Aufgrund des Klappentextes völlig andere Vorstellung von Inhalt ?!

  • hallo,


    in letzter Zeit ist es mir öfter passiert, dass ich anhand vom Klappentext eine völlig andere Erwartung an den Inhalt hatte, als dieser dann tatsächlich war.


    Leider war ich dann meist auch eher negativ überrascht. Geht Euch das auch manchmal so, dass ihr Euch anhand des Klappentextes etwas völlig anderes vorstellt ?


    Ganz aktuell ging es mir bei dem angehängten Buch wieder so:

  • Mir geht bzw. ging das auch oft so.
    In meiner Eulenzeit habe ich gelernt, mich weder vom Cover, noch vom Klappentext noch vom Autoren Namen abschrecken zu lassen, sondern mir zumindest durch Anlesen eine eigene Meinung zu bilden.
    Ich überfliege die Klappentexte nur noch.
    Wirklich stören tut es mich nicht.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Lies diesen Klappentext, lässt einen klassischen Nackenbeisser erwarten:



    Kurzbeschreibung


    Erscheinungstermin: 3. Februar 2012
    Voller Hoffnung wandert die Familie der jungen Katharina in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Mexiko aus, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Doch Mexiko ist nicht das Land, in dem Milch und Honig fließen, und Heimweh und die schwierigen Lebensbedingungen machen ihren Verwandten das Einleben schwer. Katharina jedoch ist fasziniert von diesem Land, vor allem von dem jungen Benito, der sie in die Sagenwelt seiner Vorfahren einführt, in der er noch tief verwurzelt ist. Katharina, die nach Sicherheit und Geborgenheit sucht, beneidet Benito um dieses Zugehörigkeitsgefühl – vor allem da ein dunkles Geheimnis um ihre Herkunft sie zutiefst verstört …


    Drin ist, Charly Lyne. nichts flaches, sondern gewaltiges.


    Ertwa so:



    "Es wird die Geschichte Mexikos in der Zeit zwischen 1830 und 1867 erzählt. Eines Mexikos, das unter den verschiedenen Gebiets-Ansprüchen stöhnt und leidet. Erzählt wird aber auch etwas von der Geschichte der Eingeborenen. Von ihren Göttern und ihren Dämonen. Diese Mischung übt einen eigenen Zauber aus und macht den Roman zu einem intensiven und faszinierenden Erlebnis, das weit über das Mittelmaß dieses Genres hinaus geht." (Rita Dell'Agnese) Histo-couch.de, 01.03.2012



    Ich lese Klappentexte von Hardcovern noch hinten, da steht meist die Autorenbiographie und bei Taschenbüchern gar nicht, da sind im Übeigen zu viele Spoilerdrin, wenn bei 400 Seiten Buch die Wendungvon Seite 320 schon erwähnt wird finde ich das zum Kübeln.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Ich beobachte das nun auch schon einige Zeit und Frage mich, warum die Verlage dem Leser suggerieren, dass es sich um ein "Hellblau-Wölkchen-Wattebäuschen-Buch" oder um ein "Orange-gelbes-Sonnenaufgang-Duft-Buch" handelt, auch wenn es dann im Buch um kritische Themen und widersprüchliche Figuren oder um historisch wirklich gut recherchierte und oft harte Themen geht.
    Die Verlage wollen verkaufen und Lichttherapie-Cover tun das offensichtlich.


    [SIZE=7]Edit schreibt richtig[/SIZE]

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Ich lese schon lange keine Klappentexte mehr.


    Kürzlich wurde ich wieder darin bestätigt, als ich nach Beendigung der "Jenseits des Nils"-Leserunde mal den Klappentext gelesen habe und gemerkt habe, dass dort die halbe Handlung (und sogar ein Handlungspunkt, der erst am Ende des Buches passiert) verraten wird. :wow

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Ich beobachte das nun auch schon einige Zeit und Frage mich, warum die Verlage dem Leser suggerieren, dass es sich um ein "Hellblau-Wölkchen-Wattebäuschen-Buch" oder um ein "Orange-gelbes-Sonnenaufgang-Duft-Buch" handelt, auch wenn es dann im Buch um kritische Themen und widersprüchliche Figuren oder um historisch wirklich gut recherchierte und oft harte Themen geht.
    Die Verlage wollen verkaufen und Lichttherapie-Cover tun das offensichtlich.


