Klappentext:
An einem heißen Tag im Juni wird die Leiche einer 16-jährigen aus dem Main bei Eddersheim geborgen. Sie wurde misshandelt und ermordet, und niemand vermisst sie. Auch nach Wochen hat das K11 keinen Hinweis auf ihre Identität. Die Spuren führen unter anderem zu einer Fernsehmoderatorin, die bei ihren Recherchen den falschen Leuten zu nahe gekommen ist. Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein graben tiefer und stoßen inmitten gepflegter Bürgerlichkeit auf einen Abgrund an Bösartigkeit und Brutalität. Und dann wird der Fall persönlich.
Meine Meinung:
Ein junges Mädchen wird tot in einem Fluss gefunden, schwer misshandelt. Ein arbeitsloser Wohnwagenbewohner bereitet alles für einen Besuch vor, der geheim bleiben muss. Eine herzlose Fernsehmoderatorin geht in die Offensive, nachdem sie ihren Gästen einmal zu viel auf den Schlips getreten ist. Oliver von Bodenstein kommt aus dem Osten Deutschlands zurück, nachdem er ein persönliches Kapitel abschließen konnte. Nun ist er bereit für einen völligen Neuanfang, indem er sich erst einmal eine neue Bleibe sucht. Und Pia Kirchhoff bekommt Besuch von einem ehemaligen Kollegen, Frank Behnke, der nach einigen Entgleisungen zwangsversetzt wurde. Von Neid, Missgunst und Rachegelüsten regelrecht zerfressen enthüllt er ihr voll Schadenfreude, dass er mittlerweile für interne Ermittlungen zuständig ist und sich ausgerechnet in ihrer Dienststelle austoben darf. Anschließend trifft Pia noch auf einem Klassentreffen eine frühere Freundin wieder, die nach einigen Jahren im Ausland mit den Ärzten ohne Grenzen wieder in Deutschland ist und mit Mann, Tochter und hochschwanger bei ihren Schwiegereltern wohnt, einem renommierten Ehepaar, welches den Verein Sonnenkinder gegründet hat und schwer vermittelbaren Kindern eine neue Bleibe gab. Außerdem bekommt sie Besuch von der Enkeltochter ihres Lebensgefährten Christoph, Lilly, die ein paar Wochen bei ihnen bleibt.
All dies zusammen ergibt eine unglaublich spannende Mischung, die den Leser regelrecht an das Buch fesselt. Im angenehmen Stil fliegen die Seiten buchstäblich vorbei, man ist völlig gebannt von der Geschichte und möchte nur noch wissen, wie es weitergeht. Wenn einem auch schon recht schnell klar wird, wer die wirklichen Bösewichte sind und um welches große Verbrechen es hier geht, so sind es doch die Kleinigkeiten, die es aus der Masse herausheben. Vor allem natürlich das liebenswerte und bekannte Ermittlerduo Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein. Ihr Privatleben wird diesmal sogar stark involviert, Pia gerät mitten hinein in den Strudel des Bösen. Ihr Leben wird durch die fünfjährige Lilly kurzfristig auf den Kopf gestellt, ihrem Charme kann sich die Kommissarin einfach nicht entziehen. Leider erlebt Oliver nur am Rande neues Privates, bei ihm muss man wohl noch warten, wann es denn endlich mit Inka voran geht. Die anderen Kollegen der Abteilung bleiben weiterhin blass, lediglich Frank Behnke bekommt seine Auftritte, die so einige seiner früheren Handlungen verständlicher machen, sie aber lange nicht entschuldigen.
Nele Neuhaus spielt mit vielen Klischees und Vorurteilen, ihren Plot hat es so schon häufig gegeben, deshalb ist den versierten Krimilesern schnell bewusst, wer die Drahtzieher und Hintermänner sind, wer ganz anders ist, wie es zu sein scheint und wem großes Unrecht zugefügt wurde. Eigentlich ist es mittlerweile eher interessanter, das Leben von Pia und Oliver zu verfolgen, der Krimiplot wird fast nebensächlich. Trotzdem fasst die Autorin hier ein sehr heißes Eisen an, was nicht oft genug erwähnt werden kann. Leider ist man sich aber auch sehr gut bewusst, dass man zwar durchaus ein paar kleine Feuer löschen konnte, den Großbrand aber niemals in den Griff bekommen wird. Auf jeden Fall ist es der anziehende Stil und das Zusammenspiel der verschiedenen Charaktere, die Durchsetzung von Gerechtigkeit, das Aufdecken von Geheimnissen und die Erkenntnis, wie abgebrüht, pervers und emotionslos doch so manche ach so geschätzten Stützen der Gesellschaft sein können.
Fazit
Spannend, pervers, brandheiß und emotional begleiten wir ein paar Figuren mitten in ihrem Leben. Für sie ändert sich Grundlegendes, Gute werden zu Bösen und umgekehrt. Dies alles spielt sich in Böser Wolf von Nele Neuhaus unter den Augen von Familien ab, die lange auffällige Anzeichen ignorieren oder bewusst die Augen verschließen.
LG
Patty