Titel: Ich träume von Prag. Deutsch-tschechische literarische Grenzgänge
Herausgeber: Andrea Fischerova und Marek Nekula
Autoren u.a.: Tereza Vanek, Maxim Biller, Ota Flip
Verlag: Karl Stutz
Erschienen: September 2012
Seitenzahl: 388
ISBN-10: 3888490685
ISBN-13: 978-3888490682
Preis: 22.80 EUR
In dieser Anthologie finden sich Texte von Autorinnen und Autoren die in Österreich, der Schweiz und Deutschland leben – die aber eines gemeinsam haben: den tschechoslowakischen Hintergrund. Unterschiedlichste Arten des Erzählens verbinden sich hier wenn man so will fast zu einer Liebeserklärung an Prag, eine der Metropolen Europas. Obwohl der Begriff „Liebeserklärung“ vielleicht ein wenig zu hoch gegriffen ist. Es wäre evtl. besser von einer „jeweils anders gearteten individuellen Verbundenheit“ zu sprechen.
Prag, die bescheidenste – aber wahrscheinlich auch intelligenteste – Metropole Europas. Prag ist so anders als das laute, provinzielle Berlin, anders als das verspielte und leicht oberflächliche Paris, anders als das neonhelle, korrekte London, anders auch als das arrogant liebenswerte Wien und eben auch anders als das aufgeregt freundliche Rom. Prag ist die Metropole ohne Ellenbogen, die man wohl braucht, um das ausgezerrte zu dick bemalte Stadtgesicht in Szene zu setzen; so wie wir es von vielen anderen Städten dieses Kontinents kennen. Gerade in Prag begegnet man der liebenswerten, der bescheidenen, der eben nicht aufdringlichen Intelligenz, die diese Stadt für sich selbst sprechen lässt.
Natürlich hat sich Prag nach der Wende, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs auch verändert und ganz sicher sind nicht alle Veränderungen von Vorteil gewesen. Aber offenbar sind trotzdem große Teile dieses ganz besonderen Prag-Flairs erhalten geblieben. Dieses Buch trägt seinen Teil dazu bei, dass das auch so bleibt. Hoffentlich!
Die Texte dieser Anthologie sind – glücklicherweise – nicht lieblos zusammengepappt worden. Vielmehr macht die Textauswahl den Facettenreichtum dieser Stadt deutlich. Jeder der Geschichten ist ein kleines Porträt der Autorin/des Autors vorangestellt. Was „leider“ auch dazu führt, dass man wieder viele Hinweise auf Bücher bekommen, die nur darauf warten auch gelesen zu werden.
Die Geschichten spielen in der Vergangenheit und in der Gegenwart, mal haben sie einen historischen Hintergrund und mal behandeln sie einen kriminalistischen Hintergrund, und mal sind es einfach Begebenheiten aus dem alltäglichen Leben. Mal haben sie eine nette Pointe, manchmal kommen sie aber auch ohne Pointe aus, ohne dabei aber Qualitätseinbußen zu erleiden.
Wer die Vielfalt verschiedener Geschichten mag, wer darüber hinaus auch mag, dass diese so grundverschiedenen Geschichten den Weg in ein gemeinsames Buch gefunden haben, der wird ganz sicher an diesem Buch seine Freude habe – wenn nicht, dann dürfte es aber in jedem Falle eine interessante Erfahrung gewesen sein.
7 Eulenpunkte für eine lesenswerte Vielfalt.