Band 07: Winnetou I - Karl May

  • selbstverständlich kann man auch über KM(bücher) geteilter meinung sein.
    da ich mich vor einigen jahren sehr intensiv mit ihm und seinen werken befasst habe, sehe ich das ein wenig anders als bo und alice.
    1. für die verfilmung kann KM nichts.
    2. man darf nie vergessen, in welcher zeit die bücher entstanden.
    und obwohl er sich selbst mehr als reise- und informationsschriftsteller, ja, als lehrer sah, waren einige werke, speziell die nicht zum alterswerk zu rechnenden bücher aus dem wilden westen, doch schon sehr für jüngere leser bearbeitet. hinzu kommt, dass may mit dieser starken strukturierung gleichzeitig eine art selbstheilung versuchte, ein bekämpfen des bösen. hierzu habe ich im von tanzmaus eröffneten thread mehr geschrieben.
    als junges mädchen habe ich manchmal bei zu langatmigen bekehrungsszenen auch ein wenig gelangweilt nur überfliegend gelesen.
    aber auch hier gilt: man beachte die zeit, in der sie entstanden. und: es gibt gewiss schlimmeres, als menschen zum glauben an gott zu bekehren zu versuchen.
    thema supermann: was anderes als ein solcher sind denn die heute verehrten helden wie mac guyver und james bond? :grin

  • Das hast du schön gesagt, Frosch. Tatsächlich entstanden die Bücher in einer Zeit, in der die Arbeiterschaft über Wochen- und Monatsschriften "belehrt und erbaut" werden sollte. Man hatte erkannt, daß man etwas für das Niveau der einfachen Menschen tun mußte, schließlich drohte ja die neue Gefahr durch Gewerkschaften und SPD.
    Auf der einen Seite war die Gottesfürchtigkeit gefordert, immerhin war der Kaiser ja in dessen Namen der Chef des ganzen, und auf der anderen Seite sollten die Leute von ihren ärmlichen Lebensverhältnissen abgelenkt werden. Also nur eine Untervariante von Panem et Circenses. Da KM ja auch sehr religiös war, ein Verdienst seiner Großmutter, die uns in einigen Romanen noch in der Gestalt der Marah Durimeh begegnen wird, ist dieser missionarische Eifer zu verstehen.
    In der heutigen Zeit kann man wirklich auf den Gedanken kommen, daß einige Romane für die Jugend geschrieben wurden, doch dem ist nicht so. In der Zeit KMs war das Bildungsniveau so gering, daß er damit eigentlich die Erwachsenen erreichte. Einige Jahrzehnte später kam er dann durch das allgemeine Anheben der Volksbildung in den Ruf des Jugendschriftstellers. Aber das verkennt die ursprüngliche Motivation und Absicht des Autors.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Demosthenes ()

  • Oh, ich kenne Karl May und seinen Lebenslauf und sozialen Hintergrund schon. Mit etwa 12, 13 Jahren habe ich seine Bücher mit Feuereifer verschlungen und habe auch Infos über den Autor gelesen. Ja, und ich war sogar "Präsidentin" eines KM-Clubs *angeb*


    Später, im Studium, habe ich sogar einmal ein Seminar über KM belegt und eine Arbeit darüber geschrieben. Leider habe ich bei dieser Gelegenheit auch den Stil kritisch betrachtet.


    Aber ein bisschen Kritik wird hier auch erlaubt sein, oder? Ich finde seine Werke immer noch süß, aber ich mag heute eben nicht mehr soviel Süßes ;) Außerdem war mein Beitrag mit einem Augenzwinkern und als liebevoller Spott zu lesen. Immerhin war ich ja mal Scharlihs größter Fan.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Hallo Alice
    Wie Frosch doch schon sagte, man kann über KM, wie übrigens über jedes Buch, geteilter Meinung sein. Ich bin froh, wenn außer den vielen Fans sich auch Kritiker hier zu Wort melden. Sonst kommt ja gar keine Diskussion in Gang.
    Deine Seminararbeit und deine Erkenntnisse über seinen Stil würden uns alle interessieren. Ich würde mich freuen, wenn du da mal etwas schreiben würdest.
    Gerade sein Stil kommt ja heute nicht mehr sonderlich gut an.
    Übrigens, auch Frosch hat ja schon Kritik geübt, denn sie hat angeführt, daß KM in seinen Roman Lebensbewältigung zu treiben. Ein Punkt, der auch mir aufgefallen ist. Seine privaten Lebensumstände haben sein Werk m. E. maßgeblich geprägt. Was ich auch immer wieder feststelle, ist sein Versuch, zu den "besseren" Kreisen zu gehören, was ihm ja aufgrund seiner Herkunft und Vergangenheit im Kaiserreich verwehrt blieb.
    Also keine Scheu vor Kritik, wir freuen uns darauf.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • "Aber ein bisschen Kritik wird hier auch erlaubt sein, oder?" (alice)