    :write


    Es kommt nicht selten vor, dass ein Cover stark nach einem "Hellblau-Wölkchen-Wattebäuschen-Buch" aussieht und der Klappentext diesen Eindruck oft auch noch unterstützt. Aber wie ihr schon sagtet, sobald man das Buch anliest, merkt man schnell, dass dort noch viel mehr dahinter steckt und oft ernsthafte Themen behandelt werden.
    Mich stört das ehrlich gesagt schon ziemlich. Warum kann man denn nicht schon außen sehen, was einen im Inneren erwartet?

  • Schlimmer, ich habe oft den Eindruck, dass "Klappentext" eine eigene Gattung ist und gar nichts mit dem Inhalt zu tun hat. Klappentexte, die offensichtlich am Inhalt vorbeigehen, ärgern den Käufer - der einen Krimi erwartet, den er nicht bekommt oder der das Buch gar nicht kauft, weil eine wichtige Information wie die Gattung völlig fehlt. Meine letzte Begegnung dieser Art war ein Buch, das entgegen dem Klappentext gar kein Roman war - ich hätte es gern vorher gewusst.

  • Sorry, ich moecht' nicht diesen interessanten Thread (ich kenne das Problem selbst - mir waeren eine ganze Menge toller Buecher ohne Empfehlungen von hier entgangen, weil ich den Klappentext so doof fand) fuer eine Diskussion ueber mein Buch missbrauchen, aber an dieser Stelle fuehle ich mich jetzt mal moralisch verpflichtet, zu widersprechen. Den Klappentext meines Buches hat die Programmleiterin in steter Absprache mit mir entworfen - und ich habe nicht die geringste Ahnung, warum er nach Nackenbeisser klingt. es steht nicht drin "der hinreissende breitbruestige Exote" und auch nicht "die leidenschaftlich schmachtende Schoenheit", nicht mal "kaempft fuer die Liebe ihres Lebens" oder was weiss ich.
    Drin stehen: Mexiko, Auswanderung, (Suche nach) Zugehoerigkeitsgefuehl, Mythen einer fremden Welt, schwierige Lebensbedingungen, keine Milch, kein Honig.
    Davon handelt mein Buch!
    Dass ein Klappentext einen Werbeeffekt haben und moeglichst viele potentielle Leser schnell ansprechen soll, ist nun einmal so - andernfalls wuerden Leute wie ich noch weniger Buecher verkaufen und noch hoffnungsloser um ihre Existenz kaempfen. Aber dieser Text ist in meinen Augen ein guter Kompromiss. Er uebertreibt nichts, er verspricht nichts, was nicht im Buch ist, er gaukelt kein anderes Thema vor. Ich war von diesem Text begeistert, weil er zum Buch passt UND ein bisschen (!) werbisch-ansprechend ist.


    Nicht nur Verlage sind auf Verkaeufe angewiesen. Autoren auch.
    Bitte nicht falsch verstehen: Ich moecht' nicht, dass Leser belogen werden, dass sie Mogelpackungen kaufen und nachher mein Zeugl, das sie gar nicht wollten, fuer ihr Geld bekommen. Ich wuerde dagegen immer protestieren. Aber dass dieser Text als Mogelpackungsaufschrift verstanden wird, ueberrascht mich doch sehr. Wenn dem eben so ist, muesst ihr das mir mindestens so sehr ankreiden wie dem Verlag, denn der Verlag hat Hand in Hand mit mir gearbeitet, mich zu allem befragt und ich war es, der von diesem Text regelrecht begeistert war.


    Ich bitte um Entschuldigung fuers Thread-Hijacking. Ich wollte das nur nicht auf den Leuten sitzen lassen, die sich mit diesem Buch viel Muehe gegeben haben. Ich habe es wirklich nicht so empfunden!


    Alles Liebe von Charlie

  • Unbenommen, das soll ja auch keine Kritik an diener und an der Arbeit der Verlage sein, ich meine nur, dass Vielleser wie wir sich eh nicht mit den Normalobuchlesern vergleichen dürfen und daher die Klappentexte sicher kritischer sehen.

  • Ich frage mich auch öfter, ob derjenige, der den Klappentext geschrieben hat, das Buch auch wirklich gelesen hat. Es passiert echt oft, dass das, was dort geschrieben wird, mit dem eigentlichen Inhalt des Buches herzlich wenig zu tun hat... Noch schlimmer finde ich allerdings, wenn im Klappentext schon Ereignisse erfährt, die erst ganz spät im Buch passieren. Erst letztens bei diesem Buch erlebt - da verrät der Klappentext etwas, das erst auf den letzten Seiten passiert. Furchtbar!!
    Da denkt man sich, das was auf dem Klappentext steht, ist die Ausgangslage oder passiert zumindest eher am Anfang des Buches, und dann sowas... echt enttäuschend!

