall nicht direkt miterleben – als sensible Leserin bin ich dafür sehr dankbar.


    Fazit: Anfangs tat ich mich schwer mit dem Buch, als sich erste Querverbindungen zeigten, hat es mir richtig gut gefallen. Da ich aber das ganze Buch bewerte, gibt’s nur eine Durchschnittswertung: 7 Punkte.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Alina Hindemith findet nach einer sehr ausgiebigen, alkoholreichen Feier mit ihren Freunden ein totes Mädchen am Main. Bei der Obduktion ergibt sich, daß sie durch Schiffsschrauben schwer verletzt wurde und nicht im Fluß ertrunken sein kann. Nur wer war dieses Mädchen, sie wird von niemandem vermisst?


    Wie in den Vorgängerbänden ermitteln Pia Kirchhoff, die gerade zur Kriminalhauptkommissarin befördert wurde, und Oliver Bodenstein.


    Es beginnen nun verschiedene Handlungsstränge, z. B. Doc, ein früherer Rechtsanwalt, der wegen Kindsmissbrauch im Knast war und jetzt auf einem Campingplatz im Wohnwagen haust. Als zweites lernt der Leser die Fernsehmoderatorin Hanna und ihr Team kennen, die ihre Gäste oftmals vorführt und sich nun öffentlich entschuldigen muß. Dann die Psychotherapeutin Leonie Verges, die Hanna und den Doc kennt, aber auch Kontakt zu Rockern hat. Der Leser stellt sich nun die Frage wohin das führt und wie das zusammengehört.


    Der Leser muß konzentriert die Story verfolgen, um die Personen und deren Geschichte immer im Auge zu behalten und richtig zuordnen zu können.


    Die leider aktuellen und brisanten Themen Kindsmissbrauch und Pädophilie wurden packend, teils auch brutal, aber doch nicht zu detailliert behandelt. Dem erfahrenen Krimileser ist die Lösung schon länger klar, aber trotzdem bleibt die Geschichte spannend bis zum Finale. Am Ende schließt sich wirklich der Kreis, alle Handlungsstränge führen zusammen und der Fall wird aufgeklärt.


    Das Privatleben der Ermittler wurde zwar weiter geführt, nimmt aber im Vergleich zur übrigen Handlung eine (mehr oder weniger) untergeordnete Stellung ein. Die einzelnen Figuren wurden gut charakterisiert und waren greifbar, realistisch und manchmal wollte ich sie schütteln, damit sie aufwachen.


    Mehr Details möchte ich hier nicht ausführen, um die Spannung zu erhalten.


    Von mir 9 Eulenpunkte

  • Beworben mit “Die beste Neuhaus aller Zeiten”, war ich natürlich sehr gespannt auf den sechsten Fall für Iliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff. Die Leseprobe, die ersten Seiten, die ich bereits als Leseprobe im Vorfeld lesen konnte, las sich schonmal spannend und versprach ein Wiedersehen mit alten Kollegen. Da ich die Figurenentwicklung gerade in dieser Reihe bisher sehr spannend fand, war ich sehr gespannt wie es nun mit dem Ermittlerteam weiter gehen würde.

    Der Fall beginnt einigermaßen schleppend. Eine Mädchenleiche wird aufgefunden, misshandelt und missbraucht. Wochenlang gibt es keine Hinweise, die Ermittler kommen nicht weiter. Wie von Nele Neuhaus gewohnt, gibt es auch in diesem Buch von Anfang an mehrere Handlungsstränge, die man zunächst nicht miteinander in Verbindung bringen kann und sich fragen muss, was denn hier überhaupt wichtig ist.

    Obwohl dieser Fall wirklich sehr weit reicht und sehr vertrackt ist, hatte ich dieses Mal ausnahmsweise wenig Probleme mich zurecht zu finden und die Handlungsstränge richtig zuzuordnen. Gerade das hat mir sehr gefallen, denn so konnte ich ein wenig mit ermitteln.
    Dieser Fall überschneidet sich dieses Mal auch sehr mit den privaten Umständen und Kontakten des Ermittlerteams und eigentlich sogar des gesamten K11s. Das Wiedersehen mit dem Ex-Kollegen Behnke hat mir gut gefallen, der arme Kerl kann einem ja fast leid tun, jedenfalls wenn man in den letzten Bänden nicht mitbekommen hätte, was für ein unsagbares Ekel er war.

