Der Autor (Quelle Wiki)
Paul Verhaeghen ist ein belgischer Schriftsteller und Kognitionspsychologe. Er wurde 1965 in Lokeren, Belgien, geboren und wuchs in Aalst und Koksijde auf. Er studierte theoretische Psychologie an der Katholieke Universiteit Leuven bis 1989. Fünf Jahre später promovierte er. Verhaeghen arbeitete bis 1997 in Leuven am Zentrum für Entwicklungspsychologie. Von 1997 bis 2007 war er an der Abteilung Psychologie der Syracuse University, New York, beschäftigt, zunächst als Assistant Professor und seit 2003 als Associate Professor. Seit 2007 arbeitet er am Georgia Institute of Technology. Sein Debütroman Lichtenberg (1996) handelt von einem vergeblich nach Harmonie suchenden jungen Mann. 2004 folgte Omega Minor, ein enzyklopädischer Roman über die Folgen von Verrat im Zweiten Weltkrieg. Dieser Roman wurde mehrfach ausgezeichnet.
Kurzbeschreibung
Alle wissen, sagt Paul Andermanns, der junge Ich-Erzähler, dass der Zufall das wahre Wesen der Dinge ist. Wo der Zufall aufhört, muss man sich in Acht nehmen. Das ist der Moment, in dem die Realität keine Alternativen mehr zulässt. Paul Verhaeghens Roman ist voller solcher Momente. Und er spielt natürlich in Berlin, eine Stadt, die immer in Bewegung ist, balancierend auf dem gefährlichen Grat zwischen Glanz und Verfall. In der Menschen leben wie die Filmstudentin Nebula, deren Halogenlampe ihrer Videokamera leuchtet wie ein Stern, als sie inmitten junger Türken ihre Bilder mit aller Kraft verteidigt. Die von Hugo gerettet wird, dem strohblonden Riesen in den schwarzen Stiefeln. Mit ihm verschwindet sie in den Eingeweiden der Stadt, zusammen mit anderen, die folgen, ohne dass ein Wort gesprochen werden muss. Die wie Soldaten auf ihren Einsatz warten und sich vorbereiten auf den Tag, an dem es nicht nur fremd aussehende Menschen in der U-Bahn treffen wird. Wie den Psychologen Paul Andermanns, der seine Zivilcourage fast mit dem Tod bezahlt. Und im Krankenhaus neben Johann de Heer erwacht. Ein alter Mann, der genau in diesem Moment beschließt, Paul Andermanns seine Geschichte zu erzählen. Die Geschichte eines Berliner Jungen mit jüdischen Vorfahren ...
Meinung
Was für ein Roman! Und leider wieder so einer, der in den Buchhandlungen verstaubt und verschimmelt oder als Mängelexemplar verramscht wird. Es ist ein spannendes „Fast-1000-Seiten-Epos“, das viele Zeitebenen und zahlreiche Handlungsstränge miteinander verknüpft - von der Judenverfolgung über Neonazis bis zur Atombombe; es handelt von Sex, Liebe, Verrat, Hass, Rache und Erkenntnis. Der Leser wird mitgerissen von den authentisch und umfassend gezeichneten Protagonisten, z.B. die Videokünstlerin Nebula, die vorgibt, einen Film über neonazistische Umtriebe zu drehen, aber ganz andere Ziele verfolgt. Oder Hugo, der kräftige Neonazi, der mit seinen Stiefeln alles zertritt, was sich ihm in den Weg stellt.
Verhaeghen schildert die unbeschreiblichen Qualen in den Konzentrationslagern so erschütternd, obwohl sich das Gefühl einstellt, man habe das alles schon einmal gelesen. Und siehe da, diese qualvolle Episode entpuppt sich schließlich als Zitate von Zeitzeugen, was aber den Gesamteindruck überhaupt nicht stört.