'Schuld und Sühne' - Kapitel 31 - Ende

  • Habe heute das Buch beendet und irgendwie hinterlässt es zwiespältige Gefühle...


    Ab diesem Teil geht es irgendwie nur noch bergab: Tod, Selbstmord, Geständnis, Verbannung... Und gleichzeitig wurde mir die Hauptfigur R. immer unsympathischer, furchtbarer Typ... Dass am Ende positive Veränderungen angedeutet werden (endlich begreift er, dass er Sonja liebt), hat für mich nichts mehr genutzt und Sonja ist viel zu gut für ihn.


    Alles in allem ein Buch, das mich, immer wenn ich gerade drin gelesen habe, sehr gefesselt hat, aber sobald ich es aus Zeit- oder anderen Gründen weglegen musste, ich mich schon ein bisschen überwinden musste, es dann wieder zur Hand zu nehmen. Sehr seltsam :gruebel

  • Huhu Milla,


    ich bin gestern auch (endlich!) mit dem Buch fertig geworden, hat ein bisschen gedauert, da ich ne neue Praktukumstelle hab (Im Altenheim) und die war die ersten paar Tage sehr anstrengend..


    Na ja, ich weiß nicht so recht, was ich von dem Schluss halten soll.
    Ich weiß nicht, fand es auf der einen Seite ganz gut so --> Also Raskolnikows Selbstanzeige und der Zwangsarbeit,
    aber auch war es doch soo mh, wie soll ich sagen? -- schnullzig?
    Mit der Liebe am Ende, die wurde für meinen Geschmack ein bisschen zu herzig beschrieben.. aber passte wohl doch auch zur gesamten Geschichte.. mh, alles ein bisschen verwirrend. :grin


    Ich hör hier aber mal auf, wart noch auf andere Kommentare..


    lg, Kathrin

  • Zitat

    Original von Kathrin
    Na ja, ich weiß nicht so recht, was ich von dem Schluss halten soll.
    Ich weiß nicht, fand es auf der einen Seite ganz gut so --> Also Raskolnikows Selbstanzeige und der Zwangsarbeit,
    aber auch war es doch soo mh, wie soll ich sagen? -- schnullzig?
    Mit der Liebe am Ende, die wurde für meinen Geschmack ein bisschen zu herzig beschrieben.. aber passte wohl doch auch zur gesamten Geschichte.. mh, alles ein bisschen verwirrend. :grin


    Hallo Kathrin,
    juchhuu noch eine, die es bis zum Ende geschafft hat :knuddel1
    Ja mit dem Ende ging es mir genauso - also was soll es uns sagen? Dass er durch die konsequente Liebe dann doch noch geläutert wird?? Auf jeden Fall für einen Preis (wie er anfangs immer mitSonja umgegangen ist :fetch), bei dem sich mir zumindest die Frage stellt, ob es das wert war...


    Liebe Grüße,
    milla

  • Huhu Milla,


    jup, ich hab's auch geschafft..
    Mh, mir stellt sich da die Frage, wie es überhaupt mit den Gefühlen von Raksolnikow aussieht. Und, ob er nun wirklich "krank" war?
    Einige Begebenheiten, da hätt ich glatt gesagt, der ist durchgeknallt..
    aber dann wiederum hab ich mir gedacht, die Lebensumstände damals in Russland waren auch nicht "ganz so nett gewesen"...
    Ist das dann wirklich eine "Liebe" schlechthin? Würde das bedeuten, dass er "ein anderer Mensch" geworden ist? MIT Gefühlen, mit intensiven Gefühlen, der Liebe hier zumB? Ich kann mir das nicht vorstellen!
    Diese Metamorphose kommt mir zu unwirklich vor....


    Schliéßlich - meine Meinung - hatte er all die Jahre irgendwie vor sich hinvegetiert. Halb lebendig, halb tot. Nicht wissend, dass er lebt, dass er ein Mensche ist und eine Laus..


    lg, Kathrin

  • Also... verwirrend ist ein guter Begriff für dieses Buch...


    Mir fiel irgendwann auf, dass es nur relativ wenige Tage sind, die im Buch beschrieben werden, und ich nach 80 Seiten dann dachte "Huch, ist ja erst einen Tag später."


    Bei mir hat das Buch auch dieses komische Magie gehabt. Einmal in der Hand, sehr gut zu lesen, aber immer wieder ein bisschen Überwindung... das liegt einach daran, denke ich, dass es kein Buch zum Mitfühlen ist, keine Charaktere, mit denen man auch nur die geringste Verbundenheit entwickeln kann.