    aber sicher doch! tut mir leid, wenn es so rüberkam, als wolle ich sie mit meiner antwort "abwürgen". es ist nur so, dass ich, selbst angesichts - und vielleicht gerade AUCH - wegen seiner schwächen, nun einmal ein faible für den alten fabulierer habe.
    deine ausarbeitungen würden auch mich sehr interessieren! :knuddel1 :wave

  • Balduin Möllhausen: Der Spion


    Der geheimnisvolle Mister Kampbell ist der Schrecken der Buschklepperbanden zwischen Missouri und Nebraska. Niemand hat ihn je gesehen. Aber gehört haben alle von ihm, und sie fürchten ihn wie den Leibhaftigen, denn Kampbell weiß alles, ahnt alles. Er ist allgegenwärtig und dennoch nirgendwo.
    Am meisten hat er es offenbar auf "General" Quinch abgesehen, den schlimmsten unter den Banditen am Missouri. Das hat natürlich seinen guten Grund, denn keiner kennt Kampbell besser als eben jener "General" Quinch - ohne es allerdings selber zu ahnen.
    Als das dem Banditenchef Quinch endlich bewußt wird, da ist es längst zu spät. Die Rache des geheimnisvollen Spions hat in bereits ereilt.


    isbn: 3536014216
    in diesem buch kann man vieles aus mays büchern wiedererkennen (genaugenommen müsste man es ja umgekehrt formulieren), aber may schreibt mE wesentlich flüssiger, schlüssiger und landschaftsbezogener.
    ohne herrn möllhausens verdienste herabsetzen zu wollen (schon allein als inspiration war er ja wertvoll): aufsätze eines phantasievollen zweitklässlers im vergleich zum gut recherchierten oberstufenreferat.

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Zum Thema "Seminararbeit": leider habe ich die Arbeit nicht mehr auf Festplatte gespeichert. Aber im Keller meiner Eltern liegen die Ausdrucke und sicher auch die Diskette noch herum. Wenn ich (wahrscheinlich zu Ostern) heimfahre, stöbere ich in den Schachteln und stell dann was hier rein.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Da ich in meiner Jugend nie das Vergnügen hatte, Karl May zu lesen, habe ich mir gedacht, das jetzt einmal nachzuholen.
    Ich fand "Winnetou I" ein sehr unterhaltsames und lustiges Buch, aber doch irgendwie vorhersehbar. Dadurch kommt keine richtige Spannung auf.
    Die Landschaftsbeschreibungen fand ich überhaupt nicht lang(weilig), mir sind sie als solche noch nicht einmal besonders aufgefallen.
    Ich würde, auch wenn es nicht in der Absicht des Autors lag, zu Recht sagen, dass es heute als Jugendbuch gilt. Ich glaube, wenn man jünger ist, sind die Geschichten nicht gar so durchsichtig und daher viel spannender.
    Immerhin hat es mich genug begeistert, dass ich nun "Winnetou II" angefangen habe. ;-)

  • In meiner frühen Jugend war ich dem Karl May-Wahn verfallen :lesend
    Allerdings langweilten mich damals die seitenlangen Landschaftsbeschreibungen (vielleicht würde ich sie heute spannender finden, aber ich habe schon lange kein solches Buch mehr in den Händen gehalten). Es störte mich auch sehr, dass immer alle zum Christentum bekehrt werden mussten, das hätte es wirklich nicht gebraucht. Und etwas mehr Romantik hätte sicher auch nicht geschadet... auch wenn ich dies damals noch nicht sehr vermisste. :-]

    If it only could be like this always. Always summer, always alone, the fruits always ripe and Aloysius always in a good temper...

  • Ich bin immer noch ein glühender Verehrer Karl Mays! Er gehört für mich unter die ganz Großen nicht nur der deutschen Literatur! Doch als solcher wurde er gerade in Deutschland immer wieder geschmäht und verachtet, in die hinteren Ränge verbannt!


    Für meinereiner steht er gleichwertig neben Scott, Haggard, Stevenson usw.!