    "Ich bin dreimal angeschossen worden – was soll man da machen." (Robert Enke)


    "Accidents" happen in the dark.

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  • Damit hast Du natuerlich voellig Recht, Beowulf (und ich moecht' auch auf gar keinen Fall behaupten, ich haette mich ueber das, was Du ueber mein Buch schreibst, nicht halb doof gefreut).


    Aber dafuer haben wir ja die Eulen!


    Alles Liebe von Charlie


    P.S.: Den Fall, dass Klappentexte von Leuten geschrieben werden, die das Buch nicht kennen, habe ich in der Vergangenheit auch schon erlebt. Gerade deshalb war's mir so wichtig, zu betonen: hier war das ganz und gar nicht so.

  • Klappentexte habe ich noch nie gelesen. Ich lese nur, was hinten auf dem Buch steht und dort wird ja meist nicht so viel vom Inhalt verraten. Und wenn mich das neugierig macht, dann lese ich im Buchladen die ersten 2 Seiten und mittendrin auch noch ein paar Seiten, um mir eine Meinung über das Buch zu bilden. Wenn ich online bestelle, lese ich mir auch nicht die Kurzbeschreibung durch, sondern da richte ich mich nach den Rezensionen und - falls möglich - nutze ich auch hier die Funktion "Blick ins Buch" sehr gerne.

  • Was mich aber genauso nervt, ist, wenn hinten auf dem Buch gar nichts vom Inhalt steht, sondern nur alles voller Zitate aus Kritiken und von anderen Autoren ist. Ein bisschen will man dann ja doch irgendwie wissen, worum es in dem Buch geht... :pille

  • Da hilft es doch nur, diese blöden Klappentexte nicht mehr zu lesen. Ich habe damit irgendwann aufgehört, als mir zuviel vom Inhalt verraten wurde. Nun lese ich die Bücher völlig voreingenommen und bin einfach gespannt, was mich auf den vielen, folgenden Seiten erwartet. Höchstens beim Kauf überfliege ich das nochmal. Meist vergeht zwischen Kauf und Lesebeginn etwas Zeit, dass ich diese paar Worte wieder vergessen habe.


    Etwas komisch finde ich, wenn man von Klappentext und Erwartung auch seine Bewertung des Buches abhängig macht. Wenn das nicht zusammenpasst, war doch nicht das Buch, sondern der Klappentext schlecht. ;-)

  • Da machst du es dir aber etwas einfach. Die Bewertung eines Buches hängt doch stark von der Erwartungshaltung ab, mit der ich an das Lesen drangehe. Erwarte ich einen spannenden Thriller und lese ein wirklich gutes Stück Chicklit, dann bin ich trotzdem frustriert.

  • Das ist eine tolle Praemisse, finde ich und bewundere dich.
    Aber ich kann das nicht. Wenn ich mir einen Krimi kaufe, mich drauf freue und darin Chick-Lit finde (die fuer mich, so gut sie sein mag, nicht lesbar ist), aergere ich mich doof und hoere nach Seite drei auf zu lesen. Schade um mein Geld und schade um das Buch, das anderen Spass gemacht haette. Und da ich nicht im deutschsprachigen Raum wohne, kann ich's auch nicht mal so eben meiner Nachbarin schenken oder an einer Tauschboerse teilnehmen.


    Dass der Klappentext (damit meinen wir ja eigentlich den kleinen Text auf dem Buchruecken) also eine Ahnung vermittelt, in welche Richtung es geht, finde ich schon sinnvoll.


    Herzliche Gruesse von Charlie

  • Zitat

    Original von Dori
    Was mich aber genauso nervt, ist, wenn hinten auf dem Buch gar nichts vom Inhalt steht, sondern nur alles voller Zitate aus Kritiken und von anderen Autoren ist. Ein bisschen will man dann ja doch irgendwie wissen, worum es in dem Buch geht... :pille


    Das nervt mich allerdings auch - es braucht ja nicht viel Information, aber ein bisschen wär schon nicht schlecht.
    Ich lese auch meist nur die Zusammenfassung auf der Rückseite des Einbandes. Oder aber die Rezensionen hier im Forum.