Die Geschichten habe ich alle mit einem Kurzkommentar versehen und somit in ein Dreierschema gepresst. Dazu möchte ich sagen, dass ich Gruppe drei ganz bewusst „na ja“ getauft habe und nicht „nein, danke“. Für mich gab es in dieser Runde keine „schlechten“ Geschichten, manche haben mir aus welchem Grund auch immer nicht so sehr zugesagt wie andere. Verzichten wollen hätte ich auf keine! Deshalb: DANKE für jeden einzelnen Beitrag!
Skikurs oder Dumm gelaufen - Na, ja
Von der Idee her fand ich es ganz nett (wenn auch etwas peinlich) und im Getümmel der sonstigen sehr „schweren“ Themen hat diese hier eine erfreuliche „Leichtigkeit“. Allerdings wird die Idee durch die langatmige und langweilige Umsetzung vollkommen zerstört. Da muss mehr Pepp rein, mehr wörtliche Rede, mehr Aktion. Die arme Claudia muss sich doch in Grund und Boden schämen und die Ärzte und Schwestern vor Lachen abbrechen. Das kommt leider gar nicht rüber. Abgesehen davon haben mich einige logische Ungereimtheiten gestört z. B. wieso will sie als Anfängerin ganz allein einen Steilhang hinunterfahren?
Chaos oder Lebensweisheit I - Ja!
Gefällt mir. Und gefiel mir bei jedem Lesen ein kleines bisschen besser. Rhythmisch sehr ausgewogen (zumindest soweit ich das beurteilen kann), mit einer klaren Aussage, die zwar nicht besonders kreativ, aber dennoch wichtig ist. Beim Lesen wurde der Kloß in meinem Hals immer größer, es hat mich also auch emotional angesprochen.
Nachtrag: Meine Vorschreiber meinen ja alle, es hapert in den Versen. Beweist mal wieder, dass ich keine Ahnung von Gedichten habe, dieses mag ich aber trotzdem.
Lilly oder Gerade noch entkommen I - Ja, aber
Hm. Bei der Geschichte bin ich unentschlossen. Zum einen finde ich es sehr bewundernswert, eine Familiengeschichte über mehrere Generationen in 500 Wörtern so zu erzählen, dass eine sinnvolle und aussagekräftige Geschichte dabei herauskommt. Zum anderen finde ich diese ganzen Zufälle übertrieben. Kann sein, dass das Leben manchmal wirklich so abläuft, aber so komprimiert aufgeschrieben, ist es für mich zu viel Glück im Unglück. Zwischendurch bin ich mit den ganzen Urgroßmüttern und Großmüttern und Müttern und Töchtern ins Schleudern geraten, das Eingrenzen auf die „tragenden“ Rollen wäre sicher klarer gewesen.
Ich liebe das Leben oder Literarischer Versuch I - Na, ja
Ein literarischer Versuch, mit dem immer gleichen Satzaufbau die Schönheit des Lebens zu beschreiben. Kreativ, aber ehrlich gesagt finde ich es auf Dauer zu langweilig, was die Autorin an ihrem Leben so liebt. Es hat keine Spannung, erzeugt keine Bilder und fällt außer durch den eigenwilligen Aufbau nicht weiter auf.
Kreation 3.0 oder Schöpfung mal anders - Ja, aber
Nach den ersten beiden Absätzen hab ich mir gedacht: Ach nööö, ich mag keine Schöpfungsgeschichten, die sind alle so langweilig. Aber ich will ja jeder Geschichte seine Chance geben und so hab ich mich weitergequält. Und siehe da, es kam Farbe in die Handlung – es wurde besser! Zwar immer noch recht langatmig, finde ich die Idee mit den Farben, die so nach und nach auftauchen gut. Und ja, ich mag die Wiederholungen in jedem Abschnitt, die geben so einen schönen Rhythmus. Daraus hätte mehr werden können.
Nachtrag: Nach den Diskussionen und vielen Gedankenimpulsen meiner Vorkommentatoren interpretiere ich die Geschichte so, dass dies Schöpfungsversuch Nr. 3 ist. Und da das mit den Menschen nicht so gut klappt, diese hier bewusst weggelassen werden. Diesen Gedanken finde ich sehr sinnig, schade, dass dies nicht mehr herausgearbeitet wurde.