    Also... ich bin doch enttäuscht. Es fing so gut an, doch die Schuldgeschichte überwiegt die Sühne sehr sehr sehr. Auch die vielen Nebenakte waren mir einfach zu viel, einfach nicht genug darauf ausgelegt, dass alle eine Schuld haben und sühnen werden. Überhaupt ging mir das viel zu oberflächlich. Okay, Raskolnikoff leidet sehr intensiv, aber mehr auch an der Enttäuschung, dass er kein Napoleon ist, als wegen der Tat an sich. Der Ansatz mit "Das Leid auf sich nehmen" gefiel mir außerordentlich, aber dazu gehört meiner Ansicht nach auch Reue, und die kommt nun gar nicht vor. Ich hatte auch erwartet, dass die Sühne raffinierter wäre, in dem Raskolnikoff Wohltäter wird oder so etwas. Das reine Gefängnis war mir nun doch ... zu wenig.


    Schade, wirklich, ich hatte einen intensiben Sühneakt erhofft, aber es ist mehr ein Buch über die Schuld und das Leid, das man hat, wenn man nicht sünht.


    Für psychisch Krank halte ich Raskolnikoff auf jeden Fall, er hat eine sehr verschobene Wahrnehmung, auch wenn sie nicht einer gewissen Genialität widerspricht. Das ist aber mehr die Genialität des Autoren.



    JAss :keks

    Es ist erst dann ein Problem, wenn eine Tasse heißer Tee nicht mehr hilft. :fruehstueck

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  • Also ich hätte gestern um alles in der Welt nicht mehr zu lesen aufhören wollen. Die Buchstaben haben mich wie Magneten angezogen, und ich wollte unbedingt wissen, wie das alles ausgeht.
    Und ich finde, eine bessere Lösung hätte Dostojewski nicht finden können.
    Doch hat mich zuerst das Unglück der Katerina Iwanowna samt ihrer Kinder und ihr Ende sehr berührt.
    Und auch Rasumichin gefällt mir sehr gut.
    Weiterhin hatte ich allerdings Probleme mit Raskolnikows Tatmotiv. Das ist in meinen Augen alles in allem schon eine sehr abstruse Lebensphilosophie.


    Besonders schön fand ich das Ende.
    Weder das Straflager, noch Schuld oder Reue tragen dazu bei aus Raskolnikow einen neuen Menschen zu machen, sondern die Liebe.

  • So, ich bin inzwischen - Ihr seht, ich qualifiziere mich gerade als absolute Leseschnecke ;-) - im letzten Teil angekommen. Es fällt mir allerdings zunehmend schwerer, etwas dazu zu schreiben. Mir gefällt es weiterhin, Dostojewski kann m. M. n. unheimlich gut Personen und Entwicklungen beschreiben - die Charaktere grenzen sich alle unheimlich plastisch voneinander ab, man hat das Gefühl, dass er mit zu jeder einzelnen Figur ein sehr persönliches Verhältnis hat.
    Ich will nicht sagen, dass mich der Roman überfordert, aber ich momentan bin ich an dem Punkt, an dem ich glaube, dass ich diesen Roman beim ersten Lesen nicht vollständig fassen kann. Einige Handlungsstränge um Swidrigailow z. B. werden mir gerade ein bisschen komplex - vielleicht auch, weil ich so lange daran gelesen habe und nicht mehr alle Details des ersten Drittels parat habe. "Schuld und Sühne" scheint mir ein idealer Kandidat für die Zweitlektüre. Aber erst einmal muss ich die Erstlektüre abschließen. :grin


    Edit: So, jetzt bin ich durch mit meinem ersten Dostojewski-Roman. Als Eindruck bleiben zum einen sehr diffizil und unterschiedlich ausgearbeitete Charaktere (z. B. im Gegensatz zu Tolstoi). Um beim Vergleich mit Tolstoi zu bleiben: Tolstoi hat ja in seinen zwei großen Romanen größere Exkurse zu diversen Themen (Wirtschaftstheorie, Kriegstheorie, Geschichtsphilosophie). Ich habe bei Dostojewski den Eindruck, dass er ebenso diese Strömungen aufgenommen hat aber sehr kunstvoll und subtil mit seiner Geschichte verwoben hat. Wahrscheinlich so kunstvoll, dass mir das gar nicht an allen Stellen klar wurde. Diese Ausführungen im letzten Teil, in denen er darüber sinniert, dass sein Verbrechen (ich überspitze) zum Verbrechen wurde, weil ich es nicht aushielt, weil er nicht die Kraft eines Napoleons oder ähnlichen Herrschers hatte, der auf seinen Brutalitäten und Morden seine Karriere aufbaut, finde ich für die Zeit durchaus beachtlich, zumal wenn sie nicht so pädagogisch und belehrend verpackt sind. Ich müsste mich jetzt auch erst mal informieren, inwiefern Dostojewski da nur referiert, oder was seiner persönlichen Meinung entsprach.


    Ich freue mich auf jeden Fall auf die nächsten Dostojewski-Romane.

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    Ab hier Wiederaufnahme der Leserunde 2015
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")