In der Tat, wo kämen wir hin, wenn statt der praktischen Regel: Erweise dem Rang die Ehre eine andere eingeführt würde, zum Beispiel: Erweise dem Verstand die Ehre! Was für ein Streit würde entbrennen! (Seite 92, „Der Postmeister“)
210 Seiten, Abbildungen, kartoniert
Verlag: ELV Europäischer Literaturverlag GmbH, Bremen 2011
ISBN-10: 3-862670-99-6
ISBN-13: 978-3-86267-099-4
ASIN/ISBN: 3862670996 |
Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)
Das Buch beinhaltet neben der Rahmenerzählung sechs Kurzgeschichten, nämlich:
- Der Schuß. Der Meisterschütze Silvio verzichtet nach einer Beleidigung auf ein Duell - aber warum?
- Der Schneesturm Eine Tochter aus gutem Hause will einen armen Jüngling heiraten. Aber am Abend der Flucht tobt ein schlimmer Schneesturm.
- Der Sargmacher Ein Sargmacher lädt seine Kunden ein.
- Der Postmeister Die Geschichte vom Postmeister und seiner wunderschönen Tochter Dunja.
- Das Adelsfräulein als Bäuerin Lisaweta Grigorjewna verkleidet sich, um den Sohn des verfeindeten Gutsnachbarn kennenzulernen.
Über den Autor(Datenquelle: Wikipedia)
Puschkin wurde am 26. Mai 1799 in Moskau geboren. Er ging sedchs Jahre ins Lyzeum Zarskoje Selo. Noch in seiner Zeit als Schüler begann er zu schreiben. 1820 entging er der Verbannung nach Sibirien durch die Protektion einflußreicher Freunde. 1824 wurde er auf das elterliche Gut Michailowskoje verbannt. Nach einer Audienz beim Zaren durfte er wieder in Moskau leben, jedoch unterlagen seine Werke der Zensur des Zaren.
Im Jahre 1831 heiratete er Natalja Gontscharowa und zog mit ihr nach St. Petersburg. Dort starb er am 18. Februar 1837 an den Folgen einer bei einem Duell erlittenen Schußverletzung.
Er gilt als der russische Nationaldichter.
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Meine Meinung
Kurzgeschichten sind eigentlich mein Fall. Eigentlich. Aber von einer Regel gibt es (fast) immer eine Ausnahme. Ich entsinne mich, daß mir vor langer, langer Zeit die Erzählung „Der Postmeister“ in die Hände gefallen ist. Die Bilder, die Puschkin darin heraufbeschwört, haben sich bei mir über die Jahre hinweg festgesetzt, nicht zuletzt, weil ich das immer wieder mal gelesen und die Erinnerungen aufgefrischt habe. Das Schlußbild, [sp]als Dunja auf dem Grab ihres Vaters lag[/sp] habe ich nie mehr aus dem Kopf bekommen, und weiß Gott, niemals habe ich bedauert, diese Geschichte entdeckt zu haben.
Ist das aus der Sammlung zwar meine Lieblingsgeschichte, so stehen ihr die anderen höchstens darin nach, daß auf dem Podest eben nur eine Platz hat. Stilistisch, was den Erzählbogen betrifft, der manche erwartete unerwartete Wendung einschließt, bis hin zu dem jeweils runden Ende sind sich alle absolut ebenbürtig. Selten hatte ich nach dem Ende einer vielleicht zehn- oder elfseitigen Geschichte das Gefühl, einen ganzen Roman gelesen, die Figuren über einen langen Zeitraum begleitet zu haben. Und dennoch waren es nur (relativ) wenige Seiten, und manchmal ein kurzer Zeitraum; aber - denken wir an den „Postmeister“ oder den „Schneesturm“ auch mal etliche Jahre, die ins Land zogen, bevor die Geschichte zu einem Ende fand.
Puschkin hat einen einmaligen Schreibstil, der mich sofort gefangen nahm. Keine Ahnung, ob der altmodisch oder altbacken ist. Schon mit wenigen Sätzen hat er mich vollständig in seinen Bann gezogen, läßt eine Welt vor meinen geistigen Augen entstehen, wie sie lebendiger nicht sein könnte. Man spürt im Sommer die Hitze, im Winter die Kälte, fühlt sich inmitten eine Schneesturms und kalt läuft es den Rücken hinunter, wenn die „Kunden“ des Sargmachers der Einladung folge leisten.
Was ist der Welt wohl durch jenes unselige Duell, als dessen Folge Puschkin starb, verloren gegangen! Er war ein in der Tat begnadeter Erzähler, der auch heute noch zu fesseln vermag. Über den Geschichten liegt eine - fast war ich geneigt zu schreiben typisch russische - Melancholie, manchmal mit einem Schuß Schwermut versetzt, aber niemals ins Depressive abgleitend, die Licht und Schatten, hell und dunkel, Freud und Leid - alles gleichzeitig umfaßt und beinhaltet. Was hier vielleicht wie ein Paradox klingt, hat Puschkin mit Meisterschaft beherrscht. Mir fehlt die Sprachgewalt, das auch nur annähernd angemessen wiederzugeben. Deshalb kann ich nur auf eben Puschkins Werk verweisen, es doch selbst zu lesen, und mich von der Pflicht zu entbinden, weiter etwas zu schildern, was man durch die geneigte Lektüre am besten selbst genießen sollte.
Kurzfassung:
Grandios entwirft Puschkin auf teilweise wenigen Seiten Geschichten von unwiderstehlicher, melancholischer und dennoch lebensfroher Schönheit. Unbedingt lesen.
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