Amazon - Kurzbeschreibung:
Ohne Rücksicht auf Verluste fordern zwei bekennende Hedonisten ihren Spaß ein – und sie bekommen ihn, notfalls mit Gewalt. Nichts ist ihnen heilig; Tabus kennen sie ebenso wenig.Peace, so der Künstlername des Erzählers Henry, arbeitet als Discjockey im In-Club Z und hat nur eines im Sinn: welches Mädchen sich als nächstes flachlegen lässt. Sein Freund Phillie, der von seinem Vater schwer misshandelt wird, geht regelmäßig mit Peace auf Tour. Die extremen, teils tragikomischen Exzesse des Duos enden in kleinen bis mittleren Katastrophen, was die beiden jedoch nicht schert. Bis ihre Taten und Untaten sie nach und nach einzuholen beginnen …Ein Roadmovie in Romanform für Freunde des derben bis tiefschwarzen Humors.
Autor:
Tom Liehr, geb. 1962, lebt in Berlin. Bislang erschienen seine Romane Radio Nights (2003), Idiotentest (2005), Stellungswechsel (2007), Geisterfahrer (2008), Pauschaltourist (2009) und "Sommerhit" (2011).
Weitere Infos über den Autor bitte ich den Rezensionen seiner weiteren Bücher sowie seinen ungezählten originellen Beiträgen in diesem Forum zu entnehmen. Ich gebe darüberhinaus zu, den Verfasser persönlich zu kennen. Deshalb hier anstelle von biographischen Angaben lediglich ein (beruhigender?) Satz des Autors, den er dem vorliegenden Werk voranstellt: "Nichts hiervon ist autobiographisch". Soso.
Meine Meinung:
Es geht um einen DJ, Alkohol kommt hier und da vor, Drogen aller Art, Musik spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Und Frauen spielen auch mit.
Also ein typischer Liehr?
Ja! - Nein! - Auf jeden Fall! - Ganz und gar nicht!
Gibt es den typischen Liehr? Wir haben beim "Sommerhit" eine gewisse Entwicklung festgestellt. Liehr wurde weicher, (noch) romantischer, erwachsener, wie ich es damals formuliert habe.
Und jetzt das. Die Rückblende. Die Zeit vor "Radio Nights" und "Idiotentest". Der nackte, gnadenlose, geradlinige, konsequente, ironische, manchmal zynische Liehr. Romantik versteckt sich. Stattdessen:
Henry, schwanzfixiert und dauerabgefüllt. Frauen sind für ihn in erster Linie zum Ficken da. Dennoch (oder deswegen?) ist die Auswahl fickbereiter weiblicher Wesen riesig. Gemeinsam mit seinem Kumpel Phil lässt Henry (alias DJ Peace) keine Gelegenheit aus, zu testen. Die sexuelle Qualität der Frauen, die Alkoholaufnahmekapazität des eigenen Körpers, die Kondition des Geschlechtsorgans, die Überlebensfähigkeiten des Sportwagens, die Kompromissbereitschaft der Diskothekenbesitzer und Ordnungshüter usw.
Liehr legt ein rasantes Tempo vor. Er umschreibt nicht, sondern beschreibt direkt und anschaulich auch da, wo man vielleicht lieber nicht hinschauen will.
Er erzählt knallhart auch dann, wenn die dem Protagonisten die Härte zufällig mal abhanden kommt. Und immer, wenn du denkst, schlimmer geht's nimmer, setzt Henry noch einen drauf.
"Gefickt" ist mein erstes E-Book. Und da war es schon praktisch, dass man mir bravem Reli-Lehrer nicht ansah, was ich da so fasziniert auf meinem i-Pad las :grin.
Wer Tom Liehr vor allem romantisch mag, muss bei "Gefickt" schon ganz genau hingucken, aber zwischen den Zeilen gibt es durchaus bereits Hinweise auf den späteren Liehr. Ich bin froh, ein Buch von ihm lesen zu dürfen, das abseits jeglicher Mainstreamerwartungen viel von jenem Tom transportiert, den ich hier bei den Büchereulen immer wieder mit Genuss lese.
Auch wenn "nichts hiervon autobiographisch" ist.
Woran erkennt man noch, dass "Gefickt" von Tom stammt? In den 90er Jahren war er offenbar noch stärker als heute seinem Kursivfetischismus verfallen.
Die 80er / 90er Jahre kommen glaubwürdig rüber. Würde der Autor die Handlung in die Jetzt-Zeit verlegen, ginge uns ein besonderes Highlight des Buches verloren: Die Betrachtungen verschiedenster weiblicher Schamhaarkonstellationen. Im Zeitalter der Komplettrasur wirken diese fast schon historisch
Fazit:
Ich habe das Buch verschlungen und deshalb noch einmal gelesen. Beim zweiten Lesen konnte ich all das noch mehr genießen, was Vertreter von Werten und Moral eigentlich nicht genießen sollten.
edit: Grammatik und Rechtschreibrung der Rezension war verbesserungsbedürftig ...