Aufgrund des Klappentextes völlig andere Vorstellung von Inhalt ?!

  • Ich hasse Klappentexte!
    Und versuche sie daher auch möglichst zu vermeiden. Sie spoilern, beinhalten Fehler oder lügen dreist.
    Meine Leseanregungen hole ich mir Großteils über Empfehlungen und/oder Rezensionen.


    Eine enttäuschte Erwartungshaltung kann tödlich für einen Roman sein. Am liebsten lese ich deshalb völlig unvoreingenommen, bzw. möchte so wenig wie möglich über den Inhalt des Buches wissen. Leider wird in Klappentexten viel zu viel vom Inhalt verraten. Es nervt mich dann gewaltig, wenn ich 150 Seiten lesen muss, um dann auf dem Wissensstand zu sein, der mir im Klappentext mit wenigen, lapidaren Worten bereits verraten wurde. Das ist ungefähr so anregend wie einen Witz erzählt zu bekommen, dessen Pointe man schon kennt.


    Eine gern gewählte Form der Auswahl ist für mich das Anlesen des Buches. Meistens merke ich auf den ersten Seiten schon, ob der Stil des Autors mich fesseln kann.

  • naja, sicherlich nutzen die Verlage den Klappentext oft recht dreist zu Marketingzwecken. Zum Beispiel scheinen Liebesgeschichten zu ziehen, den so marginal die auch für den Inhalt eines Buches sein mag, sie wird im Klappentext erwähnt.


    Allerdings muss ich da relativieren, gerade sehr vielschichtige Bücher werden teilweise doch sehr unterschiedlich wahrgenommen. Historische Romane beispielsweise. Für die eine steht tatsächlich die Liebesgeschichte im Vordergrund, während die andere eher den historischen Unterbau wahrnimmt oder die dritte darauf achtet, ob tatsächlich der historische Alltag authentisch (oder was man zumindest dafür hält) dargestellt ist.
    Die Grönland Saga von Jane Smiley ist so ein Fall, da habe ich schon zig Zusammenfassungen gehört, ohne dass ersichtlich wäre, dass es sich um ein und dasselbe Buch handelt :wow

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von beowulf
    Da machst du es dir aber etwas einfach. Die Bewertung eines Buches hängt doch stark von der Erwartungshaltung ab, mit der ich an das Lesen drangehe. Erwarte ich einen spannenden Thriller und lese ein wirklich gutes Stück Chicklit, dann bin ich trotzdem frustriert.


    Hm, das kann man so grundsätzlich nicht sagen, denke ich. Zumindest nicht, wenn man beim Lesen den Unterschied erkennt. Also, wenn ich erkenne: ist gar kein Thriller, sondern eben Chicklit. Für diejenigen, die immer noch glauben, das wär ein Thriller, auch nach dem Lesen, klar, die urteilen dann abfällig: für einen Thriller zu viel Weibergedöns und gar keine Spannung. Diejenigen, die aber erkennen: das ist gar kein Thriller!, die brechen dann entweder ab oder, falls ihnen das Buch trotzdem gefällt, lesen dann weiter und beurteilen das Buch, so wie es ist, und weisen vielleicht drauf hin in ihrer Renzension, dass es für Leute, die einen Thriller wollen, nicht geeignet ist.


    Für Bücher fällt mir jetzt kein Beispiel ein, da ich Klappentexte eh nie lese. Aber das kann manchmal auch traurige Konsequenzen haben. Einer meiner Lieblingsfilme ist "Pans Labyrinth". Und irgendein ein Knallkopf ist auf die Idee gekommen, diesen Film als Fantasy-Film vermarkten zu wollen. :bonk Also strömten die Leute ins Kino und nun kann man Rezensionen lesen, in denen steht: Special Effects sind gut, habe ich aber schon besser gesehen, schaut lieber Herr der Ringe! Und ich wollte den Film genau wegen dieser Vermarktung erst nicht anschauen, habe es dann aber doch getan, weil ich die anderen Filme des Regisseurs kannte und dachte: guck ich einfach mal, auch wenn es Fantasy ist. Für mich ist dieser Film alles, aber nicht Fantasy. Ich wurde also angenehm überrascht. Ich habe aber den Eindruck, dass gerade wegen der Vermarktung als Fantasy-Film die meisten gar nicht begreifen, worum es in dem Film wirklich geht. :-(
    Daher meide ich Klappentexte und versuche, mich von Werbung für Filme nicht beeinflussen zu lassen. Aber irgendwie würde ich denken, dass die Leute schon gescheit genug sind, das zu merken, dass sie einer Verarschung aufgessen sind und dass sie dann trotzdem das beurteilen können, was sie wirklich vor sich hatten, ohne zu denken: man hat mir Schokolade versprochen,das schmeckt aber nach Vanille. Wenn ich erstmal erkenne, dass ich da Vanille vorgesetzt bekommen habe, kann die mir ja trotzdem schmecken. Aber ich kann natürlich auch sagen: also, das ist nix, das schmeckt ja null nach Schokolade.


