Titel: Meine geheime Autobiographie
Autor: Mark Twain
Übersetzt aus dem Amerikanischen von: Hans-Christian Oeser
Herausgegeben von: Harriet Elinor Smith
Verlag: Aufbau
Erschienen: Oktober 2012
Seitenzahl insgesamt: 1129
ISBN-10: 3351035136
ISBN-13: 3351035136
Preis: 49.90 EUR (Einführungspreis)
Preis ab 01.01.2013: 59.90 EUR
Mark Twain hatte verfügt, dass diese Autobiographie erst 100 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden dürfe. Nun sind diese 100 Jahre vergangen und die Autobiographie ist für jedermann zugänglich. Endlich (!) möchte man sagen. Denn dieses Buch ist ein wirkliches Highlight, nicht nur im Bereich der „Autobiographische Literatur“.
Mark Twain wurde am 30.11.1835 in Florida (Missouri) geboren. Sein richtiger Name allerdings lautete: Samuel Langhorne Clemens. Twain war Lotse auf dem Mississippi, nahm am amerikanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Konföderierten teil und war auch Silbersucher in Nevada. Er lebte zeitweilig in San Francisco und auf Hawaii und war auch als Reisender in Europa unterwegs. Mark Twain starb am 21.04.1910 in Redding (Connecticut).
Diese Autobiographie besteht aus zwei Bänden:
Band 1: Meine geheime Autobiographie
Band 2: Zusätze und Hintergründe
Wer dieses Buch zur Hand nimmt, dem steht ein wirklich eindrucksvolles Leseerlebnis bevor. Mark Twain schildert sein Leben in Episoden, anhand von Briefen und Zeitungsausschnitten, springt zwischen den verschiedenen Zeiten hin und her und stützt sich auch auf die Biographie die seine Tochter Susy über ihn geschrieben hat. Seine Tochter Susy wurde 1870 geboren und starb im August 1896. Mark Twain hat sehr unter dem Tod der Tochter gelitten und beschäftigt sich in seiner Autobiographie sehr intensiv mit ihr. Man kann davon ausgehen, dass er den Tod der geliebten Tochter bis zu seinem eigenen Tod nie verwunden hat.
Mark Twain führte nach eine sehr glückliche Ehe. Seine Frau starb 1904 in Florenz in Italien. Er beschreibt sie in den „New Yorker Diktaten“ mit sehr liebevollen Worten – und als Leser nimmt man ihm dabei jedes Wort ab.
Das Besondere dieser Autobiographie ist nicht nur ihr Aufbau sondern eben auch das Mark Twain immer wieder über den Tellerrand schaut. So macht er sich Gedanken über das Duellieren und geht auch mit dem Präsidenten Theodore Roosevelt durchaus hart ins Gericht, kritisiert hier besonders die Bürgerferne des Präsidenten. Herrlich dabei seine leise Ironie, die aber nicht über den Ernst der geschilderten Begebenheiten hinwegtäuscht.
Mark Twain hatte große Teile seiner Autobiographie diktiert. Da gibt es
die Florentiner Diktate
die New Yorker Diktate und
die Grant-Diktate
Immer wieder finden sich in den Texten Stellen, gekennzeichnet mit dem besonderen Humor des Mark Twain. Er war eitel, nahm sich aber trotzdem nicht allzu wichtig, er konnte brillant schreiben, zweifelte aber immer wieder an sich selbst. Und auch seinen Konkurs als Verleger stürzte ihn nicht ins tiefste Elend, auch aus dieser Misere schaffte er es sich augenzwinkernd irgendwie wieder herauszulösen. Aber es gibt auch den anderen Mark Twain, den Mark Twain der gefühlvoll ist, der keinen Hehl aus seiner Liebe zu seiner Familie macht, der sehr warmherzig und aufrichtig schreiben konnte, wobei Gefühlsduselei bei ihm absolut chancenlos war.
Der Leser erfährt in diesem Buch nicht nur sehr viel über das Leben dieses großen amerikanischen Erzählers, Mark Twain schafft es auch eine Zeit lebendig werden zu lassen, die schon sehr lange vergangen ist. Mark Twain gehörte zu den Schriftstellern, die großartig erzählen konnten und die vor allen Dingen auch wirklich etwas zu sagen hatten – er war keiner dieser wichtigtuerischen Schwätzer, die man heute leider allzu häufig in der literarischen Welt antrifft. Und vieles von dem was Mark Twain zu seiner Zeit geschrieben und gesagt hat, trifft auch auf die Welt von heute noch ohne Abstriche zu.
Fazit: Ein großartiges Buch. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. 10 Eulenpunkte, ohne Wenn und Aber. Ein wirkliches Leseerlebnis.