Die Bucht des blauen Feuers von Micaela Jary

  • Kurzbeschreibung:


    Berlin 1909: Als die junge Emma Thieme erfährt, dass ihre totgeglaubte Mutter in Südwestafrika lebt, macht sie sich auf die lange Reise. Begleitet wird sie von der Pianistin Dorothee von Hirschberg, die mehrere Konzerte in der Kolonie geben will. Auf dem Schiff lernen die beiden Frauen den charmanten Manfred von Paschen und den undurchschaubaren Ernst Keller kennen. Noch wissen Emma und Dorothee nicht, dass diese Männer ihr Leben verändern werden – und dass sie der Schlüssel zum Geheimnis um Emmas Mutter und einen verschwundenen Diamanten sind.


    Über die Autorin:


    Micaela Jary stammt aus Hamburg und wuchs im Tessin auf. Nach einem Sprachenstudium absolvierte sie ein Zeitungsvolontariat und arbeitete viele Jahre als Redakteurin, bevor sie sich ganz der Schriftstellerei widmete. Geschichte und Geografie sind ihre liebsten Themen, ihre Faszination gilt dabei vor allem Süd- und Ostafrika. Sie hat eine erwachsene Tochter und lebt nach einem langjährigen Aufenthalt in Paris heute mit Mann und Hund in München und Berlin.


    Website der Autorin:


    www.micaelajary.de/


    Meinung zum Buch:



    Das neuste Buch von Micaela Jary beginnt in Berlin Anfang des 20. Jahrhunderts. Die junge Emma Thieme verarbeitet gerade den Verlust ihres Vaters und muss sich mit der Frage beschäftigen, was aus dem Photoatelier werden soll, als sie Dorothee von Hirschberg kennenlernt.


    Dorothee von Hirschberg hat ein Engagement in Südwestafrika erhalten und möchte zuvor noch einige Aufnahmen für Werbeplakate von sich machen lassen. Allerdings ist der dafür ausgewählte Fotograf – Emmas Vater – bei einem Unfall ums Leben gekommen.


    So begegnen sich zwei Frauen, die zunächst nichts verbindet. Als Emma dann während des Besuchs von Dorothee Briefe ihrer tot geglaubten Mutter aus Südwestafrika findet, beschließen die Frauen, dass Emma Dorothee in die Kolonie als Reisefotografin begleiten wird.


    Doch wie wird Emmas Mutter auf den überraschenden und unverhofften Besuch ihrer Tochter reagieren? Was hat es mit Manfred von Paschen auf sich, der den beiden Frauen während der Fahrt nicht von der Seite weicht?



    Das Cover ist wunderschön. Am Ende des Buches findet man ein Nachwort der Autorin zur Geschichte und eine übersichtliche Zeittafel.


    Mit Begeisterung habe ich mich ans Lesen gemacht und durfte mich über einige spannende Stunden im Leben von Emma Thieme freuen.


    Die Autorin hat sehr gründlich zur Thematik recherchiert. Gerade bei den Ausführungen zur Photographie, dem Klavierspielen oder dem Leben in den Kolonien und dem Diamantenhandel wird dies deutlich. Leider habe ich bei dem einen oder anderen Fachbegriff einen erklärenden Glossar vermisst. Der Kontext jedoch hat in den meisten Fällen Aufschluss gegeben.


    Die Protagonisten werden nach und nach in die Geschichte eingeführt und man lernt sie im Verlauf immer genauer kennen. So bleiben sie zu Beginn etwas farblos, nehmen aber mit Fortschreiten der Geschichte Farbe und Gestalt an, so dass sie dem Leser am Ende als gute Freunde ans Herz gewachsen sind.


    Die Handlung startet mit einem Prolog, der mit der Mutter von Emma beginnt. Zunächst ist unklar, um wen es geht. Man kann vom Klappentext her Vermutungen anstellen. Dann geht es 1909 in Berlin bei Emma Thieme los.


    Die Geschichte beinhaltet viele Wendungen und Spannungspunkte. Im letzten Drittel zieht die Autorin die Spannung noch einmal an und macht aus dem Roman einen kleinen Krimi. Ein ruhigeres Ende lässt den Leser die Geschichte weiter träumend zurück.


    Sprachlich ist das Buch in der heutigen Sprachgebung geschrieben und daher einfach und leicht lesbar. Als Leser ist man immer am überlegen, wie es weiter geht bzw. was es mit den einzelnen Protagonisten auf sich hat. So verfliegen die Seiten und ehe man es sich versieht, muss man ins 21. Jahrhundert zurückkehren.



    Fazit:


    Ein wunderschöner Roman, der dem tollen Cover gerecht wird.


    Die Autorin nimmt den Leser mit auf eine Reise nach Südwestafrika und zeigt die Lesensweise zu Beginn des 20. Jahrhunderts logisch und nachvollziehbar auf.


    Ich freue mich schon jetzt auf die nächste Reise mit Micaela Jary – wohin sie auch gehen mag!

  • Nachdem mir Micaela Jary’s „Sehnsucht nach Sansibar“ so gut gefallen hatte, habe ich mich voller Vorfreude auf die Reise zur „Bucht des blauen Feuers“ gemacht und ich darf schon vorweg nehmen: ich wurde nicht enttäuscht!


    Wie das Leben manchmal so spielt, bringt das Schicksal Emma und Dorothee, zwei unterschiedliche junge Frauen zusammen. Emma weiss nach dem tragischen Unfalltod ihres Vaters nicht, wie es mit ihr und dem väterlichen Photoatelier weitergeht und Dorothee, die bereits als Pianistin erste Erfolge feiern konnte, kämpft gegen eine tückische Krankheit. Doch Micaela Jary hat beiden Figuren einen starken Charakter geschenkt, so dass sich die jungen Frauen nicht unterkriegen lassen. Und als Emma durch versteckte Briefe erfährt, dass ihre totgeglaubte Mutter in Südwestafrika lebt, nimmt Dorothee sie kurzentschlossen als Reisefotografin mit auf ihre Konzertreise in das ferne Land.


