Klappentext:
Als Kenrick of Clairmont nach langer Gefangenschaft freikommt, widmet er sich sogleich wieder der Jagd nach dem magischen Drachenkelch. In den Ruinen einer zerstörten Burg trifft er auf die schwer verletzte Haven, die ihr Gedächtnis verloren hat. Kenrick glaubt, Haven könnte der Schlüssel zu seiner Suche sein, und nimmt sie mit sich. Bald schon entwickelt er tiefe Gefühle für sie. Doch Haven ist nicht, was sie zu sein scheint…
Meine Meinung:
„Das magische Siegel“ ist der zweite Teil der Serie „Der Kelch von Anavrin“, die Lara Adrian unter dem Pseudonym Tina St. John veröffentlicht. Hauptperson ist dieses Mal Kenrick of Clairmont, der Bruder Lady Arianas, der bereits im ersten Teil „Das Herz des Jägers“ eine Rolle spielte. Kenrick ist von der Gefangenschaft und der Folter des brutalen Silas de Mortaine gezeichnet, doch verfolgt unerschütterlich sein Ziel, den wertvollen Drachenkelch zu finden. Für etwas anderes ist in seinem Leben kein Platz, besonders nicht für Gefühle, was ihn zu einem ziemlich schwierigen Charakter macht. Kenrick hat durchaus etwas Anziehendes an sich, macht es dem Leser aber schwer, ihn gernzuhaben. Er ist nicht wirklich greifbar, man kann sich kein richtiges Bild von ihm machen, was auch ein wenig daran liegt, dass seiner Figur an einigen Stellen die Tiefe fehlt.
Kenricks Schwester Ariana, die im ersten Teil noch recht naiv daherkam, hat sich trotz ihres geringen Alters von nur 18 oder 19 Jahren zu einer erwachsenen, reifen und toughen Frau entwickelt. Sie macht einen warmherzigen, sympathischen Eindruck, ebenso wie ihr Gatte Braedon le Chasseur, dem es bislang ebenfalls ein wenig an Tiefgründigkeit mangelte. Seine Beziehung zu Ariana hat ihn zu einem anderen Menschen gemacht, dessen neues Ich der Leser nun genießen darf.
Spannungstechnisch kann „Das magische Siegel“ leider nicht ganz an seinen Vorgänger anschließen. Kenricks Suche nach dem Kelch nimmt einen sehr großen Teil des Buches ein, besteht aber leider größtenteils aus schriftlicher Arbeit am Schreibtisch in der Burg. Phasenweise zieht sich die Geschichte sehr und wird nur durch hin und wieder eingeworfene Action- oder Liebesszenen aufgewertet. Diese sind, wie immer bei Lara Adrian, von sehr hohem Niveau, reichen aber leider nicht ganz aus, um aus einer recht zähen Story einen Knaller zu machen. Zwar ist das Buch keinesfalls schlecht, kann jedoch mit „Das Herz des Jägers“ nicht ganz mithalten.
Da Lara Adrian mit jedem ihrer anderen Bücher beweist, dass sie schreiben kann, verzeiht man ihr diese eher mittelmäßige Fortsetzung. Bleibt zu hoffen, dass der dritte Teil „Geheimnisvolle Gabe“ wieder mehr an den Erfolg von „Das Herz des Jägers“ anknüpfen kann.