    Und, wie Charlie schreibt, scheinen ja die Autoren meist gar nichts dazu zu können, wie ihr Buch angepriesen wird.

  • Ich muss an dieser Stelle auch mal die Verlagsleute in Schutz nehmen, die man immer mit dieser undankbaren Aufgabe betreut, die Klappentexte zu schreiben.


    Das. Ist. So schwer!


    Seit mein Verlag mich mal selbst an die Klappe gesetzt hat, weiß ich das wirklich zu beurteilen. Ich habe schon Bücher schneller geschrieben als eine kurze Klappe, glaube ich.


    Denn:
    Es ist ja nicht nur so, dass dem Leser mitgeteilt werden soll, wovon das Buch handelt.
    Es müssen auch genau die Leser angesprochen werden, die die Zielgruppe bilden, was wirklich kompliziert ist, wenn der Autor mit Zielgruppenerwartungen spielt oder Genre mischt.
    Die Alleinstellungsmerkmale des Buchs müssen herausgekitzelt werden - die Gründe, warum der Leser dieses nehmen soll und nicht das im Stapel daneben.
    Dazu muss eine möglichst breite Leserschaft angesprochen werden, sonst heult der Autor. :grin


    Und dann haben auch die Buchhändler ihre Ansprüche und machen es den Verlagen oft schwer, weil sie gewisse Stichworte (auf die sie gut verkaufen) verlangen und Bücher, die diese nicht bieten, gar nicht erst einkaufen, bzw. nicht an guter Stelle platzieren.


    Zuletzt: Die Redakteure, die die Klappen schreiben, müssen das oft tun, ehe das ganze Buch vorliegt, da die Ankündigungen sehr früh raus müssen. Sie nutzen dafür dann die Exposi. Blöd nur, wenn der Autor dann irgendwo vo seinem Exposé abweicht, weil die Geschichte sich dann doch etwas anders entwickelt hat. :help
    Dann liegt das nicht daran, dass der Redakteur schlampig arbeitet, sondern weil der Autor sein Exposé nicht gelesen hat.
    [SIZE=7](Woher ich das jetzt wieder weiß, wa?) [/SIZE] :engel


    Zweifelsohne gibt es auch richtig verpatzte Klappentexte. Aber das sind doch eher Ausnahmen. Zu streng dürft ihr da nicht sein.

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Klappentexte habe ich noch nie gelesen. Ich lese nur, was hinten auf dem Buch steht und dort wird ja meist nicht so viel vom Inhalt verraten.


    Zählt für mich auch unter "Klappentexte", und in dem von mir oben erwähnten Fall war es tatsächlich der Text "hinten drauf", der schon das Ende der Geschichte verraten hat...
    Und genauso oft kommt es vor, dass "hinten drauf" etwas steht, was dann ganz und gar nicht zum Buch passt.

    "Ich bin dreimal angeschossen worden – was soll man da machen." (Robert Enke)


    "Accidents" happen in the dark.

  • Zitat

    Original von Charlie: Dass ein Klappentext einen Werbeeffekt haben und moeglichst viele potentielle Leser schnell ansprechen soll, ist nun einmal so - andernfalls wuerden Leute wie ich noch weniger Buecher verkaufen und noch hoffnungsloser um ihre Existenz kaempfen. Aber dieser Text ist in meinen Augen ein guter Kompromiss. Er uebertreibt nichts, er verspricht nichts, was nicht im Buch ist, er gaukelt kein anderes Thema vor. Ich war von diesem Text begeistert, weil er zum Buch passt UND ein bisschen (!) werbisch-ansprechend ist.


