Gebrauchsanweisung für die Welt - Andreas Altmann
ISBN: 3492276083
Verlag: Piper
Erscheinungsjahr: 2012
Seitenzahl: 224
Über den Autor:
Bevor Andreas Altmann Weltreisender und Schriftsteller wurde, arbeitete er in unterschiedlichen Jobs, u.a. als Privatchauffeur, Parkwächter, Farbrikarbeiter und Schauspieler.
Bekannt wurde der Autor durch unzählige Reisebücher wie "Notbremse nicht zu früh ziehen! Mit dem Zug durch Indien", "Sucht nach Leben. Geschichten von unterwegs",
"34 Tage - 33 Nächte. Von Paris nach Berlin zu Fuß und ohne Geld" u.a.
Zuletzt wurde Andreas Altmann mit seiner Autobiografie "Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend" bekannt.
Über den Inhalt:
Andreas Altmann hat die Welt bereist und kennt sich in den entlegensten Winkeln unseres Erdballs aus. In seinem neuen Reisebuch widmet sich der Weltenbummler keiner geplanten Tour, sondern verarbeitet seine jahrelangen Abenteuer und Reiseerfahrungen in neunundzwanzig Abschnitten, in denen er sich nicht nur mit den einzelnen Kontinenten beschäftigt, sondern die Art und Weise sowie die Notwendigkeit des Reisens für die menschliche Existenz hinterfragt.
Meine Meinung:
Zugegebenermaßen hatte ich meine Zweifel als ich hörte, dass in der beliebten Reihe "Gebrauchsanweisung für ..." aus dem Hause Piper ein Band für die Welt erscheinen sollte, geschrieben von dem renommierten Reiseschriftsteller Andreas Altmann, von dem ich bereits einige nachhaltig beeindruckende Reisebeschreibungen gelesen hatte.
Altmann, dessen frühere Bücher sich durch eine schonungslose Art des Reisens und Grenzerfahrungen auszeichnen, wollte nun für ein Publikum schreiben, das - im Gegensatz zu seinen früheren Lesern - sich eher auf eine bequemere Art des Reisens versteht?
Auftragsarbeit hin oder her - herausgekommen ist ein wundervoller "Leitfaden zum Bestaunen der Welt", wie Altmann sein neuestes Buch in seinem Vorwort selbst bezeichnet.
Ob Tourist oder Reisender, das ist nach Auffassung des Autors gar nicht (mehr) wichtig, entscheidend, und das macht Altmann in seinem Buch immer wieder deutlich, ist die Neugierde auf andere Länder und Menschen.
Dabei kann der reisende Kindskopf, der mittlerweile erwachsen geworden ist und nicht stoisch auf Ansichten aus seinen älteren Büchern pocht, auf einen reichen Fundus zurückgreifen. So manche Begebenheit dürfte der erfahrene Leser wiedererkennen, wie die Erlebnisse in Mali, seinen Tauschhandel Almosen gegen Geschichte oder die Diskussion darüber, ob er (Altmann) der Reisende und der Leser bloßer Tourist ist.
Doch Altmann wäre nicht einer der wenigen großen deutschen Reiseschriftsteller, wenn er sich nicht dem eigentlichen Vorgang des Reisen philosophisch nähern würde. Er überlegt und zitiert reisende Poeten, erzählt ebenso von rührenden wie nervenraubenden Begegnungen und gibt niemals auf. Mit ungebremster Energie stellt er sich der Welt, mal als Entdeckungssüchtiger, mal als Liebhaber, dann wieder als Aufschneider und letztlich als Schriftsteller und Mensch, der sich jeden Tag aufs Neue hinterfragt.
Der schreibenden Zunft widmet er übrigens das äußerst aufschlussreiche Kapitel "Schreiben und Reisen", das möglicherweise auch dem ein oder anderen gestandenen Kollegen neue Einsichten offenbaren dürfte.
Mit "Gebrauchsanweisung für die Welt" hat Andreas Altmann eine kluge, überwältigende, herzerwärmende, verzweifelt umwerfende Liebeserklärung an das Umherstreifen abgeliefert, die sowohl Reiseneulingen als auch neugierig gebliebenen uneingeschränkt empfohlen werden kann.
Edit: Wörter eingefügt.