  • die geburtsstadt des autors, hohenstein-ernstthal, feiert vom 6. -13. 06. 2010 eine festwoche anläßlich "500 jahe hohenstein".
    für fans, die in der nähe wohnen oder urlaub machen, gibt es da bestimmt auch interessantes über may zu erfahren.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Nachdem ich früher in der Jugend kein Interesse an den Büchern von Karl May hatte, wollte ich die Lücke nun schließen und habe mir von einem Freund Winnetou I ausgeliehen und gelesen. Ein tolles Buch, dass mir früher aber eventuell nicht so gefallen hätte. Lange Beschreibungen von Landschaften und lange Dialoge über Taktiken und Strategien. Etwas ermüdend und zu oft vorkommend fand ich den Running Gag mit dem Greenhorn und die verstümmelte Rede wie "Fällt mir nicht ein."


    Ansonsten aber für mich heute beim Lesen eine toll vermittelte Stimmung und interessante Abenteuer. Mit den Filmen besteht nur ansatzweise ein Ähnlichkeit hinsichtlich der Personen. Die Handlung selbst ist aber in weiten Teilen unterschiedlich.


    Nach Winnetou I werde ich nun zumindest noch die Bände 2 und 3 lesen und mich weiter auf die Reise ins Land der Indianer freuen.

  • Die unbekannteren Bücher von Karl May sollen viel besser sein als Winnetou & Co.
    Ich wollte an die eigentlich schon lange mal ran.


    Mir haben damals die Bände "Durch die Wüste" und folgende noch besser gefallen als die Wildwestromane.

  • Schon etwas alt der Thread, aber da ich eine absolute Karl-May-Liebhaberin bin, muss ich mich einfach auch zu Wort melden^^
    Seit ich von meiner Oma die drei Winnetoubücher meiner Mutter bekommen habe, diese verschlungen habe, konnte ich mich Karl May bis heute nicht mehr entziehen. Zum Glück hatte die nächstgelegene Bücherei damals mindestens 40 Karl May Bände, von denen ich ausnahmslos alle gelesen habe.(Man stelle sich vor, die hatten überlegt, die Bücher wegzuschmeißen!! Da meine Schwester und ich aber regelmäßig ausliehen, wurden sie eines Besseren belehrt und sahen, dass die druchaus noch gelesen werden^^).


    Winnetou I gehört zwar trotzdem noch zu meinen Lieblingen, aber da gibt es noch so viele andere tolle Romane/Reihen von ihm: Durch-die-Wüste bis Der-Schut, dann die Im-Lande-des-Mahdi-Reihe, die Im Tal-des-Todes-Reihe (bin ich großer Fan von), und Satan-und-Ischariot-Reihe.... einfach toll! Aber ich habe auch die Old-Surehand-Reihe gelesen, Einzelbände wie Der Ölprinz, Schatz im Silbersee, Unter Geiern, Das Vermächtnis des Inka oder Sammlung von Erzählungen wie "Sand des Verderbens" oder Halblut. Ach und die beste Reihe habe ich ja ganz vergessen: Die Reihe um Schloss Rodriganda find ich sehr sehr toll :-)
    Aber ich habe dann auch die Werke im Alter gelesen: Ardistan und Der Mir von Dschinnistan und natürlich Winnetous Erben oder auch Winnetou IV genannt.


    Als Kind haben mich seine Geschichten zum Träumen gebracht, natürlich fand ich auch die Karl-May-Filme alle toll (Lex Barker find ich ja sooooo toll und seine deutsche Synchronstimme erst *schmacht*). Aber ohne Kritik geht´s natürlich nicht, auch wenn ich die Bücher immer noch suuuuper finde: Wie auch schon Vorgänger gesagt haben ist Old Shatterhand/Kara ben Nemsi eine männliche Mary-Sue :-) Aber gerade seine Perfektheit ist sein Fehler und ich könnte mich jedes Mal wegschmeißen vor Lachen oder ihm an die Grugel gehen, wenn er mal wieder sagt: Weil ich das niemanden zutraute, habe ich das selbst übernehmen müssen, blabla ^^ Hach er ist so toll in seiner Selbstverliebtheit und gespielten Bescheidenheit, dass es wieder amüsant ist und irgendwie liebenswert. Jedenfalls brauch ich auch jetzt noch ab und zu mal einen Karl May, wo ich mal wieder über ihn aufregen kann und gleichzeitig in den Träumen meiner Kindheit schwelge - apropos ich könnte mal wieder einen lesen :-) Und alle Bände habe ich ja noch nicht, bleibt noch viel aufzuholen^^ (Nur dass meine jetzige Bibliothek GAR keine Karl May Bände hat - WIE geht sowas?? Naja für mich ist er DER Klassiker der Trivialliteratur und gehört einfach zur Allgemeinbildung^^).


    So das wär mein persönlicher Senf zu Karl May :-)