    Der Fall an sich ist sicherlich einer der mitreißendsten und intensivsten gewesen, aber das bringt wohl schon allein die Thematik mit sich. Dafür hat die Autorin es geschafft diese wohl schlimmsten Verbrechen, die man überhaupt begehen kann, relativ distanziert zu schildern, wofür ich ihr recht dankbar bin. Jeder, der selbst Kinder hat, wird wohl verstehen was ich meine.

    Für mich war dieses Buch tatsächlich die beste Neuhaus bisher. Vielleicht auch die beste aller Zeiten, aber das wird sich noch zeigen müssen.

  • Ich bin gestern mit dem Buch gestartet. Schön war, dass ich mit Vingela zur Lesung in unserer Heimat bei Nele Neuhaus war und sie ja einige Passagen aus dem Buch vorgelesen hat. Ist ja gleich viel einprägsamer! :grin Mein Buch hat sie lieberweise mit meinem richtigen Namen "und die Krimi-Mimi von der Büchereule" signiert. Auch persönlich eine sehr symphatische Person!!!!!!


    Ich gehe nicht davon aus, dass es mal wieder eine Leserunde mit Begleitung durch Nele Neuhaus geben wird, dazu ist sie sicherlich sehr stark eingebunden. Es sei Ihr von Herzen gegönnt!


    Der Anfang startet gut, nun kommen ja erst einmal alle Protagonisten zusammen. Befinde mich also in der Kennenlernphase.

  • ch fand das Buch sehr gut. Sicherlich wurde ziemlich schnell klar, wer wohl der Täter war, aber das man ja über viel mehr informiert ist, als die Kommissare ....ist das ja wohl offensichtlich... ;-)
    Herr von Bodenstein verblasst allerdings in der Reihe immer mehr...Schade, vielleicht beim nächsten Band wieder mehr.

  • Ich fand diesen Teil auch wieder sehr gelungen! Allerdings hatte ich den einen oder anderen nicht unter Verdacht! Aber das macht Nele immer mit mir ... :grin


    Gute fiese Geschichte, die mich abgeholt und mich hat stark rätseln lassen. Wieder ein Buch, das absolut empfehlenswert ist.


    Ich vergebe 10 Punkte!!!!


    träumerle - stimmt, Oliver ist wirklich sehr blass geblieben. Jetzt wo Du es schreibst. Ist mir gar nicht so aufgefallen. :gruebel

  • Also für mich war das definitiv nicht das beste Buch der Reihe - eher eines der schwächsten. Schade, ich hatte mich nämlich sehr gefreut :-(


    Leider verkommt der Krimi immer mehr zu einem Roman, die Krimihandlung selbst ist so einfach zu durchschauen gewesen, dass mir immer nur im Kopf herumging, dass das doch jetzt DER Kniff sein muss, dass ich denke, schon alles zu durchschauen und dann kommt am Ende der Knall und alles ist ganz anders. Äh, nein, leider nicht. War dann doch alles so, wie ich dachte. Schade.


    Ich finde es schon auch immer interessant, Hintergrundinfos über die Ermittler zu bekommen und auch an ihrem Privatleben teilzuhaben, aber wenn das eben im Vordergrund steht, finde ich "Krimi" als Bezeichnung falsch. Trotzdem war das Buch aber wieder schön zu lesen, einfach und trotzdem irgendwie packend - ich wollte schon das Buch zu ende lesen und habe das dann auch an einem Wochenende getan.


    Aufgrund der doch sehr durchsichtigen Krimihandlung gibts aber nur 6 Punkte, und ich hoffe auf ein neues und dann wieder etwas anspruchsvolleres KRIMI-Buch von Nele Neuhaus.

  • Positiv an diesem Buch fand ich, dass die einzelnen Handlungsstränge wohlüberlegt und nachvollziehbar gesponnen wurden und nicht wie in einem anderen Buch von Nele Neuhaus ständig nach Gutdünken neue Verdächtige und neue Verbrechen aus dem Hut gezogen und wild miteinander vermixt wurden.


    Allerdings fand ich die Handlung von Anfang an sehr vorhersehbar. War das Absicht oder glaubte die Autorin hier falsche Spuren zu legen?




    Ebenso war die Kinderfreundlichkeit des Staatsanwalts ein viel zu plumpe falsche Fährte, da regt sich doch sofort ein Verdacht, wenn fremde Kinder auf seinem Schoß schlafen.