Abschalten oder Ende des Weges I - Ja aber
Kurz und knapp. Aussagekräftig. Gelungen. Doch trotzdem bin ich bei dieser „Geschichte“ hin und her gerissen. Auf der einen Seite bewundere ich die große Kunst, so knapp eine so komplexe Handlung zu skizzieren. Und das auch noch so, dass jeder weiß, worum es geht. Zunächst hatte ich meine Probleme, dies mit dem Thema „Kleinigkeit“ zu verbinden, aber nach längerem Nachdenken fand ich die Verbindung mit „Kleinigkeit Knopfdruck“ wirklich genial. Trotzdem, es ist ein Schreibwettbewerb und hier ist mir zu wenig geschrieben, damit es wirklich nachhallt.
Zu spät oder Gerade noch entkommen II - Na ja
Das ist eine der Geschichten, zu denen mir nicht wirklich was einfällt. Ohne große Regung gelesen, verstanden, abgehackt, vergessen, nächste Geschichte. Da ist nichts was mich gedanklich festhält, was mich emotional berührt, was meine Aufmerksamkeit irgendwie fesselt. Inhaltlich: ok, passt zum Thema, ist aber zu oft verwendet, um aufzufallen; Sprache: ebenfalls ok, es gibt nichts zu mäkeln, aber auch nichts zu loben, sehr sachlich erzählt, dadurch wird es aber mir im Mittelteil zu langatmig.
Was bleibt? Nur die Frage: Was genau ist eine Düse und wo wird dieses Wort verwendet?
Die Weisheit der Banane oder Lebensweisheit II – Ja, aber
Zumindest mal ein origineller Titel. Thematisch aber ähnlich wie andere, wenn auch mit einem ganz anderen Aufhänger. Den fand ich durchaus witzig, allerdings wird die Botschaft dann sehr mit dem Holzhammer präsentiert. Sprachlich zieht sich das ganze etwas in die Länge, vor allem die verschachtelten Sätze am Anfang. Nett fand ich die Spielerei mit dem in die Badewanne gefallenen Buch – das passt so schön hierher!
Ein ganz besonderer Tag oder Ende des Weges II - Ja, aber
Was jetzt – Hochzeit oder Beerdigung? Eigentlich finde ich diese Verwirrspiele mit überraschendem Ende in den Kurzgeschichten gut, aber hier hat es mich zu sehr durcheinandergebracht. Erst Hochzeit, dann hä? nochmal nachgelesen (da steht doch Hochzeit!) und zum Schluss das Aha-Erlebnis. Das zu schnell Fahren ist schon sehr gut versteckt, darüber hab ich beim ersten Mal einfach hinweggelesen. Außer diesem Hin und Her bleibt die Geschichte aber wenig im Gedächtnis.
Gestört haben mich hier auch ein paar Ungereimtheiten: Ein Pfarrer, der mit einer jungen Braut öfters zu tun hat, die am Hochzeitstag überraschend stirbt, wird wohl kaum monoton seinen Text runterrattern und eine perfekte Planerin (diesen Eindruck macht Eva auf mich) kaum auf die Idee kommen, an ihrem Hochzeitstag schnell noch was für die Nichten einzukaufen. Kleinigkeiten, klar, aber …
Flügelschlag oder Gerade noch entkommen III - Na ja
Manche mögen keine pathetischen Geschichten und ich mag keine übertriebenen romantischen Naturgeschichten. Mit Wiesen, die sich neigen und Wurzeln, die sich dem Wasser entgegenstrecken kann ich wenig bis gar nichts anfangen. Sehr wortgewaltig geschrieben, kraftvoll und es lässt durchaus Bilder entstehen, aber so leid es mir tut, diese Sprache erreicht mich nicht. Inhaltlich kann ich mir nicht vorstellen, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings einen Sturm abwenden kann.
Freiheit oder Sehnsucht nach früher - Na ja
Genauso wie „Zu spät“ ist das eine Geschichte die ich lese und abhake. Da hält mich nichts fest, weder das Schicksal des Rollstuhlfahrers noch seine Erinnerungen an eine glückliche Vergangenheit. Ich finde die Geschichte insgesamt genauso wie die einzelnen Szenen in der Erinnerung zu kurz, um wirklich darin eintauchen zu können und gedanklich Bilder zu entwickeln. Den Kontrast zwischen Wirklichkeit und Erinnerung herauszuarbeiten ist zwar eine gute Idee, hier aber nicht gelungen.