    Die schönen Farben des Covers, welches meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist, laden zum Träumen ein. Doch wird der Aufenthalt der beiden jungen Frauen im exotischen Land wirklich so schön wie sie es sich erhoffen?


    Wer nun einen typischen Love & Landscape Roman erwartet, wird auf jeden Fall überrascht werden. Als erstes hat mir sehr gut gefallen, dass die Autorin keine jungen, unbeholfenen Frauen gezeichnet hat, die dem Leser in diesem Genre so oft begegnen und sich plötzlich einem schweren Schicksal stellen müssen. Emma und Dorothee sind zwar in guten Verhältnissen aufgewachsen, mussten dennoch schon recht früh die harten Seiten des Lebens kennen lernen. Auch Krimielemente kommen vor, so dass der Spannungsbogen stetig angezogen wird und keine Langeweile aufkommen kann.


    Micaela Jary ist es gelungen eine spannende, sehr lebensnahe Geschichte zu erzählen, ohne kitschig zu werden. Ihre solide Recherchearbeit ist ebenfalls durchwegs zu spüren und lässt den Leser nebenbei Wissenswertes über die Geschichte der Photographie sowie der Diamantenindustrie erfahren. Ihre flüssige Sprache lassen die Zeilen nur so vorbei fliegen und beim Umblättern der letzten Seite war ich doch ein bisschen traurig, Emma und Dorothee nun nicht länger auf ihrem Weg zu begleiten. Ein sehr interessantes Nachwort und eine übersichtliche Zeittafel runden dieses Buch, welches ich absolut weiterempfehlen kann, zusätzlich ab.


    Und wie schreibt Micaela Jary in ihrer Fussnote: „Nach dem Buch ist vor dem Buch“. Darauf freue ich mich jetzt schon! In der Zwischenzeit warte ich auf die ersten Schneediamanten – ich meinte natürlich Schneeflocken… ;-)

  • 412 Seiten


    Meine Meinung:
    Emma Thieme ist Fotografin in Berlin 1909. Als ihr Vater stirbt, findet sie Briefe ihrer Mutter, die angeblich Selbstmord begangen hat, aber in Wirklichkeit in Deutsch-Südwestafrika lebt. Sie hat vor zwölf Jahren die Familie verlassen und Emma hat nie etwas darüber erfahren, weder von ihrem Vater, noch in den Briefen der Mutter, die sie nun alle ungeöffnet gefunden hat. In einem befinden sich sogar Diamanten, die ihr die Mutter geschickt hat, damit sie zu ihr reisen kann.


    Im Fotoladen lernt sie die Pianistin Dorothee von Hirschberg kennen, die in Südwestafrika ein Konzertengagement hat. Sie reist mit ihrem Vater, hat aber Tuberkulose und bietet Emma an, sie als Fotografin zu begleiten und Emma stimmt zu. Auf dem Schiff lernen die beiden Frauen Manfred von Paschen und Ernst Keller kennen, ohne zu wissen, dass die ihr Leben noch verändern werden.


    Ihre Mutter Constanze hat in Südwestafrika ein kleines Häuschen und das Café Emma, nach ihrer Tochter benannt, sowie einige gute Freunde. Sie freut sich natürlich riesig endlich ihre Tochter in die Arme schließen zu können, aber da gibt es natürlich noch immer das große Geheimnis, warum sie ihre Familie verlassen hat.


    Einen Teil der Geschichte nimmt auch der Diamantenhandel ein und das Leben in Südwestafrika, welches von der Autorin sehr gut recherchiert wurde. Auch wenn anfangs noch alles ziemlich ruhig beginnt, so nimmt die Geschichte dann doch an Spannung zu und artet sogar in einem kleinen Krimi aus. Die Personen sind sehr gut gezeichnet und haben zum Teil auch sehr starke Charaktere. Das Buch lässt sich flüssig lesen, hat noch ein sehr interessantes Nachwort sowie eine ausführliche Zeittafel und nicht zu vergessen ein wunderschönes Cover. Es hat mir gut gefallen, sowie auch schon „Sehnsucht nach Sansibar“ und daher freue ich mich schon auf das neue Buch „Das Bild der Erinnerung“.


    9 Punkte

  • Micaela Jary hat mich in diesem Jahr mit ihren beiden Romanen über eine Hamburger Reederfamilie sehr begeistern können. Als ich über dieses Buch "gestolpert" bin, habe ich daher nicht lange zögern müssen!


    Für mich ist die Autorin eine tolle Erzählerin. Sie hat es auch mit diesem Buch geschafft mich zu überzeugen. Sie erzählt ihre Geschichte in einer sehr charmanten Leichtigkeit und schafft es dabei auch scheinbar langweilige Passagen (wie etwa eine lange Schifffahrt) interessant und unterhaltsam zu schildern. Auch die Beschreibungen der jeweiligen Landschaften, sei es nun auf See oder später in Afrika, schaffen lebendige und wunderbar vorstellbare Bilder. Ohne dabei zu ausufernd zu werden, was ich persönlich gar nicht hoch genug anrechnen kann!
    Die Familiengeschichte ist leicht und unterhaltsam und ,ja , letztlich doch recht vorhersehbar. Trotzdem ist das Gesamtbild für mich einfach stimmig. Das ergibt einen tollen Roman, dem ich von Herzen gerne 8 Punke vergebe.