    Und wenn es in dem Buch um Pädophilie geht und es kommt ein Heim für ledige Mütter und Waisen vor, was anderes kann es dann sein als eine Tarneinrichtung für Kinderschänder, um an Nachschub zu gelangen.




    Die private Entwicklungen bei den Kommissaren waren belanglos aber für mich nicht weiter störend, wenn nur nicht wieder von Anfang an klar gewesen wär, wozu die Kommissarin plötzlich ein altkluges Gör an ihrer Seite brauchte.


    Das Thema Kindsmissbrauch wird teilweise packend und nahegehend behandelt, aber zum Schluss sind die Täter dann irgendwelche ominösen Personen ganz weit oben, an die man eh nie richtig rankommen wird.


    Insgesamt ganz spannend geschrieben, aber mehr als ein nett für zwischendurch Urteil ist bei mir da leider nicht drin.

  • Das Buch ist sehr kurzweilig geschrieben und lässt sich gut lesen.
    Leider war auch mir recht schnell klar, in welche Richtung die Geschichte führen wird und wer der Schuldige/die Schuldigen ist/sind.
    Das hat den Unterhaltungswert aber nur geringfügig gestört.
    Für Nele-Neuhaus-Fans ein durchaus gelungener Krimi, dem ich 8 von 10 Punkten gebe.

  • Wie immer in einer Reihe- es gab schon bessere Bücher von Nele Neuhaus, aber es ist trotzdem ein angemessenes Buch der Autorin, also per se kein schlechtes.


    Nele Neuhaus hat mit dem Ermittlerduo von Bodenstein und Kirchhoff zwei Figuren geschaffen, die der Leser mit Interesse in ihrem Leben und ihrer Entwicklung mit Interesse und Spaß verfolgt, auch wenn Herr von Bodenstein in diesem Band seltsam flach bleibt.


    Man merkt den anderen Büchern der Autorin an, dass sie ihre Heimat kennt und liebt, dass sie intensive Milieustudien betrieben hat und das alles mit Liebe und Kenntnis beschreibt. Diesmal hat sie sich an ein Milieu gewagt, das sie - Gott sei Dank - nicht kennt und das auch schwer recherchierbar bleibt. Die Folge ist, dass die handelnden Personen seltsam blass und unkontoriert erscheinen. Als Leser erscheint es mir so, dass die Autorin intensive Gespräche mit Opfern geführt hat, den davon kommt etwas an, da wird dreidimensional und glaubwürdig Verhalten geschildert, aber sie beschreibt auch das Tätermilieu, flach, langweilig, undifferenziert.


    Die Lösung des Falles war relativ schnell für den Leser erkennbar - spätestens als die Polizei eine Spur hatte mit der nur der Leser die Lösung des Rätsels in Händen hielt. Allerdings bin ich nicht der Ansicht alles sei offensichtlich und durchschaubar.


    Folge davon war, dass die Nebenstränge der Handlung für mich die meiste Tiefe gaben. Die Nebenstränge, die in der Autorin vertrauten Mileus stattfinden, die sie gewohnt mit Tiefe entwickelt führen dazu, dass auch Nummer sieben von Bodenstein/ Kirchhoff auf meiner Wunschliste landen wird.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • beowulf :

  • Böser Wolf ist bereits der 6. Band mit dem Ermittlerduo Pia Kirchhoff und Oliver Bodenstein. Um die Nebenhandlungen rund um die beiden zu verstehen, sollte man den einen oder anderen Vorgängerband gelesen haben, für die Haupthandlung ist das natürlich nicht nötig. In diesem Band geht es um Kindesmissbrauch, ein Thema bei dem ich teilweise ziemlich schlucken musste, da es teils doch recht drastische Schilderungen gab und das für mich zu den schlimmsten Vorstellungen gehört.
    Pia und Oliver kommen gewohnt sympathisch rüber, mit den in die Handlung verstrickten Personen hatte ich aber teilweise Probleme und musste immer wieder innehalten und überlegen, wo ich denjenigen oder diejenige hinstecken muss. Auch dass manche Teile in der Vergangenheit spielen und man das erst im Nachhinein mitbekommt ist da nicht hilfreich. Das ist aber schon das Einzige, das ich an diesem Buch zu bemängeln habe.
    Die Spannung war die ganze Zeit hoch, ich konnte das Buch gar nicht aus der Hand legen. Diesmal hat Nele Neuhaus darauf verzichtet krampfhaft falsche Fährten auszulegen, was mich bei den letzten beiden Bänden gestört hat. Dennoch hat der erste Schein manchmal getrogen und ich wurde wirklich super unterhalten.