Summe oder Literarischer Versuch II - Na ja
Nochmal ein literarischer Versuch, anders als der erste, aber im Ergebnis genauso. Kreativ, aber mich erreicht diese Wortsammlung einfach nicht. Zwar hat dieser Beitrag durchaus eine Aussage (verstanden hab ich zwar nicht, warum der Tod so oft auftaucht – einmal sollte doch reichen???), aber Bilder werden in meinem Kopf gar keine erzeugt. Von der Rhythmik her finde ich es schön, vor allem, wenn man es laut liest. Aber sonst?
Mitgehangen, … oder Hä? - Na ja
Wer oder was ist Jimmy? Ein Bakterium? Oder eine Immunzelle? Also, diese Geschichte gibt mir viele Rätsel auf! Das ist diesmal die einzige Geschichte, die ich nicht verstehe. Manche der Formulierungen fand ich zwar wirklich witzig, wenn ich mal davon ausgehe, dass Jimmy wirklich was biologisches ist (die kleinen Gliedmaßen oder das scharfe Geschoss mit den Kurven), aber insgesamt las sich Jimmys Lebensgeschichte für mich zu langatmig.
Nachtrag: Mittlerweile haben mich meine Vorschreiber überzeugt, dass Jimmy ein Spermium ist. Ganz rund wird diese Geschichte trotzdem nicht. Ich bin gespannt auf die Auflösung!
Alles selbstverständlich oder Literarischer Versuch III - Na ja
Den Text würde ich hier in einer Reihe mit „Ich liebe das Leben“ und „Summe“ stellen. Keine Geschichte, sondern eine Aufzählung, diesmal mit einem ganz konkreten Hinweis, was die Autorin (nehme ich mal an) im Sinn hatte. Ja, ihre Absicht hat gewirkt, mir ist bewusst geworden, wie nah jeder von uns sich am „Abgrund“ befindet und wie schnell es mit den selbstverständlichen Kleinigkeiten vorbei sein kann. Dennoch schafft es der Beitrag nur zu „Na ja“. Die Aufzählung der Kleinigkeiten kann mich überhaupt nicht fesseln und hier fehlt mir auch die Rhythmik, den Text zumindest fließender gestalten würde.
Nathalie oder Dumm gelaufen I - Ja, aber
Hm, schwierig, meine Gefühle bei der Geschichte in Worte zu fassen. Mich hat sie betroffen gemacht, obwohl mir diese flapsigen Sprache in Monologform eigentlich nicht gefällt. Dennoch passt genau hier dieser Schreibstil, denn so erfährt man aus den Gedankenfetzen der verstörten Frau ganz langsam, um was es eigentlich geht. Diese langsame Hinführung auf eine (zumindest für mich) völlig unerwartete Pointe finde ich sehr gelungen und ist für mich sehr eindringlich. Nach dem Lesen empfinde ich in erster Linie Mitleid für die Frau und für die Kinder, aber auch Wut, warum sie das so lange mitgemacht hat.
Familienbande oder Pass auf, was du dir wünscht - Ja!
Meine Lieblingsgeschichte in diesem Monat! Ich konnte mich sofort in die Protagonistin hinein fühlen und habe mit ihr mitgelebt. Sprachlich ließ sich die Geschichte angenehm lesen und ich wusste bis zum Ende nicht, wie es wohl ausgeht. Wohltuend empfand ich auch die thematische Abwechslung, endlich mal keine Toten, keine Behinderten oder chronisch Kranken und keine aufgedrückte Lebensphilosophie. Außer vielleicht einer: Überleg dir, was du dir wünscht – es könnte in Erfüllung gehen!
Leo oder Dumm gelaufen II - Ja, aber
Diese Geschichte fand ich echt toll, bis es zur Stelle mit dem Bluttopfen auf der Tasche kommt. Sprachlich sehr gut beschrieben, konnte ich mir nicht nur die Szene im Hotelzimmer gut vorstellen, sondern auch ihre Gedanken mit verfolgen. Und das ohne einen Bruch zwischen diesen beiden Strängen. Aber dann: musste dieser Mordfall denn wirklich sein? Mir waren es diesmal sowieso zu viele Tote im Schreibwettbewerb, manchmal gehören sie zur Geschichte, aber hier fand ich es völlig daneben. Schade, diese Wendung hat für mich den Beitrag versaut.