    Charlie, ich habe Dein Buch nicht gelesen und äußere mich jetzt ganz allgemein zur Problematik und zu dem oben Geschriebenen.
    Sollten Klappentexte tatsächlich Kompromisse liefern? Ich meine nein und bin der Auffassung, dass auch Leser lernfähig sind und nicht vergessen.
    Die Verlagsbranche treibt diese Spielchen mit Covern und Klappentexten schon eine geraume Zeit, zumindest in bestimmten Genres nach meinen Beobachtungen. Ergänzend können an dieser Stelle noch die völlig anders übersetzten Buchtitel erwähnt werden, die allzu gern verklären.
    Die Muster wiederholen sich; die Enttäuschungen möglicherweise auch. Der ein oder andere Käufer wird daraus seine Schlüsse ziehen und am Ende stehen vielleicht mehr Verlierer als beabsichtigt da: Schriftsteller, die nichts verkaufen, eine Branche mit Absatzrückgang und orientierungslose Leser.
    Insgesamt würde die Buchindustrie gut daran tun, sich auf alte Werte zu besinnen und der Leserschaft mit Aufrichtigkeit zu begegnen. Es sollte nicht zum Schaden aller Beteiligten sein.

  • Also Klappentexte sind schon nötig, da man ja sonst auch mit verbundenen Augen Bücher kaufen könnte :grin oder nur nach dem ansprechendsten Cover geht. Gerade bei mir unbekannten Autoren lese ich den Klappentext um mal eine ungefähre Richtung der Geschichte zu haben. Allerdings ist das nie das einzige Kriterium für mich ein Buch zu kaufen. Gerade bei mir unbekannten Autoren checke ich erst mal die Vorgängerbücher, lese Kritiken und lese unbedingt auch mal ins Buch rein. Mit letzterem versuche ich auszuschließen, dass ich völlig daneben greife. Schreibstil und Wortwahl und Grundtenor eines Buches kann man schon nach einigen Seiten raushören. Der Klappentext sagt mir also nur, wo die Geschichte grob hingeht. Schlimm finde ich tatsächlich, wenn der Plot verraten wird oder das Genre so verschleiert, dass man nicht merkt, dass man einen Nackenbeisser vor sich hat, wenn man doch keinen will oder dass das Buch ein bluttriefender Horror ist und man selber mit einem lauen Krimi rechnet.


    Schön wäre es, wenn alle Verlage so wie bei Charlie zumindest Rücksprache mit dem Autor halten, denn der ist doch am Text am nächsten dran und kann am ehesten grobe Schnitzer erkennen. Wie bei allem gilt aber auch hier, dass es von Verlag zu Verlag, von Klappentextautor zu Klappentextautor und von Genre zu Genre unterschiedlich ist. Außerdem wird immer versucht, ein Buch in eine Kategorie zu pressen, da die Verantwortlichen wohl meinen, auch der Leser wäre immer 08/15 und würde stringent nur ganz bestimmte Richtungen suchen.


    Toll wären Hinweise wie: wenn Ihnnen das Buch XY gefallen hat, könnte ihnen das hier auch gefallen. Aber da müsste auch wieder ein kompetenter Mensch her, um Ähnlichkeiten zu erkennen und richtig zu benennen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von schnatterinchen
    Mich nervt das auch, aber wie sucht Ihr dann Eure Bücher aus? Im Buchladen stehe ich und muss den Klappentext lesen. Nur vom Cover des Buches zu entscheiden hätte ich die Hälfte meiner Bücher nicht gelesen :wow
    :gruebel


    Im Buchladen lese ich die Texte auch. Dann lese ich noch (oder blättere sie durch) diese kostenlosen Hefte der Buchhandlungen. Rezensionen lese ich, wobei mich die Meinung mehr interessiert als die Inhaltsangabe. Mir reicht es zu wissen, dass dies z. B. "ein spannender Thriller in der Zeit der untergegangenen DDR mit vielen Verstrickungen in Stasi-Seilschaften" ist. Genauere Angaben brauche ich nicht, die stehen ja dann im Buch. Und wenn so ein Halbsatz in einer Rezi steht, dann wird es auch keine ornithologische Beobachtung seltener australischer Vögel sein. Aber wenn es dann doch um diese australischen Vögel geht, war ja nicht das Buch, sondern die falsche Rezi (oder alternativ: falscher Klappentext/Rückseitentext) schuld.

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Toll wären Hinweise wie: wenn Ihnnen das Buch XY gefallen hat, könnte ihnen das hier auch gefallen. Aber da müsste auch wieder ein kompetenter Mensch her, um Ähnlichkeiten zu erkennen und richtig zu benennen.


    Das wird ja teilweise gemacht, ist aber eigentlich immer enttäuschend. Jedem gefällt doch ein anderes Detail an einer Geschichte, eine pauschale Empfehlung würde mich daher nicht unbedingt zum Kauf/zum Lesen eines Buches bewegen.