    Ich lese grade:


    Der Herr des Turms - Anthony Ryan
    ________
    Save the earth - it's the only planet with chocolate!

  • Ich bin gerade mit diesem Buch durch und ich muss sagen, dass das jetzt nach "Wer Wind sät" schon das zweite Buch der Serie ist, von dem ich so gar nicht überzeugt bin. Die Story ansich ist zwar nicht schlecht und hatte auch gewisse Spannungselemente, allerdings wie bei "Wer Wind sät" hatte ich das Gefühl, die Autorin schießt ein wenig übers Ziel hinaus. Eine Nummer kleiner wäre der Fall nicht weniger berührend, aber deutlich realistischer rübergekommen.


    Bestätigen kann ich, dass Bodenstein diesesmal extrem blass blieb. Schade, denn gerade das Zusammenspiel Kirchhoff/Bodenstein hatte mir in den ersten Bänden gut gefallen. Wo man zu Beginn des Buches noch dachte, da passiert zumindest noch irgendwas mit Inka, wurde diese Story offenbar komplett fallengelassen.


    Was mir aber wirklich gegen den Strich ging, waren so diverse Ungereimtheiten, die mich dann auch immer weiter beschäftigt haben:



    Ganz schlimm fand ich aber Emma, die ja nun gerade im Krankenhaus gesagt bekommen hat, dass ihre Tochter höchstwahrscheinlich sexuell missbraucht wurde. Das sorgte zwar dafür, dass sie (verständlicherweise) ihren Mann verdächtigte - dieser Verdacht wurde aber von ihm durch eine rührselige "Ich bekam als Kind von meinen Eltern keine ausreichende Anerkennung"-Story lapidar weggewischt -; sie aber keinerlei Verdacht schöpfte als das Kind partout nicht zum Großvater will. Und dann nötigte sie das Mädchen gegen ihren Willen auch noch, "ihr schönes rosa Kleid" anzuziehen. Welche Mutter würde denn bitte so etwas tun, wenn der Verdacht des sexuellen Missbrauchs im Raum steht?!?!


    Dass der Staatsanwalt seine Finger im Spiel hatte, fand ich auch von Beginn an fast zu offensichtlich.


    Ich wollte eigentlich schon nach "Wer Wind sät" die Reihe für mich ruhen lassen, bekam jetzt aber "Böser Wolf" von einer Kollegin aufgedrängt ;-) , aber ich denke, das wird für mich jetzt tatsächlich das letzte Buch gewesen sein. Da passt mir dann doch zu viel nicht ... leider.


    Von mir gibt es - mit viel gutem Willen - 6 von 10 Punkten.

    With freedom, books, flowers and the moon, who could not be happy? - Oscar Wilde


    :lesend Rock My World - Christine Thomas

  • „Böser Wolf“ ist flüssig geschrieben und gut konstruiert. Die Autorin behält jederzeit den Überblick über ihre vielen Handlungsstränge und fügt sie am Ende gekonnt zusammen.
    Es dauert allerdings ein bisschen, bis die Geschichte in Schwung kommt.


    Man sollte besser keine längeren Pausen beim Lesen einlegen, da durch die vielen Handlungsstränge womöglich ein entspanntes Weiterlesen schwierig wird. Da das Hauptthema dieses Buch in letzter Zeit ständig in Krimis und Thrillern, vor allem auch in deutschen, auftaucht, war mir sehr schnell klar, worauf es in „Böser Wolf“ hinauslaufen würde und auch, wer die Beteiligten sind. Da gab es dann am Ende keine großen Überraschungen mehr. Ich habe das Gefühl, je häufiger das Thema Kindesmissbrauch vermarktet wird, desto mehr geht an ernsthafter Auseinandersetzung damit verloren.
    So bleiben denn hier viele Figuren recht blass und leider auch klischeehaft, es fehlt ihnen an Tiefe.

    Für Fans der Reihe ist das Buch trotzdem gut zu lesen, schon weil man unbedingt wissen möchte, wie es im Privatleben der Protagonisten weitergeht. Wobei mir von Bodenstein diesmal viel zu kurz kam. Aber vielleicht ändert sich das ja in einem weiteren Teil der Serie.