  • Na ich denke da an die Zeitschrift Cinema. Die schreibt bei Filmkritiken am Schluss: Könnte Ihnen gefallen, wenn Sie den und den Film gut fanden. Meine jetzt keine Verallgemeinerungen. Wie STieg Larsson, der wurde ja tatsächlich schon zum Pauschalbegriff aber ich kenne eigentlich keinen Krimi, der so richtig ist wie Stieg Larsson. Allerdings habe ich letzhin mal einen Krimi gelesen, wo mich die Hauptperson an Lisbeth Salander erinnert hat. :grin
    So ein Vergleich ist immer schwierig. Es wird ja Shades of Grey mit Biss verglichen. Ich finde den Schreibstil total unterschiedlich. Habe ersteres als Biss-Fan nur angelesen und fand es hat nix mit den Twighlight-Büchern gemein. So ist es mit den Klappentexten wohl wie mit den Vergleichen. Verschiedene Leute lesen das gleich Buch und kommen zu unterschiedlichen Inhaltsangaben. Deshalb doch den Autor fragen. Dann würden zumindest äußerer und innerer Text sich ähneln. :gruebel

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Das wird ja teilweise gemacht, ist aber eigentlich immer enttäuschend. Jedem gefällt doch ein anderes Detail an einer Geschichte, eine pauschale Empfehlung würde mich daher nicht unbedingt zum Kauf/zum Lesen eines Buches bewegen.


    Pauschal ist so eine Sache. Es ist natürlich immer noch die Meinung eines Einzelnen - oder des Autors und des Verlages zusammen. Wie man selber das empfindet muss man selber sehen. Aber ein Vergleich hat für mich immer mehr Aussagekraft. Kann mir mehr darunter vorstellen, wie unter den gängigen Worthülsen in Klappentexten.
    Z.B. lese ich gerade eines da heißt es: Ein farbenprächtiger historischer Roman, der seine Leser in eine der faszinierendsten Epochen der Geschichte enführt - hinreißend verwoben mit Elementen eines alten bretonischen Märchens. Hmmm. Hätte ich ohne Leseempfehlung einer Freundin nicht zur Hand genommen. Wenn ich schon hinreißend, farbenprächtig und Märchen höre. :lache

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Toll wären Hinweise wie: wenn Ihnnen das Buch XY gefallen hat, könnte ihnen das hier auch gefallen. Aber da müsste auch wieder ein kompetenter Mensch her, um Ähnlichkeiten zu erkennen und richtig zu benennen.


    Amazon versucht das doch, wenn auch etwas abgewandelt. Da bekommst Du doch Empfehlungen wie "Käufer dieses Buches kauften auch..."

  • Zitat

    Original von Mulle


    Und dann haben auch die Buchhändler ihre Ansprüche und machen es den Verlagen oft schwer, weil sie gewisse Stichworte (auf die sie gut verkaufen) verlangen und Bücher, die diese nicht bieten, gar nicht erst einkaufen, bzw. nicht an guter Stelle platzieren.


    Zuletzt: Die Redakteure, die die Klappen schreiben, müssen das oft tun, ehe das ganze Buch vorliegt, da die Ankündigungen sehr früh raus müssen. Sie nutzen dafür dann die Exposi. Blöd nur, wenn der Autor dann irgendwo vo seinem Exposé abweicht, weil die Geschichte sich dann doch etwas anders entwickelt hat. :help
    Dann liegt das nicht daran, dass der Redakteur schlampig arbeitet, sondern weil der Autor sein Exposé nicht gelesen hat.


    Das wusste ich ja noch gar nicht - interessant... :gruebel Wusste echt nicht, dass die Buchhändler bei den Klappentexten mitzureden haben.


    Trotzdem nervt es mich, wenn im Klappentext etwas schon gesagt wird, was in der Geschichte dann erst nach 150 Seiten herausgefunden wird und man sich dann dementsprechend langweilt auf den ersten 150 Seiten. :rolleyes
    Das war zum Beispiel bei "Labor des Teufels" von Robin Cook der Fall... Da wurde glaube ich schon im Klappentext verraten, dass es Morde sind, und im Buch braucht die Gerichtsmedizinerin dann ungefähr 100 Seiten um darauf zu kommen, dass es sich bei der mysteriösen Reihe von Todesfällen um Morde handelt - gähn! :rolleyes

  • Zitat

    Original von Mulle
    Denn:
    Es ist ja nicht nur so, dass dem Leser mitgeteilt werden soll, wovon das Buch handelt.
    Es müssen auch genau die Leser angesprochen werden, die die Zielgruppe bilden, was wirklich kompliziert ist, wenn der Autor mit Zielgruppenerwartungen spielt oder Genre mischt.


    Aber genau das wird ja hier angeprangert: Der Klappentext "bedient" eben nicht die Zielgruppe, sondern die große Gruppe der blaue Bücher mit Wölkchen-Leser oder die Stieg-Larsson-Fans etc. pp. Einfach damit mehr Leute das Buch kaufen, denn letzten Endes geht es den Verlagen nicht darum, ob den Lesern das Buch gefällt, sondern nur darum, daß sie es kaufen. Und daran wird am Ende gemessen. Und wenn dann die Bücher von Autor XY am Ende die Leser enttäuschen, ist das dann auch egal, das Geschäft wurde gemacht. Der einzige Leidtragende neben dem Leser ist der Autor, denn die meisten werden wohl einen Autoren, der sie einmal enttäuscht hat, nicht so schnell wieder zur Hand nehmen (ich schließe jetzt einfach mal ganz platt von mir auf andere, ohne das statistisch an die Wand nageln zu können).


    Mich stört das allerdings nicht nur beim Klappentext, sondern auch bei allen anderen Versuchen, einem Trend hinterherzulaufen, um das Buch unters Volk zu bringen, statt es als das herauszustellen, was es eigentlich einzigartig macht. Denn genau das von Dir genannte Alleinstellungsmerkmal vermisse ich meistens: Man versucht eher, möglichst große Ähnlichkeit mit erfolgreichen Büchern des gleichen Genres herzustellen. Das ist jedenfalls mein Eindruck.


    Fazit: Ich nehme Klappentexte höchstens als erstens Anhaltspunkt, lese sie aber meistens auch nur an aus dem bereits mehrfach hier genannten Grund, daß mancher Klappentextautor offenbar keinen Schimmer hat, daß man nicht schon das halbe Buch und mehr ausplaudern sollte. Ansonsten gibt es zum Glück gute Freunde und Bekannte und außerdem die Eulen, bei denen man meist sachgerecht informiert wird.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär


    Aber genau das wird ja hier angeprangert: Der Klappentext "bedient" eben nicht die Zielgruppe, sondern die große Gruppe der blaue Bücher mit Wölkchen-Leser oder die Stieg-Larsson-Fans etc. pp. Einfach damit mehr Leute das Buch kaufen, denn letzten Endes geht es den Verlagen nicht darum, ob den Lesern das Buch gefällt, sondern nur darum, daß sie es kaufen.


    Genau da liegt der Hase im Pfeffer.
    Die Leute müssen ein Buch erst mal kaufen, ehe es ihnen gefallen oder nicht gefallen kann. Und das erreicht man offenbar am einfachsten dadurch, dass man es ihnen als blaues Wölkchenbuch oder x-ten Stieg Larsson anbietet.
    Weil die Leute in aller Regel kaufen, was sie kennen und mögen.


    Wir dürfen nicht den Fehler machen, uns, als Vielleser, die sich im Internet austauschen und damit zwangsläufig einen höhreren Anspruch haben, zu wichtig zu nehmen.
    Wir sind ein verschwindend kleiner Teil der Buchkäufer. Nur mit uns, d.h. mit der Strategie, unsere Bedürfnisse zu erfüllen, kann ein Verlag nicht leben.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Wir dürfen nicht den Fehler machen, uns, als Vielleser, die sich im Internet austauschen und damit zwangsläufig einen höhreren Anspruch haben, zu wichtig zu nehmen.


    Das machen wir doch gar nicht. Wir entscheiden hier ja nicht über den Fortbestand des Klappentextes. Wir tauschen uns nur aus, was wir davon halten. ;-)


    Es steht jedem frei, einen Klappentext zu lesen - oder auch nicht. Und es gibt ja auch durchaus gute Klappentexte. Bloß weiß man das voher einfach nicht. Ehe ich also Gefahr laufe, zuviel vom Inhalt eines Buches zu erfahren, lese ich den Klappentext einfach erst hinterher. Um ggf. in der Rezi darauf einzugehen. (Gerade eben erst geschehen bei dem Buch "Töte oder stirb", bei dem im Klappentext der Prota eine Bezeichnung verpasst wurde, die nicht zutrifft.)